Ekaterina Astafeva; Foto: Sonya Yaroshenko

München hat Hausarest: Zuhause mit Ekaterina

Wir wollen euch die Zeit zu Hause ein bisschen schöner machen. Unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag München” heißt deswegen wieder “München hat Hausarrest”. Denn, zusammen ist man weniger allein ❤. Unsere Autorin Ekaterina vermisst Partys und Ausstellungen und versucht in ihrem vollen Stundenplan ein bisschen Zeit für Frühlingsgefühle zu finden.

Der Frühling ist bald da, die warme Sonne lädt einen ein, spazieren zu gehen oder zumindest auf dem Balkon zu lernen. Ich habe leider keinen Balkon, und Zeit zum Spazieren habe ich auch nicht wirklich – mein Stundenplan lässt mir wenig Zeit dafür. Doch ich versuche, die wenigen freien Stunden gut zu nutzen und nicht nur an der Isar mit einer Flasche Spezi zu sitzen, sondern auch ein bisschen Kultur zu genießen – fast als wäre alles schon wieder wie früher.

Dieser Freitag fängt mit der Abschlusspräsentation eines Schul-Projektes an. Daran haben wir einen ganzen Monat gearbeitet, und ich bin so aufgeregt, dass ich am Abend sicher etwas zum Ausgleich brauche. Zum Glück streamt der Habibi Kiosk um 18 Uhr ein bisschen Live-Musik. Alaa Alhargani & Faruk Mirza spielen Ney und Tar. Mit orientalischen Musikinstrumenten. Ich habe sie live noch nie gehört, deswegen freue ich mich schon sehr!

Samstags habe ich endlich Zeit für meine Hobbys, die unter der Woche leider oft unter den Tisch fallen. Letzen Monat habe ich mir ein neues Hobby ausgesucht: Ukulele spielen. Zum Glück habe ich einen Mitbewohner, der so nett und vor allem geduldig war, mir ein bisschen was beizubringen. Und ich muss sagen, ich bin einfach begeistert! Auch jemand wie ich, die noch nie im Leben ein Instrument in der Hand gehalten hat, kann nach ein paar Stunden Übung einen kleinen Song spielen. Ich weiß zwar nicht, ob meine WG von meiner Klimperei so erfreut ist. Aber naja, sie müssen wohl damit leben.

Danach würde ich eigentlich gerne feiern. Ich muss gestehen, ich werde langsam nostalgisch. Wisst ihr noch, wie wir alle im ersten Lockdown bei den Online-Partys mitgemacht haben? Ach, das waren Zeiten! Dieses Wochenende legt eine Kommilitonin von mir auf einer Online-Party vom Radio Welle20 auf, da schaue ich vorbei.

Gespielt wird Techno, und zwar schon ab 14 Uhr! Am Abend gibt es noch einen Livestream, den das Harry Klein überträgt. Also mit Musik und Tanzen bin ich am Samstag sicher versorgt.

Nach der Online-Party am Samstag muss ich Sonntags sicher erstmal ausschlafen. Danach würde ich gerne spazieren gehen, vor allem weil das Wetter in München so gnädig ist. Ich schnappe meinen Freund, unseren Hund, eine Flasche Spezi und gehe zu Isar, die Sonne genießen. Danach komme ich kurz beim Bellevue di Monaco vorbei. Da kann man gerade die Open-Air-Ausstellung „You have to be as cool as Alain Delon“ anschauen. Die zwölf ausgestellten Fotos sind im Laufe eines Workshops für Geflüchtete entstanden.

1. März, das heißt für mich, der Frühling ist da! Ich weiß nicht, wie es bei euch war, aber ich hatte das Gefühl, dieser Winter findet kein Ende. Vor allem im Februar war ich so verzweifelt, dass ich mir langsam selbst den Frühling nach Hause geholt habe: Ich habe mir eine neue Pflanze angeschafft und die bunten Klamotten aus dem Kleiderschrank geholt. Doch es ist endlich soweit! Und das will ich gerne mit einem neuen Anfang feiern. Vielleicht fange ich endlich mal einen Spanischkurs auf Coursera an? Es ist kostenlos und man kann sich so viel Zeit nehmen, wie man will. Drückt mir bitte die Daumen, dass ich es wirklich schaffe!

