Youth Okay Bandfoto
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Die SZ Junge Leute Spotify-Playlist im Juli 2019

Versteh einer die Musikindustrie: So viele Releases wie diesen Monat erwartet man normalerweise nur im Weihnachtsgeschäft. Was ist da los? Ist das die gemeinschaftliche Jagd der Songwriter auf den Sommerhit? Oder ein letztes Aufbäumen vor dem großen Sommerloch, das jedes Jahr erwartbar im August die Musikwelt auf der Stelle treten lässt? Oder ist es einfach nur Zufall? Was auch immer, wer einen Überblick über das letztmonatliche musikalische Geschehen in München (und bis zu zehntausend Kilometer außenrum) sucht, der scrolle einfach runter.

 

Bilderbuch – Mr. Refrigerator

Bei der Hitze setzt die Trägheit ein. Die ganze Stadt läuft nur noch auf Sparflamme. Die Hauptbeschäftigung der Münchner besteht im August darin, sich von Schattenplatz zu Schattenplatz zu hangeln. In weiser Voraussicht haben Bilderbuch einen Song gedroppt, den sie schon länger in petto hatten. Mit Mr. Refrigerator karikieren sie die Ach-so-coole Instagram-Relationship. Unterkühlt, aus der Angst Gefühle zuzulassen, keine Verpflichtung, Hauptsache easy – im Sommer vielleicht das Richtige. Im täglichen Umgang täte uns allen aber ein bisschen mehr Wärme nicht schlecht. Bilderbuch bringt die nötige Energie, um die Trägheit abzuschütteln. Und vielleicht unsere Ängste. (VM)

Seeed – Lass Sie Gehn

Ich weiß nicht, ob ich schon mal so gehyped war wie auf das neue Album von SEEED. Und das, obwohl noch nicht mal hundertprozentig klar ist, dass es ein neues Album geben wird. Zwei neue Singles ist aber immerhin ein Indiz – und für mich ein inneres Bedürfnis, diese Playlist damit zu füttern. (MM)

Giant Rooks & AnnenMayKantereit – Tom’s Diner

Ein altbekannter Hit, neu interpretiert von zwei der faszinierendsten Stimmen Deutschlands, ist mit seinem Dada Tata ein unberechenbarer Ohrwurm. Pausen werden spannungsvoll in die akustischen Sounds gesetzt und so möchte man den Track am liebsten direkt in Dauerschleife hören. Die Kombination beider Sänger ist mehr als überzeugend und lässt auf mehr gemeinsame Projekte hoffen. (SK)

Victoryaz – One or Peace

Zuerst der zweite Platz bei der Band des Jahres-Wahl der SZ Junge Leute, jetzt auch noch der Titel “Münchner Band des Jahres” beim Sprungbrett-Bandcontest des Feierwerks. Für Victoryaz führen gerade alle Wege steil nach oben. Zurecht. (MM)

A Story For Reflection – I Need U

Es klingt wie Kaffeesatzlesen: Ich wusste schon im Mai, dass die Band mich begeistern würde. Woher die Vorahnung? Jakob Muehleisen hat mir nach seinem Auftritt im Farbenladen gesteckt, dass er und die anderen Mitglieder von A Story Of Reflection sich zum Songschreiben für eine Weile gemeinsam zurückziehen werden. Im Lenz war ich hin und weg von Jakob, heute bin ich es immer noch. I Need U sollte draußen gehört werden, wenn die Sonne schon untergegangen ist und die Nacht zum Tag wird. Zumindest mache ich es so. (MF)

The Black Keys – Shine A Little Light

Der Titel trifft genau ins Schwarze. Zumindest für mich. „Shine a little light“ auf eine bestimmte Etappe meines Lebens: Mit 14 Jahren auf dem Parkhausdach sitzen, ins Schwimmbad einsteigen, am Eisbach das erste Bier trinken. Sich wild fühlen, frei und irgendwie erwachsen. Immer dabei: Die Black Keys. Jetzt bin ich fast 10 Jahre älter und mich überkommt das gleiche Gefühl, wenn sie ihre Riffs spielen. Der Track “Shine a little light” klingt nach Melancholie, aber auch nach Aufbruch und ich werde melancholisch. Eine Hymne meiner Jugend auf meine Jugend. (VM)

YOUTH OKAY – Quite A Lot Alone

Die neue Single von Youth Okay ist nicht nur wortgewaltig, sondern auch musikalisch sehr ausdrucksstark. Die Situation, die der Song beschreibt, kennen mehr Menschen als man denkt. Musik ist hier ein wichtiges Medium für eine wichtige Message: it’s ok not to be ok. (MJ)

Blackout Problems – SORRY

Eine wunderbare Hymne ans Scheitern, die eine erstaunliche Leichtfertigkeit vermittelt. Und Vorfreude auf den Blackout Problems-Gig auf dem Free & Easy. (MJ)

Niki & The Dove – Ode to Dance Floor

Das Elektropop-Duo mitten aus Stockholm bringt neuen Wind in jede Party. Ode to the Dancefloor überzeugt mit verspielten Beats, einem fesselnden Flow und nostalgischem Sound. Einmal den Song angemacht ist es schwierig nicht mitzutanzen und von den besten Partynächten zu träumen. Und so kann ich den Lyrics nur zustimmen: My love for you will never ever go out. (SK)

Metronomy – Walking In The Dark

Mein erster Gedanke zu dem Song: Das Instrumental erinnert mich an die Titelmelodie von Tetris. In langsam und mit tiefen Tönen, aber ganz in Metronomy-Manier. Dazu ein super skurriles Video mit viel Greenscreen, Gold & Gamelanen, die traditionellen Instrumente aus Indonesien. Die sind übrigens auch für meine Tetris-Assoziation verantwortlich. All in All: Ein Festmahl für die Augen und für die Ohren. (VM)

