Mein München: Wittelsbacher Brücke

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Ein einsamer Hund an der Isar, im Hintergrund die Wittelsbacherbrücke. Ein schönes Bild, dass aber erst durch die Kräne für den Fotografen seine Bedeutung bekommt. Nico  Pfau, 24 möchte mit seinem Bild “Schwarzer Hund und Gentrifizierung” auf steigende Wohnkosten in München aufmerksam machen. 

Auf die Frage hin, was er denn mit dem Foto verbinde, das er geschossen hat, lacht Nico Pfau, 24, kurz und wartet. Anschließend antwortet er trocken: „Es heißt Schwarzer Hund und Gentrifizierung.“ Das war natürlich als Witz gemeint, Ironie pur. Doch so abwegig ist die Antwort gar nicht. Denn obwohl viele Münchner die Isar für sich nutzen und beispielsweise an der Wittelsbacher Brücke (abgebildet auf dem Foto) spazieren gehen, können es sich die wenigsten leisten, in Isarnähe zu wohnen. Wo es schön ist, mangelt es an bezahlbarem Wohnraum. Und an der Isar ist es schön. Das weiß jeder Münchner. Es bräuchte nicht auch noch dieses Foto als Beweis. Die Kräne auf dem Bild bauen übrigens zu dem Zeitpunkt, als das Bild gemacht wurde, das Immobilienprojekt „Rodenstock-Garten“. Es liegt zwischen Roecklplatz und Baldeplatz. Mittlerweile ist der Bau längst fertiggestellt. Die Mietpreise liegen bei 16 bis 20 Euro pro Quadratmeter. Nach dem Kaufpreis muss man gar nicht erst fragen – die Wohnungen sind längst verkauft. 

Also eher nichts für Studenten. Auch nicht für Nico, der Bauingenieurwesen studiert. Das Fotografieren ist lediglich ein Hobby. Allerdings hat er schon seinen eigenen Stil gefunden: Schwarz-weiß, dokumentarisch und klar sind seine Bildkompositionen. Da kann man den melancholischen Motiven schon ironische Titel verleihen. 

Von: Lukas Haas

Neuland: Bildband 01

Der Münchner Fotograf und Filmemacher Christoph Schaller, 25, hat seinen ersten Bildband herausgebracht. Der Band trägt den Titel 01: sein Erstlingswerk. 

Es folgt keiner speziellen Thematik, sondern ist vielmehr eine Sammlung seiner Lieblingsfotografien der vergangenen zwei Jahre. „Das Ganze war inspiriert von der Idee, wie beispielsweise Musiker ein Album machen“, erklärt Christoph, der häufig mit Musikern zusammenarbeitet. Christoph beschreibt sich selbst als Kind des digitalen Fotografierens – gerade deshalb wollte er aber mit seinem Bildband 01 etwas schaffen, das in physischer Form greifbar und damit weniger vergänglich ist. „Das Buch ist ein Versuch, einen entschleunigten Konsum von Fotos auszuprobieren“, erklärt der Fotograf seine Entscheidung.

Entstanden ist das Buch in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Paul Putzar, der beispielsweise auch für das neue Album-Cover der Münchner Band Kytes verantwortlich ist. Gemeinsam haben sie versucht, den 80-seitigen Bildband im Stil des Schweizer Designs der Fünfzigerjahre zu entwickeln: reduziert auf das Wesentliche. Aus diesem Grund ist 01 auch nur in limitierter Auflage von 250 Stück erhältlich.  

Von: Jacqueline Lang

Foto: Christoph Schaller

Mein München: Maximilianstraße

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Felix Thust, 17, hat es geschafft, auf der noblen Maximilianstraße im Zentrum einen Ort zu finden, den nur Wenige kennen und Menschen mit vollen Einkaufstüten der Boutiquen bestimmt meiden. 

Direkt an der Maximiliansstraße. Mitten in dem Münchner Nobelviertel. Genau dort fand Felix Thust diese kaputte Rolltreppe. Dort, wo normalerweise alles perfekt zu sein scheint. Felix ist gerade mal 17 Jahre alt, fotografiert aber schon, seit er klein ist. Damals bekam er zu seinem achten Geburtstag seine erste Digitalkamera. Und fing gleich an, damit herumzuprobieren. Er knipste drauf los, drehte kurze Filme und schoss vor allem im Urlaub mit der Familie viele Fotos. Dann kaufte sich sein Vater eine Spiegelreflex-Kamera, mit der Felix bis heute fotografiert.

