Band der Woche: Charly Barker

Dass Castingshows auch ein Anstoßstein sein können, beweist die Reggae-Band Charly Barker. Wie der Name der Band schon andeutet, werden die Musiker auch von einem Hund auf ihrer Tour begleitet

Von Amelie Völker

Castingshows halten sich hartnäckig im deutschen Fernsehen. Viel Bohlen, viel Show. Und zwischendrin ein paar wirklich schöne Stimmen. Wie weit würde man es wohl bei einer Casting-Show schaffen? Fragen wie diese locken Jahr für Jahr viele junge Talente in Massen-Castings. Auch Münchner Sängerinnen und Sänger sind immer wieder darunter. Josie-Claire Bürkle zum Beispiel, sie sah man 2011 in „The Voice of Germany“. Der Münchner Sänger Prince Damien gewann 2016 sogar die dreizehnte Staffel von „DSDS“. Meist sind diese Auftritte im Rampenlicht jedoch schnell wieder vorbei.

So auch bei Lawrence Pinoyski, 26, der Frontsänger der Münchner Reggae-Band Charly Barker. Dieser nahm 2016 an „The Voice of Germany“ teil. Sein sehr individuelles Reggae-Cover des Gorillaz-Song „Feel Good Inc.“ fand vor allem nachträglich im Netz große positive Resonanz: Das entsprechende Youtube-Video wurde inzwischen mehr als drei Millionen Mal angeklickt. Für weiter als die sogenannten „Blind-Auditions“ reichte es dann jedoch nicht. „Unglaublich viele Menschen aus aller Welt haben mir zu dem Video geschrieben. Einige waren traurig, dass ich nicht weitergekommen bin, oder wollten wissen, wann der Song denn jetzt mal endlich in dieser Form veröffentlicht wird,“ sagt Lawrence. Manchmal werde er sogar auf der Straße angesprochen.

Für ihn stellt dieser Auftritt eine Erfahrung dar, die er nicht missen möchte und für die er sich auch jedes Mal wieder entscheiden würde: „Ich habe gute Kontakte zu anderen Musikern knüpfen können“, sagt er. Das positive Feedback von Menschen aus aller Welt habe ihn in dem gestärkt, was er musikalisch macht. Also Reggae.

Zusammen mit Fabian Rothfuchs, Stefan Deimel, Rafael Belor und Marius Rohne gründete Lawrence Charly Barker 2016 – kurz nach der Castingshow. „Ich liebe Reggae. Bob Marley ist und bleibt mein Vorbild“, sagt er. Durch eine Annonce fand er passende Musiker.

„Stell dir vor, Bob Marley hätte Kaffee mit Incubus getrunken. Und die Jamsession danach?“ Mit diesen Worten beschreiben sie ihren Musikstil selbst. Dieser „dämonische“ Reggae ist auch auf ihrer ersten EP „Box of Pandorra“ zu erleben, die im März dieses Jahres veröffentlicht wurde. Dort treffen experimentelle Sounds auf traditionelle Wurzeln der Offbeatmusik und reduzierte Rhythmus-Experimente des Dubs. Chillige Rhythmen also und eine Good-Vibes-Atmosphäre – das einzige, was hier verwundert:  Textlich hat Lawrence auf dieser EP das Ende einer Beziehung verarbeitet.

2018 begab sich Charly Barker auf eine Deutschlandtour, in einem kleinen VW-Bus, inklusive Bandhund Charlie, das namensgebende Bandmaskottchen. Gespielt wurden Auftritte in Köln, Berlin oder Essen. Schon bald fiel den Bandmitgliedern auf: „In Richtung Norden Deutschlands, wird Reggae dann doch noch mehr gefeiert als in München“, sagt Lawrence. In München gibt es keinerlei Reggae-Clubs oder -Bars, nur selten Reggae-Events. Zwar hat es die Münchner Band Jamaram mit Songs wie „Out of my Window“ zu internationalem Erfolg gebracht, in der Stadt an sich ist diese Musikkultur allerdings alles andere als präsent. „Wenn man hier am Wochenende unterwegs ist und ausschließlich Reggae hören will, ist die Auswahl da eher gering,“ sagt Lawrence. „Aber was in München noch nicht ist, kann ja noch werden.“

Für Lawrence gab es nach der Castingshow trotzdem ein gutes Ende. Und auch Josie-Claire Bürkle nahm damals den Ratschlag von Juror Xavier Naidoo an, sie möge sich doch eine Band suchen. Daraus wurde Claire – nimmt man den Erfolg der Elektro-Pop-Band als Maßstab, hat auch sie alles richtig gemacht.

Stil: Reggae, Funk, Alternative
Besetzung: Lawrence Pinoyski (Leadvocals, Rythmguitar), Stefan Deimel (Leadguitar, Vocals), Fabian Rothfuchs (Trompete, Percussion), Rafael Belor (Bass, Vocals), Marius Rohne (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2016
Internet: charlybarker.band

Foto: Marius Rohne