Foto: Roland Eßmann

Von Freitag bis Freitag München mit Annika

Unsere Autorin Annika Eßmann verkleidet sich gerne. Von daher könnte es eine gute Woche werden – immerhin ist am Donnerstag Halloween. Trotzdem wird sie ihr  „Gothic-Vampire-Queen“ nicht anziehen. Und das hat einen Grund. Aber auch so wird es in ihrem Leben spannend.

Wir schrauben, hämmern und putzen. Ich bin gerade frisch mit meinem Freund zusammengezogen und wir wetteifern beinahe darum, wer mehr passende Möbel auf Ebay-Kleinanzeigen findet. „Schau mal, ist die Aufbewahrungsbox nicht schön?“ Natürlich darf da das Ausmisten des Kleiderschrankes nicht fehlen. Mit den gut erhaltenen, aber nicht mehr benötigten Kleidungsstücken begebe ich mich dann am Freitag zum Herbstlichen Abend-Flohmarkt im Café Blá. Es ist schon ziemlich kalt draußen, aber die Flohmarktsaison ist für das Team des Cafés noch nicht vorbei. Im Laufe des Abendswerde ich wohl ich durch das Sortiment an Klamotten sowie Büchern stöbern und mir einen kleinen Glühwein zum Feierabend genehmigen.

Am Samstag geht es dann musikalisch weiter. Die Neuhauser Musiknacht 2019 steht vor der Tür – und zwar buchstäblich. Ich wohne direkt in Neuhausen und lasse mir diese Bandbreite an Münchener Bands natürlich nicht entgehen. Besonders habe ich mich auf Victoryaz gefreut. Genau eine Woche zuvor habe ich die junge Singer-Songwriterin auf unserer Bühne bei der 18jetzt-Feier im Rathaus spielen hören und ich war schwer beeindruckt. Ihre Stimme erinnerte mich wirklich an Adele. Leider ist sie gerade krank geworden. Aber auch das restliche Programm ist ja spannend.

Das Substanz präsentiert am Sonntag ein neues monatliches Sonntags-Special, die Story-Telling-Night. Ich schreibe sehr gerne Kurzgeschichten und bin daher gespannt auf dieses Format. Der Gastgeber Matt verspricht einen Abend voller Geschichten aus den verschiedensten Genres und ein kleiner Impro-Sketch wird auch geboten. Vielleicht stelle ich mich beim nächsten Mal auch ins Rampenlicht? Ausgeschlossen ist das nicht, da ich bereits ein paar Mal für mein Buch „Crazy Kitchen City“ auf der Bühne stand. Aber vorerst genieße ich den unterhaltsamen Abend mit ein paar Freundinnen.

Am Montag übernimmt die Musik wieder die Hauptrolle. Ich höre mir lokale Musiker in der Glockenbachwerkstatt an, die sich zu einer neuen Band zusammenfinden und improvisieren. impro.visionen heißt die Reihe und sie findet am Montag zum achten Mal statt. An dem Abend spielt das Markus Heinze Trio und das Taliesins tale#7 Trio. Beide Gruppen setzen sich aus dem International Composers & Improvisers Ensemble München zusammen, das klassische und Jass-Stücke aufführt. Mein letzter Besuch eines Jazz-Konzerts ist wirklich lange her und deshalb freue ich mich auf diesen Abend ganz besonders.

Pilates-Kurs am Dienstag. Mal schauen, wie ich mich verausgabt haben werde. Wenn ich noch  Kraft habe, gehe ich tanzen. Da kommt der Tango und Milonga Workshop im Bahnwärter Thiel wie gerufen. Mein Freund und ich besuchen seit November 2018 einen Standard- und Lateintanzkurs und in zwei Wochen steht Tango auf dem Programm. Der Workshop ist also eine ideale Möglichkeit, mir bereits ein paar rudimentäre Kenntnisse anzueignen, damit ich später meinem Freund nicht allzu sehr auf die Füße trete. Ich bin zwar musikalisch, aber das Tanzen ist absolutes Neuland für mich.

Den Mittwochabend verbringe ich zur Abwechslung in der Uni, aber nicht, um zu lernen. Im Audimax der TU München findet Der Große Hörsaal Slam statt. Ausrichter ist das Diversity und Queer-Referat der TUM und daher ist es offenkundig, dass das Thema Gleichberechtigung, Anderssein und Vielfalt von den Slammern sehr stark aufgegriffen wird. In den vergangenen Jahren habe ich bereits ein paar Poetry Slams besucht, die mich oft mitgerissen haben. Einmal habe ich Tränen gelacht, als eine Slammerin sich wortakrobatisch über das Verhalten ihrer Nachbarn aufgeregt hat. Der Slam an der TU verspricht ebenfalls brillant, nein exzellent zu werden.

Am Donnerstag ist Halloween und eigentlich mag ich diesen Tag überhaupt nicht. Das liegt nicht daran, dass ich mich nicht verkleiden möchte, ganz im Gegenteil. Ich trage mein „Gothic-Vampire-Queen“-Outfit liebend gerne. Aber ich finde, dass dieser Tag, genauso wie Valentinstag oder Muttertag, restlos überfrachtet ist mit Produkten und Partys. Halloween, wohin man nur schaut. Umso besser also, dass ich zu einer Halloween-Party in kleiner Runde eingeladen bin. Wir genießen vermutlich den Abend bei ein, zwei Cocktails und der Pizzabote sorgt für unser leibliches Wohl. Wäre ich nicht auf dieser Party, hätte ich mir eventuell Karten für das Konzert von VICTIMS und Svalbarduk im Feierwerk gekauft. Die Bands aus Schweden und Großbritannien spielen Hardcore und Punk; eine Musik, die für Menschen, die so etwas selten hören, vielleicht auch gruselig klingt.

Freitag ist Feiertag. Das bedeutet Zeit zum Ausschlafen für viele, aber nicht für mich. Ich sitze schon früh im Zug nach Wuppertal, um mit meinem Freund seine Oma zu besuchen. Das freut mich sehr, ist sie doch eine wichtige Person in seinem Leben. Allerdings verpasse ich dadurch bereits zum zweiten Mal das DOK.fest München. Die Festivalfilme gehen in 16 bayrischen Städten auf Tour und am Freitag stationieren sie in Fürstenfeldbruck. Schade drum, aber die nächste Gelegenheit, um diese ausgezeichneten Filme zu sehen, kommt bestimmt.

Annika Eßmann

Foto: Roland Eßmann