Mein München: altes Kassenhäuschen im Olympiapark

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Daniel Böhm zeigt uns mit seiner Fotografie ein Stück Horror-Romantik hier in München.

Daniel Böhm, 25, fotografiert am liebsten dann, wenn alle anderen immer noch schlafen. Oder gerade wieder schlafen. Ungestört kann er sich dann die Zeit nehmen, die er braucht, um das perfekte Bild zu machen. Nicht verwunderlich ist es deshalb, dass auf den meisten seiner Bilder keine Menschen zu sehen sind. Daniels Bilder sind alle feinste Handarbeit; genauso arbeitet er auch in seinem eigentlichen Beruf als Augenoptiker: In dem Betrieb, in dem er arbeitet, werden alle Brillengläser noch von Hand eingeschliffen. Am besten konzentrieren kann Daniel sich, wenn er beim Fotografieren Musik hört. Hat er den richtigen Blickwinkel gefunden, macht es Klick. Gefunden hat Daniel diesen Blickwinkel auch beim Fotografieren des alten Kassenhäuschens im Münchner Olympiapark. Der Olympiapark ist ein Ort, den Daniel gerne aufsucht, um Fotos zu machen. Das Kassenhäuschen hat ihm als Motiv besonders gut gefallen, weil es sich seit seinem Bau nicht verändert hat. Daniel vergleicht das Häuschen mit einem verlassenen Freizeitpark – beide Orte findet er interessant und doch unheimlich: „Ein Ort an dem früher Leben war und der dann verlassen worden ist.“

Von: Jacqueline Lang

Mein München: Fresenius Hochschule, Infanteriestraße

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Michael Hopfs große Leidenschaften sind das Fotografieren und das Reisen. Am liebsten fotografiert er auf seinen Reisen und daheim in München ungewöhnliche Momente, die inszeniert wirken und doch echt sind.

Michael Hopf, 22, sitzt in seiner Mittagspause mit seinen Kommilitonen auf dem Dach der Fresenius Hochschule in München. Die Sonne scheint und der Himmel ist fast wolkenlos. Nur eine einsame Wolke, wie aus weißer Watte, schwebt über einen Schornstein des roten Backsteingebäudes. „Ein Augenblick, der echt ist, aber inszeniert wirkt“, sagt Michael. Besonders ungewöhnliche Momente möchte er mit seiner Kamera einfangen, die daran erinnern sollen, dass „es noch mehr gibt als den grauen Alltag“. Geboren und aufgewachsen in Neuburg an der Donau, zog Michael 2013 zu Beginn seines Fotodesign-Studiums nach München. Doch obwohl er die Stadt wegen ihrer Gemütlichkeit und Ordnung liebt, fehlt ihm oft ein wenig Chaos. Die Lebendigkeit von Thailand zum Beispiel, ein Land in das es ihn immer wieder zieht. „Mein Hauptlebensziel ist es, diesen Planeten zu sehen“, sagt Michael. Im Frühjahr war er in Australien. Davor in China, Südostasien und in Nordamerika. Von jedem Abenteuer bringt er Eindrücke mit.  Für seine nächste große Reise spart er schon. Es soll nach Japan gehen.

Von: Stefanie Witterauf

Mein München: Neptunbrunnen, Alter Botanischer Garten

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Das der Sommer naht, merkt man vor allem daran, dass die Fontänen der über 300 Münchner Brunnen wieder spritzen. Der Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten ist einer davon. Die Fotografin Kerstin Rothkopf hat die Schönheit dieses Motivs erst vor kurzem für sich entdeckt.

Etwa dreihundert Brunnen werden von der Landeshauptstadt München betrieben. Seit vergangener Woche spritzen wieder die Fontänen nach der Winterpause empor. Auch der Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten ist wieder im Betrieb. Als Kerstin Rothkopf, 27, mit einer Freundin unterwegs ist, wird ihr zum ersten Mal die Schönheit des glitzernden Wassers und der großen Steinfiguren bewusst. Kerstin nimmt ihre Kamera aus der Tasche und drückt auf den Auslöser, während ihre Freundin im Wasser mit den Steinfiguren posiert.

Bei ihren Fotos bildet Kerstin meist Mädchen ab. Oft sind sie leicht bekleidet oder nackt. „Ich finde Mädchen ästhetischer. Aber ich versuche mittlerweile auch Fotos mit Männern“, sagt Kerstin. Aktuell fotografiert sie mit einem männlichen Model für ein Modelabel.

