Band der Woche: Uschi

Die Musik des Münchner Alternative-Rock-Quartetts Uschi reißt erst einmal ziemlich mit. Und sie ist dabei einen guten Tick rauer und unzugänglicher als man es in der aktuellen Popwelt vorgelebt kommt. „Unser Konzept ist: Einfach drauf los!“, erklären sie. Thematisch sind die „Uschis“ gesellschaftspolitisch. Im Oktober treten sie in München im Sunny Red und in der Glockenbachwerkstatt auf.

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Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Louis

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Neues Jahr, neue Pläne. Unser Autor startet raketenmäßig ins neue Jahr und nimmt sich viel vor: über die Fotografie-Ausstellung “But a mermaid has no tears” über eine Lesung bis hin zur Albumrelease-Party von The Whiskey Foundation ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Für das neue Jahr habe ich mir keinen einzigen Vorsatz
gemacht. Und das ist nicht nur gut, sondern auch richtig so. Meiner Meinung
nach legitimiert man so nur das eigene schlechte Gewissen. Brechen tun wir die
Vorsätze sowieso alle sehr schnell. Dieses Jahr mache ich mir nichts vor. Würde ich mich
mit derartig lästigen Dingen wie joggen gehen oder dem Verzicht aufs Feiern
gehen beschäftigen, dann wäre mein volles Programm im neuen Jahr ja wohl kaum zu
schaffen. Und das wäre nun einmal wirklich schade.

Ich beginne den Freitag
in einer kleinen Fotogalerie in der Maxvorstadt. Dort findet heute die Finissage der beiden
tollen Fotografen Laura Zalenga und Korbinian Vogt statt. Beide haben sich in
der Münchner Szene einen Namen gemacht und werden heute noch ein letztes Mal
ihre kleine Werkschau in der Galerie Ingo Seufert präsentieren. Später möchte
ich raus, tanzen, springen, die Welt vergessen. Der Crux Winter Jam im
heimeligen Muffatwerk verspricht wild zu werden. Oder gemütlich mit feinstem Soul ins Import Export.
Dort ist das Passauer DJ-Kollektiv Funk & Liebe zu Gast, mit denen sich der Weihnachtsspeck mit Sicherheit auf die beste und spaßigste Art und Weise
wegshaken lässt.

Am Samstag
schlafe ich erst einmal gemütlich aus. Nach ausgiebigem Kaffee-Frühstück und
einem gemütlichen Sofa-Tag schlendere ich in das Café Kosmos. Hier wird heute
Abend die Fotographie-Ausstellung „But a mermaid has no
tears“
eröffnet. Die analogen Portraits der jungen Münchnerin Nadja
Ellinger haben etwas von Alptraum und Märchengeschichte zugleich – die
Fotografin selbst schreibt: „Ich wollte nicht die äußere Handlung des Märchens
fotografieren, sondern mehr die innere.“ Nach der Vernissage und den ersten
Biergläsern schaue ich im STROM an der Poccistraße vorbei. Der Lieblings-DJ des
Glockenbachviertels – Fancy
Footworks
– steht dort heute an den Plattentellern und versorgt mich wie
gewohnt mit einem fetzigen Auftritt. Später treffe ich noch eine Freundin auf
ein letztes Bier im Sunny Red. Hier sorgen D-Light und MC Jah Screechy aus
Großbritannien für besten Dub zu später Stunde
genau das Richtige, um den letzten Samstag vor dem gefürchteten Unistart
abzurunden.

Dieser löst bei mir am Sonntag
starkes Fernweh aus. Gut, dass heute im Muffatwerk eine Vortragsreihe verschiedenster
Dokumentarfilmemacher stattfindet. Von Kuba, durch die Schnee- und Eiswüsten
dieser Erde, bis nach Asien und in die Anden ist mit Sicherheit so einiges
dabei, um bei mir neue Reiseträume wach werden zu lassen.

Montag. 10 Uhr,
Hörsaal. Finde ich gerade auch nicht so schlimm. Nach einem langen Tag wie
diesem schmerzt mir allerdings der Kopf und ich statte dem wunderbaren
Trachtenvogl einen abendlichen Besuch ab. Der ist heute gefüllt mit bestem Folk von den
beiden Münchnern Carmina Reyes und Sleepwalker’s Station. Gut gegen Uni-Blues,
schlecht für meine Ungeduld, bald wieder reisen zu gehen.

