Leopold Waldstein Antonia Richter & Leopold Waldstein sind beide 17 & machen nächstes Jahr ihr Abi. Sie planen und werkeln gerade an ihrer Ausstellung, die 7 Tage lang in den alten Siemenswerken stattfinden wird. Ihr Konzept für die Ausstellung : 23 unter-20-jährige beschäftigen sich in 15 räumen mit dem Thema: „was will ich persönlich an der Gesellschaft verändern und wie will ich das tun“. Umsetzen können sie das mit allem, was ihre Fantasie zulässt, da das Gebäude danach komplett saniert und einem Co-Working Space umgebaut werden soll Fotos: Stephanie Waldstein (2H0A9745.jpg)

Seht her!

„Ich habe Angst, dass wir nur die Jugendlichen bleiben, die es versuchen“: Antonia Richter und Leopold Waldstein, beide 17 Jahre alt, wollen zeigen, dass sie ein ehemaliges Werksgelände in ein Kunstareal verwandeln können

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Foto: privat

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Anastasia

Ich bin verdammt müde. Während meine Ethnologie-Kommilitonen gerade auf Kuba, Sri Lanka oder in Portugal chillen, bin ich in der vergangenen Woche von Bibliothek zu Bibliothek gereist und habe mich meiner Hausarbeit gewidmet. Was? Mitten in den Semesterferien? Ja, ich geb‘s zu. Vielleicht habe ich mal wieder zu spät angefangen. Vielleicht habe ich mich während der lauen Sommerwochen in München nicht aufraffen können. Vielleicht macht sich das schlechte Gewissen wieder mal erst am Ende bemerkbar. Naja. Ich bin müde, aber unternehmungslustig, ignoriere die tollen Reise-Insta-Stories und freue mich auf eine bunt gemischte Veranstaltungswoche in München.

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Zehn Fotografen, zehn Künstler

Die Ausstellung der Junge-Leute-Seite „10 im Quadrat reloaded“ hat im Farbenladen des Feierwerks eröffnet

Die Fensterscheiben des Farbenladens sind beschlagen, man sieht kaum mehr nach draußen. Es ist kurz nach 22 Uhr, nur langsam leert sich der Ausstellungsraum. Die letzten Beats der Kabel-Aux-Session verhallen. Eine gut besuchte Vernissage neigt sich dem Ende zu – der Auftakt der Ausstellung „10 im Quadrat reloaded“ der Junge Leute-Seite. Jeden Samstag und Sonntag im März haben Besucher von nun an die Möglichkeit, die Fotografien im Farbenladen des Feierwerks zu sehen.

Zehn junge Fotografen trafen auf zehn junge Künstler aus München: ein Experiment, das kreative Menschen miteinander verbindet, die sich vorher kaum oder gar nicht kannten. „Die erste Frage war immer: Und wie viele Shootings hattest du schon?“, erinnert sich Comedian Michael Mauder, der porträtiert wurde, an seine Fototermine, während er jetzt im Farbenladen an der Bar steht. Danach sei man ganz locker ins Gespräch gekommen. „Das war eine tolle Erfahrung“, sagt er und schaut in den Raum, in dem an jeder Wand die Ergebnisse der unterschiedlichen Begegnungen zu sehen sind.

Ein Menschenkreis bildet sich in der Mitte des Farbenladens, Kathi Hartinger und Maximilian Mumme aus dem Junge-Leute-Team eröffnen mit einer kurzen Dankesrede die Vernissage. Die Künstler und Fotografen applaudieren sich gegenseitig, sobald die Moderatoren ihre Namen nennen. Auffällig ist, dass sich die Fotografen in diesem Jahr häufig mit den Persönlichkeiten der porträtierten Künstler auseinandergesetzt haben. Das spiegelt sich in den Fotografien wider. Die Ideen der Umsetzung sind zwar unterschiedlich, harmonieren aber dennoch als Ganzes. Diego Reindel beispielsweise hat mehrere Stunden mit den Künstlern verbracht, um möglichst nah an sie heranzukommen. „Ich konnte durch das Projekt Erfahrungen in der Porträtfotografie sammeln. Die Shootings waren alle cool und irgendwie hat man ja mit allen etwas gemeinsam, weil alle Künstler sind“, sagt er und fährt sich mit der Hand durch die Locken.

