Wir hören andauernd Musik. Ob beim Lernen in der Klausurenphase, im Zug auf dem Weg zur Arbeit oder einfach nur so, zur Entspannung. Manchmal ist das das Mainstream-Lied, das gerade durch alle Hitradios dieses Landes läuft. Und manchmal irgendein Singer-Songwriter aus der hintersten Ecke Australiens, den außer uns vielleicht noch seine eigenen Eltern gut finden. Und um dieser Vielfalt auch bei der Jungen-Leute Seite gerecht zu werden, wollen wir ab heute einmal im Monat die Lieblingslieder unsere Redakteure in einer Spotify-Playlist präsentieren.
Main Concept feat. Blumentopf – München halt
Ich bin a Zurgroaste, ich gebs ja zu. Und trotzdem nenn ich München Heimat. Besonders dann, wenn ich an den Münchner Sommer denke. Bestes Augustiner an der Isar, vor der Akademie, am Königsplatz. Dazu Main Concept – München halt. Aber wie es mit Dingen, Orten und Menschen ist, die man liebt: Man darf auch mal kritisch sein. Anfangs dachte ich, in München wird mich nichts lange halten. Viel zu sauber, viel zu schnöselig, viel zu wenig bunt. Nach zwei Jahren weiß ich, dass es so sein kann. Aber ich weiß auch, dass es noch so viel mehr gibt. München halt, easy halt, dafür ist man nie zu alt.
Jacqueline Lang
George Ezra – (Watching Paint Dry) Song 6
Matsch überall: an meinen Gummistiefeln, in meinen Gummistiefeln und auch an jedem anderen Kleidungsstück. Dieser Song katapultiert mich wieder auf die Wiese des Musikfestivals, auf dem ich letztes Jahr war und George Ezra zum ersten Mal live erleben konnte. Der Song (Watching Paint Dry) Song 6 ist so melodisch und harmonisch, dass er mich jedes Mal wieder ins Träumen geraten lässt: „We are only dreaming and I’m dreaming only of you“. Ein Song von dem man sich einnehmen lassen und seine Gedanken einfach treiben lassen kann. Und der einen auch den Schlamm in seinen Schuhen vergessen lässt.
Stephanie Albinger
Marble Sounds – (How It’s Going to) End
Es gibt Songs für jeden Wochentag. Das hier ist ein Song für den Sonntag. Um den Tag Tag sein zu lassen. Um einfach mal faul zu sein. Um auf dem Fensterbrett zu sitzen und nichts zu tun. Entschleunigung pur – und wer ein Faible für traurige Liebeslieder hat, sollte häufiger einen Ausflug in die Benelux-Länder einplanen. Marble Sounds aus Brüssel ist mittlerweile schon mehr als ein Geheimtipp (und auch ein bisschen gefälliger als in den Anfängen), aber immer noch ideal für einen musikalischen Slow-Mop.
Michael Bremmer
Matt Corby – Trick Of The Light (Live On The Resolution Tour)
Ab der ersten Sekunde ist Trick Of The Light vollkommen in sich stimmig. Von den Drums über die Querflöte bis zur herrlich souligen Stimme Matt Corbys passt einfach alles zusammen. Trotz der tiefenentspannten Atmosphäre, die den ganzen Song umhüllt, baut der Australier eine Spannung auf, der man sich nicht entziehen kann und welche sich am Ende des Titels auf eine unglaublich harmonische und lässige Weise entlädt und auflöst. Das Lied läuft bei mir auf Dauerschleife und trotzdem bin ich jedes Mal aufs Neue fasziniert von Matt Corbys Loop-Live-Performance und der Unbeschwertheit, die von der ganzen Band ausgeht. Besonders zu empfehlen ist deshalb auch das Live-Video zum Song, bei dem ich immer ganz schnell ins Schmachten gerate.
Katharina Würzberg
The Arcs – The Arc
Egal, um was es geht – manchmal ist ein bisschen mehr Zeit alles was wir brauchen. „I gotta get a little more time, to shine, I just need a little more time“ – der Song „The Arc“ von dem Debutalbum von The Arcs, einem Nebenprojekt von Black Keys – Gitarrist Dan Auerbach, sprüht nur so von der Angst vor dem letzten Versuch, der letzten Möglichkeit, alles wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. „Working just to beat the clock, all I need is one more stop“ – was, wenn wir den letzten Stopp verpassen?
Matthias Kirsch
AVEC – Dead
Ich stehe zu meiner Schwäche für süß-schmachtenden Indie-Herzschmerz. Deshalb ist ein absolutes Lieblingslied im Januar „Dead“ von AVEC. Diese Neuentdeckung aus Oberösterreich schafft es, mir auch nach dem hundertsten Mal Hören noch eine Gänsehaut auf den Rücken zu zaubern, wenn sie singt: „No one will hurt you, he said, and left me. No one, will hurt you I promise.“ Da sind keine Schnörkel an den Melodien, kein Pathos und kein Kitsch und trotzdem drücken die Texte eine Wahrheit aus, die so traurig ist und eine Traurigkeit, die so wahr ist, dass es wehtut. Wenn gegen Ende des Songs dann doch noch ein paar elektronische Unterlegungen auftauchen, wird das Ganze nicht nur noch intensiver, sondern auch abwechslungsreicher und aufgepeppter als Vieles, was andere Singer-Song-Writer so zu bieten haben. Ich bin gespannt, was man von der 20jährigen jungen Frau noch so alles zu hören bekommen wird.