Dabei sind solche Träume vom Fliegen eigentlich der reinste
Luxus. Das wird mir am heutigen Dienstag
wieder bewusst, an dem ich die Sonderausstellung
„Nie wieder. Schon wieder. Immer noch.“ im NS-Dokumentationszentrum über den
erneuten Aufstieg rechtsextremen Gedankenguts in Europa besuche. Unangenehme Gedanken
über diesen unerträglichen Nationalismus plagen mich nun. Weshalb ich mich
spontan entschließe, dem Gemeinschaftsprojekt „Bellevue di Monaco“ noch schnell
einen Besuch abzustatten. Hier wird jeden Dienstag in einem offenen Tanzworkshop
eine Choreographie erarbeitet, die Tanzstile aus aller Welt miteinander
verbindet. Das verleiht mir wieder gute Laune. Tanz, Kultur ist eben nichts Statisches, was schon immer so da war und immer gleichen bleiben könnte.

Den Mittwoch
lasse ich ruhig angehen. Ich gehe spazieren an der Isar. Und abends noch ins
Lovelace, auf eine
Lesung
. Sara Hauser und Elisa Weinkötz lesen eigene Kurzgeschichten, die
sich in der Natur abspielen. Ich hoffe nur, es regnet nicht.

Am Donnerstag
gehe ich wieder meinem Drang nach, in die Welt zu reisen. Sulayman Jode, der
als Schneider erste Kollektionen im Second-Hand-Laden Vinty’s präsentierte,
veranstaltet mit Freunden inzwischen richtige interkulturelle Fashion-Events mit
Modeschauen, Hip-Hop-Konzerten und einer ganzen Reihe an DJs. Seine gewagten
Kleider, die Stoffe aus seiner gambischen Heimat mit westlichen Schnitten
verschmelzen lässt, fallen auf im eher trüben Münchner Kleidungshorizont. Der
Abend im Backstage verspricht lang zu werden – und reich geschmückt mit den
heißen Beats nigerianischer, gambischer oder tansanischer Musikstile.

Was für eine volle Woche. Dabei beginnt das Wochenende doch
erst. Und am Freitag das mit der –
ungelogen – wohl fetzigsten Party, die München im ganzen Jahr 2018 erleben wird.
The Whiskey Foundation spielen, leben, atmen Blues wie alte Großmeister. Heute
Abend veröffentlichen
sie ihr drittes Album
, Blues & Bliss. Allein die Vorbands können sich
sehen lassen: Matthew
Matilda
und Organ
Explosion
. Danach wird eine der einzigartigsten Live-Bands Deutschlands die
Muffathalle zum Beben bringen, bevor dann im Café weitergefeiert wird. Wenn die
Vögel zu zwitschern beginnen, bekomme ich die treibenden Gitarrenlicks noch
immer nicht aus dem Kopf. Ist zumindest mein Vorsatz.

Text: Louis Seibert

Foto: Lukas Marti

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Louis

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Der Winter ist nun definitiv eingezogen über München. Unser Autor hat sich schon einmal umgesehen, was

für Rückzugsorte vor der Kälte

das Münchner Nachtleben in der kommenden Woche bietet. Von einem jungen Theaterstück bis zu treibenden Jamsessions ist da alles dabei.

Winter kann wundervoll sein. In der Jahreszeit, in der vor Kälte zitternde Hände vereiste Windschutzscheiben abkratzen und kleine Kinder Schneeflocken auf ihren Zungen schmelzen lassen, freut man sich umso mehr über jede Ablenkung von der Kälte, von den kurzen Tagen. Deshalb schmeckt Glühwein erst so toll und deshalb sind beschauliche Konzerte in warmen Kellerclubs im Winter besonders schön.

Wie fantastisch ist es da, dass mein Freitagabend
mit der allwöchentlichen Jam-Session in der Glocke beginnt! Obwohl das
Wettstreiten der engagierten Jazz, Funk und Blues-SpielerInnen und SängerInnen
leider längst nicht mehr als Geheimtipp durchgehen kann, starte ich nirgends
lieber als hier ins Wochenende. Wohin es musikalisch gehen soll während des
Abends, weiß nie jemand so recht; eines aber ist gewiss: Zwischen treibenden
Saxophonsolos, der tanzenden und lachenden Menge und den sich schnell leerenden
Augustinerflaschen haben Alltagssorgen keinen Platz mehr. Als den Musikern die
Kraft ausgeht, ziehen wir noch weiter. Der Rausch der Musik lässt mich noch
nicht los. Deshalb verschlägt es mich zu später Stunde noch ins STROM. Bei den
Partys von Klein&Laut liegt der Fokus weit abseits herkömmlich-größenwahnsinniger DJ-Veranstaltungen.
Perfekt, um das Leben mit feinsten Electro-Sounds der Münchner Lokalhelden- der
Såmt & Sønders Familie und der ESCON-Crew zu feiern.

