Die SZ Junge Leute Playlist im tiefsten Herbst

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Unsere Autoren sind offensichtlich schwer gezeichnet vom
Herbst – zumindest lässt unsere Playlist des Monats das erahnen.  Aber wo Schatten ist, ist auch Licht und häufig hilft gute Musik über Herbstmelancholie und den Sonnenuntergang kurz nach dem Mittagessen hinweg.

Ghemon – Un Temporale

Un Temporale (dtsch. “Ein Gewitter”,  von Ghemon (Gianluca Picariello) aus Mailand beschreibt den Zustand, in dem man sich befindet, wenn man an einer Depression leidet. Der Rapper, der in Italien eher in kleinen Kreisen bekannt ist und auch (noch) nicht zu den Künstlern gehört, die im Radio gespielt werden, setzt sich in seinem neuen Album “Mezzanotte” mit den düsteren Seiten der menschlichen Seele auseinander und experimentiert damit auf musikalischer sowie
auf sprachlicher Ebene. Und spricht endlich über etwas, das in Italien, im
Gegensatz zu Deutschland, in den Medien und der Kunst nicht ganz so oft und
offen diskutiert wird: Panikattacken, Scheitern, Depressionen. Damit landete er überraschend im September auf Platz 3 der in Italien meistverkauften Alben.

Ornella Cosenza


Chronixx – I can

Mimimi, draußen ist es kalt, die nächste Hausarbeit steht an, irgendwie bleibt am Ende des Monats wieder nur Geld für Nudeln mit Soße. Mimimi. Lasst uns ehrlich sein, das sind Luxusprobleme. Und doch ist ein jeder von uns so oft entnervt, gestresst und grantig. Um mir immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass alles halb so schlimm und eigentlich sogar verdammt gut ist, lausche ich “I Can” von Chronixx. Der jamaikanische Reggae-Künstler singt von Sonnenaufgängen und Zufriedenheit. Hilft gegen Herbstblues und Jammerei auf hohem Niveau.

Anastasia Trenkler


Der Nino Aus Wien – I See A Darkness

Der Herbst ist da. Ich sollte das besser akzeptieren. Mein
Soundtrack für ewig lange Spaziergänge kommt heuer aus Wien- auch eine schöne
Stadt!

Louis Seibert


Sylvan Esso – Die Young

Klassisch strukturierte Synthie-Elemente, Gesang, der den
Folk-Hintergrund der Sängerin offenbart, und sehr tanzbare Rhythmen – das sind Sylvan Esso aus North Carolina. Wem das Electropop-Duo bisher noch kein Begriff war, hat nun im Herbst die Gelegenheit dazu, die beiden Musiker aus den Vereinigten Staaten kennenzulernen. Aktuell sind sie nämlich auf Tour, um das zweite Album „What now“ vorzustellen – im November auch in München. Ich habe mich deshalb für ihren Song „Die Young“ entschieden: der zeigt sehr eindrucksvoll, wie vielseitig die Musik von Sylvan Esso ist. Und wie viel Spaß sie macht!

Yvonne Gross


Zugezogen Maskulin – Was für eine Zeit

Ein Video, das gleichermaßen an Rammsteins „Mann gegen Mann“
und eine moderne Theaterinszenierung erinnert. Verstörend, grausam, und
gleichzeitig genial. Dazu ein wütender Text, der die grotesken Zustände unserer
Gesellschaft anprangert, in der sich die desinteressierte Jugend nur um sich
selbst dreht, „eins“ nur noch als Zahl geschrieben wird und Journalismus meist
aus Listen besteht. „Alles ist zum Kotzen, Mittelmaß, wohin man sieht"? Das
neue Album “Alle gegen alle” von Grim104 und Testo ist allerdings
ganz und gar nicht Mittelmaß, sondern geradezu brilliant. Also, Jungs von
“Zugezogen Maskulin”: Was für eine Zeit, um am Leben zu sein!

Anna-Elena Knerich


Pimpy Panda – Es geht los

Auf Deutsch gute Texte zu schreiben ist schwer. Texte im
Funk sind meist nicht sonderlich gut. Schlussfolgerung: Einen Funk-Song mit
gutem deutschem Text zu finden ist unmöglich. Soweit logisch. Doch dann kamen
“Pimpy Panda” und überzeugten mich prompt vom Gegenteil. Ihre Nummer
“Es geht los” ist einfach gute Laune auf Dauerschleife. Und wem der
Text noch nicht genügt, der ziehe sich das Arrangement der Nummer rein.
Delikat! Oder wie der Pimpy Panda zu sagen vermag: “Bamboolicious”!

Max Mumme


Flying Lotus – Theme

Unzugängliche Musik gilt es in den richtigen Kontext zu
rücken, um sie zu verstehen. Das erste Viertel vom Flying- Lotus-Album „You’re
Dead“ besteht fast ausschließlich aus wilden Freejazz Nummern wie dem Introsong
„Theme“. Zu diesem habe ich nur einen Zugang finden können, weil mir bewusst
war, dass er von Flying Lotus stammt, und ich Ihn mit den Ohren eines
LA-Beatkpofes gehört habe. Ich glaube Freejazz jetzt verstanden zu haben.

Hubert Spangler


At Pavillon – Hidden Key

Mein Moment in diesem Monat war die Hörprobe im Technikum.
At Pavillon stürmten die Bühne, einmal einatmen und die Musik aufsaugen.

Jana Haberkern


Fortuna Ehrenfeld – Glitzerschwein

Allein der Name ist perfekt: Glitzerschwein. Kaum
verwunderlich also, dass Martin Bechler, das Sprachgenie hinter Fortuna
Ehrenfeld, bei Grand Hotel van Cleef unter Vertrag ist. Fortuna Ehrenfeld reiht
sich somit in vielerlei Hinsicht wunderbar ein zwischen Kettcar, Tomte und
Spaceman Spiff. Ein Hoch auf die Melancholie!

Jacqueline Lang


Franz Ferdinand – Always Ascending

Das letzte Album von Franz Ferdinand war extrem gut und ist
schon wieder ganz schön lange her. Da freue ich mich besonders, dass die neue
Single „Always Ascending“ einerseits endlich (!) da ist und andererseits auch
ziemlich gut ist – beste Vorzeichen für das neue Album!

Philipp Kreiter


Finlandia – Sibelius

Nehmt euch eure Kopfhörer und lauft an einem grauen
Herbsttag durch den bunten Englischen Garten, atmet tief ein und lasst euch
davontragen.

Anne Gerstenberg


Foto: Cityslang

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Oktober

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München
hat eine Pop-Debatte. Ob berechtigt oder nicht soll an anderer Stelle
beantwortet werden. Auffällig an dieser Playlist ist aber, wie viele unserer
Redakteure diesen Monat Lieblingslieder eben von Münchner Künstlern haben. Ganz
ohne dass wir nachgeholfen haben. Wirklich.

 Warhaus
– Machinery

Sylvie Kreusch. Um diesen Namen im
Internet zu finden, muss man eine ganze Weile suchen. Wieso man es trotzdem tun
sollte? Die weitgehend unbekannte Sängerin aus Belgien unterstützt den
ebenfalls belgischen Musiker Maarten Devoldere bei seinem Soloprojekt
„Warhaus“. Jedenfalls auf dem Album, auf dem sie meist eher eine zweite Stimme
im Hintergrund ist. Wenn man sich jedoch die Live-Aufnahmen von Warhaus
ansieht, wird man sofort in den Bann dieser unglaublichen Sängerin gezogen, die
mit ihrer außergewöhnlichen Stimme mehr ist als eine Background-Sängerin.
Gemeinsam mit modernen Drums und Trompete entsteht eine aufregende Mischung
zwischen melancholischen Melodien und lyrischen Texten, die die Liebe und das
Zwischenmenschliche ganz allgemein besingen.

Marina
Sprenger

 

Mavi
Phoenix – Quiet

An einem Tag die erste eigene Platte
aufnehmen, am nächsten Tag Matura schreiben: Die Österreicherin Mavi Phoenix
ist 1. ziemlich jung und macht 2. ziemlich ausgereifte Musik für ihr Alter.
„Quiet“ ist der erste Vorgeschmack auf ihre zweite EP und zeigt, dass sie sich
im letzten Jahr nochmal weiterentwickelt hat. Vielleicht das nächste große
Talent aus Österreich – zumindest aber gut geeignet zum Mittanzen!

Elisabeth
Kagermeier

 

Hanni
El Khatib – You Rascal You

Laut, kraftvoll – vielleicht sogar
etwas böse. “I’ll be glad when you dead, you rascal you”, teilt Hanni
El Khatib einem (oder einer) Unbekannten in der ersten Zeile von “You
Rascal You” mit. Dass der Original-Song uralt (1929) und ich das Cover aus
einer Werbung kenne, ist egal. Ab der ersten, mächtigen Sekunde interessiert
das niemanden mehr.

Matthias
Kirsch

 

Philipp Poisel – Bis ans Ende der Hölle

Jetzt, wo die kalte Jahreszeit kommt,
kann man auch wieder mal ein bisschen Philipp Poisel hören. Seine Stimme klingt
für manche vielleicht etwas zu weinerlich. Aber gerade das zeichnet diesen
sagenhaften Künstler auch aus!

Barbara
Forster

  

Kytes
– In the morning

Es ist genau dieser Moment zwischen dem
ersten Mal blinzeln am Morgen und der greifbaren Vorfreude auf den Tag. Die
Sonne geht langsam auf, aber es dauert noch. Genauso dauert es, bis die Gitarre
zum ersten Mal einsetzt. Bass und Keyboard sind im Vordergrund – und die Stimme
von Michael Spieler, die plötzlich so ganz anders klingt. Kytes und ruhige
Songs, das geht? Ja – und wie!

Sandra
Will

 

Jacob
Brass – Into Your Heart

Heute einmal zwei Botschaften in einem
Mini-Text: Traurige Lieder machen glücklich! Und: In München gibt es so viele
tolle Musiker. Jacob Brass ist einer von ihnen. Vielleicht ist er gar der größte Singer-Songwriter der Stadt,
auf jeden Fall einer derjenigen, die so viel Potenzial haben und dafür viel zu
wenig Beachtung bekommen. Halt, es kommt noch eine dritte Botschaft: Wer München-Musik
entdecken will, sollte am 5.11. den Sound Of Munich Now im Feierwerk nicht
verpassen!

