Band der Woche: Alinea

Jonas Kemmler und Tristan Kaiser sind das Indie-Duo Alinea. In den Songtexten der Münchner Band schwingt die Melancholie oft mit, die Musik hingegen ist euphorisch. Für den Herbst 2019 ist eine Tour geplant

Von Marietta Jestl

Dave Grohl soll einmal gesagt haben: Hätte er gewusst, dass die Foo Fighters so berühmt werden, hätte er sich den Namen definitiv anders überlegt. Denn die Sache mit der Bedeutung von Bandnamen ist vertrackt. Ist ein Projekt einmal mit einem simplen Namen bekannt, wird es ihn so schnell nicht mehr los – eine Entscheidung, die gut überlegt sein will. Wie oft haben Fans schon gegrübelt, wie große Musiker wohl zu ihren abstrusen Bandnamen gefunden haben. Es gibt das Gerücht, dass die Mitglieder von Barclay James Harvest die drei Wörter aus einem Hut gezogen haben sollen. Langweilig? Immerhin demokratisch. Oft haben die Dinge also vielleicht gar keinen Bezug zu den Personen oder zur Message der Songs.

Alinea aus München hingegen sehen in ihrem Namen sehr wohl eine Bedeutung. In der Typografie steh alinea für Absatzzeichen oder neue Zeile. „Für uns ist es so etwas wie der Beginn eines neuen Gedankenganges“, sagt Sänger Jonas Kemmler. In ihren Songs thematisieren sie Gefühle. So wollen sie den Hörer auf emotionaler Ebene abholen und ihn durch ihre Songs zu neuen Perspektiven führen. „Wir würden die Leute, die uns hören, gerne auf einen guten Weg bringen“, sagt Jonas. „Unsere Songs produzieren erst eine melancholische Stimmung, aber verwandeln sie dann in etwas Positives. Vielleicht präsentieren wir ja manchen sogar eine Lösung.“

Alinea sind Jonas Kemmler und Tristan Kaiser. Auch für die beiden bedeutete der Beginn des Projekts ein Absatzzeichen in ihrem Leben. Obwohl sie während ihrer Schulzeit nur 100 Meter voneinander entfernt wohnten, lernten sie sich erst danach kennen, als Tristan zu Jonas’ Band als Gitarrist hinzukam. Schnell wurde klar, dass sie ihr neues Projekt Alinea zu zweit weiterführen würden. Die Musik wurde zu einer unsichtbaren Verbindung zwischen ihnen. „Jeder Song hängt mit einem emotionalen Erlebnis von einem von uns zusammen. Durch die Musik findet man zueinander, sodass jeder die Gefühle des anderen perfekt verstehen kann“, sagt Jonas. „Das flasht uns selbst immer wieder.“ Für die mittlerweile unzertrennlichen besten Freunde, Arbeitskollegen und WG-Mitbewohner gibt es seitdem keine andere Option mehr, als mit der Musik weiterzumachen. Gemeinsam.

Obwohl sie nur zu zweit sind, ist Alineas Sound satt und vielschichtig. Auf Konzerten treten sie zwar mit zwei zusätzlichen Live-Musikern auf, das Songwriting stammt jedoch ausschließlich aus ihren Feder. Jonas hat Freude daran, mehrere Instrumente zu beherrschen und ist das Multitalent der Band: Neben Gesang und Bass produziert er für die Aufnahmen auch Drums und Synthies. Tristan hingegen steckt minutiös all seine Konzentration in die Gitarre, was ihn laut Jonas zu einem „einzigartigen Talent mit ganz eigenem Stil“ macht.

Diese Persönlichkeiten verschmelzen zu einer harmonischen und eingängigen Form des Indie im Stil von bereits deutschlandweit bekannten Bands wie Giant Rooks oder Leoniden. Auf der diesen Februar veröffentlichten EP „Suns“ lässt sich ihre Botschaft gut nachvollziehen. Jeder Song findet eine interessante Mitte zwischen Melancholie und guter Laune. Die treibenden Drums und klaren Gitarren-Melodien, die sich sehr Indie-typisch durch die Songs ziehen, regen zum Tanzen und zur guten Laune an. Die Texte sind tiefgründig und nachdenklich, gipfeln aber meist analog zur Musik in eine hoffnungsvolle Euphorie. Der Song setzt einen Absatz hinter ein Problem, Gedankenstopp; man ist offen für eine neue Sicht der Dinge.

Ihre Live-Performance hat ihnen schon einige Festival-Slots eingebracht. Für Herbst ist eine Deutschland-Tour geplant, bevor sie 2020 ihr Debut-Album veröffentlichen wollen.

Stil: Indie, Alternative
Besetzung: Jonas Kemmler (Gesang, Bass, Synthesizer), Tristan Kaiser (Gitarre, Background Vocals)
Aus: München
Seit: 2018
Internet: www.alinea-music.com

Foto: Susanne Sigl