Theresa Parstorfer
Babyman – Sexy Maserati
Kultstatus seit der ersten Folge: Wenn Heiko „Schotty“ Schotte in der Serie Tatortreiniger irgendwo Blut wegschrubbt, dann weiß man, dass es um die deutsche Fernsehlandschaft nicht so schlecht steht, wie immer behauptet wird. Staffel fünf der Grimme-Preis-prämierten Serie hat den Fans nun überraschend einen Ohrwurm beschert. In der Folge „Freunde“, die diesen Januar ausgestrahlt wurde, trifft Schotty seine alten Kumpels aus der Jugendzeit wieder – und hört gemeinsam mit ihnen den Song „Sexy Maserati“, der mit trashigem Plattencover, albernem Text und schrägem 70er-Jahre-Porno-Sound daher kommt. Wer nun glaubt, Interpret Babyman sei in unserer Elterngeneration Kult gewesen, der irrt: Babyman ist das Alter Ego von Musiker Carsten Meyer, der bereits die Titelmusik der Serie komponierte. Trotzdem: Anhören lohnt sich.
Carolina Heberling
Panic! At The Disco – Don’t threaten me with a good time
Das hat einer mal ein starkes Ego: Panic! At The Disco-Sänger Brendon Urie hat im Laufe der mittlerweile fünf Alben alle anderen Bandmitglieder entweder zu Tourmusikern degradiert oder gleich zum Abschied bewegt. Und doch muss man zugeben: das neue Album „Death of a Bachelor“ ist mit seinem dekadenten Bombastsound absolut fantastisch. Dabei sticht das atemlose „Don’t threaten me with a good time“ noch hervor. Urie ist aus Las Vegas und genau so stellt man sich einen Abend mit ihm dort vor, „Champagne, Cocaine, Gasoline – and everything between.“ Deshalb bringt mich das Lied auch gut über den etwas tristen, lernintensiven Münchner Januar: bei so viel überzeichneten, knall-bunten Vegas-Klischee tritt die Methodenklausur schnell mal in den Hintergrund, zu Gunsten der Vorfreude auf die nächste WG-Party – dann natürlich mit Urie als Partyplaner.
Philipp Kreiter
Cold War Kids – First
Entdeckt und fleißig gepusht von der Blogger Szene, sind die Cold War Kids seit über zehn Jahren fester Bestandteil der internationalen Musikszene und mit ihrem neuen Album „Hold my Home“ erfolgreich wie zuvor. Getreu der Aussage „We don’t love being in a studio; we focus more on the writing“ präsentieren die Musiker aus Californien wieder ein Album voller Geschichten, ausgearbeitete Lyrics zum Zuhören und Mitdenken, und ziehen mich mit jedem Song mehr in ihren Bann. Die Single „First“, die auch mich persönlich sehr begeistert, erreichte im vergangenen Jahr sogar Platz Eins der US-Amerikanischen Charts. Das ist bei dem Song auch kein Wunder: Die Stimme von Nathan Willett hat mich gerade total gepackt und hilft mir nicht nur, während dem Lernstress auf andere Gedanken zu kommen, sondern inspiriert mich auch, meine eigenen Musikprojekte weiter zu bringen.
Marina Sprenger
Occupanther – Down
Gerade in der Prüfungszeit lasse ich mich von elektronischen Klängen berieseln, die meinen Lernmarathon erträglicher machen. Irgendwo habe ich auch mal gehört, dass Musik den Lernprozess verstärkt. Gerade habe ich eine Playlist mit nur einem Lied angelegt: „Down“ von Occupanther. Vor ein paar Tagen habe ich eine Livesession mit Kurimelo auf Youtube entdeckt. Beim ersten Hören sind mir fast die Tränen in die Augen gestiegen, weil ich den Song so schön finde. Auf Spotify gibt es nur die Studioaufnahme von Occupanther ohne Kurimelo. Dafür kein Musikvideo– und Musikvideos und Lernen verträgt sich gar nicht.
Stefanie Witterauf
Drangsal – Allan Align
Tanzen, Träumen, Abgehen – zu „Allan Align“ von Drangsal ist alles drin. New Wave und Post-Punk mischen sich zu „Brachialpop“ – wie der Herxheimer Künstler Max Gruber seine Musik bezeichnet. Der Beat seiner Debütsingle ist Retro, aber nicht eingestaubt, er holt einen mit voller Wucht in der Gegenwart ab. Und auch wenn diese zurzeit nur aus Pauken für die anstehenden Klausuren besteht, bringt „Allan Align“ frischen Schwung in die muffige Lernhöhle. 3:06 Minuten mit den Hüften wippen und auf den Boden tapsen und schon ist wieder Platz für neuen Theoriebrei. In der ersten LP „Harieschaim“, die im April erscheint, dürfte der wilde Mix aus melancholischem und absolut tanzbarem Sound seine Fortsetzung finden. Wir dürfen gespannt sein!
Michaela Schwinn