Michael
Bremmer

 

KAFVKA
– Berlin, Berlin

Erfolgsrezept: Man gebe die Texte von
Kraftklub und die rockigen Grooves von Rage Against The Machine zusammen,
mische einmal kräftig durch und würze mit einer Prise Gesellschaftskritik.
Heraus kommt Kafvka. Die vier Jungs aus der Hauptstadt sind für mich eine der
Neuentdeckungen des Jahres, und so scheinen tausende Zuhörer auf Rock im Park
doch wesentlich angemessener als das 30 Mann starke Publikum bei ihrer
Release-Show in München. Auch wenn sie es im letzten Song “Hit Hit
Hit” abstreiten, ihr im April erschienenes Album “Hände hoch!”
steckt voller Volltreffer. Einer davon ist “Berlin, Berlin”, eine
nicht ganz ernst gemeinte Lobeshymne auf ihre Heimatstadt.

Max
Mumme

 

Felix
Krull – Cäsarenwahn

Zugegeben, ich höre gerne deutschen
Rap. Meistens aber eher Sachen wie K.I.Z. oder Casper, gerne auch Materia. Aber
der Ansatz von Felix Krull gefällt mir gut, musikalisch nah an Acts wie
Alligatoah oder Tom Thaler & Basil, mag ich am selbst ernannten „Stemmer“
neben dem sauberen Stil und gutem Flow vor allem die herrlich abgehobenen
Texte. Bisschen wie Aggro Grünwald, nur eben auch von den Raps her gut. Und
aus München, muss man heutzutage ja dazusagen…

Philipp
Kreiter

 

Drangsal
– Will Ich Nur Dich

Die Achtziger sind wieder da! Wenn ich
damals schon gelebt hätte, würde ich jetzt bestimmt in verschwommene
Erinnerungen an die Zeit der Neuen Deutschen Welle abdriften. Das ist nicht der
Fall und wahrscheinlich auch besser so. Ich feiere eh viel lieber Drangsal, der
es schafft, den abgedrehten Sound von damals wieder zu beleben und gleichzeitig
absolut zeitgemäß klingen zu lassen.

Katharina
Würzberg

LCAW
– Painted Sky

Im Herbst darf es gerne mal etwas
ruhiger sein. Mit “Painted Sky” von LCAW habe ich den perfekten Track
für lange Autofahrten im Regen und Leseabende im Bett für mich entdeckt. Noch
dazu darf ich mich auf “Sound of Munich Now Electronica” freuen. Da sehe
ich den Künstler dann bei seinem Live-Auftritt!

Anastasia
Trenkler

 

State Radio – Riddle in Londontown

Manchmal gibt es diese Lieder, bei
denen ich weinen und lachen gleichzeitig möchte. Eine solche Entdeckung ist
„Riddle in Londontown“ von State Radio für diesen Oktober. Leise, aber trotzdem
schnell fangen die beiden Musiker der US-amerikanischen Band diesen Song an,
aber spätestens im Refrain reißt er richtig mit, zwischen Melancholie und
Euphorie. Ein bisschen wie der Herbst das mit mir macht, zwischen Kaminfeuer
und Blätterigen.

Theresa
Parstorfer

Foto: Philip Klett, Spring Pictures

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im September

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Noch einige Tage läuft das
Oktoberfest in München – und der ein oder andere Wiesn-Besucher könnte das
Bedürfnis haben sich die Kugel zu geben, wenn er noch einmal ein Lied von
Andreas Gabalier hören muss. Gut, dass gerade noch rechtzeitig unsere Playlist
um die Ecke kommt und Alternativen bietet – mit viel guter Mucke und viel made
in Munich!

DOPE
LEMON – Fuck Things Up

Menschliches
Zusammenleben ist eine ständige Herausforderung. Einer
baut Mist, ein anderer ist traurig und am Ende hat es keiner so gemeint. Angus
Stone aka Dope Lemon erinnert mich mit seiner stoischen Gelassenheit daran,
dass wir Geschehenes manchmal einfach hinnehmen müssen, ohne uns lange den Kopf
darüber zu zerbrechen. Denn: Sometimes we just fuck things up.

Katharina Würzberg

 

AMI – Blessing & Curse

Diese
raue und doch weiche Stimme, die dich mit so viel Gefühl und Leichtigkeit
mitnimmt. Mitnimmt in die Geschichte, die sie und die sanften Akkorde erzählt.
Hier ist es die einer Liebe – die auch wehtun kann. Einfach nur schön
zu zuhören.

Stephanie Albinger

 

Passenger
– Young As The Morning Old As The Sea

Leicht
und melodisch kommt der neue Song von Passenger-Sänger Mike Rosenberg daher. „Young
As The Morning Old As The Sea“ erzählt vom Fernweh und der damit verbundenen Suche
nach dem Glück. Rosenberg nimmt seine Zuhörer mit auf eine gedankliche
Fernreise nach Norwegen und Schweden über Russland bis hin nach Spanien. Die
leichten Gitarrenklänge wirken
beruhigend und gleichzeitig wehmütig – eine Kombination, die Rosenberg
meisterlich beherrscht. „I wanna be sunny and bright as a sunrise, happy and
full as the moon, I’m fleeting like fireworks fading too soon.” Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Barbara Forster

 

Green Day – Bang Bang

Nach
vier Jahren Absenz melden sich die kalifornischen Punkrocker von Green Day zurück
– und das gleich mit einem Knall. Die erste Singleauskopplung “Bang
Bang” aus ihrem zwölften Studioalbum “Revolution Radio” prangert
Massenschießereien in den USA und deren Rezeption in den sozialen Medien an.
Mit hohem Tempo, reduzierten Power Chords und orientalisch anmutendem
Tonmaterial in der Bridge erinnert der Song an die frühen Werke der Band. Das
Album erscheint am 07. Oktober – die erste Single macht auf jeden Fall Lust auf
mehr.

Maximilian Mumme

 

Lotte Kestner – Bluebird of
Happines

Endlich
Herbst. Endlich kurze Tage. Endlich Entschleunigung. Für den Herbst habe ich
20 000 Lieblingslieder und Liebeslieder. Das hier zum Beispiel. Zu sehnsüchtig
für den Tag, zu schmerzhaft für ein Schlaflied – aber jeder Song der
Trespassers-Williams-Sängerin ist beruhigender als Kräutertee.

Michael Bremmer

 

Brock Berrigan – A Night in Vegas

Allein
der Songtitel lässt genug Bilder im Kopf auftauchen. Der imposante 60s Bigband
Sound, passend zu einer Nacht am Pokertisch in der großen Stadt, wird verfolgt
von einem erfrischendem Boombap-Rhythmus. In Film Noir Manier lassen die
Damenvocals womöglich auf den weiteren Verlauf des Abends im Hotelzimmer
schließen…

Bobbie Spangler

 

Anges Obel – Familiar

Vor kurzer Zeit hat die dänische Singer-Songwriterin Agnes Obel ihr neues Album
“Citizen of Glass” mit der Single “Familiar”
veröffentlicht. Ein Geschenk für graue verregnete Oktobertage, die da kommen
mögen – ihre Melodien sind so gedämpft wie die Stimmung, die man kriegt, wenn‘s
draußen kalt ist und man mit Tee und Kuschelsocken auf dem Sofa bleiben will.
Und doch hellen sie solche Tage auch ein wenig auf – kraftvoll
wie leicht akustisch umgesetzt und dabei so episch, wie es man es zuletzt von
Enya kannte. Die neue Single “Familiar” ist neben den ruhigen Klaviermelodien
auch geprägt von Cello-Parts und leichten Elektro Einklängen, wie sie momentan
eben überall mit drin sein müssen.

Anne Gerstenberg

Mumford and Sons – The Boxer

Ja,
weder „The Boxer“ noch Mumford and Sons ist neu, und ja, vielleicht auch nicht
sehr innovativ, aber dafür umso schöner. Für mich ist diese Version des Simon
and Garfunkel-Klassikers ausnahmsweise, und ganz im Gegensatz zu derzeit
kursierenden Remakes anderer Songs dieser Ikonen, ein eindeutiger Zugewinn.
Traurig und voller Hoffnung zugleich. Das zerreisst innerlich und legt
gleichzeitig eine tröstende Hand auf die Schmerzen.

Theresa Parstofer

 

Okta Logue – Distance

Man
fühlt sich wie auf einer Zeitreise, wenn man Okta Logue hört. Da sind Einflüsse
aus den letzten Jahrzehnten der Musikgeschichte, leicht psychedelisch dank der
Orgel und den Synthie-Klängen, dann wieder modern und indielastig dank der
Gitarre. Mit den beiden Alben „Tales of Transit“ und „Diamonds and Despair“ fällt
man beim Zuhören einfach aus der Zeit und aus jeglicher Musikkonvention heraus,
denn jeder Song überrascht aufs Neue mit märchenhaften und außergewöhnlichen
Varianten einer Musikrichtung, die eigentlich nicht wirklich einzuordnen ist.
„Distance“ hat mich vor allem mit seiner Bass-Line gepackt, die gegen Ende den
Song immer noch weiter vorantreibt und sechs Minuten eines grandiosen Songs
ausfüllt, der eigentlich perfekt den Stil der Band einfängt.

Marina Sprenger

 

Mark Forster – Chöre

Jeder
hat mal Selbstzweifel. Wenn man vor großen Herausforderungen steht, wenn man
Angst davor hat etwas nicht zu schaffen oder wenn man zurückgewiesen wurde. Was
da hilft, sind ein paar aufbauende Worte und die hatte Mark Forster mit „Chöre“
in diesem September für mich.

Anastasia Trenkler

 

The
Whiskey Foundation – Man of the Moon

Seit ich
die Whiskeys als Vorband von AC/DC live gesehen hab, laufen sie bei mir rauf
und runter. Man of the Moon ist mein absolutes Lieblingslied und das nicht nur
wegen Murats cooler Stimme, sondern weil das Lied eine Mischung aus den frühen
Werken der Stones und Muddy Waters ist. Kopfhörer
rein, Sonnenbrille auf und sich wie in einer verrauchten Bar in den 60ern
fühlen

Serafina Ferizaj

 

LCAW – Painted Sky

Kaum zu
fassen, dass der neue Song des Münchners Leon Weber alias LCAW in den Radios
rauf und runter läuft. 2013 wurde LCAW quasi über Nacht zum angesagten DJ in
ganz Europa und legt seitdem auch auf Festivals auf. Dieser Song hat die
perfekte Mischung zwischen Elektrosound und coolem Indiepop, er vertreibt
sommerleicht den düsteren Herbst und zeigt, wie bunt der Himmel mit den
richtigen Klängen sein kann.

