Manchmal vergisst man vor lauter Aufgaben und Terminen, warum man das überhaupt alles macht. Da muss ein bisschen mehr Leben zur Theorie denkt sich unsere Autorin Pauline und schmeißt sich mit Freunden in Münchens Kunstszene. Das Finale ihrer Woche: die Vernissage der Ausstellung 10 im Quadrat.
Der Frühling ist da und macht ordentlich Hunger auf Kultur. Zwar ersticke ich fast unter einem Stapel an To-dos und Terminen, trotzdem versuche ich mir gerade deshalb Zeit für Kunst zu nehmen.
Dieser Freitag ist einer der Tage, bei dem sich die Events nur so häufen. Eigentlich wollte ich aufs Harry Klein goes Kunsthalle. Aber Freunde haben Vorrang. Seit Wochen erwarten mein bester Freund und ich voller Sehnsucht die für uns obligatorisch gewordene After Hours: Jazz Open Stage im Lost Weekend. Seitdem wir dort einmal spontan reingestolpert sind und die Schnittstelle unserer beider Musikgeschmäcker entdeckten, hat dieses Event – bei dem man nie weiß, wer auftritt – einen besonderen Platz in unseren Herzen. Weil wir beide Jazz und Kaffee lieben, wird es heute also doch Lost statt Harry.
Samstage mag ich, um die aufgestaute Arbeit zu erledigen. Am besten geht das, wenn man auf etwas hinarbeiten kann. Diesmal ist das die Vernissage im Kunst Block Balve. The Art of Munich klingt nach einer Reihe Artshows, die mich als Kind aus dem Norden vielleicht endlich München ein bisschen besser verstehen lassen. Im Anschluss tanze ich im Konzertraum daneben den Abend mit der Mercury aus.
Münchner Sonntage bergen die Gefahr, mich mit ihrer Ruhe in Melancholie zu hüllen. Deshalb sind sie zugleich der Tag, an dem ich runterfahre. Und zwar zur Alten Utting. Da findet heute der Blues Brunch mit den Bootleg Twins statt. Weil ich seit einiger Zeit mit Queer Poetry rumexperimentiere, schaue ich um 15 Uhr beim Poetry Slam im Diversity Café vorbei und atme ein paar Gedichte ein. Danach geht’s mit Freundinnen in den Englischen Garten. Der Bärlauch riecht so stark, dass wir uns was mitnehmen und abends damit Pizza backen, bevor es auf die Partyreihe und Dragshow WIGZ von Janisha Jones & Pasta Parisa geht.
Montag und keine Uni, dafür Demo – anlässlich des Tags der Arbeit. Also weniger Theorie, mehr Praxis. Nachmittags gehe ich zum Escape Room Escape Poverty, der dank des Radikal jung Festivals 2023 vom Volkstheater das erste Mal in München ist.
Dienstag habe ich mehrere Vorlesungen. Dazwischen schau ich gern bei Best Records vorbei. Der kleine Laden bei der Pinakothek hat manchmal Alben, die ich seit Jahren suche und die Preise sind meist mehr als fair. Der Besitzer ist ein ehemaliger Journalist, mit dem man gut über Platten diskutieren kann. Mit einem Freund überwinde ich danach gegenüber im Café im Zebra das Mittagstief.
Jeden ersten Mittwoch im Monat findet der Bahnwörter Poetry Slam statt. Der steht schon seit längerem auf meiner To-Do-Liste und wird an diesem Abend besucht.
Nach einem langen Arbeitstag, wie ich ihn donnerstags meistens habe, gehe ich gerne ins Theater. Wer einmal in einem Werkstattstück der Theaterakademie saß, ist der hohen Gefahr ausgesetzt, eine Sucht zu entwickeln. So geht es mir zumindest seit Monaten, weshalb ich auch heute Abend im Werkstatt Schauspiel: Zwei Stücke sitze. Außerdem ist es leicht, auch mal spontan Freundinnen mitzuschleifen, denn der Eintritt ist frei.
Und dann ist schon wieder Freitag. Zeit, selbst Kunst zu machen. Nach meinem Creative Writing Course gehe ich zu einem Comic-Workshop von Amey Yun Zhang, der im Rachel Carson Center stattfindet. Abends wird die Ausstellung 10 im Quadrat im Feierwerk Farbenladen eröffnet. Der perfekte Abschluss meiner Kulturwoche, denn hier haben zehn Fotografinnen zehn Musiker porträtiert. Das Ergebnis sind nicht nur fast 100 Fotos, sondern eine Zusammenkunft an Geschichten, die aus den Bildern sprechen. Später gehe ich um 23 Uhr noch pflichtbewusst zur Creative Unity – dem Event von Artists für Artists in der Milla und tausche mich über Projekte und Events aus. Den Samstag nutze ich ausnahmsweise besser mal zum Ausschlafen.
Pauline Metz