Der Sommer ist in München angekommen. Und damit auch die gute Laune bei unserem Autor. Durch das schöne Wetter euphorisch gestimmt, stürzt er sich in der kommenden Woche in das vielfältige Kulturprogramm der Stadt. Festivals, Ausstellungen, Flohmarkt- und Konzert-Besuche – jede Minute wird draußen verbracht.
Noch nie war der Sommer schöner. Ja, Corona ist zwar noch immer nicht weg. Dafür sind jetzt die Tage endlich wieder lang, der Veranstaltungskalender endlich wieder prall gefüllt und die Möglichkeiten für kulturelle Eskapaden in der Stadt riesig. Mit Vor- und Rücksicht freue ich mich auf eine wirklich bunte Woche an allen möglichen Ecken Münchens.
Den Freitag beginne ich im Kulturzentrum Sugar Mountain. Dort findet anlässlich des Weltflüchtlingstages ein buntes Festival statt. Es steht unter dem Motto „Vielfalt feiern!“ und vereint kulturelle Darbietungen mit politischen Workshops für alle sozialen und Altersgruppen. Von hier aus ist es nicht weit zum Feierwerk, wo ich dem Konzert der Blues- und Funk-Band Johnny Fab Kaufmann beiwohnen möchte. Die junge Band aus München ist extrem talentiert, hat erst wenige Konzerte in der Stadt gegeben – ein absoluter Geheimtipp also. Den eindrucksvollen Abend lasse ich am Ufer der Isar ausklingen – aber nicht ohne Musik! Am Kulturstrand ist eigentlich immer etwas los – heute Abend heizt uns Alicea richtig ein.
Den darauffolgenden Samstag gehe ich von daher erst einmal gemütlich an. In Hadern findet ein großer Hofflohmarkt statt. Ich mag den Stadtteil mit seiner interessanten Mischung aus kleinen alten Häuschen und hohen Sozialbauten, die so gar nicht Münchnerisch wirken. Nachdem ich den Vormittag mit Schlendern und Feilschen verbracht habe, zieht es mich vom Süden in den Norden der Stadt. Heute findet nämlich das Wannda Circus Open Air statt, das sicherlich zu den schönsten Festivals in ganz München gehört. Mit dem bunten Programm zwischen Musik, Artistik und anderen Überraschungen ließe sich alleine schon eine ganze Woche füllen. Ich packe mir eine Zuckerwatte ein und schaue noch im Olympiadorf vorbei, das ja aufgrund des 50-Jährigen Jubiläums aktuell verstärkt in den Schlagzeilen steht. Das Studentenorchester München spielt heute nach langer Corona-Pause endlich wieder ein Konzert – das darf ich nicht verpassen! So lässig, nahbar und lebendig wie bei der Open-Air-Darbietung im Olympiapark erlebt man Klassik selten.
Und schon ist es wieder Sonntag. Das Wochenende neigt sich schon dem Ende zu – ich habe dennoch einen vollen Tag geplant. Im brandneuen Skatepark Freiham findet heute nämlich die Süddeutsche Skatemeisterschaft statt. Ich habe das Skaten selbst zwar schon lange aufgegeben, bin aber dennoch gespannt auf die Stimmung und die Show, die mich sicherlich beeindrucken werden. Wenn ich schon einmal so weit in den Westen rausgefahren bin, dann bleibe ich auch gleich hier, denke ich mir und lausche anschließend dem Konzert von Julia Lange im Kulturzentrum der Pasinger Fabrik. So geht ein wirklich wahnsinnig erlebnisreiches Wochenende zu Ende.
Den darauffolgenden Montag verbringe ich zunächst in der Innenstadt. Unweit vom Marienplatz hat sich das MUCA breitgemacht – ein Museum für Urban Art, Grafitti und allem, was an diesen Stilrichtungen mit anhängt. Die Sonderausstellungen kann man nur noch kurze Zeit erleben – heute ist also der perfekte Tag dafür. Abends spaziere ich hinüber zum Lost Weekend – hier findet Montags immer eine Open Stage statt. Ich freue mich auf neue Entdeckungen, sowohl musikalisch als auch bezüglich der guten Drinks hier.
Der Zeitplan am Dienstag führt mich erneut ins Univiertel – ich möchte mir die Ausstellung „Wasser, Wind, Inselbewohner*innen“ im Hauptgebäude der LMU ansehen. Die mitwirkenden Studierenden, allesamt Kommiliton*innen von mir, haben für ihre filmische Forschung zu den Menschen der Shetland-Inseln sogar einen Preis bekommen – hier halten sie ihre Erfahrungen in Fotografien fest. Abends gehe ich dann – mal wieder – auf ein Konzert. Allerdings von keinen Lokalmatadoren – die US-Amerikanische Alternative-Sängerin Phoebe Bridgers tritt in der Tonhalle auf. Ich freue mich auf die Musik, die Lichter – und ein ausgiebiges Bad in der Menge.
Am Mittwoch bin ich dann mit Uni-Kursen beschäftigt. Der Abend motiviert mich allerdings, tagsüber die Stille der Seminarräume auszusitzen. Im Gasteig startet mit Cinema Iran zum Einen ein Iranisches Filmfestival – mitsamt Europa-Premiere. Und der von mir heiß geliebte studentische Radiosender M 94.5 feiert heute im Ampere seinen 25+1. Geburtstag. Mit viel toller Musik und bis spät in die Nacht – selbstverständlich!
Am Donnerstag zieht es mich dann raus aus der Stadt – aber nicht zum Wandern. Besser: Das Komod Festival ist ein wunderschönes, liebevoll gestaltetes kleines Festival südlich von München. Der erste Tag verspricht Ruhe und Entschleunigung – genau das Richtige nach so einer wilden Woche.
Ich überlege, auch den Freitag und das gesamte Wochenende auf diesem wunderschönen Fleckchen Natur zu verbringen – mein Zelt bleibt jedenfalls stehen. Aber wer weiß, vielleicht stehle ich mich dann doch noch einmal kurz in die Stadt. An der Hochschule für Film und Fernsehen findet der erste Tag der hauseigenen Jahresschau statt – ich freue mich auf ein buntes, spannendes Programm der jungen Filmemacher*innen, von denen wir einige immer wieder auf unserer Seite vorgestellt haben. Und man mag es kaum glauben, aber so ist dann schon wieder eine ganze Woche in München herumgegangen – mit vielen Konzerten, viel Musik, vielen Erlebnissen. Corona hin oder her.
Von Louis Seibert