Sandra Will

 

Noname
feat. Xavier Omär – All I Need

„Im a fucking rapper. You don’t have to keep saying
female.“ Das hat
Noname vor Kurzem auf Facebook gepostet und verdammt, sie hat so recht. Ein
Grund mehr diese junge Musikerin nicht zu unterschätzen!

Jacqueline Lang


KYTES – Room 509

Das
Album das Munich’s Finest KYTES letzte Woche rausgehauen haben ist ein Brett,
das haben wir ja schon geklärt. Besonders gut gefällt mir „Room 509“, das Lied
reißt mit seiner Energie einfach mit. Round and round!

Philipp Kreiter


Pete Doherty – I Don’t Love Anyone (But You’re Not Just Anyone)

Nach
seinem ersten Soloalbum 2009 hat Pete Doherty sich letzte Woche
überraschend mit einer Single zurückgemeldet. „I Don’t Love Anyone (But
You’re Not Just Anyone)“ heißt die Ballade. Der poetische Song passt
perfekt zum wehmütigen Abschied vom Sommer, aber auch zur ersten Tasse
Tee im Herbst auf dem Sofa. Mehr von Pete Doherty gibt’s dann im
Dezember mit dem Album „Hamburg Demonstrations“, dessen Aufnahmen in der
deutschen Hansestadt entstanden sind

Elisabeth Kagermeier


Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Juni

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Auf der letzten Rille präsentieren wir Euch heute noch unsere Playlist
des Monats Juni. Und wie bei den meisten Festivals in diesem Monat, schlägt
sich auch bei uns das höchst durchwachsene Wetter in der Auswahl durch. Der ein
oder andere war vielleicht etwas melancholischer drauf als sonst im Frühsommer.
Dafür aber auch gute Laune mit Parov Stelar, Parcels, The Charles oder den
Kooks
!

Max Brodie feat. Tom Rosenthal – Be Good

Draußen regnet es in Strömen, obwohl im Juni doch endlich
Sommer werden sollte? Ihr liegt bei euch auf der Couch, habt dieses klassische
Mitte des Semesters Motivationstief, fühlt euch schlapp und vom grauen Himmel
schon ganz depressiv? Dann ist “Be Good” von Max Brodie feat. Tom
Rosenthal euer Song. Die zarten Gitarrenklänge und die liebevoll gesungene
Melodie dringen langsam aber sicher wie ein kleiner Sonnenstrahl in eure Seele
, bis die Depression sich in Wohlbefinden wandelt.

Anne Gerstenberg

Joelistics – Last
Night

Zugegeben, kein neues Lied. Aber das komplette Album des
australischen Künstlers Joelistics kann ich immer noch jederzeit rauf und
runter hören. Warum?
Vielleicht weil mit nur einem Satz schon alles gesagt ist: „All i need to get
me through is sunlight, coffee and a picture of you.“

Jacqueline Lang

 

Casper feat. Blixa Bargeld,
Dagobert, Sizarr – Lang lebe der Tod

Das ist mal ein Line-Up. Mit Blixa Bargeld Frontmann der
Band „Einstürzende Neubauten“ und Gitarrist von „Nick Cave and the bad seeds“,
der Indierock-Band Sizarr und dem schrägen Sänger Dagobert hat der Rapper Casper
nicht gerade wenig Prominenz für seine neue Single angekarrt. Aber „Lange lebe
der Tod“ klingt halt auch wirklich so abgefahren wie das Line-Up erwarten lässt
– und so frisch und neu war HipHop lange nicht mehr. Bleibt nur die Frage, ob
Casper nach seinen Alben „XOXO“ und „Hinterland“ das Genre ein drittes Mal
umkrempeln wird. Revolution durch Avantgarde-Rap, sowas mag ich!

Philipp Kreiter

 

Phoria – Loss

Nur einmal angenommen, man hat die ganze Nacht nicht
geschlafen… man sitzt auf dem Fensterbrett und starrt seit Stunden in die
Dunkelheit. Langsam wird es hell, die Vögel beginnen zu zwitschern. Jetzt ist
es Zeit, genau diesen Song zu spielen. Und zwar laut. Sehr laut.

Michael Bremmer

 

Parcels – Anotherclock

Zwei Monate, zwei Lieblingssongs, eine Band – geht
eigentlich nicht. Uneigentlich schon. Vor allem wenn es sich hierbei um die
aufstrebenden Parcels aus Berlin handelt. Vor wenigen Tagen haben sie ihre neue
Single „Anotherclock“ beim Pariser Indie-Label Kitsuné veröffentlicht, über das
auch schon Szene-Größen wie Two Door Cinema Club ihre Alben released haben.
„Anotherclock“ ist gleichzeitig entspannt, tight, funky und genau der richtige
Sound für den Sommer.

Katharina Würzberg

 

The Charles – The Death of Rock’n’Roll

Ja, ich gestehe: Ich höre und tanze Rock’n’Roll. Bei dieser
Musik im schnellen Viervierteltakt kann ich mich nicht ruhig halten. Wem das
genauso geht, dem kann ich die Blues-Rock Band The Charles nur ans Herz legen.
Zugegeben, bei der Geschwindigkeit von The Death of Rock’n’Roll kann ich mit
meinen tänzerischen Anfängerkünsten noch nicht mithalten, aber mittanzen muss
dennoch auf jeden Fall sein- egal wie. Und eines ist sicher: So lange es diese
Band gibt, stirbt der Rock’n’Roll nicht so schnell.

Stephanie Albinger

 

Little Barrie – Free Salute

Little Barrie aus London haben mittlerweile bereits 4
Studioalben aufgenommen. Den Titeltrack zur Netflix Serie „You better call
Saul“ haben sie auch beigesteuert. Der Song „Free Salute“ stammt aber von ihrem
ersten Album und passt perfekt zu Sommer, Sonne und Roadtripping: Einfach
Sonnenbrille auf, Volume-Regler hoch, Hände aus dem offenen Fenster in den
Fahrtwind halten und leben.

Richard Lee Strobl

 

The Kooks – Seaside

Jetzt, wo ich mitten in der Endphase meiner Masterarbeit
stecke, denke ich ständig an eine bestimmte Strophe eines alten Songs: „Do you
want to go to the seaside?…” Um die Frage gleich selbst zu beantworten: Ja, ich
würde jetzt liebend gerne alles stehen und liegen lassen, um am Strand und Meer
die Seele baumeln zu lassen. Mit ‚Seaside’ von den Kooks werden alte, ganz
vergessene Erinnerungen wieder wach. Und doch bleibt dieser langsame,
melancholische Song immer gegenwärtig für mich. Vor allem dann, wenn ich mich
mental wieder einmal an den Strand träumen möchte.

Barbara Forster

 

Parov Stelar –
Catgroove

Es gibt keinen, der Swing, House und Jazz besser vereinen
kann als Parov Stelar, einem der Pioniere des Electroswing. Catgroove gehört zu
seinen Klassikern und ist ein Song mit Ohrwurmgarantie, der zum Mittanzen
einlädt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Perfekt für den Sommer, der nun
endlich da ist.

Serafina Ferizaj

 

Amanda Palmer –
Machete

Dieser Song steht im Zeichen der Gegensätze. Als ich ihn das
erste Mal gehört habe, konnte ich so gar nichts mit diesem abrupten Hin und Her
anfangen, erst beim zweiten und dritte Mal habe ich mich immer mehr in den Song
verliebt. Die Stimme der Sängerin trägt mich so überzeugend durch die
dynamischen, mit vielen Instrumenten untermalten Parts und den langsamen,
sanften Chorus, dass ich Gänsehaut bekomme. Besonders die Violinen im Chorus,
die mit ihren langgezogenen, etwas schiefen Harmonien den Hintergrund bilden, finde
ich großartig. Ein Song der besonderen Art, den sicher nicht jeder so
überzeugend interpretieren kann wie Amanda Palmer.

Marina Sprenger

 

Gary Clark Jr. – The Healing

In diesem weniger sonnigen Sommer bisher kriegt die Isar für
mich eine andere Bedeutung als sonst um diese Zeit. Keine Füße im Eisbach, kein
Grillen am Flaucher, die Abende an der Reichenbachbrücke sind auch nicht ganz
so angenehm. Also laufe ich im Regen an der Isar entlang, im Regen – mit Gary
Clark Jr. im Ohr. Der Gute ist längst kein Unbekannter mehr, und auch seine
letzte Platte war voll mit guten Tracks – wie „The Healing“. Auf dem Weg an der
Isar entlang, auf der Suche nach Sommer und Freiheit gleichermaßen, ist “this
music is my healing, this music sets me free” gar nicht so falsch…

Matthias Kirsch

 

NAILS — They Come Crawling Back

Mit 8 Minuten Länge beansprucht They Come Crawling Back
gleich ein Drittel (!) der Laufzeit von NAILS neuem Album You Will Never Be One
Of Us für sich, und rollt, dem Titel des Songs entsprechend, einer musikalischen
Dampfwalze gleich über den Zuhörer hinweg. Einen maßgeblichen Teil hierzu trägt
die makellose Produktion von Kurt Ballou — seines Zeichens Gitarrist der
Hardcore-Legenden CONVERGE — bei, welche den schon von sich aus brachialen
Gitarrenwällen, schleppenden Drums, dem wummerndem Bass und dem vor Wut
triefenden Gesang noch mehr Wucht verleiht. Zusammen mit den deutlich
schnelleren, apokalyptischen Blastbeatgewittern der restlichen Songs des Albums
— welche oftmals kaum die Minutenmarke überschreiten — liefert die Band damit
definitiv den perfekten Powerviolence-Soundtrack für den Sommer.

