Lilit And The Men In Grey (Bluesrock)

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Jahr: 2013, Woche: 49

Das Publikum ist hart bei Frauen mit E-Gitarre und Bass, der Diskurs um das Geschlecht folgt leider immer noch zwangsläufig. Die Musikerinnen von Lilit And The Men In Grey sind sich dieser Sache bewusst – und spielen damit. Sie nennen Tarantino-Filme als Einfluss, auch weil sie den Sinn des Regisseurs für Erotik und Frauen mit starker Persönlichkeit schätzen.

Es ist die Sehnsucht nach einem anderen Leben, zumindest nach einer anderen Zeit. Etwa die, in der noch analog fotografiert wurde. Nur, die Fotos macht man jetzt mit Instagram, die Outfits findet man in mütterlichen Kleiderkisten, und die Haare kriegt man mit ein bisschen Übung auch so zusammengesteckt wie Brigitte Bardot. Die Münchner Band Lilit And The Men In Grey (Foto: Sebastian Stiphout) spielt mit dieser Ästhetik. Aber sie nehmen die Inszenierung ernster und zeigen sich konsequent als Figuren, die auch vor 40 Jahren hätten leben können. Dem Wüsten-Blues, den sie spielen, hört man jedoch an, dass er die musikalische Gegenwart, zumindest in Form der White Stripes, sehr genau kennt.

Als The Coxx machte die Band vor ein paar Jahren das erste Mal von sich reden. Ihre Musik klang ähnlich, und auch damals spielten sie schon mit einer äußerlich inszenierten Ästhetik. Das Publikum ist hart bei Frauen mit E-Gitarre, der Diskurs um das Geschlecht folgt leider immer noch zwangsläufig. Und die Band um die Sängerin Sandra Le wählte schon damals den Angriff: Kurze Höschen und Schmollmünder wurden so offensiv getragen, dass sich sämtliche Diskussion erübrigte. Jetzt nennen sie Tarantino-Filme als Einfluss, auch weil sie den Sinn des Regisseurs für Erotik und Frauen mit starker Persönlichkeit schätzten, sagt Gitarristin Jana Hartmann.

Das Wilde der Inszenierung schätzt auch Rosa Kammermeier, die Einzige des Quintetts ohne The-Coxx-Erfahrung. Die Bassistin spielt auch bei der Shoegaze-Band Come Back Harriet, die würden aber gerade pausieren und ihr die Zeit geben, die großen Pläne von Lilit And The Men In Grey umzusetzen: ein Album, viele Konzerte, aber eben auch eine Menge gut in Szene gesetzter Bandfotos und Musikvideos. Am Donnerstag, 5. Dezember, treten sie im Atomic Café auf.
Rita Argauer

Stil: Bluesrock
Besetzung: Sandra Le: Gesang; Jana Hartman: Gitarre; Laila Friedrich: Gitarre; Jennifer Weinzierl: Schlagzeug; Rosa Kammermeier: Bass
Aus: München
Seit: 2013
Internet: lilit-and-the-men-in-grey.de; www.facebook.com/lilitandthemeningrey

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.