Foto: Gabriele Heigl

Zeit für ein Dankeschön

Azad Miah Ali Fajor kam mit 16 nach München – hier fand er Obhut in einer Erstaufnahmeeinrichtung für unbegleitete Geflüchtete. Jetzt möchte der 22-Jährige etwas zurückgeben: Obwohl er selbst vom Mindestlohn lebt, verschenkt er 2200 Atemschutzmasken.

Eine Nacht hat Azad Miah Ali Fajor gebraucht, dann waren die 2200 Atemschutzmasken aus Bangladesch organisiert. „Ich habe einfach viel telefoniert und dann habe ich viel geschafft“, sagt der 22-Jährige und lacht. Azad arbeitet in der Gastronomie, das Trinkgeld fällt momentan virusbedingt aus, er lebt vom Mindestlohn – trotzdem hat er für die Masken 550 Euro aus seiner eigenen Tasche bezahlt. Azad sagt, er habe das gemacht, weil er etwas an diejenigen zurückgeben wollte, die ihm selbst schon so viel gegeben haben. Die Masken sind für die Katholische Jugendfürsorge (KJF) München und Freising. Dort, in der
Mailingerstraße, in der Erstaufnahmeeinrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wurde Azad vor fünf Jahren geholfen. Damals ist er aus Bangladesch über Umwege nach München geflohen, aus politischen Gründen, wie er sagt. Am 22. Dezember 2014 ist Azad angekommen, an das Datum erinnert er sich noch genau. Zu dem Zeitpunkt war er gerade einmal 16 Jahre alt. Über die Flucht und die schweren Anfangszeiten redet Azad nicht gerne, er sagt nur, dass mit der Zeit alles leichter geworden sei. Er habe Deutsch gelernt, seinen Hauptschulabschluss gemacht: „Mir haben sehr viele Menschen geholfen.“ Andreas Seefried ist einer dieser Menschen, er ist der Projektleiter der Flexiblen Hilfen, einer Einrichtung der KJF. Mit ihm ist Azad über all die Jahre immer in Kontakt geblieben, hat ihn sogar zu seinem Geburtstag eingeladen. Azad sagt über Seefried und die KJF: „Die haben auf mich aufgepasst,
als wäre ich ihr Kind. Die waren gut zu mir.“ Seefried sagt über Azad: „Meine zwei Söhne sind wie Brüder für ihn. Und ich bin wie sein zweiter Vater. Ich will immer wissen: Geht’s ihm gut, geht’s ihm schlecht.“ Azad ist laut Seefried ein sehr optimistischer Mensch, der viel lacht. Azad sagt deshalb oft: „Mir
geht’s super gut.“ Er sagt aber auch: „Ich habe immer noch keine Aufenthaltsgenehmigung.“ Sein Asylantrag wurde damals abgelehnt, in Deutschland durfte er aufgrund einer Ausbildungsduldung dennoch bleiben.

Über den §25a des Aufenthaltsgesetz versucht er nun eine Aufenthaltserlaubnis für weitere zwei Jahre zu erlangen. Der Paragraf regelt die „Aufenthaltsgewährung bei gut integrierten Jugendlichen und Heranwachsenden“, Azad hat gute Chancen. Für die Bewilligung muss er jedoch seinen Pass abgeben, der hängt aber irgendwo in Bangladesch fest. Seit eineinhalb Jahren wartet er schon auf seinen Ausweis, ohne ihn droht Azad zu jeder Zeit die Abschiebung. Zwei Mal war er schon auf dem Konsulat in Berlin und hat nachgefragt, angekommen ist der Pass immer noch nicht. 1200 Masken sind schon geliefert worden, der Rest ist auf dem Weg. Nur zwei Wochen haben die Masken von Bangladesch bis nach Deutschland gebraucht, Azad hat dafür extra den Express-Versand der DHL bezahlt. „Ich wollte es schon ein bisschen schneller haben.“

Von Lena Bammert