Maxime Weber

 

Teleman – Fall in
Time

Ein Klavier. Die ersten Töne hören sich ein wenig so an, als
würde da gerade ein Anfänger seine ersten Übungen absolvieren. Aber nein, es
gesellt sich eine geübte Männerstimme dazu und spätestens beim ersten Einsetzen
der Drums und der Synthesizer ist klar: das ist richtig gute Musik. Sie wird
immer vielschichtiger, mit jedem Loop und jeder Wiederholung innerhalb des
Songs selbst, aber auch beim fünften Mal Hören noch. Die Londoner Band Telemann
gibt es seit 2012 und ihre neue Single „Fall in Time“ ist das perfekte Lied für
den Juni. „I can’t afford not to fight“ – das sind so starke Texte, dass nicht
einmal Juni-Stürme, Überschwemmungen, Zugverspätungen und
Bachelorarbeitsabgabetermine mich mehr stressen können, sondern ich 3:57
Minuten lang in ein parallel-Musikuniversum gebeamt werde.

Theresa Parstorfer

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Mai

Der Monat ist schon wieder fast um
und er hat uns musikalisch einiges Neues gebracht, aber wir haben natürlich
auch einiges Altbekanntes gehört oder wiederentdeckt. Ob es nun britische
Folkrocker sind, Minimal-Electro Künstler oder Pop-Rock aus Bayern, auch diese
Playlist ist wieder sehr vielfältig geworden. Und Radiohead ist auch drinnen,
muss also gut sein…

Mumford & Sons – Awake my Soul

Wenn
ich dieses Lied höre, dann stehe ich wieder in der Olympiahalle und höre Mumford and
Sons: Awake my Soul heißt der wunderschöne Song. Da standen sie auf der Bühne,
das Licht gedämpft, und überall im Raum schwirrten kleine Lichter umher, die
aussahen, wie große Glühwürmchen. Zaghaft beginnt Marcus Mumford, der
Frontsänger, begleitet nur durch seine Gitarre. Dann. Stille. Und acapella:
“In these bodies we will live, in these bodies we will die. Where you
invest your love there you invest your life”. Seine Stimme vermischt sich mit denen der anderen
Bandmitglieder so gefühlvoll melodisch. Ich bin immer wieder so verzaubert von
diesem Lied. Und habe das Gefühl, das Lied hätte gerade erst angefangen, als
sie den letzten Akkord singen…

Stephanie Albinger

Parcels – Herefore

Sommer,
Sonne, meine erste Festivalentdeckung des Jahres: Parcels. Retro-Synthi-Sounds,
Funk-Rhythmen und tighter vierstimmiger Gesang präsentiert von fünf nach Berlin
ausgewanderten Australiern ergeben eine wunderbare Synthese aus Erinnerungen an
die letzten fünf Popmusik-Jahrzehnte, einem Ausblick in deren Zukunft,
Hauptstadt-Hipstertum und Down-Under-Surfer-Gelassenheit.

Katharina Würzberg

Dope
Lemon – Uptown Folks (Angus Stone)

Unter
dem neuen Pseudonym „Dope Lemon“ produziert Angus Stone neue Musik. Der Song
„Uptown Folks“ passt super zum wechselhaften Wetter diese Tage: bei
Sonnenschein läuft er nebenher und zaubert einem ein Grinsen ins Gesicht und
bei Regen treibt er einen an doch das Haus zu verlassen und an der Welt teil zu
haben.

Richard Strobl

LEA – Kennst du das

LEA- das ist eine außergewöhnliche Stimme, schöne Melodien auf Klavier, mit leichten Indie und Elektro Sounds und poetischen, deutschen Texten. Dass man deutsche Songtexte wieder hören kann, ohne Schlagerfan zu sein, haben Annenmaykantereit längst bewiesen. LEA, die Wunderstimme aus Berlin schafft in ihren Texten Tiefgang und Emotion, die berühren und weit über das gewohnte Silbermond-Weichspül-Gefühl, das einen bei deutschsprachigen Songs normalerweise automatisch ergreift, hinausgeht. Die junge Künstlerin hatte mit 15 ein Video von einem Selbstgeschriebenen Song auf Youtube veröffentlicht. Über Nacht hatte es 50.000 Klicks erreicht. Inzwischen wird sie von Fourmusic gemanaged, im Mai hatte sie ihre erste Tour und ihr erstes eigenes Album “Vakuum” erschien. Wenn LEA komponiert, ist sie wie in einem Vakuum, nur das Klavier und sie existieren noch. Sie verarbeitet dann, was sie beschäftigt und freut sich, dass sie mit ihren Liedern Menschen berührt und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Empfindungen hinein zu interpretieren. “Kennst du das” hat sie in Brasilien an einem Klapperklavier in einer Favela geschrieben, an dem sie Kindern das spielen beibrachte. Sie verarbeitet darin ihren Schock über die dortige Armut. Oder ist es doch nur ein schnulziges Liebeslied?

Anne Gerstenberg

M. Ward – phenomenon

Es
gibt Slowfood. Es wird mittlerweile in Großstädten zu Slow-Mobs aufgerufen. Es
ist also an der Zeit, auf die Bedeutung von Entschleunigung in der Popmusik
hinzuweisen. Wer mal richtig abhängen will, dem lege ich  M. Ward ans Herz. Schön melancholisch, schön
langsam – und irgendwie auch schön aus der Zeit. Gut, sein Gesang ist irgendwie
charmant nuschelig – aber damit  haben
schon ganz andere Karriere gemacht. M. Ward hingegen ist hier noch relativ
unbekannt, obwohl er gerade sein mittlerweile achtes Album vorlegt. Wird Zeit,
ein bisschen Werbung für traurige Liebeslieder zu machen – aber erst muss ich
noch ein bisschen Pause machen…

Michael Bremmer

Radiohead – Burn the Witch

Ja,
ihr habt es mittlerweile wahrscheinlich alle schon gehört. Und ja, es ist
trotzdem oder gerade deswegen von einer Liste der besten Songs im Mai auf
keinen Fall wegzudenken. Immerhin haben Fans seit fünf Jahren auf ein neues
musikalisches Lebenszeichen von Radiohead gewartet – das dann umso
überraschender kam. Über Nacht verschwanden die Internetauftritte der Band,
bevor sie sich am 3. Mai umso wirkungsvoller mit „Burn the Witch“
zurückmeldete. Wie zuletzt schon bei Beyonce und James Blake gab es kurz darauf
ihr neuntes Album „A Moon Shaped Pool“ erstmal nur im Internet über den
Eigenvertrieb. In der Single „Burn the Witch“ knöpft sie die Gruppe um Sänger
Thom Yorke das gefährliche Phänomen des Gruppendenkens vor – ein Kommentar zur
Flüchtlingskrise, sagt die Band. Schon immer haben Radiohead ein gutes Gespür
für gesellschaftliche Probleme und Trends bewiesen, sie schrieben über
Entfremdung durch die Technologisierung, politischer Apathie und Terrorismus.
Und nun: Flüchtlinge, im Video illustriert von netten Puppen, die eine
Hexenverbrennung spielen. Back to the roots ist nicht nur Motto vom Retro-Video,
sondern auch vom Klang: Zuletzt wurde Radioheads Musik immer elektronischer,
„Burn the Witch“ kommt wieder rockiger daher, kombiniert mit einem Orchester,
das Thom Yorkes zerbrechlich wirkenden Gesang untermalt. Gemeinsam mit dem
treibenden Beat hat die Single eindeutig das Zeug dazu, der nächste
Radiohead-Dauerbrenner zu werden.

Elisabeth
Kagermeier

Poldoore-But
I Do

Mit
diesem Lied wurde die belgische Plattenfirma Cold Busted auf Tom Schillebeeckx,
wie Poldoore mit bürgerlichem Namen heißt, aufmerksam. Der perfekte Mix aus
Funk, Jazz und R&B sowie die soulige Stimme der Sängerin schaffen eine
tiefentspannte Atmosphäre und macht richtig Lust auf Sommer. Genau das richtige
Lied, um mit Freunden an der Isar zu hocken, ein kühles Bier zu trinken und auf
den Sommer anzustoßen

Serafina Ferizaj

Ry X – Salt

Was
die Sonne im Mai verbockt hat, hat die Musik wieder ausgemerzt: Der
australische Sänger Ry X hat im Mai sein Debütalbum „Dawn“ veröffentlicht. Mit
dem Song „Salt“ beweist der Australier einmal mehr seine ruhige und kraftvolle
Stimme. Der stetige Gitarrensound tut sein Übriges, um den Hörer in den Bann zu
ziehen.

Barbara Forster

The KVB – In Deep

Manchmal
passen zwei Leute einfach gut zusammen, so auch The KVB. Das Duo aus UK schafft
mit minimalistischer elektronischer Produktion ihren eigenen unverkennbaren und
spannenden Sound. Privat ein Liebespaar, harmonieren Kat Day und Nicholas Wood
auch auf der Bühne so sehr, wie ich es bisher bei keiner anderen Band gesehen
habe. Mir haben sie live so gut gefallen, dass ich sie innerhalb von drei Tagen
gleich zweimal in verschiedenen Städten gesehen habe. Die beiden ziehen einen
live nicht nur durch ihre Musik unterstützt durch düster Lichtershow in den
Bann, sondern sind am Ende der Show am Merchstand auch immer für ein nettes
Pläuschchen zu haben.

Gabriella Silvestri

NOTHING — The Dead Are Dumb

Der
rumänische Philosoph Emil Cioran schrieb einst in seinem Erstlingswerk Sur les
cimes du désespoir: „Ich weiß, weswegen ich traurig bin; aber ich wüsste nicht
zu sagen, weswegen ich melancholisch bin.“ Diesen ziellosen Schmerz über den
unwiderruflichen Verlust von etwas, das ich nie besessen oder gekannt habe,
vermögen nur wenige Bands so sehr in mir zu erwecken wie die US-amerikanische
Shoegaze-Gruppe NOTHING auf ihrem neuen Album Tired of Tomorrow. Dazu tragen
vor allem die gleichermaßen wehmütig in der Ferne erschallenden als auch als
regelrechte Wall of Sound über den Zuhörer herein brechenden, stets
genretypisch mit zahlreichen Effekten und Verzerrung versehenen Gitarren sowie
der sanfte Gesang von Frontmann Domenic Palermo bei. Sehr deutlich kommt dies
vor allem im Refrain vom wunderbar getragenen „The Dead Are Dumb“ zur Geltung.
Umso weniger verwunderlich erscheint es dann auch, dass Palermo laut
Interviewaussagen mit Cioran vertraut ist.