Den besten Katerkaffee gibt es bei meinem guten Freund
Filip. Als ich mich am Samstag
endlich aus dem Bett traue, schwinge ich mich aufs Fahrrad um den übrigen
Vormittag mit Filip, seinem fantastischen Kaffee und Musik aus Mali
verstreichen zu lassen. Einen ruhigeren Gegenpol zur durchzechten Nacht gestern
kann ich mir nicht vorstellen. Allerdings muss ich aufpassen, mich nicht allzu
sehr zu verquatschen, denn ich will noch in den Olympiapark. Genauer gesagt auf
den dort wöchentlich vom Roten Kreuz organisierten Flohmarkt. Bei 35.000
Quadratmetern Gelände ist sicher das ein oder andere spannende Fundstück aus
vergangenen Zeiten dabei. Abends geht es
dann wieder musikalisch weiter: Im Cord Club findet der von der SZ
Junge-Leute-Seite gemeinsam mit Flowerstreet-Records organisierte Abend
„Freundschaftsbänd“ statt. Neun verschiedene Münchner Künstler covern sich
gegenseitig. Mit dabei: die Indie-Band The Living, Blues-Rocker Elektrik Kezy
Mezy
, die Popband mola und verschiedenste Singer/Songwriter – Liann, pourElise,
KLIMT, Flonoton, Claire Jul und Dobré. Ich kann es wirklich kaum erwarten zu
sehen, was die doch recht verschiedenen Künstler aus den Songs der anderen
machen werden. Spannend wird es allemal.

Ausschlafen ist am Sonntag
für mich nicht angesagt, denn ich muss den gestrigen Abend in einem Artikel
festschreiben. Den werdet ihr dann am Montag in der Zeitung lesen können. Als
ich es endlich geschafft habe, die richtigen Worte für diesen bunten Abend zu finden, mache ich mich auf den Weg zum Hauptbahnhof. Mein Wochenende beschließe
ich mit einem Ausflug in die Berge. Die frische Luft und die Ruhe in der (hoffentlich) verschneiten Natur werden mir gut tun, nach so viel Getrieben Sein in den
letzten Tagen.

Montag. Das
Wochenende ist zwar schon wieder viel zu kurz gewesen, doch deswegen sollte man
auf keinen Fall den Kopf hängen lassen. Nach einem langen Arbeitstag statte ich
der Glockenbachwerkstatt einen erneuten Besuch ab, heute Abend findet hier der
monatliche Bless The Mic Poetry Slam statt. Ich bin gespannt, welcher Künstler
dieses Mal das goldene Mic für den besten Text des Abends mit nach Hause
nimmt. Weil es inzwischen wirklich schrecklich kalt geworden ist, verbringe ich
den Rest des Abends auf dem Tollwood. Mein Programm besteht aus Glühwein
trinken und originelle Weihnachtsgeschenke für die Familie finden, auch
dafür muss schließlich irgendwann Zeit sein.

Es gibt so Tage, an denen würde man sich am liebsten
Zweiteilen. Der Dienstag ist bei mir
regelmäßig so ein Tag. Dann findet nämlich im Sunny Red in der Hansastraße ein
Reggae-Jam statt, während sich Münchens Nachwuchs-Hip-Hop-Talente bei der
Open-Mic-Session in der Glockenbachwerkstatt verbal duellieren. Vielleicht kaufe ich mir doch noch einen dieser Zeitumdreher aus der Winkelgasse.

Dass ich mich zur
Zeit noch vor dem Studieren drücke, soll mich nicht davon abhalten, hin und
wieder in der Uni vorbeizuschauen. Am heutigen Mittwochabend
findet im Centre for Advanced Studies um 18.30 Uhr ein Vortrag mit dem Titel „Forced
Migration: Contextualizing the Syrian Refugee Crisis“
statt. Ich bin gespannt,
was die Dozentin der University of Oxford über die aktuelle Flüchtlingskrise im
Zusammenhang der Völkerwanderung zu erzählen hat. Als der Vortrag beendet ist,
schwirren tausende neuer Infos durch meinen Kopf, die nur durch gute Musik und
ein kühles Bier zu bändigen sind. Deshalb statte ich noch dem Unter Deck einen
Besuch ab. Die Psychadelic-Band Blackberries gibt hier heute Abend ihren ‘60s-Sound
zum Besten. 