Auch Musiker Paul Kowol stand für das Projekt vor der Kamera und hatte beim Shooting mit Fotograf Diego Reindel viel Spaß. „Wir sind mit dem Auto an einen Ort gefahren, an dem ich oft Musik mache. Wir haben uns super gut verstanden und sogar zusammen Musik gemacht und geschrieben. Wir werden aus auf jeden Fall wieder treffen“, sagt er. Dann begrüßt er Schauspielerin Anouk Elias mit einer Umarmung. Die Freude über das Wiedersehen ist groß. Für die Fotos von Anna Heimkreiter standen Anouk und Paul nämlich gemeinsam vor Kamera.

Nicht nur neue Gesichter konnte man an diesem Samstag im Farbenladen antreffen, sondern auch bekannte. Die Fotografen Korbinian Vogt, Julia Schneider, Milena Wojhan und Sophie Wanninger kamen ebenfalls zur Vernissage. Sie hatten im vergangenen Jahr für die Ausstellung fotografiert. „Eine sehr gelungene Ausstellung, finde ich“, sagt Fotografin Julia Schneider. „Und vielleicht sogar fast ein bisschen cooler als im letzten Jahr.“

Text: Ornella Cosenza
Fotos: Stephan Rumpf

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Lena

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Die Premiere von “Stand UpUnderground” des Comedians Michael Mauder möchte sich unsere Autorin nicht entgehen lassen. Genauso wie die EP-Release-Party von King Pigeon im Milla Club. Filme, Ausstellungen und Reiselust dürfen auch nicht fehlen.

Ins Wochenende starte ich am Freitagabend mit dem Besuch einer
Fotografieausstellung von Tobias Meier. Sie heißt „Plastic Vanity“. Er hat in
den letzten drei Jahren Puppen fotografiert, so wie er sie gefunden hat. Sie
haben ein Eigenleben entwickelt und die Gesichter zeigen Emotionen. Die ausgestellten Fotos im Feierwerk Farbenladen sehen echt cool aus. Ist mal was anderes… 

Am Samstag schlafe ich nach der anstrengenden Arbeitswoche
aus und gehe eine Runde im Englischen Garten spazieren. Das ganze Gesitze im
Büro muss ja irgendwie ausgeglichen werden. Abends schaue ich bei der Villa
Flora vorbei, denn da ist wieder Zeit für den Mädelsflohmarkt: Klamotten,
Schmuck und andere Schätze wechseln dort die Besitzerinnen. Nachdem mein
Geldbeutel großen Verlust hinnehmen musste, brauche ich etwas zur Aufmunterung.
Was ist da passender als gute Musik? King Pigeon feiert im Milla den Release
ihrer EP „About the stock life“
. Bevor ich zum Indie-Pop der Jungs abgehen
kann, lausche ich erst mal neugierig den Aggressive Swans. Das Duo ist eine
Alternative-Pop Band, die modernen, elektronischen Pop mit dem Musikstil der
80er kombiniert. Da ich noch total in Partystimmung bin, gehe ich mit Freunden
noch etwas trinken.

Am Sonntag bin ich betrübt, weil der Samstagabend und
der EP-Release vorbei sind. Deswegen schleppe ich eine Freundin zum „Comedy
Sprungbrett – Open Stage“
in die Vanilla Lounge an der Münchner Freiheit. Der
Comedian Alex Profant moderiert die Veranstaltung. Wer möchte, kann sein
Comedy-Programm zeigen. Der Abend stellt meine Bauch- und Mundmuskulatur auf
eine harte Probe. So viel habe ich schon lange nicht mehr gelacht.

Der Anfang der neuen Woche ist immer hart. Also brauche ich
für den Montag etwas Ruhiges. Perfekt ist da die „HFF Film Night vol. 2“ im
Lovelace. Alle drei Monate laden Studenten der Hochschule für Fernsehen und
Film zu einer Screening Night ein. Diesmal zeigen sie unter anderem einen Dokumentar-,
Spielfilm, eine Webserie und ein Action Musical. Besonders das Action Musical
beeindruckt mich, weil ich die Kombi Actionfilm und Musical so noch nie gesehen
habe.