Maxime Weber

Rihanna feat. Drake – Work

Fragt
mich nicht warum, aber im Mai hat sich Rihannas work, work, work immer wieder
bei mir eingeschlichen. Zu meiner Verteidigung: Meistens war Alkohol im Spiel.
Aber auch grandiose Tanzeinlagen unterschiedlichster Personen. Eiskoid, wie
manche sagen würden. In diesem Sinne: twerk,
twerk, twerk!

Jacqueline Lang

Carnival Youth – Never Have Enough

Zugegeben,
so ganz neu ist das Lied nicht. Aber für mich – für mich war „Never Have
Enough“ wie ein Augenöffner und ein Augenöffnen zugleich, im (zumindest
wettermäßig) unsteten Mai. Vielleicht hat jeder andere Musikfan die junge Band
aus Riga ohnehin schon auf dem Schirm und ich bin mal wieder die Letzte, die
auf das ungekünstelte und fröhliche Talent der vier jungen Männer aus einem
kleinen Land im Nordosten aufmerksam wird. Darüber denke ich aber gar nicht
nach, denn der melodische Indie-Rock inklusive Klavier, Glockenspiel und einer
sanften, erstaunlich tiefen Stimme lässt mich an grüne Wiesen und Sommerblumen
und Trägerkleidchen – und natürlich Freunde, denken, von denen man nicht genug
bekommt. Egal ob es regnet, stürmt oder schneit. Und immer denke ich dann, dass
ich das Sonnenlicht in deinen Augen schon viel zu lange vermisse.

Theresa Parstorfer

Kings & Queens – Dynamite

Dafür
dass es von Kings&Queens bisher genau einen Song gibt und sie auf dem
StuStaCulum dieses Jahr ihr Debütkonzert gegeben haben, ist die Reife und
Harmonie der Band schon beeindruckend. Klar, die vier Musiker sind alle Profis,
haben schon in unterschiedlichen Bands gespielt. Aber dass die Zuschauer nach
einer Band, die sie vorher nicht kannten, zu einer Uhrzeit, die eher zu
Bierbank und chillen als zum Tanzen einlädt, so lautstark nach Zugaben fordern,
verheißt Gutes. Seit ich das Lied das erste Mal gehört habe, schwirrt es immer
wieder als Ohrwurm in meinem Kopf rum, denn es knallt – like Dynamite!

Philipp Kreiter

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im April

Neuer Monat, neue Playlist. Und wie immer ist der Mix unserer Autorinnen und Autoren bunt. Von Geheimtipps von Freunden, über ungewöhnliche Cross-Genre-Kombinationen bis hin zu unaussprechlichen amerikanischen Bands – es ist aus jeder auch noch so abgefahrenen Ecke was dabei. 

K.Flay – Wishing it was you

Auf Musik-Empfehlungen von guten Freundinnen ist ja eigentlich immer Verlass. So auch in diesem Fall: K.Flay ist absolut grandios. Die Mischung aus Hip-Hop, Elektro und Indie kann man laut aufdrehen und leise genießen. Danke Ari!

Jacqueline Lang

Isolation Berlin – Alles grau

Ich gehe eher selten auf Konzerte. Ich höre kaum deutschsprachige Musik, von Hip-Hop mal abgesehen. Trotzdem habe ich Isolation Berlin dieses Jahr schon zwei Mal live gesehen. Es waren wunderbare Abende. Glückstrunken und völlig verschwitzt vom ganzen Gespringe und Getanze sind wir Heim gegangen. Irgendwie übt der Rock-Pop-Mix der Hauptstadt-Band etwas auf mich aus, dessen ich mich nur schwer entziehen kann. Da ist der Schmerz in der Stimme von Sänger Tobias Bamborschke – wie er auf schräge und doch wieder genau passende Weise singt „Ich hab endlich keine Träume mehr“. Das ist melancholisch, manchmal wütend, macht mir aber trotzdem wahnsinnig Spaß. Also, Jungs, wenn ihr das nächste Mal hier seid: Ich steh in der ersten Reihe.

Carolina Heberling

Explosions In The Sky – The Ecstatics

Am 1. April ist auf Spotify das neue Album „Wilderness“ von der amerikanischen Postrock-Band „Explosions In The Sky“ erschienen. Meine Meinung, dass Songs ohne Gesang keine richtigen Songs sind, habe ich durch „Explosions In The Sky“ restlos widerlegt: Keine andere Band schafft es, mich durch bloße Instrumentalmusik so zu berühren. Der neue Song „The Ecstatics“ läuft bei mir bereits rauf und runter. Er wirkt beruhigend und lädt zum Träumen ein, ein anderes Mal stimmt er mich etwas nachdenklich. „The Ecstatics“ ist perfekt für verregnete Aprilabende.

Barbara Forster

HONNE feat. Izzy Bizu – Someone that loves you

Das britische Duo HONNE hat sich in den letzten zwei Jahren mit feinem Electronic-Soul einen Namen gemacht. Ihre neueste Single ist da etwas anders als die bisherigen EPs: James und Andy haben sich Izzy Bizu an Bord geholt, die schon mit Sam Smith und Rudimental getourt ist. Ihre Musik ist poppiger als die Tracks der beiden Produzenten – und das bringt Izzy Bizou zum gemeinsamen Song „Someone that loves you“ mit. Das heißt: Weniger warme, sinnliche Klänge,aber ihren typischen entspannten Elektro-Sound verlieren HONNE dabei trotzdem nicht. Das Duett von Izzy und Andy schafft die Gratwanderung, gleichzeitig die „alten“ Fans nicht zu enttäuschen und der Musikwelt zu zeigen, dass man auch vor Pop-Publikum bestehen kann.

Elisabeth Kagermeier

The Last Shadow Puppets – Standing next to me

Diese Rubrik geht ja eigentlich um aktuelle Musik – aber wer hört ein Album das grad erst erschienen ist schon rauf und runter? Ich nicht, eher im Gegenteil. Zum Beispiel hat mich der März-Song von meinem Kollegen Philipp dazu gebracht, die alte „Age of the Understatement“ – Platte von den Last Shadow Puppets wieder auszugraben – guess what? Das Teil ist immer noch genauso gut wie beim ersten Anhören (was übrigens bestimmt drei oder vier Jahre nach Erscheinen der Platte war…). Also lief „Standing next to me“ die letzten Wochen wieder regelmäßig auf dem iPod – richtig, auf dem iPod. Das Lied ist ja schließlich auch acht Jahre alt…

Matthias Kirsch

Pvris – You and I

Ich gebe zu, manchmal bin ich muffelig. Bei aller Liebe möchte ich manchmal nach zehn Stunden historischer Fachliteratur über die bürgerliche Kleinfamilie sogar an einem Freitagabend mit dem Kopf gegen die Wand und nicht in irgendeinen hippen Münchner Club rennen. Sehr zur Freude meines Kopfes habe ich im April aber den perfekten Stimmungsloch-Überbrücker gefunden: „You and I“ von einer amerikanischen Band, deren Name ich mich nicht auszusprechen traue (Pvris). Der Song hat so viel Schwung, so viel Kraft und so viel Ausdruck in sich, dass ich bei jedem Mal Hören noch ein bisschen lauter aufdrehen möchte, und schon in meinem Zimmer anfange zu tanzen.

Theresa Parstorfer

Damien Jurado – And Loraine

Manchmal ist man seiner Zeit einfach voraus. Anfang der Neunziger nahm der Singer-Songwriter Damian Jurado erste Platten auf, Ende der Neunziger war der Musiker aus Seattle Liebling der Musikjournalisten – einzig: Den Hörern da draußen hat das damals nicht sonderlich interessiert. Aber künstlerische Bedeutsamkeit misst sich ja in anderen Dingen. Der Dark-Folk von einst ist vergessen, auf dem aktuellen Album “Visions of us on the Land” zeigt er sich – gut: nicht fröhlich, aber düster-optimistisch. Ein Visionär.

Michael Bremmer

Tim Bendzko – Keine Zeit

Die Welt kann heute jemand anders retten, die Rolle der ich-muss-nur-noch-kurz-die-Welt-retten- Superheldin darf heute gern mal jemand anders übernehmen. Ich habe einfach mal “Keine Zeit”! Dieser Song von Tim Bendzko passt so gut zu den ersten Sonnenstrahlen, zur unbeschwerten Stimmung in der Stadt. Für 3 Minuten und 19 Sekunden entfliehe ich mit diesem Lied dem Alltagsstress und mache einen musikalischen Kurzurlaub!

Stephanie Albinger

Edward Sharpe & the Magnetic Zeros – The Ballad of Yaya

Auf dieses Album warte ich jetzt schon seit Jahren – Und endlich ist es da: Person A, die neue Platte von Edward Sharpe & the Magnetic Zeros. Die Band von Alex Ebert hat das Image einer fröhlichen Hippie-Kommune, einschließlich Drogenexzesse des Frontmanns, die in regelmäßigen Entzügen enden. Und von vorne beginnen. Eine Kultfigur, in deren Musik man das Auf und Ab eines Musikerlebens hören und fühlen kann. Die Musik die Ebert schreibt ist großartig, überraschend, mitreißend, lebenslustig und tieftraurig. Das neue Album macht da keine Ausnahme. Einen bestimmten Song auszusuchen fällt da schwer, denn sie sind alle so verschieden und damit Teil eines Gesamtwerkes, das irgendwo zwischen 70ies Folk, Musical und psychedelischen Sounds schwebt. The Ballad of Yaya vereint aber letztendlich alles, was ich an dieser Band so gerne mag, und fasst die musikalische Essenz des Albums als krönender Abschluss zusammen.

Marina Sprenger

Siriusmo – Ick hab wat bessret vor

Ab und zu krame ich mich durch meine Plattensammlung und mache mich auf die Suche nach vergessenen Juwelen. Bei Siriusmo musste ich diesmal stoppen. Siriusmo ist schon lange kein Geheimtipp mehr, und das zu Recht! Der Berliner Produzent macht Techno Musik. Doch anders als die anderen. Ich würde das Ganze als „gute Laune Techno“ beschreiben. Vor allem der Song „Ick hab wat bessret vor“ macht richtig viel Spaß. Ein Song wie geschaffen für den schön-Wetter-Hoffnungsträger Mai!