Am Donnerstag tue
ich etwas, das ich schon lange hätte tun sollen: das Ensemble des Jungen Resi
bringt mit „Wir sind jung, wir sind stark“ höchstaktuellen und brisanten Stoff
auf die Bühne des Marstall-Theaters. Ein Mob rechtsextremer Jugendlicher
stürmt im Jahr 1992 ein Ausländerwohnheim in Rostock, das Stück erzählt den
Radikalisierungsprozess dieser Jugendlichen nach. Da heute Abend eine der
letzten Aufführungen stattfinden, habe ich mir den Termin schon lange
vorgemerkt. Meine Freunde schreiben mir später noch aus dem Harry Klein, in dem
das neuformierte Kollektiv „Ohne Worte“ auflegt. Ich würde zwar gerne hingehen,
bekomme die Bilder des Theaterstücks aber nicht aus dem Kopf und mache mir
einen gemütlich-nachdenklichen Abend daheim. 

 Und schon ist eine weitere Woche
wie im Flug vergangen. Es ist wieder Freitagabend.
Ich könnte mich also erneut dem Jazz-Jam in der Glocke anschließen, entscheide
mich aber um. Im Feierwerk findet heute Abend „Plug-In Beats“ statt. Eine
besonders auf junge Geflüchtete ausgerichtete Veranstaltung, bei der jeder der
möchte einen Track vorschlagen kann. Diese werden vom DJ in die musikalische
Auswahl des Abends integriert. So lasse ich das neue Wochenende mit senegalesischem
Reggae, Bongo aus Tanzania und pakistanischem Banghra-Pop beginnen. 

Text: Louis Seibert

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Maxime

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Maxime startet diese Woche das Anti-Wiesn-Programm. Für alle, die wie er nicht unbedingt oder zumindest nicht ausschließlich auf Bier und Konga-Mega-Schaukel stehen, hat München auch noch so manch anderes Spaßiges zu bieten: Zombi-Session im Sunny Red, 20. Münchner Hardcore Festival oder auch “Die kalte Libido” im Haus der Kunst lassen die letzten Septembertage ganz schnell in den Oktober übergehen.

Und wieder einmal bricht jene Zeit des Jahres an, in der München vom Oktoberfest in seinem bierbeseelten Atem gehalten wird und die Stadt um unzählige neue, torkelnde Sehenswürdigkeiten, die die Strapazierfähigkeit des menschlichen Körpers in Sachen Alkoholkonsum demonstrieren, bereichert wird.

In Sachen Veranstaltungen scheint es auf den ersten Blick keinen Weg an der Wiesn vorbei zu gehen — was sich als umso problematischer erweist für mich, da ich weder Alkohol trinke, noch mich allzu gerne freiwillig auf Fahrgeschäften von unbarmherzigen G-Kräften herum schleudern lassen will, es sei denn, es handelt sich dabei um Autoscooter. Von einem einzelnen Ausflug auf Letztere abgesehen, muss also für den Rest der Woche noch ein Alternativprogramm her — und das lässt sich, man mag es kaum glauben, selbst zur Wiesnzeit in München problemlos aufstellen.

Zunächst einmal steht am Freitag Abend die Zombie Session Vol. 15 im Sunny Red an. Im Rahmen dieses Konzertabends treten vor allem (New) Wave-, (Post) Punk- und Synthpopbands auf — endlich mal ein gegebener Anlass, um meinen Joy Division-Pullover überzustreifen und in diesem in einen Ozean aus düsteren elektronischen Klängen zu versinken.

Auch der Samstag steht ganz im Zeichen von Musik — im Gegensatz zum vorherigen Abend fällt diese aber (wie man anhand des großzügig verwendeten Caps Lock im Veranstaltungsnamen sehen kann) deutlich brachialer aus, denn beim 20. MUNICH HARDCORE FESTIVAL im Feierwerk dreht sich alles um den jüngeren, harscheren Bruder des Punk Rocks und seine lokalen Münchner Vertreter. Da für die Veranstaltung mittlerweile schon die zweite Dekade anbricht, gibt es zum Jubiläum auch eine kleine Ausstellung über das Festival.

