Band der Woche: Brume

Florian Holzmann war der Gitarrist der Indie-Rock-Band Dave a Marat. Nun macht er unter dem Namen Brume introvertierte Neo-Klassik.

Von Max Fluder

Musik kann ein Lebensinhalt sein. Etwas, das einen nicht loslässt. Etwas, auf das man immer wieder zurückkommt. Es passiert, dass Musiker, auch wenn sich ihre Band schon vor einer gefühlten Ewigkeit aufgelöst hat, sich wieder der Musik zuwenden und eine zweite Karriere starten. Oft auch als Solokünstler. Bei Phil Collins war das so, aber auch bei Eric Clapton oder Dr. Dre. Die Songs hören sich dann anders an – selbstverständlich eigentlich. Es fehlen ja die in einer Band notwendigen Kompromisse.
Bei Florian Holzmann ist es nicht anders. Er war Mitglied der 2009 gegründeten Band Dave A Marat, einer Indie-Rock-Band aus dem Münchner Osten. Damals hat er für die Band Gitarre und Synthesizer gespielt. Jetzt, zehn Jahre später, wagt er einen Neuanfang und schwenkt in eine andere musikalische Richtung: Neo-Klassik. Die poppigen Melodien und eingängigen Texten von Dave A Marat bleiben aus. Stattdessen findet man bei Brume, Florians neuem Solo-Projekt, ruhigere Stücke. Gesang gibt es kaum noch – und wenn, dann verzerrt und schemenhaft. Der Künstlername nimmt Bezug darauf: Brume ist das poetische englische Wort für Nebel. Die Spannung in der Musik soll allein durch die Instrumente erzeugt werden. „Introvertierte Musik“, nennt der 27-Jährige das. Er spricht das leise aus, ganz anders als man es von einem ehemaligen Gitarristen erwartet.
Aber nicht alles hat sich zwischen Florians Einsatz bei Dave A Marat und jetzt bei Brume verändert. „Ich glaube, dass viele Elemente in den Songs davon inspiriert sind, was ich früher gehört habe“, sagt Florian. Indie- und Elektropop-Bands wie Lucky Fish oder Exclusive, beide aus München, gehören zu dieser Zeit. Allerdings seien seine Vorbilder jetzt eher Instrumentalisten wie Ólafur Arnalds oder Nils Frahm. Florians eigene Songs gehen stilistisch in eine ähnliche Richtung. Sie sind stark minimalistisch und widersprechen oftmals der Streaming-Logik, dass nach höchstens 30 Sekunden der Hörer überrascht oder überwältigt sein muss. In „Solitude“ spielt ein Piano den zentralen Part, wiederholt allerdings immer nur die gleichen drei Noten. Erst ganz am Ende des vier Minuten langen Stücks ertönen andere Klänge. „Hold Your Breath“ ist etwas poppiger, zudem wird noch gesungen. Doch auch dieser Song bleibt reduziert. Piano, Gitarrenspiel und sogar die Lyrics sind simple Ton- beziehungsweise Wortfolgen und wiederholen sich.
Beide Songs sind Teil des Albums „Reversed“, das im Oktober erscheinen soll. Zwei Singles werden schon vorher zu hören sein. „Reversed“, also das englische Zurück, bezieht sich auf Florians erste Brume-Single „Forward“. Ein Schritt vorwärts war es auch für den 27-Jährigen, als er sich dazu entschieden hat, wieder aktiv Musik zu machen. Mit den früheren Bandmitgliedern von Dave A Marat hat er kaum noch Kontakt: „Man lebt sich ja auch auseinander, ich würde nicht noch einmal die Band starten wollen“, sagt er. Seine Erfahrungen aus der Zeit nimmt er mit. Erst in der Band habe er gelernt, wirklich Gitarre zu spielen und den Synthesizer zu bedienen.
Eine Schwierigkeit als Solokünstler ist das fehlende Feedback der Bandmitglieder und des Publikums, wenn man wie Florian mit seinem neuen Projekt noch nicht aufgetreten ist. Vielleicht hat sich das Problem aber bald gelöst: Gerade ist er dabei, Brume zusammen mit einem musikerfahrenen Arbeitskollegen auf die Bühne zu bringen. „Es wird so halb live“, sagt Florian. Gitarre und Klavier werden auf der Bühne gespielt, vielleicht auch die Drums, wenn sich ein Schlagzeuger finden lässt. Andere Töne müssten aber elektronisch eingespielt werden. „Ich kann ja kein Orchester mieten.“
Sein Ziel ist es, in der Langen Nacht der Musik kommendes Jahr im Gasteig aufzutreten. Warum dort? Dort ist es ihm mit Dave A Marat schließlich noch nicht gelungen zu spielen.

Foto: David Chia