Yunus Hutterer

Kytes – I Got Something

Schon die „Debüt“-EP von den Kytes hat mich umgehauen und jetzt legen sie mit ihrer neuen Single „I Got Something“ nach. Nach dem ersten Mal hören direkt Ohrwurm, nach dem mittlerweile x-ten Mal wahrscheinlich mein Lieblingssong von den sympathischen Münchnern. Hier die ganz klare Empfehlung die Jungs im Auge zu behalten und so schnell wie möglich live bei einem der nächsten Anlässe zu sehen. Denn gerade erst waren sie beim SXSW in Texas, die Gelegenheiten die Kytes live und in der Nähe zu bewundern könnten also schnell rapide abnehmen, spätestens wenn endlich das Album da ist…

Philipp Kreiter

Steaming Satellites
– Move On

Österreichs
Musik-Szene ist spätestens seit Wanda und Bilderbuch wieder auf dem Radar aller
Indie-Fans. Auch die Salzburger Band Steaming Satellites sollte eigentlich
längst mit jenen in einem Atemzug genannt werden, obwohl es geradezu den
Anschein macht, dass ihnen selbst ganz recht ist, dass das nicht der Fall ist. Lieber
entspannte Ochsentouren durch kleine Clubs, als ausverkaufte Hallen. Lieber
nach dem Konzert mit den Leuten quatschen, als sich im Backstage verstecken. Wenngleich
ihre Musik eindeutig das Potential dazu hätte, versuchen sie, ihren alternativen
Indie-Charme in jeder Hinsicht zu wahren und alles Poppige zu vermeiden. Der
Track Move On von ihrer aktuellen
Platte ist derzeit mein absoluter Lieblingssong. Herrlich emotional, schlicht,
gleichzeitig verzerrt und doch so klar.        

Katharina Würzberg

Die Spotify Playlist der Junge Leute Seite im März 2016

Wieder ein Monat rum, die neuen Playlists mit der neuen Musik von vor einem Monat sind auch schon wieder irgendwie alt? Als kleines Ostergeschenk gibt es neue Musik von der SZ Junge Leute Redaktion auf die Ohren. Von Liebe, bis Liebeskummer, bis Wandern und Reisen und Nachttischlampen alles dabei. Fröhliche Ostern, der April kann kommen… 

Mumford & Sons – Hopeless Wanderer

Zugegeben, dieses Lied ist nicht nur in diesem Monat mein absoluter Lieblingssong –und doch ist er es eben einmal mehr: „Hopeless Wanderer“ von Mumford and Sons. Er erzählt davon, dass man sein ganzes Leben lang ein Wanderer ist, auf der Suche bleibt und sich doch so oft nach Antworten und Halt sehnt. Und doch sollte man an seinen Träumen dranbleiben, seine Wünsche nicht ersticken: „But you know your desire. Don’t hold a glass over the flame. Don’t let your heart grow cold.“ Dieser Song beginnt leise, fast zurückhaltend, steigert sich und reißt mich jedes Mal wieder mit.

Stephanie Albinger

Bosse – Nachttischlampe
Eigentlich fand ich Bosse erst nicht so toll. Oder naja, ich kannte seine Musik nicht so wirklich, aber hat mich auch nicht interessiert. Dann hab ich mir durch Zufall mal das neue Album angehört und irgendwie klang das gar nicht so schlecht. Beim zweiten Mal hören schon besser. Beim dritten Mal hat es richtig Spaß gemacht und ich dachte mir, komm, es kann nicht schaden, auf sein Konzert zu gehen. Das habe ich dann auch gemacht und es war eine verdammt gute Entscheidung. Eines der besten Konzerte, die ich bis jetzt erleben durfte, und hängen geblieben ist immer dieser eine Song: „Nachttischlampe“. Das hat so was ehrliches, realistisches, irgendwie kenne ich das und verstehe, was Bosse mir da sagen will. Da bin ich sicher nicht die Einzige, und das mag ich so an diesem totalen Normalo, er sieht nicht nur aus wie Max Mustermann sondern schreibt auch Songs für Normalos, über Gefühle, die jeder kennt und die jeder mitfühlen kann. So war das auch bei dem Konzert, und wenn ich daran denke bekomme ich immer noch Gänsehaut.

Marina Sprenger

Main Concept – Idealisten und Ideologen feat. Retrogott und Aphroe
„Im Zeitalter der Angst, gehört den Mutigen die Zukunft.“ Dem habe ich nichts weiter hinzuzufügen. Oder vielleicht doch: AfD wählen ist so 1933. Und: Das ist schon lange keine politische Entscheidung mehr, sondern eine moralische. „Auf einer Skala von 0 bis 10 ist kein Platz für Minusmenschen in meinem Wertesystem.“ Over and out.

Jacqueline Lang

Alamo Race Track – It`s Bad Luck
Alamo Race Track aus Amsterdam kann alles, was Mumford & Sons auch kann – nur viel viel langsamer. Verträumte Freakfolk-Songs, wunderbar entschleunigt, auch wenn die früheren Sachen noch langsamer waren. Wer traurige Liebeslieder mag, sollte sich ein wenig in den Benelux-Ländern umhören.

Michael Bremmer

Polkov – My Sweet Oblivion.
Vergessen ist ja so eine Sache. Dass das manchmal süß und verlockend ist, das hat die Musikwelt schon lange herausgefunden, das ist mir klar. Ob es funktioniert ist dann noch einmal eine andere Sache. Aber die Grazer Band Polkov, die erst 2014 ihr Debutalbum herausgebracht hat, schafft es dennoch diesem Motiv etwas nach wie vor Hörenswertes zu verleihen. „My Sweet Oblivion“ ist deshalb mein März-Motto. And I can’t help but fall for you. And I can stand loosing you. Aber das ist okay, weil wir alle müssen da durch. Die Musik hüllt sich dabei ein wenig in Cold-Play-Gewand, mit verwischten Melodien und schwerem Gesang. Nachdem ihre erste Single „Promised Land“ (ein weiteres Lieblingslied!!!) vor zwei Jahren noch ein bisschen an Calexico erinnerte, zeigen Polkov mit diesem Song, dass sie nicht nur  vielseitig, sondern auch vielseitig begabt sind. Ja, Vergessen kann auch süß sein, vor allem, wenn dabei so schöne Musik herauskommt.

Theresa Parstorfer

AnnenMayKantereit – Barfuß am Klavier
Einer meiner absoluten Lieblingssongs ist „Barfuß am Klavier“ von AnnenMayKantereit. Die Band, bestehend aus den drei Jungs Christopher Annen, Henning May, und Severin Kantereit,  hat sich rekordverdächtig von unten nach ganz oben gemausert. Egal wo die drei spielen, ihre Konzerte sind immer restlos ausverkauft. Die rauchig-dröhnende Stimme von Sänger Henning May, wenn er trällert „ich träume Liebeslieder und sing dabei von dir“ wiegt mich seit einigen Nächten in den Schlaf. Dafür habe ich mir extra eine Spotify-Playlist angelegt, nur mit diesem einen Song. Und am nächsten Morgen, wenn ich aufwache, mein Handy neben mir, und die Stöpsel längst aus meinem Ohr gefallen, dröhnt seine Stimme – laut und ergreifend – unbekümmert weiter.

Barbara Forster


The Last Shadow Puppets – Bad Habits
Irgendwie haben mich die letzten eineinhalb Musikmonate etwas enttäuscht zurückgelassen, alles worauf ich mich gefreut habe, ist eher so lala: das Soloalbum von Gas Light Anthem Frontmann Brian Fallon könnte auch ein Bon Jovi Soloalbum sein und das „harte“ Back-to-the-Roots Album von Prinz Pi ist schon ganz schön weichgespült. Gut dass da beinahe aus dem nichts Ex-Rascals Sänger Miles Kane und Arctic Monkeys Mastermind Alex Turner daherkommen und die „Last Shadow Puppets“ wieder aufleben lassen. Und besonders das funkig-rotzige „Bad Habits“ zeigt, wieso diese Kollaboration so besonders ist: klingt einfach nur fett. Danke, mein Monat ist gerettet!

Philipp Kreiter

Westside Gunn – Shower Shoe Lords
Wenn man musikbegeisterte Freunde hat, muss man sich nie um neue Musik kümmern – die fliegt einem von alleine zu. Diesmal war es Christian (mentale Notiz: in Zukunft die Leute fragen ob ich ihren Namen benutzen darf). Das heißt Hiphop-Nachschub. Angeblich könnte mir das neue Album von Westside Gunn gefallen – Flygod heißt das Ding. Tatsächlich – die letzten Tage läuft die Platte hoch und runter, vor allem Shower Shoe Lords. Kopfhörer auf, Lautstärke rauf – so macht es in der Bibliothek schon deutlich mehr Spaß. Übrigens, die Vorgängeralben trugen die Titel “Hitler wears Hermes I, II, III” – what’s not to like?

Matthias Kirsch

Moderat – Reminder
Sie sind wieder da: Knapp drei Jahre haben Moderat ihre Fans warten lassen, bis auf den zweiten Streich („II“) am 1. April nun der dritte folgt. Ein Vorgeschmack der Platte, die die Reihe fortsetzt und schlicht „III“ heißt, ist die Single „Reminder“. Und die liefert meiner Meinung nach wieder genau, was man von den Alternativlingen der Berlinern Elektroszene erwartet und erhofft: Eine Mischung aus Partytaumel und Tiefsinn, Ekstase und Melancholie – mindestens so atmosphärisch und sogar noch etwas kraftvoller als auf dem Vorgängeralbum.  Wie tanzbar das Ganze ist, wird auf jeden Fall schon einen Tag vor Album-Veröffentlichung getestet: Am 31. März tritt das Projekt Moderat, bestehend aus dem Soundtüftler Apparat und dem DJ-Duo Modeselektor, im Münchner Zenith auf.

Elisabeth Kagermeier

Vance Joy – Georgia
Zu Vance Joys „Georgia“  wünscht man sich ein Feuerzeug, oder besser ein ganzes Kaminfeuer.  Aber vor allem eine Schulter zum Anlehnen.  Bei „Georgia“ beginnen die Lippen zu summen, die Schultern kreisen im Takt – aller Widerstand ist zwecklos. Der australische Singer-Songwriter ist ein Meister der sanften Beats, das bewies er bereits mit „Riptide“.  Auch „Georgia“ ist ein simples, ruhiges Lied, das die Zuhörer mit starken Emotionen und Tiefgründigkeit besticht. Und so macht es auch nichts, wenn es draußen immer grauer wird und dicke Tropfen an die Scheibe schlagen. Heute mache ich nichts, ich bleibe ich auf der Couch.

