Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Linus

Auch wenn der Feiertag unserem Autoren einen Strich durch die Rechnung macht, gibt es bis Karfreitag viel zu erleben. Ein Besuch im Blitz, ein Basketballspiel mit einem Kurzauftritt von Malik Harris in der Halbzeitpause, Hip-Hop im Crux und Karaoke im Shamrock zum Beispiel.

Von Linus Freymark

„House, Techno, Electro – nicht Berlin: München kann’s auch!“, behauptet das Stadtportal muenchen.de stolz. Es ist ein bisschen albern, dass sich München in Sachen Clubkultur ständig mit der Hauptstadt vergleicht, aber immerhin ein Teil dieser Aussage stimmt definitiv: Ja, München kann’s auch! Und das sogar ziemlich gut – zumindest am Wochenende. Am Freitag zum Beispiel, beim „Blitz w/ Bambounou, Hunee, Public Possession Djs“ im Blitz, das mit seiner No-Photo-Policy auf jeden Fall was von Berlin hat. Für den Münchner Einfluss sorgen, leider, die Eintrittspreise. Im Onlinevorverkauf kosten die Tickets zwölf Euro, an der Abendkasse wird es nochmal teurer. Aber ein Abend im Blitz ist halt auch der beste Beweis dafür, dass es München auch kann.

Mit dieser Gewissheit kann man samstags ausschlafen und gegen Mittag entspannt und ohne Berlinkomplexe in Richtung Olympiapark zu einer Runde Beachvolleyball aufbrechen. Anschließend schaue ich vermutlich noch beim „Spartan Race München“ vorbei, bei dem ein Haufen Freaks einen Hindernislauf absolviert und dabei ständig den Schlachtruf der Spartaner vor sich her brüllt: „Aroo!“ Klingt abgefahren, wird lustig! Erst recht, wenn man dabei schon mal das Warm-Up für den Abend beginnt, an dem es ins Nachtbad geht: Ein feuchter Keller in der Müllerstraße mit Hip-Hop in den Boxen und garantierter Schnöselfreiheit auf der Tanzfläche. Gibt’s so auch nicht in Berlin. Alternativ, auch das gibt es nicht in der Hauptstadt: ein Abend im folks, bei dem mit Umme Block und Ni Sala gleich zwei Bands spielen, die von unserer Seite schon mal zur Band des Jahres gekürt wurden.

Sonntag geht es für mich zum Basketball in den Audi Dome, der FC Bayern empfängt um 16:30 Uhr die Basketball Löwen Braunschweig. Das Spiel ist fetziger, die Musik in der Halle besser als im Stadion und anders als bei den Spielen in der Allianz Arena ist auch nicht von Anfang an klar, wer gewinnt: Zum Zuschauen macht Basketball bei den Bayern mehr Spaß als Fußball. Stichwort gute Musik: Das Baskerballspiel wird von der SZ präsentiert – deswegen suchen wir bei solchen Spielen immer die Band für die Halbzeitpause aus. Diesmal zu Gast: Malik Harris, er war vor kurzem unsere Band der Woche.

Es ist Montag, und während in Berlins Technoclubs gefühlt immer noch die gleichen Gestalten herumtaumeln, die schon am Freitag reingestolpert sind, und in München die meisten Feierwütigen wieder hinter ihren Schreibtischen verschwunden sind, wird es bei mir historisch: Im Stadtarchiv höre ich mir einen Vortrag über „Die Münchner Raterepubliken und ihre Akteure“ an. Für mich der spannendste Teil Münchner Stadtgeschichte, der mich hoffentlich darüber hinwegtröstet, dass der Freitag noch viermal Schlafen entfernt ist.

Nach dem Input vom Montag braucht es am Dienstagabend Trash. Wie gut, dass die fürs Sommersemester frisch in München eingetroffenen Erasmus-Studenten mit ihrer Einführungswoche für eine Karaoke-Night Halt im Shamrock machen. Nach zwei Songs hat man bei solchen Events oft zehn neue Freunde aus zehn Ländern. Denn alle wissen: Egal, wer singt und woher er oder sie kommt, es klingt bei jedem gleich beschissen. Da hilft es nicht mal, wenn man aus Berlin kommt.

Am Mittwoch zeigt München wieder, was es in Sachen Hip-Hop kann: Freier Eintritt, wenn man sich davor im Internet registriert, und eine Party, die gerne mal im kollektiven Pogokreis endet: Der Mixwoch im Crux ist bei meinen Freunden und mir legendär. Spätestens ab 2 Uhr denkt im Crux keiner mehr an Berlinvergleiche.

Am Donnerstag schaue ich noch kurz beim Open SP-CE-Donnerstag in der Alten Akademie vorbei, bevor der Karfreitag vor der Tür steht und damit die Langeweile des stillen Feiertages droht. Mit dem Karwochenende, dass das öffentliche Leben in Bayern anders als in anderen Teilen Deutschlands lahmlegt, endet meine Kultur- und Partywoche in München. Ich packe meinen Koffer – und fahre über Ostern nach Berlin.

Foto: Birgit Leberl