Fleur en Fleur – WORTH

Schon das Musikvideo ist eine Ansage: Professionell produziert zeigt es vordergründig die ausdrucksstarke Performance einer jungen Tänzerin, sowie die Münchner Dragqueen Janisha Jones bei ihrem Schminkritual. Starke Frauen, Akzeptanz und Diversität sind Themen, für die das Münchner Schwestern-Duo “Fleur en Fleur” in ihrer Musik steht. So auch textlich in ihrer neuen Single “Worth”: “How can she accept that she’s beautiful, when the media does its best to hide everything that is natural? When society’s pressure is knocking us out, instead of pushing us forward they try to be holding us down.“ Ein R&B-Frauenpower-Song im Stil von Beyoncé oder Alicia Keys – wichtig, stark, kämpferisch – also in meiner Playlist jederzeit und sofort herzlich willkommen. (AmV)

L One, Keller Flavour – Kodak

Eine schwarze kleine Dose mit hellgrauen Deckel. Daran denke ich wenn ich den Namen Kodak höre. Ich denke an die guten alten Zeiten, wo die Welt noch nicht digital war und ich noch ein kleines Kind. Vor jedem Foto musste man sich ganz genau überlegen, ob es was wird. Die Bilder wurden zum Entwickeln gebracht und nach ca. einer Woche konnte man die Bilder abholen. Sind alle was geworden? Sind die Augen rot oder sogar zu? Die neue LP von L One und Keller Flavour, aufgenommen in Hansi’s Room, hat nicht nur den Titel Kodak, sondern weckt auch vergangene analoge Bilder meiner Kindheit in meinem Kopf. (AV)

Anomalie – Le Bleury

Dem Computer das Menschsein beizubringen, darin liegt das Talent von Produzent Anomalie. Denn obwohl seine Beats (vermutlich) programmiert sind, haben sie diesen gewissen Groove, dieses besondere Laidback-Gefühl. Attribute, die normalerweise das Spiel des Menschen dem der Maschine überlegen machen. Kopfnickgefahr. (MM)

SLATEC – Yöahch

Menschen wie einen Computer klingen zu lassen, darin liegt das Talent der Band SLATEC. Denn obwohl ihre Musik in Echtzeit von Live-Musikern improvisiert wird, besitzt sie diese gewisse Repetitivität, das Auf und Ab aus Rise und Drop, unterstützt durch eine Vielzahl elektronischer Spezialeffekte. Musikalische Formen, die bisher nur in computergestützten Produktionen möglich waren. Abdancegefahr. (MM)

Dirty Loops – Work Shit Out

Dirty Loops werden sicher nicht wegen ihrer tiefgründigen Lyrics gefeiert. Auch nicht wegen einer politischen Position, die sie einnehmen. Der Hype um das schwedische Trio kommt vielmehr von ihrer beeindruckenden technische Finesse am Instrument, die sie liebend gerne zur Schau stellen, von experimenteller Harmonik über eingängige Melodien, von Tanzbarkeit trotz rhythmischer Komplexität. Und auf all das legen sie in ihrem neuen Song noch eine Schippe drauf. Band-Marketing in Perfektion. (MM)

Noise Raid – Black Fog

Hin und Her gerissen. So mag man sich fühlen, wenn man diesem Song der Münchener Band Noise Raid lauscht. Mit E-Gitarre, Bass und Schlagzeug gleiten sie von Thema zu Thema, die aggressiv aber auch zuckersüß wirken. Schnell wird klar: mitwippen ist hier zwecklos, denn die schnellen Tempowechsel greifen gekonnt nahtlos ineinander. Die erzeugte Stimmung ist kaum greifbar – eben wie Nebel so ist. (AE)

Heruin – Issue

Die Neuinterpretation des Nu-Metal, die Heruin auf ihrer EP “Addict” hinlegen, ist einfach großartig. Dissonante Akkordsprünge oder eine flüsternde Stimme im Outro produzieren eine wunderbar düstere Stimmung und holen für mich Sounds alter Lieblingsbands wie Korn zurück. Gekonnt spielt die Band aber auch mit neueren Einflüssen. (MJ)

Slipknot – Solway Firth

Slipknot war in Bezug auf die Energie und Stimmung der Crowd eine der besten Live-Bands, die ich je gesehen habe. Jeder Song ein Brett, auch dieser neue. Album und Tour können für mich nicht schnell genug kommen! (MJ)

Haiyti – Sansibar

Einmal nicht aufgepasst, hat Haiyti schon wieder gefühlt zig neue Lieder und Musikvideos veröffentlicht. Für Fans von gut eingesetztem Autotune ist das jedes Mal ein wahrer Genuss, was die Künstlerin da herausbringt. In “Sansibar” geht es ein wenig entspannter und melancholischer zu, fast schon “balladig”, will man sagen. Und bei ihrer Aufforderung “Komm mit nach Sansibar” will man am liebsten sofort zusagen und mit ihr hinfliegen. (AD)

 

Zum Ende der Liste gibt’s Musik unserer Bands der Woche im Juli: Saltyskin, TYDES und JaYYah. Unsere Band der Woche Fírn hat noch keine Musik auf Spotify veröffentlicht.

 

Unsere Liste auf Spotify:

 

von Viktoria Molnar, Maximilian Mumme, Sarah Kratzl, Max Fluder, Marietta Jestl, Amelie Völker, Alina Venzl, Annika Eßmann und Aylin Dogan.

Foto: YOUTH OKAY