Lena Bammert

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Lena

Ja, unsere Autorin Lena weiß, dass die Faschingssaison gerade ihren Höhepunkt erreicht. Ja, unsere Autorin schafft es trotzdem, auf keine einzige Faschingsveranstaltung zu gehen. Ja, unsere Autorin ist übermenschlich

Hallo, hier ist die oben erwähnte Autorin. Seit vier Monaten werde ich von Freunden regelmäßig darauf hingewiesen, wie genial die Band BLOND ist. Vor vier Monaten war BLOND schließlich in München, als Vorband von Von Wegen Lisbeth. Seit diesem Konzert reden alle meine Freunde nur noch von BLOND. Die Zeit des Redens und Wartens ist jetzt auf jeden Fall vorbei, denn am Freitag kommt BLOND wieder nach München, ins Feierwerk. Diesmal als Band, nicht als Support. Indie-Pop, Songs über Spinat, Tinder und Periode – ich geh da definitiv hin, und danach erzähl ich all meinen Freunden davon. Euch erzähle ich es jetzt schon, ihr seid mir wichtiger als meine Freunde.

Deswegen möchte ich euch auch noch von meiner Beziehung zur Comic-Figur Popeye erzählen. Wir sind uns ziemlich ähnlich, so haben wir beide einen wahnsinnig großen Bizeps und können nicht genug von Spinat bekommen. Deswegen startet mein Samstag auch so, wie der Freitag aufgehört hat. Mit veganem Essen. Diesmal nicht in musikalischer, sondern in wirklich essbarer Form: ein „Vegan Breakfast“ in der Amore Bar. Die Amore Bar ist nach dem Lovelace das nächste Zwischennutzungs-Projekt von Lissie Kaiser und wird die nächsten zwei Jahre – so zumindest das Versprechen – in der Maxvorstadt Liebe verbreiten und mich füttern. Und mit Liebe geht es abends auch gleich weiter, München hat endlich auch eine Sex-Positive-Party inklusive Musik von queer-feministischen DJs zu bieten. Danken muss man dafür dem „LOVERS Kollektiv“, die durch regelmäßige Veranstaltungen im folks!club auch die Ballroom-Szene in München zum Leben erweckt haben. Der Sex, sofern man denn will, und ich will, findet im Kunst Block Balve im Westend statt. Wer noch ein bisschen schüchtern ist, kann hier die Regeln und danach each other auschecken.

Sonntag ist Ruhetag, nicht nur für Gläubige, sondern auch für meine Leber. Ich tausche den Alkohol deswegen gegen Kakao, und die Sonne des Sonntags gegen den Mond im Bahnwärter Thiel. Bei Vollmond wird dort das neue Jahr gefeiert. Alkohol und Drogen sind nicht erlaubt, bei „Ecstatic Wildness – A New Moon Celebration With Cacao“ geht es um Intimität, Körperbewusstsein und Gemeinschaft. Ohne Promille, dafür mit gemeinsamem Tanzen und einer Tasse Kakao.

Ich muss es kurz erwähnen: Montag ist Rosenmontag, die ersten Faschings-Partys beginnen also. Von Comic-Helden über Great Gatsby bis hin zu Disney Themes ist alles vertreten. So unterschiedlich und trotzdem haben sie alle etwas gemeinsam. Man muss nicht hingehen, wenn man nicht möchte. Und ich möchte nicht. Hier ist zu wenig Platz, um auszuführen, warum, aber genug, um meine Alternative anzubieten. Die „Green City Jugend“ veranstaltet am Rosenmontag einen Zero-Waste-Workshop in der Lindwurmstraße und ist damit definitiv rettender für Rosen und sonstige Blumen als jegliche Faschings-Feierei.
P.S.: Ich gebe das nur sehr ungern zu, aber es ist explizit erlaubt, verkleidet zu kommen, das Kostüm muss nur zum Umwelt Thema passen. Ich werde als Trauerweide kommen.

Nach dem Rosenmontag folgt der Faschingsdienstag, teilweise auch Veilchendienstag genannt. An diesem Tag dem Fasching zu entkommen, ist solch ein Kraftakt, dass ich sehr froh über die bisher erfolgten Spinatportionen bin. Am Dienstag flüchte ich in die Milla, dort ist nämlich Jazz-Jam. Einmal im Monat findet die Jam-Session des Jazz-Instituts der Hochschule für Musik und Theater statt. Und während Faschings-Musik darauf ausgelegt ist, dass alle in jedem Zustand noch mitgrölen können, ist Jazz mehr oder weniger das komplette Gegenteil. Jazz ist Musik fürs Gehirn, hier der Beweis. Perfekt für mich und meine Pläne, denn ich muss mein Hirn für Mittwoch schon mal in die Gänge bringen.

Denn am Mittwoch wird mir das All erklärt. Und ich darf dabei auch noch trinken. „Astronomy on Tap“ wurde ursprünglich in New York erfunden, jetzt ist es endlich auch nach München gekommen. Das Konzept ist genauso genial wie das Universum selbst. Astronomie-begeisterte Menschen treffen sich in einer Bar, trinken Alkohol, lauschen dabei Vorträgen von Wissenschaftlern, also Menschen, die sich wirklich auskennen, spielen gemeinsam Spiele und werden dabei schlauer. Am Mittwoch sitze ich demnach im Kooks, lass‘ mich ein bisschen zulaufen und weiß danach ein bisschen mehr über die Dunkle Materie und Sternenentstehung.

Nach so viel Bildung ist klar, was am Donnerstag geschehen muss. Ein Grunz-Wettbewerb. Der findet von 18 bis 20 Uhr am Stachus statt. Der Grunz-Wettbewerb bedarf weniger Erklärung, als es vielleicht scheinen mag, ich zitiere hier aus der Facebook-Veranstaltung: „Wer am lautesten rumgrunzt und für die meisten verwirrten Passanten sorgt, gewinnt…!“. Null Menschen haben bisher zugesagt, null Menschen sind bisher interessiert. Das heißt, meine Gewinnchancen stehen ziemlich hoch. Ich werde deswegen am Donnerstag am Stachus grunzen. Einfach nur, weil ich gewinnen gut finde.

Es ist Freitag, alles ist still, niemand grunzt mehr. Das ist eine Lüge, ich grunze auch am Freitag weiter, vor Freude, denn die Minna Thiel öffnet wieder. Das ist genauso schön wie erste Frühlingsblumen nach einem traurigen Winter. Holt euch eure Frühlingsgefühle mit mir zusammen, vielleicht sehen wir auch ein paar Sterne, dann erzähle ich auch ein bisschen was.

Lena Bammert