Mein München: Marienplatz

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Menschen zu fotografieren ist manchmal gar nicht so leicht. Es ist schwierig, den perfekten Moment zu erwischen. Vor allem dann, wenn man die Menschen in dem Moment und nicht nachträglich zensieren will, wie Julian Mittelstaedt. Sein Projekt ist unter dem Namen  “oeffentlichzensiert” auf Instagram zu finden.

Julian Mittelstaedt, 25, fotografiert am liebsten Menschen auf der Straße. Für seine Reihe „Öffentlich Zensiert“ (noch bis zum 27.03. in der SZ Junge Leute Ausstellung „München – Am Rand“ im Farbenladen zu sehen) hat er Passanten abgelichtet, deren Gesicht zufällig verdeckt ist. Der Gedanke dahinter: „Wenn du auf der Straße Menschen fotografierst, müsstest du eigentlich nach einer Erlaubnis fragen“, erklärt Julian. „Zensur ist in der heutigen Fotografie ein brisantes Thema.“ Und das Einholen einer Erlaubnis nicht immer möglich. Deshalb hat der 25-Jährige nach einem Weg gesucht, Gesichter zu zensieren, „aber nicht in der Post-Production, sondern direkt vor Ort.“ Heißt: Julian Mittelstaedt sucht nach einer zufälligen Verschleierung. Das kann mal eine Zeitung sein, aber auch ein Baugerüst oder ein Schatten, der sich über das Gesicht legt – wie hier im Bild, das am Marienplatz entstanden ist. Wer glaubt, die Aufnahme der spontanen entstehenden Momentaufnahmen sei ein Kinderspiel, liegt falsch: Julian fotografiert ohne Autofokus, deshalb muss das Timing stimmen. Da die Bilder nicht gestellt sind, ist es ein kleines Kunststück, den richtigen Moment abzupassen. „Das kann auch schon mal vier bis fünf Stunden dauern.“ Das Projekt möchte er auch in Zukunft weiterführen und hat dafür den Instagram-Account „oeffentlichzensiert“ ins Leben gerufen. 

Von: Valerie Präkelt