Das ständige Hin und Her des Wetters nervt mich ziemlich und
ich wünschte, ich könnte in wärmere Gebiete fliehen und ein wenig durch die
Natur wandern. Deshalb passt es gut, dass am Dienstag die zwei Studenten
Korbinian Faust und Johannes Hochholzer erzählen, wie sie 14.650 Kilometer von
Patagonien bis Kolumbien gefahren sind. Der Reisevortrag „Auf’m Radl durch
Südamerika!“
wird sehr interessant. Ich überlege mir tatsächlich, im Sommer den
südamerikanischen Kontinent zu erkunden.

Nur noch zwei Tage bis zum Wochenende! Und der Mittwochabend
verspricht gut zu werden! Ich schnappe mir eine Freundin, um mir die Premiere
der StandUp-Show “StandUp Underground” im zehner Club anzuschauen.
Der StandUp-Comedian Michael Mauder präsentiert vier aufstrebende
StandUp-Comedians aus München und Deutschland. Den Club verlassen wir mit einem
breiten Grinsen. Hach, es gibt doch so viele kleine Dinge im Leben, die schön
sind.

Den Donnerstagabend verbringe ich gemütlich mit einer Tasse
Tee im Bett und einer guten Serie. Ein bisschen Ruhe und Entspannung muss auch
mal sein.

Dafür habe ich genug Kraft gesammelt, um am Freitagabend
wieder etwas zu unternehmen. Es zieht mich wieder mal in den Farbenladen. Dort findet
die Vernissage der Ausstellung „EQUILIBRIUM“ statt. Gregory Borlein ist
Malerei-Student an der Akademie der Bildenden Künste. Über seine Ausstellung heißt
es: „"EQUILIBRIUM" zeigt das Gleichgewicht von männlichen und
weiblichen Ästhetiken in der Malerei. Das Gleichgewicht von Oberfläche und
Räumlichkeit und der Komposition von Strukturen, Form und Farbe.“ Um das
möglichst beste Bilderlebnis zu haben, wird nicht das Konzept erklärt. Daneben
gibt es eine analoge Fotoserie. Danach muss ich meine überschüssige Energie noch loswerden. Ein bisschen Bewegung kann da nie schaden. Also
geht’s zum Austanzen der Arbeitswoche in den Live-Club Milla. Bei den Klängen
von Funk, Soul und HipHop vergeht die Zeit viel zu schnell und ich falle tot
ins Bett.

Text: Lena Schnelle

Foto: privat

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Yunus

Der April ist regnerisch, sonnig, windig, warm und kalt und – gut gelaunt. So wie Yunus, der diese Woche die Münchner Musik- und Kunstszene unsicher macht: Rote Sonne, Muffatwerk, Farbenladen, AWI und Lost Weekend, alles dabei.

April, du machst zwar, was du willst, aber das ist egal, denn du verabschiedest die für mich die 3 schlimmsten Monate des Jahres. Ich bin jetzt bereit für gutes Wetter und noch besser: gut gelaunte Menschen, inklusive mir.

Immer noch total begeistert und elektrisiert wache ich am späten Freitagmorgen auf. Gestern Abend hat die Band „Moderat“, die irgendwo zwischen Pop und Techno auftreten, ihr neues und drittes Album im Zenith vorgestellt. Ich mache mir also einen Kaffee und lege die Vinyl auf, die ich mir gestern noch mitgenommen habe. Die Sonne scheint durch das Fenster. Deswegen schnappe ich mir meine Kamera und mache mich auf den Weg um ein paar Fotos zu schießen. Einen genauen Ort, an den ich möchte, habe ich nicht im Kopf, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Am frühen Abend schaue ich im Carhartt Store vorbei. Dort beginnt heute die Ausstellung “Ausser Mützen und cool sein“. Hier wird von verschiedenen Künstlern bewiesen, dass Skaten schon immer mehr Kunst als Sport war und ist.
Später beginnt das egoFM Fest im Muffatwerk. Hier spielen heute ganz viele tolle Bands! Von „ROOSEVELT“, über „Chefket” bis hin zu „The Black Submarines“. Auf die Band „Claire“ und darauf, dass ich nur eine leichte Jacke anziehen muss, freue ich mich aber am meisten.

