Tag fünf von 10 im Quadrat: Mund, Piano und Beat Maschine

Der fünfte Tag der Ausstellung ist der wohl musikalischste. Der Wunsch nach Abwechslung wird erfüllt; mit Beatbox, melancholischem Piano-Klängen und R ’n‘ B ist für viele Zuhörer etwas dabei  – ein Besuch im Farbenladen

Früher hat er mal gestottert. Dann kam das Beatboxen. Konrad Wiebe hat dadurch gelernt, seine Atmung zu kontrollieren. Das Stottern war dann irgendwann weg. Stattdessen kam das Selbstvertrauen. Heute nennt sich Konrad Wiebe als Künstler Madox. Er  ist Deutscher Meister im Beatboxen. Und dass er als solcher das Selbstvertrauen hat, das man als Künstler auf der Bühne braucht, lässt sich am frühen Samstagabend im Farbenladen des Feierwerks beobachten.

Madox

Zusammen mit seinem Kollegen Trashbeatbox, der zuvor bereits eben mal seine Qualitäten als DJ unter Beweis gestellt hat, eröffnet Madox Tag fünf der Ausstellung „10 im Quadrat“. Und auch wer sich gar nicht oder nur kaum mit Beatbox beschäftigt, stellt direkt einen musikalischen Unterschied zwischen den beiden Künstlern fest. Trash legt Wert auf Beats und Percussion, bei Madox stehen die Melodien im Vordergrund. Beatbox, das Musikmachen mit dem Mund, hat trotz der fehlenden Instrumente ein unfassbares Variationspotenzial. Im Farbenladen wird das einmal mehr deutlich.

Fast ohne Beats kommt der zweite Act des Abends aus. Where we linger stehen in krassem, aber passendem Kontrast zu den lässig-flippigen Beatboxern vor ihnen. Ein melancholisches Keyboard, dazu schwermütige Texte: „Where we linger“ sorgen für den nachdenklichen Part des Abends. Die Musik von Sarah und Céline wirkt ein bisschen verträumt. Und ein bisschen traurig. Aber irgendwie schön.

Gegen Ende des Abends gibt es wieder Beats – aber nicht aus dem Mund, sondern aus dem klassischen Beatmaker. Auch das klingt grandios, zumindest wenn Fleur en fleur an der Maschine sind. Amelie Fleur Geiss und ihre Schwester Isabelle Julie Geiss legen im Farbenladen einen beeindruckenden Spagat zwischen Soul und Hip-Hop hin und kreieren so einen wuchtigen R’n’B-Sound, der den Abend wunderbar abrundet. Ihre Texte handeln von den großen Problemen des Lebens: von Liebe, von der Suche nach sich selbst. Aber durch ihre lockere Art und ihren etwas flapsigen Stil bringen Fleur en fleur ihre Botschaften lässig an den Zuhörer. Und deshalb verlässt man den Farbenladen auch an Tag fünf nicht bedrückt, sondern beglückt.

Autor: Linus Freymark

Fotos: Max Fluder