Am letzten Tag der Ausstellung ist der Farbenladen des Feierwerks noch einmal gut besucht. Viele der Fotografen und Models kommen zusammen, um Xavier Darcy zu lauschen. Am Ende des Tages kommt es dann zu einer Überraschung.
Von Viktoria Molnar
Die Sonne scheint durch die Fensterfront, die Staubkörner tanzen im Licht, fliegen auf und ab. Der letzte Abend im Farbenladen. Die Strahlen versetzen den Raum in die bestmögliche Stimmung. Es sind noch einmal eine Menge Menschen gekommen, um dem Singer-Songwriter Xavier Darcy zu lauschen. Fotos von ihm sind auch an den Wänden zu sehen. Er ist eines der Models der Ausstellung 10 im Quadrat.
Die Dankesrede wird gehalten, Blumen werden überreicht und dann beginnt Xavier zu spielen. Er vertieft sich in seine Musik, taucht in sie ein. Wenn er seine Lieder anspielt, wirkt er wie in Trance. Er wippt nach vorne, nach hinten, fließt in Bewegungen mit der Musik mit. Er fühlt die Musik und die Worte, die sich zu seinen Texten zusammensetzen. Seine Gesichtszüge gleiten von wehmütig zu hoffnungsvoll, von gespannt zu gelassen. Aber kaum ist das Lied vorbei, ist er wieder vollkommen da, bedankt sich, reißt Witze und stimmt das nächste Lied an.
An diesem Sonntag wird Europa zur Wahlurne gebeten. Die Zukunft und das Schicksal der Union werden von den Händen jedes Einzelnen geschmiedet. Europa könnte ganz neue Wege gehen. An diesem Abend probiert auch Xavier neue Lieder aus, darunter auch ein politisches. Als Engländer tue ihm der Brexit sehr weh, sagt er. Er denke jeden Tag daran. Und auch, wenn er sonst nicht all zu politisch werde in seinen Texten, spätestens jetzt sei der Zeitpunkt dafür gekommen.
Xavier spielt gerade eine halbe Stunde, da drehen sich die Köpfe der Zuhörer in Richtung Fenster. Auch Xavier schaut irritiert zum Fenster raus. Was genau da draußen passiert, kann man erst auf den zweiten Blick erkennen. Vor dem Farbenladen steht eine Gruppe Teenager, die sich uneinig darüber ist, ob sie eintreten soll. Ein Gruppenmitglied kommt herein, redet kurz mit der Moderatorin Kathi Hartinger, geht dann aber wieder hinaus. Die Gruppe zieht weiter. Xavier ist kurz verwirrt, schmunzelt und spielt dann unbeirrt weiter. Ihn stört der Tumult anscheinend nicht.
Keine fünf Minuten später, steht die Teenagergruppe wieder vor dem Farbenladen. Diesmal treten sie ein, sprechen kurz mit der Moderatorin, setzen sich und lauschen Xavier. Er beendet sein letztes Lied. Der Applaus setzt an, Jubel und Pfiffe schallen durch den Raum und beschließen die diesjährige „10 im Quadrat“ Ausstellung.
Da betritt Moderatorin Kathi die Bühne und sagt an, dass es jetzt noch einen spontanen Auftritt gebe. Von Schülern einer Montessori-Schule aus Freiburg. Die Gruppe toure gerade durch Deutschland, mit dem Ziel, sich jeden Abend das Abendessen zu verdienen. Also gibt es noch zwei Zugaben: eine kurze Gesangseinlage mit dem Zusammenschnitt aus mehreren Liedern und eine Tanzaufführung. Der Applaus ist tosend. Vielleicht auch, weil die Ausstellung ihre Aufgabe erfüllt hat: Menschen zusammenbringen, die sich sonst vielleicht nicht getroffen hätten. Ein schöner Abschluss für einen schönen Monat. Und ein Versprechen, im kommenden Jahr wiederzukommen.
Foto: Max Fluder