Cloutboi Juli und Pink Stan / Foto: Tolga Bölükbasi
von Tolga Bölükbasi

Band der Woche: Cloutboi Juli und Pink Stan

Cloutboi Juli und Pink Stan machen Songs über Vitamintabletten, Tiefkühlpizzen und Waveboards. Und so verschieden wie die Themen der Songs, so verschieden sind auch die Musikrichtungen, die in den Songs vereint werden. Das können Elemente sein, die an die Anfangszeit des Grunge erinnern, aber auch Cloudrap oder Trapbeats.

von Johanna Schmidt

Im August 2018 erschien mit „1982“ das gemeinsame Album von Casper und Marteria. Darauf: zehn Songs, die die beiden Rapper gemeinsam geschrieben haben. Größtenteils bei Casper zu Hause und größtenteils auch als One- und Firsttakes. Einige der Songs entstanden innerhalb von zehn Minuten und waren nach einer Stunde bereits fertig ausgearbeitet. Das habe vor allem funktioniert, weil man viel „aufeinander hing“ und entspannter an das Songwriting herangehen konnte, erzählten die beiden Musiker in einem Interview.

Der Song „Quarantainment“ der beiden Münchner Musiker Cloutboi Juli und Pink Stan entstand innerhalb einer halben Stunde. Es geht, wie der Titel bereits vermuten lässt, um den Zeitvertreib während Corona. Darüber gemeinsam einen Song zu schreiben – nicht nur über Videochat, sondern zusammen – funktioniert für die beiden aber trotz Quarantäne. Denn gemeinsam mit zwei weiteren Freunden bewohnen sie ein Haus am Rande Münchens, in Waldperlach.

Doch nicht nur Quarantäne liefert den beiden 22-Jährigen Input für Songs. Auch Multivitamintabletten, deren Absatz im benachbarten Drogeriemarkt wohl durch die beiden enorm hoch sein dürfte, denn jeder aus der WG braucht davon mindestens fünf am Tag. Zudem finden Tiefkühlpizzen, ganz bestimmte Jeans und Waveboards ihren Weg in die Musik von Julius Peter und Konstantin Molodovsk, wie die beiden jungen Männer mit bürgerlichem Namen heißen. So entstehen Tracks, die dann Titel tragen wie: „Man nannte diesen Song Powerslide mit Schönramer im Garten (Baby ich kann nicht skaten und esse den ganzen Tag Müsli)“ feat. Rave Dave. In dem Song, dessen leichte Beats ein bisschen an „Sunny Driveby“ von Haiyti erinnern, wird bereits erwähntes Waveboard thematisiert. Ein Fortbewegungsmittel, ähnlich einem Skateboard, nur um einiges schwieriger zu händeln.

Rave Dave ist dabei aber nicht nur DJ von Cloutboi Juli und Pink Stan, sondern auch einer ihrer Mitbewohner. „Wir wollen unterhalten und Spaß haben. Dafür nutzen wir meist simpelste Themen und versuchen, denen etwas Tiefgründiges zu geben. Irgendwas, was für andere dann auch nachvollziehbar ist“, sagt Konstantin, der während des Videochats sichtlich mit seinem Heuschnupfen zu kämpfen hat. Vielleicht dreht sich der nächste Song ja um Nasenspray und Augentropfen.

Und so verschieden wie die Themen der Songs, die mal auf Englisch, mal auf Deutsch oder auch auf Spanisch geschrieben werden, so verschieden sind auch die Musikrichtungen, die in den Songs vereint werden. Das können Elemente sein, die an die Anfangszeit des Grunge erinnern, aber auch Cloudrap oder Trapbeats. Diese Mischung kommt zum einen, weil man „sich ausprobieren und nicht auf ein Genre festlegen möchte“, aber auch daher, dass Julius und Konstantin aus unterschiedlichen musikalischen Richtungen kommen. Konstantin hat in der ersten Klasse begonnen, Schlagzeug zu spielen, und sich daraufhin auch noch das Gitarrespielen selbst beigebracht. Er spielt zudem in einer Metal-Band. Julius war mehrere Jahre lang Teil eines Chorensembles in den USA, wo er längere Zeit gelebt hat.

Nachdem Julius und Stan, die sich seit der Grundschule kennen, ihre ersten Tracks einfach „in den Laptop reingeschrien“ haben, versuchen sie nun das Ganze zu professionalisieren. Sie haben sich in den WG-Zimmern Proberaum und Home-Studio eingerichtet. Dort werden Songs dann quasi während des Aufnehmens „geschrieben“. Die Aufnahme gestartet und zu einem Beat entsteht der Text. Zu nahezu allen Songs gibt es auch bereits selbstproduzierte Videos – zunächst noch mit dem Handy gefilmt. Aber ein Video wurde in den Bavaria Filmstudios gedreht. Dort arbeitet Konstantin und fand die Kulisse des Films „Das Boot“ gut geeignet für den Song „away“.

https://www.youtube.com/watch?time_continue=11&v=2ZxiHJ0VTNE&feature=emb_logo


Cloutboi Juli und Pink Stan

Stil: Trap, Hip-Hop, Pop, Alternative-Rock, Singer-Songwriter

Besetzung: Julius Peter und Konstantin Molodovsky, David Riha (DJ)

Aus: München

Seit: 2018

Instagram: @cloutboi_juli, @pink__stan, @__ravedave

Inspired by: Unsere Band der Woche hat für euch eine Playlist erstellt: Diese Playlist hat von allem ein bisschen. Geheimtipps aus Opas Plattensammlung (natürlich nur das Beste daraus, immerhin beherbergt sie um die 400 Platten), ein bisschen was für das richtige Urlaubsfeeling (das momentan vielleicht nur schwer aufkommt), aber auch einen Song zum Karaoke singen. Und, weil ja gerade große Langeweile herrscht, was zum Raten. Denn einer der Interpreten musste unserem Kameramann nach einer Auseinandersetzung Schmerzensgeld zahlen. Wer das ist, wird man wohl nie erfahren, in die Playlist zu hören, lohnt sich aber trotzdem.“