Zugegeben, eigentlich sind Jahresrückblicke nur eine kostengünstige Möglichkeit für Privatfernsehsender, altes Archivmaterial wiederzuverwerten und eingeschoben zwischen Werbeblöcken C-Prominente ihren Senf diesem zugeben zu lassen. In einer Sparte, finden wir, ist ein Jahresrückblick aber absolut gerechtfertigt: Musik. Vor allem, wenn sie aus München kommt. Mit dieser Playlist wollen wir all jene Bands feiern, die die Münchner Musikszene dieses Jahr ein wenig bunter gemacht haben. Und das sind noch viele mehr als wir in dieser Liste aufzählen können.
Deer Park Avenue – California (Close My Eyes)
Frauen in der Rockwelt sind unterrepräsentiert. Es gibt deutlich mehr „Frontmänner“ als „Frontfrauen“. Doch bei Deer Park Avenue ist das anders. Und zwar gleich doppelt. Das Schwestern-Duo singt über ihre zweite Heimat Kalifornien. Doch jetzt sind sie hier in München und bringen die Stadt zum Beben. – Annika Kolbe
Jesper Munk – Courage for Love
Dieses Lied ist zwar älter und Jesper Munk hat Anfang des Jahres auch ein cooles Album rausgebracht, aber für mich als großen Bluesrockfan ist und bleibt „Courage for Love“ eines meiner absoluten Lieblingslieder. Da ich das Lied nach wie vor rauf und runter höre, ist es mein Münchner Song des Jahres. – Serafina Ferizaj
SAMT – Sugar
Ein Aufatmen für alle Swallow Tailed-Fans wie mich gab es im Frühjahr 2018. Denn drei der Musiker aus besagter Band wagten sich nach dreijähriger Pause endlich an ihr neuestes Bandprojekt: SAMT. Inklusive Genre-Switch: Aus rockigem Indie mach frechen Pop. Aus Schlagzeugrhythmen mach pulsierende Synthesizer. Aus Warrior mach Sugar. Beim Hören wird schnell erkennbar: Ja, Pop kann mehr als Mainstream! Der samtige Popsong “Sugar“ eignet sich übrigens hervorragend zum wortwörtlichen Versüßen einsamer Winterstunden. – Amelie Völker
Xavier Darcy – Big City Dreams
Wie sehr hätte ich es dieses Jahr gefeiert, wenn mit Xavier Darcy nicht nur ein Münchner, sondern auch ein wirklich begnadeter Sänger für Deutschland beim ESC angetreten wäre. Aber manche Dinge sollen wohl nicht sein. Zum Trösten bleibt immerhin seine Musik. “Big City Dreams” klingt wie die Titelmelodie einer Serie aus den 80er-Jahren. Ohne in dem Jahrzehnt gelebt zu haben bekomme ich dann trotzdem immer ein sehr angenehmes “Throwback”-Gefühl. – Aylin Dogan
LVNG – August
2018 brachte für die Münchner Geschwister-Combo LVNG einiges an Veränderung: Vokale weg, Label her, Instrumente weg, Synthis her. Nach dem anfänglichen Electro-Schock kann ich das neue Konzept aber einfach nur noch feiern – und „August“ ist für mich definitiv die beste Münchner Kreation des Jahres. Tipp: Das Musikvideo ebenso. – Maximilian Mumme
Umme Block – Yellow Lights
Mit ihren rave-artigen Klangexperimenten machten Umme Block dieses Jahr sämtliche Bühnen der Stadt unsicher – ohne, dass es Aufnahmen von ihnen gab. 2019 könnte das Jahr des Duos werden und mit der Single „Yellow Lights“ gab es schon einen Vorgeschmack. – Viktor Schacherl
Felly – Ibrahimovic
Das Jahr ging los mit einem Brett. Oder sollte man sagen, mit einem perfekt vorgetragenen Konter – um in Fellys Fußball-Lingo zu bleiben? Denn obwohl meine musikalische Abwehr eigentlich gut gestaffelt gegen simple Song-Texte und Autotune-Getue steht, hat es die unglaublich eingängige Hook geschafft, da durch zu kommen. Der Turn-Up-Beat der Drunken Masters und das wunderbar übertrieben arrogante Musikvideo haben bestimmt geholfen. Casper gings wohl genauso, kurz nach der Veröffentlichung war er beim Remix mit von der Partie. – Dominik Schelzke
BETA – Herdenleben
Meine Münchner Lieblings-Hip-Hop-Band bringt durch Text und Musik all das auf den Punkt “…was die Gruppenfindung antreibt” und fasst somit wieder mal zusammen, was im Leben das Wichtigste ist: Freundschaft. Absoluter Ohrwurmcharakter und mein Münchner Hit 2018. – Laura Bergler
Doe Bed – folks
