Der Singer-Songwriter Yngve Wieland wuchs an der irischen Küste auf, zog erst nach London und dann nach Deutschland – das hat seine Songs geprägt
Von Max Fluder
Rastlosigkeit: Vielleicht braucht man das als Musiker. Wenn man auf Tour geht und kaum zu Hause ist. Wenn man immer wieder neu auf der Suche nach Songideen ist. Wenn auf das eine Konzert das nächste folgt. Woran macht man dann seine Laufbahn fest? Der Singer-Songwriter Yngve nutzt seine veröffentlichten CDs, um seinen Werdegang zu erzählen. Zu beinahe jedem Cover gibt es eine Geschichte. Er war lange Zeit Bandleader der Americana-Band Yngve & The Innocent aus London, zusammen haben sie sogar auf dem Londoner Trafalgar Square gespielt. Davor war Yngve alleine in Dublin unterwegs. Jetzt ist er in Deutschland. Wieder – müsste man sagen.
Geboren wurde Yngve Wieland in Kaiserslautern, aufgewachsen ist er in Sligo an der irischen Westküste. Dort hat er seine ersten musikalischen Schritte bei den Blues-Sessions gemacht, die der Vater in seinem Elternhaus veranstaltete. Dort, im dünn besiedelten Land, ließ es sich auch ungestört üben. Keine Nachbarn, die sich beschweren, wie sie es in den Städten gibt, die in Yngves Leben folgen sollten: Sechs Jahre Dublin, sechs Jahre London und jetzt halt München. Er sei immer in den Städten „gelandet“, das Land vermisse er schon. Manchmal zieht es ihn dorthin noch zurück. Zum Songschreiben. Oder zum Entspannen. Welche Stadt hat ihn am meisten geprägt? „London ist die Stadt, in der ich mich am meisten weiterentwickelt habe. Aber eine Liebe zu Dublin, zu dieser irischen Tradition von Musik bleibt.“
„Musik-Dichter“ und „Poet“ sind zwei seiner Selbstbeschreibungen. Seine Songs handeln von Verschiedenem, manches ist überraschend banal. Blaue Turnschuhe sind ein Thema, aber auch Wirtschaftskrisen und natürlich die Liebe. „Es schwingt immer mit, was um einen herum passiert. Die Geschichten nehmen dann ihre eigene Form an.“ Die Texte sollen nahbar sein, persönlich. Sie sollen den Zuhörer erreichen. Früher schrieb er zuerst die Musik, dann den Text. Mittlerweile ist es andersherum. „Die Texte stehen mehr im Vordergrund“, sagt er.
Unerwähnt bleiben soll die Musik trotzdem nicht. Der Song „You’ll Be Mine“ verbindet Blues-ähnliche Melodien mit Elementen des Folk und einem rasanten Rhythmus. Hohe, schnell aufeinanderfolgende Pianotöne dominieren den Song. Man hat beinahe das Gefühl, die Tasten werden immer schneller angeschlagen. Das rhythmusgebende Schlagzeug hetzt den Sänger und die anderen Instrumente quasi vor sich her. Manchmal kommt es aber auch zu kurzen Drum-Soli, fast schon rockig. Andere Songs sind ruhiger, melancholischer und orientieren sich mehr an klassischen Blues-Songs.
Yngve zieht Songideen oft aus dem Alltäglichen, aus einer Umgebung. Aber München inspiriert ihn bisher eher wenig. Vielleicht braucht das aber auch nur Zeit. „Es kann auch gut sein, dass mich München in Zukunft noch genauso inspirieren wird.“ Nach einer längeren Musikpause fängt Yngve nun an, in München aufzutreten. Ein Neustart quasi, mit anderer Besetzung. Erste Konzerte hat er unter anderem im Stemmerhof oder als Support in der Milla gehalten. Am Dienstag, 26. November, tritt er bei den Monaco Sessions auf, wieder im Stemmerhof. Eines stört ihn an München „Die Subkulturen fehlen mir ein bisschen.“
In seinem neuesten Lied beschäftigt er sich mit der Sicht von Kindern auf die Welt, deren offener Herangehensweise, diesen direkten Gefühle. Aber auch mit seinen eigenen Gefühlen als Außenseiter: In Irland war er der Deutsche, in England der Ire, in Deutschland der Englischsprechende. „Wenn ich meine Gefühle ausdrücke, funktioniert das besser auf Englisch“, sagt er. Seine Heimat sei Irland, vielleicht ist es ein bisschen auch die Musik.
Yngve
Stil: Americana, Singer-Songwriter
Besetzung: Yngve Wieland (Liedermacher)
Seit: 2005
Aus: München
Internet: https://www.facebook.com/andtheinnocent/