München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag” weiter. ❤ Unsere Autorin Elly fühlt sich diesen Winter eher faul. Aber nichtmehr lange, diese Woche erobert sie sich ihre Liebe zur Kultur zurück.
Ich beneide ja die „Von Freitag bis Freitag“-Autor:innen oft um ihre unerschöpfliche Energie. Ich weiß nicht, wie es euch geht? Aber bei dem Veranstaltungsvakuum, in dem wir gefühlt gerade stecken, muss ich mich schon zum Spazierengehen aufrappeln, ganz zu schweigen von kulturellen Abenteuern. Vielleicht habe ich mich diesen Winter auch mental ein bisschen zu sehr eingeigelt. Wie dem auch sei, jetzt wird sich wieder aufgerollt. Seid ihr dabei? Dann los. Denn eigentlich gibt es nächste Woche ziemlich viel zu erleben in München.
Keine Angst, wir fangen sanft an. Statt Netflix auf dem Sofa geht es am Freitag ins Kino. Ins Werkstattkino, um genau zu sein. Dort wird „Herr Mo“ gezeigt, ein südkoreanischer Film von Lim Dae-Hyung. In einer Kritik der SZ steht, stimmungsmäßig befinde sich der Film zwischen Nouvelle Vague und Charlie Chaplin, und das klingt nach einem Sweet Spot, von dessen Existenz ich bisher keine Ahnung hatte.
Erste Etappe geschafft. Am Samstag wagen wir den nächsten Schritt – quasi Kino, aber mit echten Menschen. Was würde passieren, wenn alles Geld, das in Deutschland vererbt wird, stattdessen verlost werden würde? Diese Frage hat sich Nora Abdel-Maksoud mit dem Theaterstück „Jeeps“ gestellt. Ich bin neugierig, wie sie sie beantwortet. Darum geht es für mich am Samstag ins Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele.
Ihr merkt, ich werde langsam warm. Am Sonntag komme ich sogar ins Schwitzen, beim Tischtennis und Schach Meetup am Königsplatz. Ich bin in beidem… mittelgut. Da trifft es sich vorzüglich, dass alle Levels und Altersgruppen willkommen sind. Zukünftige Gegner:innen können sich bald warm anziehen. Ich mich am Sonntag aber besser auch, bei diesen Temperaturen gehe ich lieber kein Risiko ein. Danach geht es direkt weiter, mit ein paar Freunden zum vietnamesischen Streetfood PopUp vom Café Chance.
Hoffentlich nicht erkältet und voller Elan starte ich in die neue Woche. Ah, Montag. Nach der Arbeit wird heute gelesen, denn ein bisschen einigeln ist manchmal auch okay. Der Schmöker meiner Wahl ist „Steine schmeißen“ von Sophia Fritz. Darin erzählt die Münchner Autorin von einem Silvesterabend, an dem alles anders läuft als gedacht. Deutsche Sally Rooney, wenn ihr mich fragt.
Am Dienstag könnte ich direkt nochmal ins Werkstattkino gehen. Und vielleicht mache ich das auch. Für den Film „The Game – Spiel zwischen Leben und Tod“. Was sich erst einmal nach einem Thriller anhören mag, ist bittere Realität. Bei diesem Spiel, wie es fast zynisch genannt wird, handelt es sich um den Versuch von Geflüchteten, über die bosnisch-kroatische Grenze in die EU zu kommen. Regisseurin Manuela Federl wollte eigentlich nur filmen, wie Spenden ihrer kleinen Hilfsorganisation vor Ort ankommen. Als sie die menschenunwürdigen Bedingungen sah, dokumentierte sie mit der Kamera die humanitäre Krise an den Außengrenzen der EU – und versuchte vor Ort etwas zu verändern.
Wo wir vorhin bei Tiermetaphern waren: Am Mittwoch bekommt der innere Bücherwurm ein wenig Auslauf. Constanze Neumann liest im Literaturhaus aus ihrem Roman „Wellenflug“. Darin geht es um die Geschichte ihrer Familie, anhand derer auch historische Ereignisse nachgezeichnet werden. Ich entscheide im Laufe der Woche, ob ich vor Ort oder digital per Stream zuhöre. Alternative: Die digitale Ringvorlesung der LMU zu Künstlicher Intelligenz. Diese Woche spricht Prof. Dr. Helmut Küchenhoff über datengestützte politische Entscheidungen.
Aus den letzten Tagen mag es hervorgegangen sein: Ich mag Filme. Und über Filme sprechen. Am Donnerstag habe ich dazu bei einer Runde des Movie Critics Club Munich Gelegenheit. Besprochen wird – laut Beschreibung – „the parody of our times“: Don’t Look Up. Ich habe mir den Film inzwischen dreimal angeschaut (denn ich will DIE BESTE BEI DER DISKUSSIONSRUNDE SEIN!!) und kann ihn wirklich weiterempfehlen. Keine Sorge, es geht nicht um den Klimawandel (Spaß, doch). Ich freue mich schon auf den Austausch. Nach Diskussionen für seichteres Fernsehen habe ich allerdings vergeblich Ausschau gehalten. Dabei habe ich dringenden Redebedarf, was „Twentysomethings: Austin“ angeht. Wenn jemand Lust hat, da eine Runde zu starten, meldet euch. Nachdem ich ja gestern in der Ringvorlesung einen (1) Berührungspunkt mit Technik hatte, könnte es stattdessen auch zum Buchclub der Facebook-Gruppe Confident Women in Tech gehen. Confident Woman in Tech, was für eine Identität. Die meiste Zeit würde ich mich eher als Insecure Woman in Journalism beschreiben, vielleicht lasse ich also doch anderen den Vortritt. Besprochen wird das Buch Atomic Habits von James Clear, das Event findet online und auf Englisch statt.
Und dann ist schon wieder Freitag. Höchste Zeit, Freundinnen zu treffen. Ob wir noch mehr Kulturhunger haben oder es uns stattdessen mit einem Glas Wein gemütlich machen? Belassen wir es bei einem Cliffhanger.
Elly Fleschutz