Diesen Sommer macht Kerstin an der Designschule am Sendlinger Tor ihren Abschluss. In ihrer Abschlussarbeit wird Fotografie eine Rolle spielen, aber auch Typografie und Illustration. „Ein Komplettpaket, denn ich kann ja mehr als fotografieren. Das Thema ist Nimmerland. Was genau es wird, das weiß ich noch nicht“, sagt sie. Ihre Bilder veröffentlicht Kerstin unter ihrem Künstlernamen Kerstins Kopf.

Von: Stefanie Witterauf

Mein München: Stachus

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Andreas Schoppel findet, München ist eine dynamische Stadt. Der Ort, der diese Dynamik am besten widerspiegelt, ist für ihn der Stachus. Das Justizgebäude hat Andreas mit Langzeitbelichtung fotografiert, weil es den Stachus visuell prägt, wie er findet

Seine Kreativität kann Andreas Schoppel, 23, in seiner Fotografie ausleben, da sie so vielfältig ist. „Ich liebe es mit den verschiedensten Leuten zusammenzuarbeiten, neue Erfahrungen zu machen und neue Menschen kennen zu lernen“, sagt der gebürtige Münchner. Seit drei Jahren studiert er an der Hochschule München Fotodesign und entdeckt seine Leidenschaft immer wieder neu. Bevor Andreas ein Foto macht, entwickelt er ein Moodboard mit Ideen, damit er während des Shootings keine bösen Überraschungen erlebt.

Für die dritte Ausgabe des Bildbandes „Mein Bild von München – unsere Stadt bei Tag und Nacht“ hat der 24-Jährige eine Reihe von mehreren Orten in München bei Nacht fotografiert. Mit Hilfe der Langzeitbelichtung wollte er zeigen, dass die Stadt niemals schläft. „München ist dynamisch. Sie ist sowohl tagsüber als auch nachts immer in Bewegung. Und welcher Ort eignet sich da besser als der Stachus?“, sagt Andreas. Er fotografiert das Justizgebäude, weil es die Gegend rund um den Stachus visuell prägt.

Noch lieber fotografiert Andreas aber Menschen. „Ob als Porträt oder im Zuge einer Modestrecke. Mir gefällt es, Menschen im richtigen Blickwinkel und der richtigen Atmosphäre festzuhalten“, sagt er.  

Von: Stefanie Witterauf

Mein München: Hackerbrücke

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Die Hackerbrücke ist für Janina Löblein einer der besten Orte um in München den Sonnenuntergang zu genießen. Und um Menschen zu beobachten, die im Aufbruch sind. Diese Dynamik verewigt sie auch auf ihren Bildern.

Janina Löblein, 19, liebt das Reisen. Am liebsten bereist sie große Städte und fremde Kulturen. „Da gibt es immer mehr zu sehen und zu fotografieren.“ Deshalb faszinieren sie auch Orte des Ankommens und Wegfahrens. Im Kleinen gibt es solche Momente auch im Alltag. Zum Beispiel, wenn die Menschen zur Arbeit fahren oder auf dem Weg nach Hause sind. So ist auch das Foto an der Hackerbrücke entstanden: Janina hat ganz viele Fotos schnell hintereinander geschossen und diese, ohne sie groß zu bearbeiten, übereinander gelegt. Herausgekommen ist dabei etwas „zwischen Video und Foto“; ein bewegtes Bild. Janina findet, dass die Dynamik des Ortes so am besten dargestellt wird. Vor allem mit dem in München einmaligen Sonnenuntergang an der Hackerbrücke.

Entdeckt hat sie die Technik des Übereinanderlegens von Bildern bei dem französischen Fotografen Laurent Dequick. Bislang ist die Fotografie für Janina nur ein Hobby neben ihrem Studium. Zwei Semester hat sie Architektur studiert, doch das war nichts für die junge Münchnerin. Jetzt studiert sie VWL. Ihr Hobby betreibt Janina jedoch sehr intensiv und sammelt in ihrer freien Zeit so viele praktische Erfahrungen wie möglich. Gerne möchte Janina bald auch noch ein Studium im Bereich Foto- und Filmproduktion anfangen. Ob das alles reichen wird, weiß sie nicht, „weil die Branche ja schon sehr gefragt ist“.

Von: Jacqueline Lang

Mein München: Feierwerk

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Lange hat Michael Schauer, 25, selbst im Feierwerk gearbeitet, mit seiner ehemaligen Band “Ropes” ist er sogar mehrmals dort aufgetreten und immer noch besucht er dort regelmäßig Konzerte – kein Wunder also, dass er viel mit diesem Ort in der Hansastraße verbindet. 