Am Samstag fällt mir auf, dass das die ultimative Woche der Musik ist.
Heute Abend werden im Feierwerk die negativen Aspekte des Lebens und kommerzieller Hip Hop kritisiert. Und zwar von Retrogott und Hulk Hodn. Die Zwei gehen mit ihrem neuen Album „SEZESSION“ auf Tour und besuchen heute das Hansa 39.

Sonntag bleibe ich dem Motto der Woche treu und gehe zur Schallplattenbörse in die Tonhalle. Hunderte Menschen treffen sich hier, um zu kaufen oder zu verkaufen, um zu stöbern oder auch einfach nur, um über Musik zu philosophieren. Ich bin hier auf der Jagd nach Techno und Funk Platten und weiß ganz genau, dass ich heute mehr Geld ausgeben werde, als mir lieb ist.
Später gehe ich noch in das Substanz, wo ausnahmsweise bereits am ersten Sonntag des Monats der Original Substanz Poetry Slam im April stattfindet. Ich lasse mich überraschen, was mich heute erwartet.

Es ist Montag und ich schlafe lange. Einen Wecker habe ich mir gestern Abend trotzdem gestellt. Komisch aber, dass es dennoch nervig ist, aufzustehen und den Wecker zu hören, obwohl dieser erst um 14 Uhr anfängt, zu klingeln und ich mehr als 10 Stunden geschlafen habe. Egal. Ich mache mir etwas zu Essen und fange parallel an ein Buch zu lesen. Ich schaue aus dem Fenster. Ich lese weiter.

Dienstag bin ich im im hochfunktionalen Lost Weekend anzutreffen.
Hochfunktional da tagsüber Café und Buchhandlung und Abends ein Ort für Konzerte und Veranstaltung. Heute für eine audiovisuelle Lesung und Präsentation von Lydia Dahers neusten literarischen Arbeiten. Die Lyrikerin und Musikerin arbeitet allein oder aber   auch gemeinsam mit anderen Künstlern im Bereich der Bildenden Kunst und des Hörspiels. Der Eintritt ist frei!

Welche Wahrheit transportieren Fotos? Das fragte sich der amerikanische Fotograf James Casebere immer wieder. Und ich mich heute am Mittwoch auch. Ich gehe in das Haus der Kunst und schaue mir die über 50 großformatigen Bilder Caseberes an. Unter dem Ausstellungsnamen „Flüchtig“ zeigt der Künstler Fotos, die vor Details strotzen, obwohl oder gerade weil ihre Motive in der Regel nur aus Modellen bestehen. Sie sind beispielsweise aus Styropor oder Gips angefertigt.
Am Abend gehe ich zu Tube und Berger in die Rote Sonne. Die zwei DJs und Musikproduzenten stellen ihre neue EP vor und zeigen, wohin ihre musikalische Reise gehen wird.

Der Donnerstag ist toll. Ein Tag voller Vorfreude auf die Rückkehr des größeren Bruders, dem Freitag. Ich beginne den Tag mit einer Runde Joggen. Das klingt so, als wäre es das normalste der Welt. Ist es aber nicht. Ich hatte mir Anfang des Jahres vorgenommen, den Vorsatz, wieder regelmäßig joggen zu gehen, umzusetzen. Habe ich natürlich nicht geschafft. Aber heute bin ich sehr motiviert und fest entschlossen dieses Vorhaben zu realisieren.
Danach gibt es einmal wieder Hip Hop auf die Ohren. Spoken Word Artists und Hip-Hop Artists, wie Mc’s, Beatboxer und DJs treffen sich heute im Downtown Flash, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und um Poetry und Hip Hop zu vereinen.