Am Sonntag werde ich morgens zunächst einmal meine diversen Knochenbrüche vom Moshpit am vorherigen Tage auskurieren; am Nachmittag gehe ich dann weiter zur Ausstellung über Edi Ramas “Daily Drawings”, die momentan in der Galerie Kempl stattfindet. Edi Rama ist insofern besonders interessant, dass er nicht nur Künstler, sondern gleichzeitig auch aktueller Ministerpräsident Albaniens ist, der seine tagtäglichen Erfahrungen und Erlebnisse in abstrakten, farbenprächtigen Zeichnungen auf Kalenderblättern, die nun in der Galerie ausgestellt werden, festhält. Damit erhält sein Werk auch eine faszinierende politische Komponente, die reichlich Diskussions- und Reflexionsstoff bietet.

Montags wage ich mich dann doch noch auf die Wiesn. Dort erleide ich weitere Knochenbrüche durch exzessives Autoscootergerase, ehe ich nach Hause flüchte und dort als Ausgleich noch Marcel Prousts zweiten Band seines siebenteiligen Romanzyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit beginne, das ich vor Semesterbeginn unbedingt noch lesen wollte. Bei solch schönen und verschnörkelten Schachtelsätzen, nach denen man lange Zeit nichts anderes mehr lesen will, verblassen dann auch rasch die traumatischen Erinnerungen an meine Erlebnisse auf der Wiesn.

Dienstags besuche ich im Haus der Kunst die Ausstellung „Die kalte Libido“ aus der Sammlung Goetz, in der vorallem Videokunst im Zentrum steht; unter anderem werden hierbei Werke von bekannten Videokünstlern wie Keren Cytter, Aïda Ruilova, Jeanne Faust, Annika Larsson und Shahryar Nashat ausgestellt, die sich tiefgreifenden Themen menschlicher Erfahrung widmen und für diesen Zweck die Grenzen des Mediums Film ausloten.

Der Mittwoch steht ganz im Zeichen der Vorbereitungen für meine an diesem Abend anstehende Geburtstagsfeier, die bei mir zuhause stattfindet und in deren Rahmen ich meine Gäste wieder mit Trashfilmen, absurden Musikvideos und Money Boy als musikalische Untermalung zu bespaßen versuche, ehe wir ins Münchner Nachtleben eintauchen und in meinen Geburtstag hinein feiern.
Früher am Abend besuche ich aber noch das Konzert von einer meiner Lieblingsbands, und zwar Between The Buried And Me. Besagte Band hat erst kürzlich ihr neuestes Opus „Coma Ecliptic“, eine abwechslungsreiche Progressive Metal-Oper, die gleichermaßen über von peitschenden Blastbeats getriebene Parts als auch sphärische, hymnenhafte Refrains aufweist, veröffentlicht, und macht im Rahmen der begleitenden Tour auch in München Halt.

Am Donnerstag werde ich dann schließlich wie bereits angekündigt ein Jahr älter, und gönne mir im Kino erstmal den an diesem Tag erscheinenden neuen Streifen meiner Lieblingsanimationsschmiede Pixar: Inside Out, in dem personifizierte Emotionen für Gleichgewicht im psychischen Innenleben eines jungen Mädchens namens Riley, das gerade nach San Francisco umgezogen ist, sorgen wollen. Auch wenn ich jetzt 22 bin und meine Teenagerjahre immer mehr in die Ferne rücken, so spüre auch ich noch manchmal die Nachbeben der Pubertät in Form von emotionalen Irrungen und Wirrungen — noch ein Grund mehr also, sich den Film anzuschauen.

Freitag lasse ich dann das vom Wiesnwahnsinn heimgesuchte München zurück und fahre wieder für ein paar Tage nach Luxemburg, um auch dort wieder den wichtigsten der arbiträr gewählten Zeitintervalle im Leben eines Menschen zu zelebrieren.

Maxime Weber

Foto: Meret Siemen

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Stefi

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Diese Woche wird verregnet. Kein Grund für Stefi, daheim zu bleiben, sie hat viel vor: im Viehhof findet das Urban-Art-Festival Deadline statt, sie geht zur Pre-Party des Monticule-Festivals ins Kong, im Farbenladen stellen sich junge Magazine
unter dem Motto “Durchgeblättert” vor und im Ampere findet der Isar-Slam im Mai statt.

