Das Projekt dieser beiden Musiker gibt in seinem Namen Rätsel auf – das passt zu ihren Themen, die sich mit den Tücken der menschlichen Kommunikation beschäftigen.
Von Eva Klotz
Am Anfang steht eine Frage. Whoiswelanski? Wer also ist Welanski? Ist es eine Band? Ist es ein Musiker? Der Internetauftritt gibt Rätsel auf. Viele Informationen über dieses Projekt, das erst seit einigen Wochen öffentlich ist, gibt es noch nicht. Alles, was zu finden ist, ist ein Foto zweier junger Musiker, in deren Gesichtern nicht auszumachen ist, ob sie gerne für das Foto posieren. Die beiden heißen Josef Pötzinger und Tobias Weber, und sie erzählen in fröhlichem Bairisch von ihrem Projekt. Sie sind Freunde seit der Grundschule, haben ihre gesamte Schulzeit in der Schliersee-Gegend in denselben Klassen verbracht.
Als whoiswelanski sind sie ganz neu auf den Münchner Bühnen, in der Musik sind sie aber seit Jahren gemeinsam unterwegs und spielten zusammen schon in vielen Projekten. Hauptsächlich in Jazz- und Bigbands. Es begann 2016. Da hörten sie das damals neueste Album von Bon Iver, dem ambitionierten, elektronisch-akustischen Projekt des US-Amerikaners Justin Vernon. Das beeindruckte sie so sehr, dass sie beschlossen: Solche Musik muss es auch auf Deutsch geben, in einer neuen Version. „Wir kennen keine andere Band auf Deutsch, die wie wir klingt“, sagt Josef. Und Tobias fügt gleich hinzu: „Das soll gar nicht arrogant klingen. Wo sind diese Bands? Wir würden uns mehr davon wünschen.“ Sie blicken kritisch auf die deutsche Indie-Musik, wollen es aber nicht besser, nicht auf Teufel komm raus anders machen – sondern einfach so, wie sie es sich musikalisch vorstellen. Dafür begaben sie sich zwei Jahre auf Findungsphase in einem Keller in München. Es entstand Musik, die stets an der Grenze zur Eingängigkeit bleibt. Sie ist so synth-lastig und schwelgerisch-melancholisch, dass sie an die Band MGMT erinnert, gleichzeitig ist sie inhaltlich oft abstrakt. Man merkt diesen Songs nicht an, dass keine vierköpfige Band dahintersteht, sondern nur zwei Musiker spielen.
Meistens entstehen ihre Songs so, dass einer der beiden mit einer Idee kommt, mit einem verrückten Pattern, einer musikalischen Spielerei oder einfach einem interessanten Soundschnipsel. „Es beginnt immer mit dem Zufall, das macht es so interessant“, sagt Josef. Im Laufe des Schreibens wird es dann immer weniger zufällig, wenn sich ein Gesamtkonzept zusammenfügt. Ihr Ziel dabei: Bilder statt Nachdenken sollen bei Zuhörenden hervorgerufen werden. Der Gesang steht nicht vor, sondern gleichberechtigt neben der Musik, ist mit ihr zu einem assoziativen Klangbild verwoben. Die Bilder, die sie erzeugen wollen, beschäftigen sich mit den Problemen und Zwischentönen der Kommunikation. Ihre erste Single „16 Hertz“, die am 27. September erscheint, ist benannt nach der Frequenzschwelle, ab der Geräusche für Menschen unhörbar werden. Das Unhörbare, das Spürbare im Zwischenmenschlichen interessiert sie. „16 Hertz“ handelt vom Um-sich-selbst-Kreisen, vom Blick in den Spiegel und der Wahrnehmung anderer, bleibt dabei oft unkonkret und offen für Interpretation. Trotzdem sollen ihre Texte zugänglich bleiben. Sie singen bewusst auf Deutsch. „Das fühlt sich sonst so an, als ob man etwas verliert, die Direktheit in den Texten“, sagt Tobias. Englische Bands gebe es außerdem schon genug.
Am 1. Oktober spielen whoiswelanski ihren ersten öffentlichen Auftritt auf einer Dachterrasse in München. Dahinter steckt einige Bastelei, denn was die beiden in ihrem Keller kreieren, ist live gar nicht so einfach zu verwirklichen, ohne dass zu viel vom Band kommt. Tobias zeigt dazu ein Foto auf seinem Handy, es zeigt seinen Arbeitsplatz: Zu sehen ist ein Hocker, darum stehen im Kreis ein Synthesizer, ein Keyboard und ein Schlagzeug. Das spielt er alles gleichzeitig. So treten die beiden mit ihrer musikalischen Vision zum ersten Mal in München auf. Das Debütalbum ist schon fertig und soll nächstes Jahr folgen.
Und wer ist denn nun Welanski? „Das haben wir uns auch schon gefragt“, sagen die beiden Musiker und lachen. „Am Ende ist das alles so fiktiv, dass es jeder für sich selbst entscheiden und interpretieren sollte.“