„The World is a Beautiful Place & I am No Longer Afraid to Die“ ist ein ungewöhnlich langer Name für eine Band und umso einprägsamer. Irgendwie eine schöne und beruhigende Vorstellung, keine Angst vor dem Tod zu haben.
 Das Bild machte Michael Schauer, 25, beim letzten Song ihres Konzertes im Feierwerk, der Staub noch in der Luft. Die Band, die sich dem atmosphärischen Emocore verschrieben hat, scheint nach einem gelungenen Konzert zufrieden mit sich selbst, die Spannung fällt ab. Das sei einer der wenigen Momente gewesen, in dem Raum auf der Bühne war, die normalerweise bei der achtköpfigen Band ziemlich bepackt ist. Besonders gern fotografiert der Soziologie- und Philosophiestudent bei Konzerten: „Die Musiker driften immer so cool ab und ihr Körper entwickelt dabei eine Eigendynamik. Diese versuche ich einzufangen.“ Die Bühnen des Feierwerks kennt Michi nicht nur aus seiner Zeit als Mitarbeiter, sondern auch als ehemaliger Frontmann der Münchner Hardcore Band „Ropes“ nur allzu gut: „Es bleibt natürlich immer eine besondere Verbindung, man kennt die Leute und kommt gern oft zurück.“ Das Feierwerk ist neben Partyveranstaltung unter anderem für seine Jugendarbeit und politische Aufklärungsarbeit firm bekannt.„Das sind alles Dinge, die das Feierwerk für München wertvoll machen. 

Von:Gabriella Silvestri

Mein München: Marienplatz

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Menschen zu fotografieren ist manchmal gar nicht so leicht. Es ist schwierig, den perfekten Moment zu erwischen. Vor allem dann, wenn man die Menschen in dem Moment und nicht nachträglich zensieren will, wie Julian Mittelstaedt. Sein Projekt ist unter dem Namen  “oeffentlichzensiert” auf Instagram zu finden.

Julian Mittelstaedt, 25, fotografiert am liebsten Menschen auf der Straße. Für seine Reihe „Öffentlich Zensiert“ (noch bis zum 27.03. in der SZ Junge Leute Ausstellung „München – Am Rand“ im Farbenladen zu sehen) hat er Passanten abgelichtet, deren Gesicht zufällig verdeckt ist. Der Gedanke dahinter: „Wenn du auf der Straße Menschen fotografierst, müsstest du eigentlich nach einer Erlaubnis fragen“, erklärt Julian. „Zensur ist in der heutigen Fotografie ein brisantes Thema.“ Und das Einholen einer Erlaubnis nicht immer möglich. Deshalb hat der 25-Jährige nach einem Weg gesucht, Gesichter zu zensieren, „aber nicht in der Post-Production, sondern direkt vor Ort.“ Heißt: Julian Mittelstaedt sucht nach einer zufälligen Verschleierung. Das kann mal eine Zeitung sein, aber auch ein Baugerüst oder ein Schatten, der sich über das Gesicht legt – wie hier im Bild, das am Marienplatz entstanden ist. Wer glaubt, die Aufnahme der spontanen entstehenden Momentaufnahmen sei ein Kinderspiel, liegt falsch: Julian fotografiert ohne Autofokus, deshalb muss das Timing stimmen. Da die Bilder nicht gestellt sind, ist es ein kleines Kunststück, den richtigen Moment abzupassen. „Das kann auch schon mal vier bis fünf Stunden dauern.“ Das Projekt möchte er auch in Zukunft weiterführen und hat dafür den Instagram-Account „oeffentlichzensiert“ ins Leben gerufen. 

Von: Valerie Präkelt

Mein München: Ostfriedhof

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Gerade fertig mit der Schule, muss Yunus Hutterer, 18, nun überlegen, wie es weitergehen soll. Neben der Fotografie interessieren ihn auch bewegte Bilder. Momentan ist er in der Ausstellung “München – am Rand” im Farbenladen mit seiner Fotoreihe “Randbemerkungen” zu sehen.

Mit seiner Kamera zieht Yunus Hutterer, 18, durch die Straßen der Innenstadt von München. Er ist auf der Suche nach spannenden Hinterhöfen, die er für sein neues Fotoprojekt „Hinterhof-Idylle“ ablichten kann. „Ich möchte nach einem festen Konzept und einer Idee fotografieren“, sagt der junge Mann. Für Yunus ist die Stadt München chic. Verglichen mit anderen Großstädten findet er sie sauber und clean. Doch wenn man genauer hinschaut, findet man auch hier Orte, die „relativ abgeschottet und verkommen aussehen“.
 So auch der Innenhof von einem Teppichverkäufer am Ostfriedhof. Ein Orientteppich liegt in einer Pfütze im dreckigen Kies, ein Auto steht in der Einfahrt daneben. Hier bleibt Yunus stehen, nimmt seine Kamera und drückt auf den Auslöser. „Obwohl ich türkische Wurzeln habe, hatten wir nie einen Teppich mit Orientmuster zu Hause. Aber mein Mousepad sieht so aus“, sagt Yunus und lacht.

