Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Marietta

Unsere Autorin hat sich für diese Woche ein hübsches „Kopf-Ausschalt-Programm“ zurecht gelegt, um Unistress und Herbstblues ein wenig zu entfliehen. Zum Beispiel Kunst auf der Praterinsel oder im Farbenladen und ganz viel Tanz im Kafe Kult, der Milla oder im MMA. 

Mein Alltag sieht momentan leider ziemlich monoton aus: ich lerne auf mein Staatsexamen. Zum Glück habe ich mich entschlossen, mir dafür ein Semester Zeit zu nehmen. So kann ich mir – zumindest jetzt am Anfang – noch ein Alternativprogramm für die Abende zurechtlegen, um mich von dem Trott zwischen Bibliothek und Multiple Choice Fragen abzulenken.

Mein Kopf-Ausschalt-Programm beginnt am Wochenende natürlich mit einem Konzert. Die chaotische Folk-Band des sympathischen Briten „Gurdan Thomas“, mit Mitgliedern aus München und aller Welt spielt am Freitag im Leib & Siegel. Herzerwärmende Klänge von Akkordeon und Tuba in gemütlicher Atmosphäre des kleinen Cafés.

Nach dem Konzert zieht es mich noch ins Ampere, wo man heute noch die Nacht mit „Tetra Hydro K“ zu feinstem live Dub aus Frankreich durchtanzen kann.  Das ganze wird gehostet von den Dachauer Erbauern des Elemental Wave Soundsystems – perfekter, basslastiger Sound ist also garantiert.

Am Samstag schaffe ich es endlich eine der Veranstaltungen des „Politik im Freien Theater“ Festivals zu besuchen. Unter dem Motto „reich“ öffnen noch bis zum Sonntag verschiedene Münchner Locations ihre Türen für Lesungen, Diskussionen, Theater oder Filmvorführungen, die politische und gesellschaftliche Aspekte zu Armut und Reichtum aus verschiedensten Blickwinkeln kritisch beleuchten. Ich entscheide mich für die Vorstellung des Theaterstücks „The end of the world as we know it“ im Pathos / Schwere Reiter.

Und da man am Wochenende am besten aus dem Tag heraus tanzt, gehe ich danach noch zum Kassettenclub in die Milla. Hier bekommt man eine herrlich obskure Mischung aus Postpunk und Synth-Pop auf die Ohren.

Bevor ich meine Gehirnzellen ab Montag wieder mit Multiple Choice Fragen abstumpfe, gönne ich mir am Sonntag noch etwas aus dem kulturellen München. Seit Freitag findet auf der Praterinsel die ArtMuc Messe statt. Verschiedenste zeitgenössische Künstler und Kollektive stellen hier ihre aktuellen Projekte aus. Urban Culture as fuck!

Die Lust auf Kunst hat mich jetzt gepackt und so treibt es mich am Montagabend noch in die Galerie størpunkt. Facets of QUEER, so heißt die aktuelle Ausstellung, in der verschiedene Künstler teilweise sehr intime und persönliche Geschichten zu ihrem Leben als „Queere“ Personen in ihren Werken verarbeiten und präsentieren. Eine interessante Möglichkeit um die vielen Aspekte um die Frage nach persönlicher Identität näher kennenzulernen.

Am Mittwochabend brauche ich dringend wieder Musik. Im Kafe Kult spielt heute eine Band mit dem Namen „Gewalt“. Passt in die abgefuckte Location wie die Faust aufs Auge. Die maschinellen Sounds und die düstere Stimmung der Lieder üben eine gleichsam abschreckende wie anziehende Faszination auf mich aus. Für Fans von Bands wie „Friends of Gas“ oder „Die Nerven“ ein Must-See!

Und wenn ich schon mal dabei bin, alle temporären Ausstellungen in Münchens schönsten Galerien abzuklappern, schaue ich am Donnerstag noch im Farbenladen des Feierwerks vorbei, wo drei Münchner Studentinnen verschiedener Designstudiengänge unter dem Motto „Halb Voll / Halb Leer“ ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf Situationen des alltäglichen Lebens darstellen.

Und da ich nie genug von Konzerten bekommen kann, krönt den Abschluss der Woche noch der Donnerstagabend mit einer Reihe, auf die ich mich schon seit Wochen freue: Die „Impercion Never Say Die! Tour“ macht einen Stopp in München! Wieder etwas für spezielle Geschmäcker, aber wer die Szene des Post Hardcore kennt und liebt wird sich hier in jeder Band wiederfinden. Größen wie „Being As An Ocean“, „Northlane“ oder „Casey“ werden das kleine Backstage mit ihrer Wucht an Emotionen wahrscheinlich sprengen.

Ja, das Aufstehen und Lernen fällt mir seltsamerweise leichter, wenn ich meine Abende mit Events vollstopfe, auf die ich mich freuen kann. Trotzdem muss man leider auch irgendwann schlafen… Aber wie soll das gehen, wenn man keine Party verpassen will? Es ist Freitag, aber heute gehe ich pflichtbewusst mal nachmittags ins Bett… um dann um ein Uhr nachts wieder aufzustehen und frisch und fit ins MMA zu ziehen. Dort spielen nämlich „Tale Of Us“, das italienische DJ Duo, das gerade so sehr gehypt wird, dass es auch an mir (mit eher Techno-fernem Musikgeschmack) nicht vorbeigegangen ist. Und das Examen ist ja noch weit – wer braucht also schon einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus?

 

Text: Marietta Jestl

Foto: Privat