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Viel Wert

In der Reihe „Unikate“ stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende Abschlussarbeiten geschrieben haben. Diesmal: Franziska Häfele hat einen alternativen Wertstoffhof entworfen

Besuche beim Wertstoffhof sind ja normalerweise eher Verpflichtung als Vergnügen. Man hofft, möglichst schnell, möglichst sein ganzes Zeug loszuwerden. Franziska Häfele, 25, hat für ihre Masterarbeit im Fach Architektur an der Hochschule München ein Modell für einen Wertstoffhof entworfen, den man gerne besucht, einen Ort, an dem man etwas lernen kann.

„Für mich ist der Wertstoffhof nicht der dreckige Ort, als der er immer dargestellt wird“, sagt Franziska. Sie habe einen Ort schaffen wollen, der gleichzeitig Bauhof und Gebrauchtwarenkaufhaus ist, Begegnungszentrum und Lernort, „mit Bildungsveranstaltungen, zum Beispiel, wie ich mein Fahrrad repariere oder wie ich mehr Wert darauf lege, gebrauchte Gegenstände zu kaufen“. Franziska nennt dafür zum Beispiel das Gebrauchtwarenkaufhaus in der Halle 2 in Pasing oder das Repair-Café in Milbertshofen. Solche Initiativen habe sie in ihrem Modell mit dem klassischen Wertstoffhof verbinden wollen.

Franziskas Masterarbeit besteht aus einem theoretischen Teil und einem Modell von ihrem „WERT Stoff Hof 4.0“, wobei sich der Name von dem Begriff „Industrie 4.0“ ableitet. Die Vier steht dabei für das Ziel, besonders durch den digitalen Wandel eine vierte industrielle Revolution einzuleiten.

Für ihr Projekt wählte Franziska die Stadt Augsburg, wo sie zuallererst eine Ortsanalyse durchführte, um einen geeigneten Platz für ihren Wertstoffhof zu finden. Bei dem Modell habe dann auch das Design der Gebäude eine große Rolle gespielt, so die Studentin: „Normalerweise wird bei Wertstoffhöfen nur Wert auf die Funktionalität gelegt, nicht auf die attraktive Gestaltung.“ Gleichzeitig habe sie das Recycling auch am Ort selbst sichtbar machen wollen, wofür sie zum Beispiel die Fassade aus eingeschmolzenem Altglas entwarf.

Auch das Bayernwerk zeigte sich beeindruckt von dem Projekt und verlieh Franziska Häfele für ihre Masterarbeit in diesem Jahr den Kulturpreis Bayern. Ob sie darüber nachgedacht habe, ihr Modell auch praktisch umzusetzen? Es gab Überlegungen und auch Angebote, erzählt Franziska, aber ihr Sommer war dann schon verplant gewesen – seit ein paar Jahren jobbt sie immer saisonweise auf einer Berghütte im Allgäu.

Von Anton Kästner