Unser Autor Luca hat sich viel vorgenommen: das Umme-Block-Konzert im Technikum, die Ausstellung „Stromzähler“, die „tunnel.visions“ im Blitz – und doch steht die ganze Woche unter einem dunklen Schatten.
So eine Kolumne will immer auch einen Einstieg haben, der eine Geschichte erzählt. Am besten eine vom Schreibenden ganz persönlich. Das ist aber gerade dann gar nicht so einfach, wenn es um einen Text geht, dessen Inhalt aus den schönen Seiten Münchens und den spannendsten Veranstaltungen von einem bis zum nächsten Freitag bestehen soll – der erste Freitag aber der 27. Januar, also der Holocaust-Gedenktag, ist.
Anlässlich dessen findet im Literaturhaus eine Lesung aus Grete Weils autobiographischem Roman „Der Weg zur Grenze“ statt. Die deutsch-jüdische Schriftstellerin überlebte den Holocaust im niederländischen Exil. Ihr Ehemann wurde nach der Besetzung der Niederlande durch die Nazis in einem Konzentrationslager ermordet. Der Roman war ihr erster und blieb fast 80 Jahre lang vergessen, bis er von der Literaturwissenschaftlerin Ingvild Richardsen wiederentdeckt wurde. Sie moderiert den Abend mit dem Autor Arnon Grünberg.
Auch in den folgenden Tagen bis zum zweiten Freitag finden sich in meiner Woche die ein oder andere Passage Sprache. Aber dazu später mehr. Am Samstag besuche ich erst mal die Finissage der Ausstellung mit dem Titel Stromzähler. Zugegebenermaßen nicht wirklich aussagekräftig. Auch weil das sonst so ergiebige Netz nicht mehr hergibt als einen Flyer und einen Nebensatz. Aber gerade das macht die Ausstellung spannend. Und immerhin: Unter den 29 Namen der dort ausstellenden Kunstschaffenden finden sich auch einige, von denen ich nicht zum ersten Mal höre. Zum Beispiel Gülbin Ünlü oder der Modedesigner Predrag Pelé Petrović. Am Abend gibt es dann Musik von einer Band, von der die Lesenden der Junge-Leute-Seite auch nicht das erste Mal gehört haben werden: Umme Block. Das Münchner Electronica Duo steht am Samstag im Technikum auf der Bühne.
Am Sonntag findet dann gleich die zweite Finissage an diesem Wochenende statt. Im Farbenladen des Feierwerks sind die Arbeiten der Künstlerin und Grafikdesignerin Bella Illenberger zu sehen.
Den Montag und den Dienstag verkrieche ich mich wohl für einige Monate das letzte Mal in die Bücher und Studien für der Uni. Die Bachelorarbeit ist schon geschrieben, will aber diese Woche noch verteidigt werden.
Die Bachelorarbeit war auch Grund dafür, dass ich im Herbst, also in der Zeit, in der es mich immer am stärksten in das Kino zieht, keine Zeit hatte, mich zwischen Fremden sitzend von den Bildern auf einer Leinwand mitreißen zu lassen. Die Bilder, die mich am Mittwoch im Werkstattkino hoffentlich bewegen werden, stammen aus der Hand des Regisseurs Samir Nasr. In seinem Film „Sharaf“ spiegelt die Situation in einem Gefängnis „die komplexe Situation der arabischen Gesellschaft wider, die unter Diktatur und Armut leidet, abhängig von einem ungerechten globalen Wirtschaftssystem“.
Nun aber zu den bereits angesprochenen Passagen Sprache. Oder bei dem Menschen, dem man am Donnerstag in München im Residenztheater beim Sprechen zuhören kann, eher: Sprachfragmente, Sprachfetzen, und Sprachströme. Ihnen zu folgen dürfte beim Philosophen Slavoj Žižek nur den wenigsten möglich sein. So wird es wahrscheinlich auch mir gehen. Das macht aber wenig, schließlich ist er auf eine nicht ganz erklärbare Weise mindestens so unterhaltsam wie schwer zu greifen. Im Anschluss an das unterhaltsame Nicht-Verstehen schaue ich vielleicht noch im Blitz vorbei. Dort findet die Electronic Experimental Jazz Veranstaltungsreihe „tunnel.visions“ statt.
Sollte es mich am Ende der Woche doch noch einmal zu den Inhalten meine Kommunikationswissenschaftsstudium hinziehen, gibt es von kommender Woche an im Eine-Welt-Haus die Ausstellung „Vergessene Welten und blinde Flecken“ zu besuchen. Die Ausstellung zeigt Ergebnisse einer Langzeitstudie, die sich mit der Unausgewogenheit der Berichterstattung von Leitmedien in Bezug auf den sogenannten globalen Süden auseinandersetzt. Die Woche ist fast vorbei und am Freitag der erste Start in ein Wochenende nach dem Ende meines Bachelors. Das heißt für mich langersehntes feiern. Und das geht am Freitag mit Musik von zwei Bands, die den Lesenden der Junge Leute Seite genauso bekannt sein werden wie Umme Block. Lauraine und Barska and the Factory spielen in der Milla.
Luca Lang