Am Dienstag kommt noch ein neuer Anfang – joggen gehen. Endlich kann man auch nach neun Uhr aus der Haustür raus – das muss man nutzen! Davor schaue ich bei einem online Live-Chat der Alten Pinakothek vorbei. Es wird über Selbstbildnisse und Künstlerinszinierungen von Albrecht Dürer bis Paul Cezanne gesprochen. Anmelden muss man sich bis Montagmittag, die Veranstaltung ist kostenlos.

Erinnert ihr euch noch, wie ich am Sonntag bei der Open-Air Ausstellung vom Bellevue di Monaco war? Leider ist eine Vernissage gerade nicht umsetzbar, deswegen haben sich die Organisator*innen etwas anderes überlegt. Am Mittwoch um 19 Uhr findet ein Livestream-Gespräch mit Teilnehmer*innen statt. Ich bin gespannt, was sie über ihre Erfahrung erzählen!

Nach einem langen Schultag freue ich mich, Zeit mit meinen Mitbewohnern zu verbringen. Seit einem Monat haben wir eine wöchentliche Veranstaltung: Jeden Donnerstag holen wir uns eine Pizza aus einem Laden um die Ecke, ein paar kühle Flaschen Bier und schauen – seid ihr bereit? – Germanys Next Top Model. Ja, ich weiß, ich weiß, ihr habt das sicher nicht erwartet. Ich erkläre es gleich!

Als ich klein war, so ungefähr zwischen sieben und zehn, wollte ich unbedingt Model werden. Ich war sogar eine Weile in einem Verein, in dem ich gelernt habe, selbst Kleidung zu nähen und auf dem Laufsteg zu laufen. Wie ihr wahrscheinlich vermutet, hat es mit dem Modeln nicht funktioniert: Bald habe ich den Journalismus für mich entdeckt und mich für diesen Beruf entschieden. Doch seitdem sind solche Model-Shows eine Art guilty pleasure für mich.

Und vor allem diese Saison ist besonders interessant: Sehr viele Teilnehmer*innen haben ungewöhnliche und starke Geschichten. Eine Frau, deren Familie aus Syrien nach Europa geflohen ist, eine Trans-Frau, Curvy-Models, kleine Frauen: Ich habe das Gefühl, dass man dieses Mal tatsächlich den Gedanken vermittelt bekommt, dass alle Frauen schön sind, nicht trotz, sondern auch dank ihrer Besonderheiten. Und wenn man sich doch langweilt, kann man bei einem lustigen Bingo mitmachen. Wer vier typische Sprüche in der Reihe sammelt, bekommt ein Bier geschenkt.

Es ist schon wieder Freitag, die Zeit vergeht viel zu schnell! Ich versuche mir am Abend ein bisschen Zeit für mich selbst zu nehmen und mich nach der anstrengenden Woche zu erholen. Sollte ich doch noch Lust auf etwas außer Serien im Bett haben, dann höre ich mir eine Online-Diskussion über Gewalt gegen Frauen an. DasPathos München veranstaltet eine Talk-Runde mit Expert*innen, die über ihre Arbeit erzählen werden. Leider ist das Thema immer noch aktuell, und der Weltfrauentag ist nur noch ein zusätzlicher Anlass, nochmal darüber zu reden.

Die Woche ist so schnell vorbei, und ich hoffe, dass ich das Geplante wirklich so realisiere, wie ich will. Und auch wenn ich statt bei einer Diskussion zuzuhören eine Folge meiner feel-good-Serie anschaue oder einfach mit meinen Mitbewohnern einen Tee in der Küche trinke – ist auch okay. Schlussendlich ist alles immer noch nicht wie früher.