Der Freitag ist da. Ich treffe mich mit Freunden zum Fußball spielen, bevor ich am Abend einen kleinen Marathon hinlege. Mein Lauf beginnt im Farbenladen, wo heute die Vernissage der Ausstellung „BOJEN“ stattfindet. Nachdem die Junge Leute Seite der SZ im März den Farbenladen eingenommen hatte, bin ich gespannt was die internationalen Künstler aller Art auf die Beine gestellt haben! Ich ziehe weiter Richtung Müllerstraße. Im AWI läuft heute Disco und House Musik gemixt von André Dancekowski. Nach ein paar Gin Tonic mache ich mich dann auf den Weg Richtung Ziellinie. Aus Harry Klein wurde Marry Klein. Den ganzen April über stehen weibliche DJanes an den Decks. Ich freue mich heute auf Britta Arnold und besonders auf Alma Gold, die ich beim letzten Sound of Munich now gehört habe.

Yunus Hutterer

Foto: privat

Die Grenzen einer Stadt

Junge Künstler zeigen auf Einladung der Süddeutschen Zeitung ihre Werke im Farbenladen in der Hansastraße 31. Sogar der eine oder andere Galerist interessiert sich für die Ausstellung.

Kunst, Musik, Bier: Wenn man müsste, könnte man die Vernissage von „München am Rand“ am Samstagabend im Farbenladen in der Hansastraße auf diese drei Punkte reduzieren. Aber natürlich ist da noch viel mehr: Es wird gelacht, geratscht, getanzt – und immer wieder heiß über die Kunst diskutiert, der dieser Eröffnungsabend ja eigentlich gehört. Denn immerhin hat Redaktion der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung, 13 junge Künstler eingeladen, im Farbenladen auszustellen.

Die Fragestellung, der die Fotografen, Illustratoren, Video-und Performance-Künstler nachgingen: Wo hört München auf, wo fängt es an? Wie verlaufen die Grenzen unserer Stadt; emotional, sozial, kulturell? Das haben Natalie Brück, Yunus Hutterer, Sarah Kreile, Julian Mittelstaedt, Saskia Pfeiffer, Paulina Rauwolf, Amelie Satzger, Julia Schneider, Linnéa Schwarz, Luca Senoner, Oda Tiemann, Korbinian Vogt und Milena Wojhan interpretiert und dabei mit einer beeindruckenden Professionalität bewiesen, so dass die Aufmerksamkeit des vollen Farbenladens ihnen zurecht gehört. Kein Wunder, dass am Abend bereits der eine oder andere Münchner Galerist mit wachen Augen und geschärftem Blick vorbeischaut. Ein Kompliment für die Ausstellung? Vielleicht ein kleines – denn eigentlich kommt junge Kunst in München noch immer zu kurz, lediglich die Ausstellungsräume Centercourt und Easy! Upstream sorgen dafür, dass junge Positionen regelmäßig präsentiert werden. Umso bereichernder, dass auch die Junge-Leute-Seite an diesem Wochenende zeigt, wie viele spannende Münchner Talente nur darauf warten, entdeckt zu werden. Das begrenzt sich nicht nur auf Kunst: Immerhin spielt Solokünstlers Atlataş am Samstag seinen ersten Gig und überzeugt mit türkischem Electro-Pop – eine kleine Weltpremiere.

Übrigens sind die ausstellenden Künstler nicht nur in ihren Arbeiten immer wieder an ihre Grenzen gegangen: Bei der Vorbereitung versagte der Zugang zum Internet, Künstlerin Paulina Rauwolf musste spontan ihre geplante Performance neu denken. Alle anderen kämpften mit Wasserwaage, Hammer und Nagel – einer davon hatte sich so hartnäckig in der Wand verkeilt, dass er sich letztlich nur mit der Hilfe einer Gabel entfernen ließ.

All das sind Momente, die man auf einer Vernissage nicht erlebt. Denn als die Türen um 19 Uhr endlich öffnen, ist das Werkzeug gerade noch pünktlich im Hinterzimmer verschwunden. Grund zu feiern gibt es am Samstag also genügend: Die Kunst, die Musik, die Besucher, München. Und fünf Jahre Junge-Leute-Ausstellung im Farbenladen noch dazu.

