Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im April 2019

Ein Monat randvoll mit neuen Releases liegt hinter uns. Den lassen wir mit dieser Playlist noch einmal Revue passieren. Unter anderem jetzt auf dem Streaming-Markt: Nach sieben Jahren was neues einer gewissen Berliner Dancehall-Formation, ein Song über den Geruch von Urin und die Debüt-Single einer Exil-Münchnerin.

 

Seeed – Ticket

Diesen Text musste ich zweimal schreiben. Hatte ich doch ursprünglich die übliche Tirade über Helden der Kindheit und ihre Verunstaltung durch den kontemporären Mainstream verfasst, muss ich meine Meinung beim gar urplötzlich erschienenen neuen Song von Seeed um 180° drehen: wunderbar entspannter Frühlings-Hit mit absolutem Ohrwurmpotential. Zwar sind die Berliner durch Reggaeton-Beat und ein wenig Autotune aktuellen Trends gefolgt, doch im Gesamtklang bleiben sie ihrem Stil treu. Ein weiteres “Ding” würde ich mir aber trotzdem wünschen. (MM)

 

Von wegen Lisbeth – Westkreuz

Wir Menschen sind sinnliche Wesen. Egal ob’s das Parfüm der Exfreundin oder der dampfende Apfelkuchen der Großmutter ist – wir erinnern uns an Gerüche. Gut so! Schließlich sind all das Erinnerungen in dieser sich schnell wandelnden Welt. Für die Berliner Band Von Wegen Lisbeth wird sich trotz der vielen Veränderungen eines nicht ändern: “Der Fahrstuhl am Westkreuz kriecht noch immer nach Pisse”, singt der Lead-Sänger im Refrain ihrer neuen Single “Westkreuz”. Liest sich eigenartig, klingt aber richtig gut. (AT)

 

Mine & Giulia Becker – Einfach so

Mit dem Titel ihres aktuellen Albums bringt es Mine ganz gut auf den Punkt: “Klebstoff”. Ihre Songs bleiben an einem kleben; sie haften sich fest als Ohrwürmer. Jeder einzelne Track darauf beweist, dass Mine einfach so mal deutsche Popmusik wieder cool macht. Und “Einfach so” passt da als Song dann natürlich perfekt in die Tracklist. Zusammen mit Giulia Becker singen die beiden darüber, dass sie einfach das machen, worauf sie Bock haben – egal was andere denken und sagen. (AD)

 

Ebow – Ja Ja

Wann war der Partner zuletzt auf Whatsapp online? Mit wem schreibt er? Wo ist er unterwegs? Bekannte Eifersuchtsattacken, die sich oft auch aus einer gewissen Vermutung heraus entwickeln. Wer dieses Gefühl kennt, der wird “Jaja” von der Ex-Münchner Rapperin Ebow richtig fühlen. Sie ärgert sich in den Lyrics um den offensichtlichen Betrug des Anderen und um die Lügen, die sie sich dabei auch noch anhören muss. (AD)

 

Broken Back – She Falls

Der sonst so gechillte und friedliche “Broken Back” kann auch flott und beinahe düster: Mit seinem neuesten Song “She Falls” bewegt sich der französischen Alternative/Indie-Musiker in für ihn ziemlich ungewohnten Rhythmen, Tönen und Stimmfarben. Trotzdem oder gerade aufgrund dieser Überraschung ist dieser Song absolut hörbar und mitreißend. (AV)

 

Chiddy Bang – Opposite of Adults

Das Studium neigt sich dem Ende, da wird man schon mal nostalgisch. Über gefeierte Partys, verpasste Vorlesungen und freie Tage im Englischen Garten. “Tell mommy I’m sorry / This life is a party”. Ob es das auch im Vollzeitjob bleibt? Man wird sehen. (MM)

 

LVNG – Never Ever

Never Ever ist auch der Name eines Ordner auf meinem PC. Dort sind Sachen drin, die ich am liebsten nie mehr sehen oder hören würde. Löschen möchte ich sie trotzdem nicht. Beim Track von LVNG würde mir das Löschen gar nicht erst in den Sinn kommen. Für eine ganze Weile wird der bei mir noch rauf und runter laufen und mich daran erinnern, dass es manchmal auch ganz schön sein kann, am Ziel vorbeizuschrammen. (MF)

 

Khalid – Talk

Wir müssen reden! Wenn sogar Disclosure, John Mayer und Hit-Boy als Produzenten bei der Debüt-Platte mithelfen, kann ja eigentlich kein Schrott rauskommen. Ist auch so. Und vergesst nicht bei all dem Reden auch zuzuhören. (IP)

 

MEUTE – The Man with the Red Face

Zwar kein Münchner Track, dafür der unschlagbare Beweis für die Weltläufigkeit des (bayerischen) Bläser-Sounds. Labrassbanda machten Volksmusik wieder cool. Moop Mama peppten den Hip-Hop mit frischen Beats auf. Und jetzt diese Jungs aus Hamburg, die den Techno von den dunklen Kellerclubs zurück auf die Straße bringen. Hammer. (LS)

 

The Chemical Brothers – The Universe Sent Me

Vier Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Ob das Duo zwischendurch die Orientierung verloren hat und ihr neues Werk deshalb “No Geography” genannt hat? Keine Ahnung. Dafür ist aber sicher: Die neuen Songs enttäuschen nicht und wurden den Fans tatsächlich irgendwie vom Universum geschickt. (IP)

 

Zooanzoo – Bug

Es wird wärmer, die Insekten kommen wieder. Zum Glück, sollte man sagen. Trotzdem schrecke ich hoch, wenn ich gedankenversunken plötzlich dieses rot-schwarze etwas auf mir entdecke. Schockstarre. Faszination. Musik kann das auch. Und dann heißt der Track übersetzt auch noch Käfer. (MF)

 

Machete Dance Club – Cheap Motel

Man möchte meinen, die Jungs von Machete Dance Club sind allesamt Schreinermeister. Sind sie doch wahrlich Spezialisten für echte Bretter. So eins ist auch der Opener ihrer Debüt-EP – Hartholz mit Mahagoni-Finish. (MM)

 

KNOWER – One Hope

Dieser Moment, wenn eine deiner Lieblingsbands klammheimlich eine neue Single droppt und du erst Monate später davon erfährst. Genauso nervig wie Sätze, die mit “Dieser Moment, wenn” beginnen. (MM)

 

DAXX – Golden Gate

Es gehört einiges an Mut dazu, in der Heimat alles hinzuschmeißen, in ein anderes Land und eine so teure Stadt wie London zu ziehen und dort eine Karriere als Musikerin zu starten. Die Münchnerin Marina Sprenger hat diesen Schritt gewagt – seit diesem Monat scheint sich der Mut auszuzahlen: Unter dem Pseudonym DAXX gibt es nun ihre erste Single zu hören. (MM)

 

Jacob Collier – Make Me Cry

In every soul is the need to grow older / To speed up the passing of time / I don’t know why / But it makes me cry”. Die traurige Wahrheit. Je technologisierter die Welt, desto stärker spürbar. (MM)

 

Dazu gibt’s noch Songs unserer Bands der Woche im April: Youth Okay, Herzog Ernst, Jakob Muehleisen und L One.

 

Unsere Liste auf Spotify:

 

von Maximilian Mumme, Anastasia Trenkler, Aylin Dogan, Amelie Völker, Max Fluder, Isabel Prößdorf und Louis Seibert.

 

Foto: Machete Dance Club