Unsere Autorin Sarah hat sich viel vorgenommen für diese Woche: Die Wiesn umrundet sie eher, dafür geht es zu Skate-Events und jungem Theater.
Von Sarah Kratzl
Nachdem ich den Sommer dank eines gebrochenen Fußes größtenteils im Bett verbracht habe, möchte ich den September und die letzten warmen Tage richtig auskosten. Umso gespannter bin ich, wohin mich meine ersten Schritte auf zwei gesunden Beinen tragen, und freue mich, endlich wieder Münchens Kreativ-Szene erkunden zu können.
Der Freitag ist dick umrundet in meinem Kalender: Heute findet der Globale Klimastreik statt, ausgerufen von Fridays for Future. Beim Start am Königsplatz hoffe ich, auf möglichst viele bekannte Gesichter zu treffen, um gemeinsam für eine nachhaltigere und grüne Zukunft der Erde zu demonstrieren. Jede Stimme zählt und so wird es mitten in München um 12 Uhr bestimmt richtig laut.
Riesenräder gibt es nicht nur auf der Wiesn, deswegen lockt mich der Freitagabend an den Ostbahnhof. Dort schaue ich voraussichtlich im Container Collective bei Banzai Skateboards – Celebrating an Icon vorbei. Die Skate-Szene hat immer spannende Veranstaltungen zu bieten. Im Container freue ich mich auf Kunst, Drinks, Bilder von der Straße und viel Musik im Schatten des Riesenrads.
Eine Auszeit vom ersten Lederhosen-Trubel finde ich am Samstag bei Feminist and Activist Poetry through the Ages. In der Munich Readery werden abends Texte verschiedener Autorinnen vorgelesen. Und ich bin gespannt, welche neuen Inspirationen ich von dem Abend mitnehmen werde. Danach ziehe ich weiter ins Korner beim Gärtnerplatz oder vielleicht auch direkt ins Bett.
Morgens im Englischen Garten die ersten Sonnenstrahlen genießen und abends weiter in den Farbenladen radeln. So sieht mein Plan für den Sonntag aus. Im Farbenladen besuche ich eine Ausstellung, die mit einem Pizzadesign beworben wird: Tutti Frutti. Hinter dem bunten Namen verstecken sich sechs Graffitikünstler, die ihre Werke von Malerei bis hin zu Skulpturen präsentieren und diese auch als „kulturelles Up-Cycling“ bezeichnen. Klingt vielversprechend.
Wer mich kennt, weiß, dass ich das Theater seit langer Zeit liebe. Deswegen lasse ich mir diesen Montag die Aufführung von Love im Bellevue di Monaco nicht entgehen. Eine Gruppe von Jugendlichen, die Kammerklicke, zeigt hier eine Neuinterpretation von Romeo & Julia. Der Abend wird garantiert spannend und energiegeladen. So oft schon haben mich junge Stücke mindestens genauso sehr wie hochgelobte Inszenierungen überrascht und gefesselt. Zudem bin ich mir sicher, dass man sich als junger Theaterspieler ganz speziell über neue Zuschauer freut.
Von einem Film habe ich in letzter Zeit von Berliner Freunden besonders viel gehört: Systemsprenger. Der rasante Film handelt von einer 9-Jährigen und hat nicht nur auf der Berlinale, sondern auch bei den Oscars viel Aufmerksamkeit erregt. Deswegen schlendere ich am Dienstag zum Screening in den City Kinos und freue mich auf das angekündigte Experten-Filmgespräch im Anschluss.
Nach der Arbeit schaue ich am Mittwoch bei Puzzleaction in der U-Bahn Galerie an der Universität vorbei. Hier gibt es momentan eine Ausstellung zu entdecken, die sich um das Spannungsfeld zwischen Skaten und urbaner Architektur dreht. Zu sehen gibt es Skulpturen, die als Kunstwerk und gleichzeitig als Skatespot genutzt werden. Ich bin gespannt, wie sie mit der oft illegalen Nutzung des öffentlichen Raums umgehen und die Kombination von Skateboarden und Kunst auf einer neuen Ebene betrachten.
So gezielt, wie ich diese Woche die Wiesn umrundet habe, geht es am Donnerstagnachmittag zielstrebig für meine Kollegen und mich auf die Oide Wiesn, wo wir am ehesten noch einen Platz ergattern. Nach ausgiebig Blasmusik geht es für mich bestimmt noch zu meinem persönlichen Wiesn-Highlight, dem Riesenkettenkarussell. Mein Tipp ist, unter der Woche zu fahren, da man dann deutlich länger durch die Lüfte fliegt. Sollte die Wiesn unerwartet zu viel Andrang haben, spazieren wir weiter zu einem Hinterhof um die Ecke: in die Karotte. Dieser gemütliche Bar- Geheimtipp hat nur donnerstags geöffnet.
Das Wochenende steht vor der Tür. Gut gelaunt geht es am Freitag nach der Arbeit zur Premiere von Hedda Gabler im Volkstheater. In der Hauptrolle spielt als neues Ensemblemitglied die talentierte Anne Stein. Als Ibsens Hedda ist sie zwischen existenzieller Leere und dem Drang nach Macht auf der großen Bühne zu sehen. Die Premierenparty mit Nebel und Sounds findet im Anschluss statt. Meine Füße trainiere ich heute ausnahmsweise auf der Tanzfläche – garantiert bis spät in der Nacht.