„München – Am Rand“, Feierwerk Farbenladen, Hansastraße 31, geöffnet an allen Wochenenden im März, samstags 16 bis 22 Uhr, sonntags 16 bis 20 Uhr. Eintritt frei. Zudem an den Öffnungstagen: junge Literatur und Konzerte.

Fotos: Alessandra Schellnegger

Von: Valerie Präkelt

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Jackie

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Zwischen Frühlingserwachen und Schneestürmen lauscht Jackie im Farbenladen den Klängen von Electro-Pop und den Stimmen ihrer Kollegen, den ersten Gehversuchen junger Münchner Rapper in der Glockenbachwerkstatt und den Monologen ungehaltener Frauen im Einstein Kultur. Am Ende der Woche lauscht sie dann auf der Suche nach ihren eigenen Worten in sich selbst hinein – stilecht mit einem Glas Rotwein vorm Kamin, eh klar.

Hallo März! Hast du uns mehr Sonne als Schnee mitgebracht? Dann bist du herzlich willkommen! Egal aber, ob die Sonne scheint oder es dicke Flocken schneit, ich gehe am Freitag zum Magazine Release von No Name No Fame. Die Menschen vom Graffiti-Laden Ghostyard bringen ihr erstes Magazin raus und gefeiert wird im Kafe Marat. Muss ich mir ja schon mal anschauen, was so abgeht in der Graffiti-Szene. Schließlich wollen die ja nicht nur gemütlich das Magazin begießen, sondern gleich auch selber Hand anlegen und die Sprühdosen leeren. Und auch wenn ich selbst gänzlich untalentiert bin, street art finde ich im Gegensatz zu den meisten anderen Sachen, immer noch ziemlich cool.

Standard! Am Samstag ist die Vernissage von unserer Ausstellung im Farbenladen und natürlich geh ich da hin. Und alle müssen mit! Wenn man beim Entstehungssprozess von so einem Projekt dabei war und die vielen Problemchen, die es zu meistern galt, kennt, ist man am Ende fast ein bisschen stolz, das man davon am ersten Abend gar nichts merkt. Darauf erst mal ein Bier! Zum Sound von türkischem Electro-Pop des Solokünstlers Atlataş schlendere ich durch die kleine Galerie und bin begeistert-verblüfft, wie viele unterschiedliche Ansätze man zu dem Thema „München – am Rand“ finden kann. Wenn diese Ausstellung repräsentativ für die Münchner Kunstszene ist, muss man sich zumindest in dieser Hinsicht keine Sorgen machen, denke ich und nehme noch einen Schluck von meinem Bier.

Sonntag, zweiter Tag Farbenladen. Heute bin ich vor allem da, um meinen lieben Schreiber-Kollegen dabei zuzuhören, wie sie ihre Texte zum Thema „Zeichen der Freundschaft“ vorstellen. Von kitschig-schön bis absurd-komisch ist alles dabei. Endlich geht es mal nicht um Beziehungsprobleme und diesen ganzen Schmarrn, sondern um Freundschaft. Ist zwar streng genommen auch Liebe mit ihren ganz eigenen Problemen, aber hey. Es kommt selten vor, aber vor lauter Liebe, würde ich am liebsten jemanden umarmen. Ersatzweise trinke ich ein Bier – erfüllt seinen Zweck mindestens genauso gut. Werde diesen Tipp an Imke-Karlotta, die liebesbedürftige Katzendame, weitergeben. Die steht nämlich heute auch auf der Bühne im Farbenladen. Neben Line Walking Elephant und SweetLemon.