Michaela Schwinn

SBTRKT – TBD feat. Sampha
Die erste Platte. Warme Nächte an der Isar. Wände streichen. Ich verbinde sehr viel mit SBTRKT (Subtract) auch wenn ich ganz lange nicht wusste, wie man den Namen denn überhaupt ausspricht. Die Vorfreude auf das kürzlich erschienene Album war sehr groß, und ich wurde nicht enttäuscht! Der Track „TBD“ hat mich am meisten umgehauen. Eine perfekte Symbiose aus experimentellen Undergroundsounds und der total interessanten und schönen Stimme von Sampha, welche in mir Gefühle auslöst. Positive Gefühle. Das ist gut!

Yunus Hutterer

Textures – Shaping a Single Grain of Sand
Gleich zu Beginn des Songs der niederländischen Progressive Metaller stürzen sich tief gestimmte, siebensaitige Gitarren, die durch die erfreulich knackige Produktion besonders zur Geltung kommen, zusammen mit den Drums in ein virtuoses, polyrhtyhmisches Feuerwerk voller krummer Takte, bei denen man schnell in Verwirrung darüber gerät, wann man überhaupt mit dem Kopf nicken soll. Leichter fällt einem das dann schon bei den Thrash Metal-Parts, die mit berstenden Blastbeats und Dissonanzen garniert werden und Reminiszenzen an ihr grandioses, vorletztes Album Silhouettes erwecken, bei dem noch Eric Kalsbeek als Sänger fungierte. Daniël de Jongh, der 2011 dessen schwieriges Erbe auf Dualism angetreten hat, hat sich mittlerweile jedenfalls hervorragend eingelebt. Insbesondere in Shaping a Single Grain of Sand erweist sich seine Stimme als besonders vielfältig: Nahtlos geht sie von mitreißendem Klargesang zu kraftvollen Growls über, die sich wiederum Gang Shouts, welche ihre Metalcore-Schlagseite unterstreichen, abwechseln. Auch die unter den vertrackten Songstrukturen immer wieder aufblitzenden, charakteristischen Synths wissen sehr zu gefallen.

Maxime Weber

Die Junge-Leute-Spotify-Playlist im Februar

Unser Junge-Leute-Playlist geht in die zweite Runde! Genauso unterschiedlich wie wir, so unterschiedlich sind auch die Lieder, die uns Monat für Monat begleiten. In der Summe ergibt sich daraus ein lustig-bunter Menschenhaufen – und eine spannende Mischung aus Pop, Folk,Electro und Rock. Viel Spaß beim Anhören!

The Lumineers – Ophelia

Heftiger Mädchen-Indie-Pop hin oder her: The Lumineers sind und bleiben meiner Meinung nach eine der besten Bands, die es derzeit gibt. Keine andere schafft es, aus so wenig so viel zu machen. Herrlich schlicht und einfach kommt auch ihre neue Single Ophelia daher. Nichts für Ohrwurm-Hasser, aber umso mehr genau das Richtige für Liebhaber von musikalischer Natürlichkeit und Authentizität.


Katharina Würzberg

Needtobreathe – More Time

Wer kennt das wohl nicht, dieses Gefühl, dass man versucht schöne Momente für immer festzuhalten, sie am liebsten in irgendeine Schachtel packen würde, um sie immer wieder auspacken und sie sich ansehen zu können. Aber dennoch rasen die Minuten, Stunden, Tage unaufhaltsam an einem vorbei. Im September kam ich für ein Auslandssemester in Paris an. Die Zeit war unvergesslich, viel zu wunderbar und einmalig- und sie verging wie im Flug. Wie gern hätte ich mehr Zeit gehabt mit diesen wunderbaren Menschen, in dieser großartigen Stadt:„I need more time, just a few more months, that will be fine.“ Ein Song, der ein melancholisches Gefühl in mir auslöst, mich gleichzeitig aber auch glücklich und froh macht, über die Monate die ich dort erleben durfte. Und der mich aufmuntert mit den Worten „I know it ain’t easy, but please believe me: It’s gonna be alright!“

Stephanie Albinger

Frank Turner – I still believe

Februar, typische Klausurenzeit für uns arme Studenten. Jeder ist ja da anders, ich persönlich kann zum Beispiel überhaupt nicht mit Musik lernen – sie ist trotzdem allgegenwärtig. In der Tram zur Bibliothek am Morgen, zum Aufwachen. In der Rauchpause dazwischen, zum Ablenken und als Motivation. In der Tram von der Bibliothek nach Hause am Abend, zum Runterkommen. Und natürlich am Abend, nach verbrachten Taten, zum Ab- oder einfach ganz Ausschalten. Eigentlich bin ich ein Mood-Musikmensch – ganz verschiedene Geschmäcke je nach Lust und Laune. aber Folk geht eigentlich immer – so wie Frank Turner. „Who’d have thought, that after all, something as simple as Rock’n’Roll could save us all?“, stellt Turner in „I still believe“ fest. Ich geb zu, ganz so schlimm sind die Klausuren dann doch nicht – auch weil die Musik mir manchmal das Gefühl gibt, mich komplett aus der Misere rauszuholen. „Who’d have thought, that after all, it was Rock’n’Roll?“

Matthias Kirsch

King Charles – Choke

Letztes Jahr im Herbst sind wir für ein Konzert von King Charles extra für einen Tag nach London geflogen. In der Schlange vor dem Eingang haben wir uns wie Groupies gefühlt. Und vielleicht auch fast schon ein bisschen zu alt für so was, neben all diesen 16-jährigen Mädchen. Spätestens aber als das Konzert losging, gab es kein Halten mehr. Jedes Lied konnten wir mitsingen, aus voller Kehle, wenn auch eher schaurig-schön. Geendet hat der Abend in einer noch freien Ecke am Flughafen. Geschlafen haben wir kaum. Und dennoch: Sollte King Charles sich auch für die bald anstehende Tour zu seinem neuen Album nicht nach Deutschland bequemen – ich würde sofort wieder für einen Tag vergessen, dass ich eigentlich nie zu den Mädchen gehört habe, die Stars anhimmeln.

Jacqueline Lang

Gin Wigmore – 24 

Gänsehaut pur – Dieses Gefühl bekomme ich, wenn ich Gin Wigmore vorwurfsvoll den Refrain von „24“ hinaus schreien höre. Ihre rauchige Stimme klingt so, als ob sie jeden Moment wegbricht und hat gerade deswegen eine außergewöhnliche Intensität, die mich mitreißt. An diesem Schmerz ist alles real, sie ist wütend und gleichzeitig sehr stark, ein Eindruck, der nicht nur durch ihre Stimmfarbe sondern auch ihre Dominanz in dem Song vermittelt wird, mit der sie die eher dezente Begleitung in den Schatten stellt. Die wenigen Instrumente umschmeicheln und unterstützen sie nur minimal, vor allem in den Strophen wird sie von kaum mehr als Drums begleitet, die sich in einen kraftvollen Refrain steigern. In diesen beeindruckenden Song kann ich mich fallen lassen und mich für ein paar Minuten aus meinem Alltag herausträumen.

Marina Sprenger

CHVRCHES – Clearest Blue

Vielleicht auch mal am Wochenende tanzen gehen, sonst wird frau und vielleicht auch man unter der Woche verrückt, egal wie schön die Münchner Bibliotheken sind. Deshalb höre ich CHVRCHES aus Schottland, bei denen es neben der Musik auch viel um korrektes Gendern bzw. den Umgang mit frauenfeindlichen Botschaften gegen ihre Frontfrau zu gehen scheint. Am liebsten tanze ich zu „Clearest Blue“ durch mein Zimmer oder auch die Gänge von Bibliotheken, weil Blau eine schöne Farbe ist und Klarheit nie schaden kann. Und auch weil Lauren Mayberrys Stimme einfach total gut zu den noch recht harmlosen, manchmal beinahe poppigen Synthie-beats passt und mir immer gute Laune macht. „Meet me half way“ – ja bitte, denn zu zweit tanzen gehen ist weniger alleine.


Theresa Parstorfer

Wanda – Meine beiden Schwestern

Grundsätzlich hatte Marco Michael Wanda zwar recht, als er über das zweite Album „Bussi Baby“ sagte: „Es wird nicht so gut wie das Erste, aber erfolgreicher.“ Aber: Ein Album, das etwas schlechter ist als der erste Geniestreich von den Österreichern ist ja trotzdem noch ein gutes Album mit ein paar mitreißenden Hymnen. Der beste Song, der auch ein paar Monate nach der Veröffentlichung noch rauf- und runterlaufen kann, ist vielleicht „Meine beiden Schwestern“. Die beste Zeile: „Hin und wieder stehn wir uns nah – genauso wie die Flaschen von gestern“, die die Band auf Konzerten auch gerne in einer Endlosschleife vom Publikum singen lässt – bevor der Sänger und Namensgeber der Band genug von der Melancholie hat, sich in die Menge wirft und zu „Ich will Schnaps“ auf der Bar stehend Hochprozentiges in die Münder des Publikums laufen lässt.

Elisabeth Kagermeier

Doug Burr – Chief of Police In Chicago (Indefinite Surveillance Version)

Wieder so ein Fensterbrett-Song: leicht wehmütig, wunderbar reduziert und mit einem feinen Neil-Young-Knacken in der Stimme.


Michael Bremmer

Wolfmother – Baroness 

Wolfmother sind eine lustige Band. Wobei Band auch hier nicht richtig ist, eher Sänger, Gitarrist, Songwriter und Bassist Andrew Stockdale plus Erfüllungsgehilfen. Und wenn die mal nicht so wollen wie Andrew, tauscht der mal flugs die ganze Band aus. So schon öfter geschehen, eigentlich war jedes Album eine andere Besetzung. So auch das neue, „Victorious“. Und beeindruckend daran ist: der Sound bleibt immer gleich. Gleich Retro, gleich aus der Zeit gefallen, aber auch gleich gut. Und deshalb ist Wolfmother die einzige Band aus der Richtung Stoner Rock, die ich anhören kann. Vom neuen Album sticht vor allem Baroness hervor, der Songtext ist einfach bis an die Grenze zum Kitsch, die Riffs und Rhythmen klingen wie seit 10 Jahren bei Wolfmother. Aber der Sound ist fett und irgendwie ist dieses aus der Zeit gefallene wahnsinnig sympathisch.