2000 Bands gibt es in München. Vielleicht auch mehr. Einige davon kenne ich. Oft ist es mir auch eine Freude, neue Münchner Bands zu entdecken. Und manchmal landet dann ein unbekannter Track einer unbekannten Münchner Band bei mir. Doe Bed zum Beispiel, ein Projekt der BR-Moderatorin Kaline Thyroff. Feiner Indie-Folk, so spielerisch, so charmant. Bitte mehr davon. – Michael Bremmer
Colour Haze – Turns
Mit dichten Klängen ziehen Color Haze energisch in ihren Bann, fesseln mit vielschichtigen Melodien, begleiten hinab in einen psychedelischen Sog. Einmal reingehört gibt es eigentlich kein entkommen mehr. – Luise Glum
Stray Colors – Light Years
Wenn ich erstmal auf Play drücke, bin ich nicht mehr auf dieser Welt. Und das ist auch gut so. Bei „Light Years“ von den Stray Colors steckt es schon im Titel: Die Distanz zum hektischen Alltag wird mit den Folk-Pop-Klängen immer größer. Musik, die mich zum Träumen anregt. – Max Fluder
Blackout Problems feat. Josie, VKKO & Romanistik-Chor München – Gutterfriends
Die wohl schönste Kollabo in diesem Jahr lieferten die Blackout Problems gemeinsam mit Josie und mit Unterstützung von VKKO und dem Romanistik-Chor. “Gutterfriends” in der Live-Version macht mich jedes Mal auf’s Neue sprachlos. – Anastasia Trenkler
Urbaner Verschleiss – Geschichten der Nacht
Ein klassisches Münchner Thema: Gentrifizierung. Getragen von dieser Melancholie, die glücklich macht, ist der Song ein nostalgischer Rückblick auf Nächte an Orten, die diese Stadt verloren hat: an denen Freundschaften Geschichte geschrieben haben, an denen unsere Herzen für immer hängen werden. – Marietta Jestl
Die Prokrastination – Happy End
„Ideal“ sind Geschichte. Die Prokrastination trösten darüber hinweg. Klingt nach einer Mischung aus Punk, Pop und Neuer Deutscher Welle mit Texten wie es sie nur 2018 geben kann. Und wenn nicht jeder von uns ein Happy End verdient hat, dann weiß ich auch nicht mehr. – Isabel Prößdorf
Express Brass Band – Radio Kabul
Der explosiven, zehnköpfigen Band lief ich im vergangenen Jahr immer wieder über den Weg. Keinmal bereute ich es. Allzeit reißen mich die treibenden Rhythmen, die fetzigen Bläser und die gute Laune der Menschen auf der Bühne in Ekstase. Absoluter Hammer! – Louis Seibert
Saltyskin – Cut
“Cut” von Saltyskin ist für mich ein cooler Mix aus Pop und Soul. Es erinnert an Strand und Meeresluft. Genau das, was man in München manchmal vermisst. – Sophie Röhrmoser
Erbsenjasper – Classic
Überfüllte U-Bahnen gehören mittlerweile zum Alltag in München. Bei diesem Song kann ich besonders gut die Umwelt ausblenden. Es ist eine Mischung aus klassischen, aber doch individuellen Beats, die meinen Gedanken freien Lauf in der U-Bahn erlauben. Dem jungen Münchner DJ gelang das dieses Jahr am besten. – Alina Venzl
Rhode & Brown – Wave 100
Pförtner grüßen, pünktlich sein – seit Jahren sind Rhode & Brown zusammen unterwegs und liefern ab: Jahr für Jahr eine neue EP mit klasse Songs, auch an den Decks heizen die Jungs ein. In einer Branche, in der sich Dampfplauderer und Papagenos tummeln, ist die unaufgeregte und nahbare Art der beiden erfrischend. Auf viele weitere gute Nächte! – Wolfgang Westermeier
Schlachthofbronx – Lights off
Im Sommer zufällig wieder auf einer Party gehört und instant ins Jahr 2013 zurückversetzt worden. Als der Schlachthof noch seine Graffitimauern hatte, es das KONG und das Yip Yab noch gab und beim Elektrischen Garten, dem damaligen besten Münchner Blog, die Lichter ausgegangen sind. – Viktoria Molnar
Matija – The Calling
Es gibt Bands, die strahlen einfach eine unglaubliche Coolness aus, mehr aber auch nicht. Und es gibt Bands, die lassen einen irgendwas fühlen, die sehen aber meistens nicht cool aus. Und dann gibt es noch Matija. Jedes einzelne Bandmitglied sieht so aus, als wären sie schon cool zur Welt gekommen. Und jedes einzelne Video von Matija ist zelluloide Coolness. Aber das Gefühl, das ist trotzdem immer mit dabei, und das ist ziemlich cool. – Lena Bammert
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Foto: LVNG