Das Projekt dieser beiden Musiker gibt in seinem Namen Rätsel auf – das passt zu ihren Themen, die sich mit den Tücken der menschlichen Kommunikation beschäftigen.

München Lebt. Menschen und mehr.
Das Projekt dieser beiden Musiker gibt in seinem Namen Rätsel auf – das passt zu ihren Themen, die sich mit den Tücken der menschlichen Kommunikation beschäftigen.
Miriam Fendt, 22, versucht als DJ Miroslove die Indie-Party-Szene in München ein wenig offener zu machen. Sie legt nur Musik von Frauen auf, einen weiblichen Act nach dem anderen Weiterlesen “Tanz den Feminismus”
Jonas Kemmler und Tristan Kaiser sind das Indie-Duo Alinea. In den Songtexten der Münchner Band schwingt die Melancholie oft mit, die Musik hingegen ist euphorisch. Für den Herbst 2019 ist eine Tour geplant
Selbst singen: Mittwochs findet im Cord Club jetzt ein Indie-Karaoke statt. Danach kann weitergefeiert werden
Nadja Huber, Tillmann Jost und Manuel Palacio gründen mit Indie.munich ein Stadtmagazin im Kompaktformat
Das wichtigste Prinzip für The Nice Nice beschreibt Tim Sullivan in zwei Worten: „No rules.“ So ein Plan könnte im Chaos enden – doch gemeinsam mit Tom Appel entstanden zauberhafte Indie-Songs. Es entstand innerhalb kürzester Zeit ein Sound voller Überraschungen zusammen, der sich zwischen schrägen Background-Chören der Beatles und den Orgeln und layed-back-Tempi der Doors befindet – mit einer Prise verträumter Melancholie des Soloprojekts von Pete Doherty
Im Suff in Mexiko hat Manuel Palacio von Fancy Footwork schon mal spontan seine spanische Muttersprache vergessen. Das ist aber noch nicht die ganze Geschichte. Was ihn am Münchner Nachtleben überrascht: Dass es immer noch das Tanzverbot gibt. Weiterlesen “Durch die Nacht mit: Manuel Palacio von Fancy Footwork”
Wo sind eigentlich meine langen Hosen und meine langärmligen Oberteile? Der Sommer scheint sich langsam zu verabschieden. Nachdem München im August manchmal wie leer gefegt aussah und es auch irgendwie dort, wo normalerweise so viele Menschen abhängen, herrlich ruhig war, kommt nun langsam aber sicher wieder mehr Bewegung in die Stadt.
Weiterlesen “Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Ornella”
Auch bei regnerischem Wetter weiß unsere Autorin, dass München viele Aktivitäten zu bieten hat. Wie elektronische Musik beim “Feines Tier Rudeltreffen” im Bahnwärter Thiel, bis zum “{un][split} Science & Art Festival” im Muffatwerk. Und vielleicht können ja doch noch ein paar Sonnenstrahlen eingefangen werden, etwa in der Alten Utting.
Weiterlesen “Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Serafina”
Die Band The Living nennt sich jetzt LVNG und zieht ein eindeutiges Selbstbewusstsein aus der Wandlung. Am Samstag, den 14. April werden die Münchner mit einem Konzert im Strom ihre neue EP “Kimono” veröffentlichen.
Mit den Vokalen verschwand bei der Münchner Indie-Band The Living auch die Unschuld. LVNG nennen sie sich jetzt und eigentlich ist das nun auch eine völlig andere Band als die liebliche Indie-Pop-Folk-Band, die sich die vergangenen drei Jahre unter dem ursprünglichen Namen eine Karriere erspielte, die wirkte, wie für eine deutsche Vorabendserie geschrieben: Zwei Geschwisterpaare plus ein Gitarrist aus dem Münchner Umland spielen seit Jugendtagen zusammen; wunderschön, liebenswert und ein bisschen spießig. Ja, aber diese Unbedarftheit ist wie gesagt mit den Vokalen verschwunden.
Jetzt ist man hip, am Puls der Zeit, der Vorstadt entflohen und hoffentlich im „Kosmopolitischen“ und in den „pulsierenden Großstädten“ angekommen, wie es der Pressetext zur neuen EP „Kimono“ verspricht. Auch wenn die Idee mit den fehlenden Vokalen schon ein bisschen älter ist. Das begann bei den Hip-Hoppern vor weit mehr als zehn Jahren, die Hipster folgten wenig später. Mit der Musik von LVNG ist da im Vergleich Spannenderes passiert. Denn die wurde von Musikern der einstigen Münchner Hochglanz-Pop-Hoffnung Claire produziert. Nun ist sie kaum wiederzuerkennen. Als hätte man die Songs, die früher von sanften Keyboards, einer Akustik-Gitarre und der schon damals beeindruckend souligen Stimme von Sänger Karlo Röding getragen wurde, völlig digitalisiert. Die Klangflächen pumpen sich in Dubstep-Manier voran, als hätten sie Schluckauf, Karlos Gesang ist fragmentiert darüber gesetzt und die Backgroundstimmen wurden mittels Autotune ordentlich robotisiert. Ja, als das anfing, dass man Vokale aus Bandnamen wegließ, befand sich der Gebrauch von Effekten wie Autotune oder Vocodern gerade an der Grenze vom billigen Mainstream-Popmittel zum subversiven Underground-Sound. Denn diese digitalen Stimmwandler klangen, vor allem, wenn man sie überdosierte, schlicht ultra geschmacklos. Man hatte noch Chers späten Neunzigerjahre-Hit „Believe“ im Ohr und noch nicht genug Distanz dazu, um diesen schon wieder cool zu finden, dass es wie die ultimative Auflehnung gegen das popkulturelle Establishment erschien, solche Klänge in Underground-Produktionen zu benutzen. Seit Längerem erlebt Autotune, spätestens seit dem derzeitigen Erfolg von Haiytis Album „Montenegro Zero“, wieder eine Renaissance im Mainstream.
Ein bisschen machen also die zu LVNG umgestylten The Living den Eindruck, als würden sie all diese ehemaligen Subkultur-Codes, die es in den Mainstream geschafft haben, an sich nehmen und zu einer hyper-hippen zeitgenössischen Popästhetik verquirlen wollen. Eine solche Herangehensweise ist nicht ganz ungefährlich, zumal LVNG damit ihr einstmals größtes Gut, ihre Natürlichkeit, mit der sie sich hartnäckig beibrachten immer bessere Songs zu schreiben, verabschieden. Denn man hört der Musik, die sie als vorerst nicht im Netz verfügbare, rein physikalischen EP am Samstag, 14. April, im Münchner Strom veröffentlichen, an, dass der Style wichtiger ist als alles andere. Doch die Band zieht ein eindeutiges Selbstbewusstsein aus ihrer Wandlung, auch wenn Musik und Stil weniger die Speerspitze als das derzeit Etablierte der Popmusik sind.
Foto: Andreas Strunz
Text: Rita Argauer