Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Philipp

Aua, aua, aua – der Kopf schmerzt, die Leere im Geldbeutel noch mehr. Sechzehn Tage Oktoberfest sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen und zu allem Überfluss geht am Montag die Uni wieder los. Darum Lederhosen in den Schrank, Gurkenmaske ins Gesicht, diese Woche ist Detox angesagt!

Los geht es am Freitag in der Techno Villa Storchenburg. Nachdem die alte Location in den ehemaligen Optimolwerken vergangenes Jahr schließen musste, hat der Club rund zehn Monate später eine neue Heimat in der Schwanthalerstraße gefunden. Normalerweise ist tanzen gehen nicht so mein Ding, aber nach all den Strapazen tut mir ein bisschen Bewegung sicherlich gut.

Am Samstag heißt es dann früh aufstehen – der Berg ruft! Frische Luft ist bekanntlich das beste Rezept gegen den Post-Wiesn-Kater und im Herbst sieht so ein Alpenpanorama sowieso am schönsten aus. Perfekt für einen Tagesausflug geeignet: die Kampenwand im Chiemgau. Außerdem tolle Grundlage für einen bayrischen Schüttelreim: „I gangat gern auf d’Kampenwand, wann i mit meiner Wamp’n kannt’.“ Abends legt Benedek aus Los Angeles smoothen Synth-Soul im Charlie auf, wo ich den Tag relaxed ausfaden lasse.

Am Sonntag empfiehlt es sich, die Teilnehmer des München-Marathons entlang der Rennstrecke anzufeuern. Allein durch das Zusehen verbrenne ich bestimmt genug Kalorien, um die drei Zentner Zuckerwatte der letzten Wochen vollends zu kompensieren. Darüber darf ich aber bloß nicht das Wählen vergessen, die Wahllokale schließen um 18 Uhr!

Am Montag möchte ich mich nämlich auf dem Odeonsplatz beginnend am Trauermarsch für die CSU beteiligen. Bei der vom Satire-Magazin Titanic organisierten Veranstaltung soll die Volkspartei im Falle eines Ergebnisses von unter 40 Prozent symbolisch zu Grabe getragen werden. Abends geben sich im Lyrik Kabinett mit Dalibor Markovic und Dominique Macri zwei der führenden Spoken-Word-Künstler Deutschlands die Ehre – gewissermaßen Wellness für die Ohren.

Am Dienstag werde ich meine Regeneration durch einen Besuch im beheizten Außenbecken des Dante-Bads weiter vorantreiben. Da kann man Bahnen im Freien schwimmen! Im Herbst! Verrückt. Vielleicht schaue ich danach noch beim Werkstattkino vorbei, wo gerade das Unterdox Festival läuft. Im Rahmen dessen werden noch bis zum 17. Oktober spannende Dokumentar- und Experimentalfilme aus aller Welt gezeigt.

Während am Mittwoch vermutlich alle Teenager Münchens ins Backstage pilgern, um dort Shooting-Star Mike Singer zu huldigen, gehe ich lieber zum Private Gig von PAUL ins Holzkranich. Es verspricht ein „intimer Abend in Wohnzimmeratmosphäre“ zu werden, was prima zu meinen Entschleunigungsabsichten passt. Sofern vorrätig, trinke ich dort einen schön entspannenden Fencheltee.

Am Donnerstag freue ich mich schon sehr auf die zweite Ausgabe des Travel Slam im beach 38. Dort buhlen mehrere Teilnehmer mit selbst verfassten Reiseberichten um die Gunst des Publikums. Auch spannend: Im Farbenladen startet die Ausstellung „Ghost Signatures“ des Münchner Kalligraphen Patrick Hartl.

Am Freitag kann ich dann auf eine Woche intensives Detox-Programm zurückblicken und mir hochzufrieden sagen: Gut gemacht, Philipp. Die Batterien sind aufgeladen. Eine gute Möglichkeit, direkt wieder Vollgas zu geben, bietet das Bahnwärter Thiel, wo das Leipziger Institut für Zukunft mit zeitgemäßen Club-Sounds zu Gast ist.

Text: Philipp Potthast

Foto: Chris Schalasky