Verlängerte Wochenenden sind super geeignet zum Wegfahren –
ist das nötige Kleingeld nicht da, kann man aber auch in der Stadt ein
gewisses Urlaubsfeeling bekommen. Am Freitag
radle ich ins Schlachthofviertel. In der Tumblingstraße 29, beim Viehhof,
findet das Urban Art Festival
Deadline
statt und der Eintritt ist auch noch frei. Auf 1200
Quadratmetern erstellen zwanzig Münchner Künstler gemeinsam ein XXL-Kunstwerk.
Abends geht es für mich weiter ins Strom zu dem zweiten Album-Release von Blek le Roc.
Die Musik des Trios erinnert an amerikanische College-Rock-Bands und das Atomic
Café. Danach habe ich noch Lust zu tanzen – bitte mehr
elektronisch. Vom
18- 21. Juni findet zum ersten Mal das Monticule-Festival in
Frankreich statt. Vorgeschmack gibt’s auf der Pre Party im Kong.

Die Veranstaltung Ein Platz für alle – Straßenkunst zum Mitmachen
steht am Samstag auf meiner
Entertainment-To-Do-Liste. In der Bayern-Kaserne kommen Straßenkünstler, Hip-Hopper,
Anwohner, Breakdancer, Schaulustige, Familien, also wohl jedermann zusammen, um
ein bleibendes Zeichen der Willkommenskultur an der Außenmauer der Kaserne
entstehen zu lassen. Motto: Refugees welcome. Zuagroaste welcome. Münchner welcome.
Auch dieses Jahr ist wieder das Streetlife Festival in der Ludwig- und
Leopoldstraße. Zwei Tage lang gibt es dort viel zu entdecken. Das junge Mitmachradio M94,5
beschallt das ganze Wochenende die Fußgängerunterführung am
Oskar-von-Miller-Ring. Das heißt für mich: Chillen, Dancen, Singen und Anstoßen
auf der längsten autofreien Flaniermeile der Stadt. Dann geht es weiter in den
Farbenladen in die Hansastraße 31 zur Ausstellung „München – eine Sehnsucht“,
denn von 18 Uhr an findet die Veranstaltung Zwischen den Zeilen statt: Es lesen die Prosaautoren Laura Worsch, Elena Anais Lorscheid,
Andreas Rentz und Lara Hampe ihre Texte. Für Musik sorgt der junge
Singer-Songwriter Darcy.

Ausgeschlafen geht mein Programm Sonntagmittag weiter. Erst zur Artmuc, der kleinen Tochter der Stroke. Mehr
als einhundert Einzelkünstler stellen ihre zeitgenössischen Werke dieses
Wochenende auf der Praterinsel aus. Ab fünf bin ich wieder im Farbenladen
anzutreffen bei der Veranstaltung Durchgeblättert, bei der sich junge
Magazine, Radiosender und Blogs vorstellen. Dabei sind M94.5, Super Paper,
mucbook, Unikat, zeitjung.de, philtrat, Actually Not und andere. Vorbeikommen
lohnt sich!

Gänsehaut am Montag
mit den Elektro-Künstlern Howling.
Die Musik von dem australischen Singer/Songwriter Ry Cuming und Berliner
Produzenten Frank Wiedemann läuft auf meinem MP3-Player rauf und runter. Klar,
dass ich es mir das Live-Konzert im Strom nicht entgehen lasse.

Das schöne Wetter muss ich einfach ausnutzen – und zwar zum
Sonnetanken an der Isar. Aber keine Zeit für viel Faulheit: Blut geleckt in Sachen
Poetry Slam habe ich vergangenes Wochenende und will mehr hören von den
Wortakrobaten, deswegen statte ich dem Isar Slam im Mai im Ampere am Dienstag einen Besuch ab.

Eine „Unter
Wasser“ Ausstellung von Fedralita
lockt mich am Mittwoch in die ART:IG GALERIE. Um 19
Uhr fängt die Vernissage an, aber lange kann ich nicht bleiben. Denn heute
entrümple ich noch meinen Kleiderschrank für die Kunterbunte Kleidertauschparty am Donnerstag in der Sendlinger Straße 47.
Vielleicht machen meine Shirts ja noch jemand anderem Freude.

Und dann ist auch schon wieder Freitag. Erst erkläre ich die Freibadsaison offiziell für eröffnet,
dann gehe ich Eisessen und, wenn es dunkel wird, ins Sunny Red zu Into the Void  mit Maulwurf-Rucksack-Besitzer und DJ Freddy
Klein.