Philipp Kreiter

Die Junge Leute Spotify Playlist im Januar

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Wir hören andauernd Musik. Ob beim Lernen in der Klausurenphase, im Zug auf dem Weg zur Arbeit oder einfach nur so, zur Entspannung. Manchmal ist das das Mainstream-Lied, das gerade durch alle Hitradios dieses Landes läuft. Und manchmal irgendein Singer-Songwriter aus der hintersten Ecke Australiens, den außer uns vielleicht noch seine eigenen Eltern gut finden. Und um dieser Vielfalt auch bei der Jungen-Leute Seite gerecht zu werden, wollen wir ab heute einmal im Monat die Lieblingslieder unsere Redakteure in einer Spotify-Playlist präsentieren.

Main Concept feat. Blumentopf – München halt
Ich bin a Zurgroaste, ich gebs ja zu. Und trotzdem nenn ich München Heimat. Besonders dann, wenn ich an den Münchner Sommer denke. Bestes Augustiner an der Isar, vor der Akademie, am Königsplatz. Dazu Main Concept – München halt. Aber wie es mit Dingen, Orten und Menschen ist, die man liebt: Man darf auch mal kritisch sein. Anfangs dachte ich, in München wird mich nichts lange halten. Viel zu sauber, viel zu schnöselig, viel zu wenig bunt. Nach zwei Jahren weiß ich, dass es so sein kann. Aber ich weiß auch, dass es noch so viel mehr gibt. München halt, easy halt, dafür ist man nie zu alt.

Jacqueline Lang

George Ezra – (Watching Paint Dry) Song 6
Matsch überall: an meinen Gummistiefeln, in meinen Gummistiefeln und auch an jedem anderen Kleidungsstück. Dieser Song katapultiert mich wieder auf die Wiese des Musikfestivals, auf dem ich letztes Jahr war und George Ezra zum ersten Mal live erleben konnte. Der Song (Watching Paint Dry) Song 6 ist so melodisch und harmonisch, dass er mich jedes Mal wieder ins Träumen geraten lässt: „We are only dreaming and I’m dreaming only of you“. Ein Song von dem man sich einnehmen lassen und seine Gedanken einfach treiben lassen kann. Und der einen auch den Schlamm in seinen Schuhen vergessen lässt.

Stephanie Albinger

Marble Sounds – (How It’s Going to) End
Es gibt Songs für jeden Wochentag. Das hier ist ein Song für den Sonntag. Um den Tag Tag sein zu lassen. Um einfach mal faul zu sein. Um auf dem Fensterbrett zu sitzen und nichts zu tun. Entschleunigung pur – und wer ein Faible für traurige Liebeslieder hat, sollte häufiger einen Ausflug in die Benelux-Länder einplanen. Marble Sounds aus Brüssel ist mittlerweile schon mehr als ein Geheimtipp (und auch ein bisschen gefälliger als in den Anfängen), aber immer noch ideal für einen musikalischen Slow-Mop.

Michael Bremmer

Matt Corby – Trick Of The Light (Live On The Resolution Tour)
Ab der ersten Sekunde ist Trick Of The Light vollkommen in sich stimmig. Von den Drums über die Querflöte bis zur herrlich souligen Stimme Matt Corbys passt einfach alles zusammen. Trotz der tiefenentspannten Atmosphäre, die den ganzen Song umhüllt, baut der Australier eine Spannung auf, der man sich nicht entziehen kann und welche sich am Ende des Titels auf eine unglaublich harmonische und lässige Weise entlädt und auflöst. Das Lied läuft bei mir auf Dauerschleife und trotzdem bin ich jedes Mal aufs Neue fasziniert von Matt Corbys Loop-Live-Performance und der Unbeschwertheit, die von der ganzen Band ausgeht. Besonders zu empfehlen ist deshalb auch das Live-Video zum Song, bei dem ich immer ganz schnell ins Schmachten gerate.

Katharina Würzberg

The Arcs – The Arc
Egal, um was es geht – manchmal ist ein bisschen mehr Zeit alles was wir brauchen. „I gotta get a little more time, to shine, I just need a little more time“ – der Song „The Arc“ von dem Debutalbum von The Arcs, einem Nebenprojekt von Black Keys – Gitarrist Dan Auerbach, sprüht nur so von der Angst vor dem letzten Versuch, der letzten Möglichkeit, alles wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. „Working just to beat the clock, all I need is one more stop“ – was, wenn wir den letzten Stopp verpassen?

Matthias Kirsch

AVEC – Dead
Ich stehe zu meiner Schwäche für süß-schmachtenden Indie-Herzschmerz. Deshalb ist ein absolutes Lieblingslied im Januar „Dead“ von AVEC. Diese Neuentdeckung aus Oberösterreich schafft es, mir auch nach dem hundertsten Mal Hören noch eine Gänsehaut auf den Rücken zu zaubern, wenn sie singt: „No one will hurt you, he said, and left me. No one, will hurt you I promise.“ Da sind keine Schnörkel an den Melodien, kein Pathos und kein Kitsch und trotzdem drücken die Texte eine Wahrheit aus, die so traurig ist und eine Traurigkeit, die so wahr ist, dass es wehtut. Wenn gegen Ende des Songs dann doch noch ein paar elektronische Unterlegungen auftauchen, wird das Ganze nicht nur noch intensiver, sondern auch abwechslungsreicher und aufgepeppter als Vieles, was andere Singer-Song-Writer so zu bieten haben. Ich bin gespannt, was man von der 20jährigen jungen Frau noch so alles zu hören bekommen wird.

Theresa Parstorfer

Babyman – Sexy Maserati

Kultstatus seit der ersten Folge: Wenn Heiko „Schotty“ Schotte in der Serie Tatortreiniger irgendwo Blut wegschrubbt, dann weiß man, dass es um die deutsche Fernsehlandschaft nicht so schlecht steht, wie immer behauptet wird. Staffel fünf der Grimme-Preis-prämierten Serie hat den Fans nun überraschend einen Ohrwurm beschert. In der Folge „Freunde“, die diesen Januar ausgestrahlt wurde, trifft Schotty seine alten Kumpels aus der Jugendzeit wieder – und hört gemeinsam mit ihnen den Song „Sexy Maserati“, der mit trashigem Plattencover, albernem Text und schrägem 70er-Jahre-Porno-Sound daher kommt. Wer nun glaubt, Interpret Babyman sei in unserer Elterngeneration Kult gewesen, der irrt: Babyman ist das Alter Ego von Musiker Carsten Meyer, der bereits die Titelmusik der Serie komponierte. Trotzdem: Anhören lohnt sich.

Carolina Heberling

Panic! At The Disco – Don’t threaten me with a good time
Das hat einer mal ein starkes Ego: Panic! At The Disco-Sänger Brendon Urie hat im Laufe der mittlerweile fünf Alben alle anderen Bandmitglieder entweder zu Tourmusikern degradiert oder gleich zum Abschied bewegt. Und doch muss man zugeben: das neue Album „Death of a Bachelor“ ist mit seinem dekadenten Bombastsound absolut fantastisch. Dabei sticht das atemlose „Don’t threaten me with a good time“ noch hervor. Urie ist aus Las Vegas und genau so stellt man sich einen Abend mit ihm dort vor, „Champagne, Cocaine, Gasoline – and everything between.“ Deshalb bringt mich das Lied auch gut über den etwas tristen, lernintensiven Münchner Januar: bei so viel überzeichneten, knall-bunten Vegas-Klischee tritt die Methodenklausur schnell mal in den Hintergrund, zu Gunsten der Vorfreude auf die nächste WG-Party – dann natürlich mit Urie als Partyplaner.

Philipp Kreiter

Cold War Kids – First
Entdeckt und fleißig gepusht von der Blogger Szene, sind die Cold War Kids seit über zehn Jahren fester Bestandteil der internationalen Musikszene und mit ihrem neuen Album „Hold my Home“ erfolgreich wie zuvor. Getreu der Aussage „We don’t love being in a studio; we focus more on the writing“ präsentieren die Musiker aus Californien wieder ein Album voller Geschichten, ausgearbeitete Lyrics zum Zuhören und Mitdenken, und ziehen mich mit jedem Song mehr in ihren Bann. Die Single „First“, die auch mich persönlich sehr begeistert, erreichte im vergangenen Jahr sogar Platz Eins der US-Amerikanischen Charts. Das ist bei dem Song auch kein Wunder: Die Stimme von Nathan Willett hat mich gerade total gepackt und hilft mir nicht nur, während dem Lernstress auf andere Gedanken zu kommen, sondern inspiriert mich auch, meine eigenen Musikprojekte weiter zu bringen.

Marina Sprenger

Occupanther – Down
Gerade in der Prüfungszeit lasse ich mich von elektronischen Klängen berieseln, die meinen Lernmarathon erträglicher machen. Irgendwo habe ich auch mal gehört, dass Musik den Lernprozess verstärkt. Gerade habe ich eine Playlist mit nur einem Lied angelegt: „Down“ von Occupanther. Vor ein paar Tagen habe ich eine Livesession mit Kurimelo auf Youtube entdeckt. Beim ersten Hören sind mir fast die Tränen in die Augen gestiegen, weil ich den Song so schön finde. Auf Spotify gibt es nur die Studioaufnahme von Occupanther ohne Kurimelo. Dafür kein Musikvideo– und Musikvideos und Lernen verträgt sich gar nicht.

Stefanie Witterauf

Drangsal – Allan Align
Tanzen, Träumen, Abgehen – zu „Allan Align“ von Drangsal ist alles drin. New Wave und Post-Punk mischen sich zu „Brachialpop“ – wie der Herxheimer Künstler Max Gruber seine Musik bezeichnet. Der Beat seiner Debütsingle ist Retro, aber nicht eingestaubt, er holt einen mit voller Wucht in der Gegenwart ab. Und auch wenn diese zurzeit nur aus Pauken für die anstehenden Klausuren besteht, bringt „Allan Align“ frischen Schwung in die muffige Lernhöhle. 3:06 Minuten mit den Hüften wippen und auf den Boden tapsen und schon ist wieder Platz für neuen Theoriebrei. In der ersten LP „Harieschaim“, die im April erscheint, dürfte der wilde Mix aus melancholischem und absolut tanzbarem Sound seine Fortsetzung finden. Wir dürfen gespannt sein!

Michaela Schwinn