Gerade mit der Schule fertig geworden, beschäftigt sich Yunus neben der Fotografie auch mit vielen anderen Dingen. Bewegte Bilder interessieren ihn beispielsweise sehr. Wie es jetzt weitergehen soll, weiß er noch nicht genau. „Mein nächstes Projekt ist jetzt erst mal meine Zukunftsplanung“, sagt Yunus. Pläne für diverse Praktika bei Münchner Fotografen hat Yunus aber schon.

Von:Stefanie Witterauf

Mein München: Hauptbahnhof

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Eigentlich hätte David Speier, 20, an diesem Abend zuhause bleiben sollen. Doch der Drang, die Stimmung der Ungewissheit an Silvester am Münchner Bahnhof mit seiner Kamera festzuhalten, war größer. 

Feiern durfte David Speier, 20, an Silvester 2015 nicht. Er war kurz zuvor an der Hand operiert worden und musste sich deshalb schonen. Als jedoch gegen 22 Uhr die ersten Nachrichten von der Terror-Warnung eintrafen und Kollegen aus Berlin ihn anriefen, er solle unbedingt Fotos vom Geschehen machen, „kribbelte es einfach zu sehr.“ Also fuhr David zum Hauptbahnhof und hielt die nächtliche Stimmung mit seiner Kamera fest.

„Es war eine sehr komische, sehr angespannte Atmosphäre“, sagt er. Viele Leute hätten zuerst einfach gar nicht gewusst und verstanden, was los war. Viele Ausländer seien noch verlorener gewesen. „Als die Leute dann nach Mitternacht langsam heimfahren wollten und auch immer mehr Betrunkene auf den Straßen unterwegs waren, wurde es dann noch ein wenig unangenehmer“, sagt David.

Seit er sich vor drei Jahren eine teurere Kamera gekauft hat, ist David, der eigentlich Landschaftsbau studiert, für Agenturen und Zeitungen unterwegs und fotografiert vor allem „soziale Bewegungen“. Dabei geht es ihm darum, das, was passiert, möglichst wirklichkeitsgetreu zu dokumentieren.
 Er hofft, dass ihm dies auch an Silvester gelungen ist. Die schwarzen Silhouetten der Polizisten vor dem weihnachtlich erleuchteten Eingang des Bahnhofs scheinen die Gegensätze, die in dieser Nacht aufeinanderprallten, zu veranschaulichen: Feierlaune, knallende Korken, gute Vorsätze und Verwirrung und Angst.  

Foto: David Speier

Von: Theresa Parstorfer

Mein München: Alte Pinakothek

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Momentan porträtiert Lion Mayer meistens Menschen. Aber manchmal, so wie an dem Tag an der Pinakothek, sieht er ein Motiv und muss es einfach festhalten – auch dann, wenn er nur sein Handy und nicht seine analoge Kamera griffbereit hat.

Für Lion Mayer ist es wichtig, sich beim Fotografieren mehr auf das Motiv zu konzentrieren. Genau jene Gedankenfreiheit war an einem Sommertag im Juli von großer Bedeutung. Lion war gerade mit einem Freund an der Alten Pinakothek unterwegs, um sich ein Basketballspiel anzuschauen, als der junge Fotograf sein Handy zückte, sich nicht von diversen Kameraeinstellungen, wie zum Beispiel der Belichtungszeit, ablenken lies und ein Foto machte.

Lion ist in der Maxvorstadt aufgewachsen und dort oft auf Motivsuche. „München ist ein bisschen langweilig, aber wenn man ein wenig sucht, findet man schon interessante Motive“, sagt Lion. Wenn er nicht gerade nur mit seinem Handy ausgerüstet ist, fotografiert der 18 Jährige viel mit seiner analogen Kamera. „Die Farben. Das Korn. Die Qualität“, sagt er.
Im Moment arbeitet er an privaten Projekten und porträtiert dafür oft Menschen. Authentizität ist ihm dabei sehr wichtig. Die Personen sollen sich nicht verstellen und sich wohlfühlen. 

Ob er einmal in die Fußstapfen seines Vaters tritt, der ein erfolgreicher Porträtfotograf ist, weiß er noch nicht. Schule ist erst mal wichtiger. Er geht im Moment in die 11. Klasse des Gymnasiums. „Für mich ist es mehr ein Hobby, das viel Zeit in Anspruch nimmt und aus dem auch was herauskommt. Einfach immer weiter arbeiten und daran wachsen“, sagt Lion.

https://www.instagram.com/dunkelburry/

Von: Yunus Hutterer