 Er hält einfach gerne Momente fest, aber zeichnen kann er nicht. Da war das Fotografieren dann genau richtig für ihn. So erklärt er sein Interesse an der Fotografie. Außerdem habe er ein gutes Gefühl für Perspektiven. Und das merkt man auch: Die besondere Perspektive des Fotos, mit dem Fokus auf dem spiegelnden Geländer der Rolltreppe, lässt den Hintergrund unscharf werden, sodass sich das Foto nach hinten immer mehr in der Dunkelheit verliert. 

Verloren gehen – das wollen er und seine Freunde auch ganz bewusst auf ihren Fototouren. Wenn die Zeit es hergibt, sind sie etwa alle zwei Wochen unterwegs. Denn wenn man die Orientierung verloren hat, findet man die besten Orte, glaubt zumindest Felix. Und offensichtlich stimmt das auch, denn eine kaputte Rolltreppe an der Maximiliansstraße zu finden, hätte vermutlich niemand erwartet. 

Von: Mariam Chollet

Mein München: Eisbachwelle

Seit zwei Jahren fotografiert Aleksandra Hadžić und nimmt gerne an Fotowalks durch München teil. So entstand auch das Foto am Eisbach – aus einer anderen Perspektive.

Beim ersten Mal klappt nicht alles perfekt. So war es auch bei Aleksandra Hadžić und ihren ersten Fotos. „Anfangs habe ich die Kameras meiner Eltern mitbenutzt“, sagt sie. „Was die Buchstaben auf dem Rädchen bedeuteten, wusste ich nicht. Ich habe einfach rumgedreht, wenn es nichts wurde, wurde weiter gedreht.“ Vor knapp zwei Jahren hat die Münchnerin dann angefangen, tiefer in die Fotografie einzusteigen, um bei Begriffen wie Blende oder Iso zu wissen, worum es geht. Am liebsten fotografiere sie Landschaften, sagt sie, da sie aus der Natur mehr Kraft schöpfen könne. Das aktuelle Foto ist aber bei einem Fotowalk in München entstanden.

Bei solchen Walks tauschen sich Fotografen und Blogger aus, lernen sich kennen und gehen gemeinsam auf Motivsuche. „Wir waren am Eisbach und haben einfach fotografiert“, erklärt Aleksandra. Am Münchner Surf-Spot Nummer eins ist viel los, und während immer nur ein Surfer auf der Welle stehen kann, warten die anderen aufgereiht am Rand. „Ich fand es cool, wie alle Geduld haben und warten, bis sie ihr Hobby leben können“, erzählt Aleksandra. Ähnliche Geduld bringt auch sie selbst auf, bis sie wieder Zeit findet, auf Foto-Tour zu gehen und Motive zu finden, um sie dann auf ihrem Blog „fotografya.de“ mit anderen zu teilen.  

Text: Richard Strobl

Foto: 

Aleksandra Hadžić

Mein München – Frankfurter Ring

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Die Partys der Pfandfinderei sind nicht offiziell. Erst kurz bevor werden die Koordinaten der Location bekanntgegeben. Der junge Fotograf Joshua Goodman mag diese Feste – er bedankt sich mit Fotos.


Das Foto entstand auf einer Geburtstagsparty. Aber nicht auf so einer Feier mit Kaffee, Kuchen und dem verzweifelten Versuch, seiner Großmutter die Funktion von Instagram zu erklären. Nein, gefeiert wurde das vierjährige Bestehen der Pfandfinderei, ein Veranstaltungskollektiv. Fünf Freunde verwandeln sogenannte Lost Places in München zu einem Abenteuerspielplatz für Musikfreunde, zu einem Techno-Paradies.

Die Partys sind nicht offiziell. Durch Mundpropaganda und Facebook werden die Koordinaten der Location verraten, Hunderte von Feierwilligen folgen der Einladung zur spontanen Party. Zu ihnen gehört häufig auch Joshua Goodman. Der 23-Jährige ist Kameramann, er hat sein Diplom an der Bayerischen Akademie für Fernsehen gemacht. Doch nicht nur das Bewegtbild interessiert Joshua, auch die Fotografie hat es dem gebürtigen Münchner angetan. „Ich schätze die Pfandfinderei-Jungs sehr. Welche Veranstaltungen sie immer wieder auf die Beine stellen und dabei keinen Eintritt verlangen. Das verdient Anerkennung. Und mit den Fotos trage ich meinen Teil liebend gerne dazu bei“, sagt Joshua. 

Diesen Sommer hat er sich von einer Open-Air-Veranstaltung zur nächsten begeben. „Feiertechnisch ist München nicht Berlin. Aber es ist schön, dass man hier immer wieder überrascht wird. Manchmal ist es schwierig, eine coole Party zu finden. Manchmal weiß man sogar schon von ihr, muss aber erst die Location finden. Das macht es spannend“, sagt Joshua.  Stefanie Witterauf