München Model: Jennifer Steel

In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen hinter dem hübschen Gesicht.

Jennifer Steel, 23, gehört zu den Menschen, die nie um eine Antwort verlegen sind. Erster Modeljob? Als Baby, für einen Kleiderversand. Ihre Vorbilder? Playboy- und Pin-up-Models der Fünfzigerjahre. Erste Profi-Aufnahmen? Mit 19, in zerrissener Netzstrumpfhose. Nur bei einer Frage kommt Jennifer ins Grübeln: welches ihr Lieblingsfoto ist. „Hm… Ich bin auf alle meine Fotos stolz“, sagt sie. Dann fällt ihr doch ein Favorit ein: Sie posiert darauf im pinken Bikini am Pool in Los Angeles. „Man sieht hier, dass ich ein bisschen speckig am Bauch bin“, sagt sie und deutet auf das Instagram-Foto. „Ich finde das schön.“
 Jennifer  nennt sich „Curve Model“, kurviges Model. Unter der Woche arbeitet sie für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, in ihrer Freizeit modelt sie. Am liebsten in Unterwäsche und ohne spätere Bildbearbeitung. In einer Zeit, in der zwar „Body-Positivity“ gepredigt, aber noch immer nahezu jedes Bild künstlich aufpoliert wird, gehört Jennifer zu den Exotinnen. Sie sagt: „Wenn jeder sich immer perfekt retuschiert, fühlt sich niemand mehr in seinem realen Körper wohl.“ Jennifer hat schon mit Profi-Fotografen wie Andreas Neubauer und Alex Stark zusammengearbeitet. Demnächst modelt sie für das Start-up „Bravaria“, das BHs für Frauen mit Brustasymmetrie herstellt.
Jennifer hat ein einfaches Rezept für gute Fotos: „Erstens, man muss sich wohlfühlen“, sagt sie. „Und zweitens, der Fotograf braucht einen guten Blick für Ästhetik.“ Wer sich super fühlt, fotografiert wird und dann nicht gut aussieht, sollte nicht fragen: Bin ich zu dick? Sondern eher: „Kann der Fotograf mich überhaupt ablichten?“

Foto: Alessandra Schellnegger

Text: Julia Huber

Zehn Fotografen, zehn Künstler

Die Ausstellung der Junge-Leute-Seite „10 im Quadrat reloaded“ hat im Farbenladen des Feierwerks eröffnet

Die Fensterscheiben des Farbenladens sind beschlagen, man sieht kaum mehr nach draußen. Es ist kurz nach 22 Uhr, nur langsam leert sich der Ausstellungsraum. Die letzten Beats der Kabel-Aux-Session verhallen. Eine gut besuchte Vernissage neigt sich dem Ende zu – der Auftakt der Ausstellung „10 im Quadrat reloaded“ der Junge Leute-Seite. Jeden Samstag und Sonntag im März haben Besucher von nun an die Möglichkeit, die Fotografien im Farbenladen des Feierwerks zu sehen.

Zehn junge Fotografen trafen auf zehn junge Künstler aus München: ein Experiment, das kreative Menschen miteinander verbindet, die sich vorher kaum oder gar nicht kannten. „Die erste Frage war immer: Und wie viele Shootings hattest du schon?“, erinnert sich Comedian Michael Mauder, der porträtiert wurde, an seine Fototermine, während er jetzt im Farbenladen an der Bar steht. Danach sei man ganz locker ins Gespräch gekommen. „Das war eine tolle Erfahrung“, sagt er und schaut in den Raum, in dem an jeder Wand die Ergebnisse der unterschiedlichen Begegnungen zu sehen sind.

Ein Menschenkreis bildet sich in der Mitte des Farbenladens, Kathi Hartinger und Maximilian Mumme aus dem Junge-Leute-Team eröffnen mit einer kurzen Dankesrede die Vernissage. Die Künstler und Fotografen applaudieren sich gegenseitig, sobald die Moderatoren ihre Namen nennen. Auffällig ist, dass sich die Fotografen in diesem Jahr häufig mit den Persönlichkeiten der porträtierten Künstler auseinandergesetzt haben. Das spiegelt sich in den Fotografien wider. Die Ideen der Umsetzung sind zwar unterschiedlich, harmonieren aber dennoch als Ganzes. Diego Reindel beispielsweise hat mehrere Stunden mit den Künstlern verbracht, um möglichst nah an sie heranzukommen. „Ich konnte durch das Projekt Erfahrungen in der Porträtfotografie sammeln. Die Shootings waren alle cool und irgendwie hat man ja mit allen etwas gemeinsam, weil alle Künstler sind“, sagt er und fährt sich mit der Hand durch die Locken.