Unter der Woche hat der Farbenladen leider zu. Ist ok, geh ich am Montag halt stattdessen zu Bless the Mic mit Natürlich Blond in der Glockenbachwerkstatt. Wie jeden Monat treten auch dieses Mal wieder Rapper und Poeten gegeneinander an und buhlen um die Gunst des Publikums. Vom ewigen Einerlei klassischer Slams habe ich gerade genug, die Rap-Einlagen und der Freestyle sind dagegen schon eher nach meinem Geschmack. Was mich wundert: Das es hier statt der obligatorischen Whiskeyflasche ne Flasche Sekt zu gewinnen gibt. Die Winkekatze hingegen find ich stilecht. Die Jungs von Natürlich Blond klingen ein bisschen so, als wären sie gerade erst aus dem Stimmbruch gekommen, trotzdem amüsiere ich mich prächtig. Im Anschluss besuche ich noch meinen lieben Ex-Mitbewohner Bojan im Flaschenöffner auf ein Bier. Ist ja praktisch ums Eck.

Bei mir zuhause ums Eck ist hingegen das Import Export. Trotzdem hab ich es bislang noch nie zur Rationalversammlung geschafft. Das soll sich am Dienstag ändern! Bewaffnet mit dem obligatorischen Bier werden ich und die anderen Zuschauer in verschiedene Parteien eingeteilt. Auf der Bühne tagen die selbsternannten Minister. Die tragen fleißig Gedichte, Lieder, Kurzgeschichten und Minidramen vor. Wie immer, weiß ich nicht, was ich von dieser Selbstdarstellungssucht halten soll. Einerseits bewundere ich sie, andererseits ist sie mir aber immer auch ein bisschen fremd. Die Mischung finde ich aber hier deutlich besser als bei den meisten anderen Veranstaltungen dieser Art. Vielleicht ist auch nur das Niveau höher. Und vielleicht komme ich deshalb sogar am zweiten Dienstag im April wieder vorbei.

So viel Input macht mich immer irgendwie müde. Menschenmüde vor allem. Deshalb bleibe ich am Mittwoch auch mal wieder daheim. Wichtig fürs Wohlfühlprogramm: Eine Küchen-Session. Mein Lieblingswerkzeug ist momentan mein großer, grüner Schmortopf. Weil der Frühling sich ja phasenweise schon in Form von Krokussen und wärmenden Sonnenstrahlen ankündigt, muss ich mich ranhalten mit dem Schmoren. Im Sommer schmort es sich ja bekanntlich eher schlecht. Deshalb gibt’s heute: Lammhaxen mit schwarzen Oliven und Artischocken. Mhmmm. Im Anschluss mache ich es mir dann mit den Tagebüchern von Astrid Lindgren und einer Tafel Schokolade vor unserem Kamin gemütlich. Warum raus in die Kälte gehen, wenn es daheim so kuschelig warm ist?

Gut erholt und wieder sozial kompatibel mache ich am mich am Donnerstag auf den Weg zur Ausstellungseröffnung “A LAND IS A SCAPE IS A SOUL” von Steffi Pusch und Käthe deKoe. Die Landschaftsaufnahmen der beiden Fotografinnen laden den Betrachter ein, auf Entdeckungsreise zu gehen. Teilweise sind die Bilder verschwommen und lassen keine genaue Ortung zu, doch genau darin liegt der Reiz und die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen und Emotionen in die Betrachtung der Bilder einfließen zu lassen. Tatsächlich wandele ich ein bisschen wie im Traum durch die Ausstellung. Nachts träume ich dann sogar von vorbeiziehenden Landschaften. Mit einem Anflug von Fernweh wache ich auf.

Mit „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ möchte ich am Freitag meine wortreiche Woche beenden und mein Fernweh bekämpfen. Wer wollte nicht schon immer mal wissen wie Eva Braun ihre schlechte Männerwahl rechtfertigt oder Effie Briest ihre Meinung sagen hören? Die Monologe von Frauen aus Geschichte und Literatur klingen auf jeden Fall spannend und wie eine Veranstaltung ganz nach meinem Geschmack. Besser als diese ganzen Pseudokacke zum Thema Beziehungsunfähigkeit allemal. Trotzdem habe ich nach dem Abend erst mal genug von den Worten anderer Menschen. Und immer noch Fernweh. Deshalb schnappe ich mir, als ich zuhause bin, mein Notizbuch, ein Glas Rotwein und bringe meine eigenen Worte vor dem Kamin zu Papier. Eine Reise in mein Inneres muss wohl fürs Erste genügen.