Auch Musiker Paul Kowol stand für das Projekt vor der Kamera und hatte beim Shooting mit Fotograf Diego Reindel viel Spaß. „Wir sind mit dem Auto an einen Ort gefahren, an dem ich oft Musik mache. Wir haben uns super gut verstanden und sogar zusammen Musik gemacht und geschrieben. Wir werden aus auf jeden Fall wieder treffen“, sagt er. Dann begrüßt er Schauspielerin Anouk Elias mit einer Umarmung. Die Freude über das Wiedersehen ist groß. Für die Fotos von Anna Heimkreiter standen Anouk und Paul nämlich gemeinsam vor Kamera.

Nicht nur neue Gesichter konnte man an diesem Samstag im Farbenladen antreffen, sondern auch bekannte. Die Fotografen Korbinian Vogt, Julia Schneider, Milena Wojhan und Sophie Wanninger kamen ebenfalls zur Vernissage. Sie hatten im vergangenen Jahr für die Ausstellung fotografiert. „Eine sehr gelungene Ausstellung, finde ich“, sagt Fotografin Julia Schneider. „Und vielleicht sogar fast ein bisschen cooler als im letzten Jahr.“

Text: Ornella Cosenza
Fotos: Stephan Rumpf

Mein München: Sonnenstraße

Seit einem Praktikum in Paris zieht Lorraine Hellwig nachts mit ihrer Kamera durch Bars und Clubs, auf der Suche nach der perfekten Aufnahme um das hiesige Nachtleben zu portaitieren.

Während eines Praktikums in Paris hat Lorraine Hellwig, 23, das dortige Nachtleben – das Feiern, das Tanzen, das Ausgelassen sein – in Bildern festgehalten. „Als ich dann wieder in München war, wollte ich dieses Gefühl beim Feiern, die Euphorie, aber auch den Weg nach Hause, sagen wir mal die ,ruhigere Seite‘ nach so einer Nacht, festhalten“, sagt die junge Münchnerin, die seit drei Jahren an der Hochschule München Fotografie studiert. Die Kamera ist dabei für Lorraine aber nur „ein Mittel zum Zweck“, sagt sie. Ihr geht es vor allem darum, ihre Projekte perfekt umzusetzen – sei es digital oder analog.

Zusammen mit der Schauspielstudentin Caroline Tyka und Valerie Huetterer, die sich um das Styling gekümmert hat, hat sie sich deshalb ins Münchner Nachtleben begeben. Das Ziel: diesen spontanen Moment nach dem Feiern mit ihrer Kamera einzufangen. Nach ein paar Stunden im Club ist dann auf der Sonnenstraße vor einem Geschäft dieses Bild entstanden: Schauspielstudentin Caroline stützt sich mit ihrem Arm am Schaufenster ab, der eine Ärmel ihrer Jacke ist ihr von der Schulter gerutscht und gibt den Blick auf ihren knallgelben Pullover frei. Ihr Blick ist starr auf die hell erleuchtete Auslage im Schaufenster gerichtet. Bis auf vereinzelte Lichtpunkte im Hintergrund ist das Bild sonst schwarz.

Es ist halb vier Uhr morgens in München, eine wilde Nacht neigt sich dem Ende zu.  

Text: Jacqueline Lang

Foto: Lorraine Hellwig

Mein München: Bavaria

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Mit einer alten Kamera hat Camilla Lopez, 23, die alte Bavaria festgehalten. Die analoge Fotografie wirkt dabei so gar nicht old school. 

In dem kurzen, gerade mal sekundenlangen Moment, in dem Camilla Lopez den Auslöser drückt, wirkt es so, als würde sie zu ihr herunter sehen – die Patronin Bayerns. Die bronzene Bavaria streckt sich imposant in den Himmel und zeichnet sich stark gegen die luftigen Wolken am Sommerhimmel ab. 

Camilla, 23, befindet sich auf einem ihrer zahlreichen Spaziergänge durchs Westend und über die Theresienwiese. Dieses Mal hat sie eine Leica R4 aus den frühen Achtzigerjahren dabei. Fünf Fotos sind noch auf dem Film. Am Abend hat sie einen Termin in der Dunkelkammer. Sie steht ein paar Stufen entfernt zu den Füßen der Bavaria. Eigentlich ist es ein typisches Touristen-Motiv, trotzdem ist das Bild etwas ganz besonderes. Im schummrigen Rotlicht der Dunkelkammer konnte Camilla beobachten, wie sich nach und nach die sanften Wolken hinter der Bavaria auf den Foto abgezeichnet haben. „Das macht den Reiz aus“, sagt sie, „eine gute Komposition zu finden.“

Das Slawistik-Studium ist ihr oft zu theoretisch. Sie wollte etwas mit ihren Händen machen, etwas, bei dem sie den Produktionsprozess aktiv begleiten kann. Die Dunkelkammer ist da genau der richtige Ort. „Man kann so viel Zeit in ein einziges Bild stecken“, sagt Camilla. Und genau das macht ein Bild am Ende so besonders, so wertvoll. 

Von: Jennifer Lichnau

Foto: Camilla Lopez