Frische Apps aus der Region

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Junge Münchner programmieren Smartphone-Applikationen für Chinesischbegeisterte, Allergiker, Reiselustige, Liebessuchende oder Rollstuhlfahrer – ein Überblick

Das Handy, der tägliche Begleiter. Dank einer Unmenge an Apps kann jede U-Bahnfahrt lehrreich, jeder Einkauf stressfrei sein und sogar die Partnersuche spielerisch ablaufen. Münchner Studenten beteiligen sich am anhaltenden App-Trend und bereichern den Markt und das Internet mit ihren Ideen.

Dating-App Mazel: Die Idee hinter mazel ist schnell erklärt: Die kostenlose Dating-App ist das „Anti-Tinder“, sagt Steffi Feldmann, 26. Gemeinsam mit drei langjährigen Freunden aus Mühldorf hat sie eine virtuelle Plattform gegründet, auf der man anfangs nicht einmal ein Foto seines potenziellen Partners sieht. Stattdessen soll das Interesse über das Verhalten geweckt werden – im Spiel. Insgesamt vier Spiele gilt es mit dem Partner zu lösen. Das soll so lange dauern wie eine U-Bahnfahrt. Informationen über den anderen muss man sich häppchenweise erarbeiten: Nach Quizduell und Wortspiel gibt es zur Belohnung ein paar Infos über den Partner – etwa den Beruf oder das genaue Alter. Und beim Memory lässt sich seine Augenfarbe aufdecken.

Profilbilder tauscht man erst am Ende aus. Für das Team ist es das vierte Start-up. Erst einmal hoffen sie auf weibliche User. „Wir wollten ein Dating-Produkt machen, das nicht nur Kerle anspricht“, sagt Steffi. Bei mazel tritt man nicht mit vielen, sondern anfangs immer nur mit einem Partner in Kontakt. „Beim Kennenlernen soll man sich auf diesen Menschen konzentrieren“, findet Steffi. Ob das klappt? Wer weiß. Der Name mazel kommt von „mazel tov“, auf Jüdisch „viel Glück“, einem Ausspruch, der oft auf Hochzeiten fällt (www.mazelapp.com).  

Elsbeth Föger


Falgy, für Allergiker:
Den Einkauf für Allergiker erleichtern, dieses Ziel hatte sich die Ingenieurswissenschaft-Studentin Marina Rotmüller,26, mit fünf Kommilitonen gesetzt, als sie im Rahmen eines Unikurses eine Geschäftsidee entwickeln sollten. Heraus kam Falgy, kurz für Food Allergy Support, eine App, die den Einkauf für Allergiker vereinfachen soll. Die Idee ist denkbar simpel: Man scannt den Barcode des Produkts und die App zeigt direkt an, ob man das Produkt mit seinen Allergien verträgt.

An Falgy sind schon
einige Allergiker-Verbände
interessiert

Die Daten holt sich Falgy dabei aus der Datenbank der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Zudem liefert die App schon daheim Vorschläge, welche Lebensmittel man mit diversen Allergien essen kann. So entfällt die mühsame Suche im Supermarkt. Falgy ist noch nicht auf dem Markt, ein funktionierender Prototyp soll bald bereit sein. Das größte Hindernis ist noch die Finanzierung. Denn die Nutzung der Datenbank setzt eine Gebühr voraus. Die Studenten sind aber bereits in Verhandlungen mit verschiedenen Supermärkten. Auch diverse Allergikerverbände zeigen sich interessiert. Und für die Übergangszeit wollen sie die App notfalls über Kickstarter finanzieren – oder aus der eigenen Tasche.

Philipp Kreiter

Let’s Yalla, die Spontanreise-App: Vier junge Münchner bieten mit ihrer App Flüge an, die am Abend vorher ab 20 Uhr freigeschaltet werden. Am nächsten Vormittag geht es los. Hin- und Rückflug in Europa: unter den üblichen Preisen, abhängig von Tag und Ziel. Gegründet wurde Let’s Yalla im Mai, gerade läuft die erste Testrunde. Registrieren können sich Reiselustige auf www.letsyalla.de. Im Oktober soll die App, deren Vorbild aus Israel kommt, auch in Deutschland starten. Zunächst mit Abflügen in Hamburg und Berlin, dann rasch auch von München aus. Schließlich wollen Ori Hagai, Ingo Ehrle, Christian Heydecker und Katharina Seehuber auch selbst einmal ganz spontan aus der Wahlheimat losreisen können.  

Friederike Krüger

Zizzle, zum Chinesisch lernen: Fünf junge Männer Mitte Zwanzig haben ein Startup gegründet, das mit einer App das Chinesischlernen erleichtern soll. Nur einer davon ist selbst Chinese, der 23-jährige Kevin Li. Der Jurastudent findet das aber gar nicht seltsam: „Als Muttersprachler kann man gar nicht so genau beurteilen, welche Probleme man als Ausländer damit hat, die chinesischen Zeichen zu lernen“, erklärt er. Oft könnten Chinesen sich nicht vorstellen, dass die Methoden, die sie in der Schule verwendet haben, für Ausländer nicht effektiv seien.
Begeistert von der chinesischen Sprache und Kultur sind die vier weiteren deutschen Gründer Hannes Frömel, Tim Oelrich, Hagen Reiling und Projektleiter Lukas Lohove aber auf jeden Fall.
Im Mittelpunkt von Zizzle stehen die Schriftzeichen, die beim Lernen die größte Herausforderung darstellen. Jedes Zeichen steht für eine bestimmte Silbe, insgesamt gibt es mehrere tausend. „Man muss sich, wenn man ein chinesisches Schriftzeichen lernen will, die Form, die Bedeutung, die Aussprache und den Ton des Zeichens merken“, erklärt Kevin. „Das fällt den meisten sehr schwer!“ Die neue App versucht mit Bildergeschichten diese verschiedenen Elemente dauerhaft für den Lernenden zu verknüpfen. In zwei Wochen soll die Betaversion von Zizzle als kostenlose App mit Abonnement-Option verfügbar sein, erste Videotutorials gibt es bereits jetzt auf der Webseite. (http://www.zizzle-app.com/)

Elisabeth Kagermeier

Hoomn, eine Art WhatsApp-Gruppe für die ganze Stadt: „hoomn“ nennen die vier Gründer um Manuel Schulze, 27, ihr Startup. Die App soll es einfach machen, Menschen im gleichen Ort eine Frage zu stellen. „Die spannendsten lokalen Tipps kommen oft von Leuten, die man einfach auf der Straße anspricht anstatt von irgendwelchen Reisetipps-Webseiten“, glaubt Manuel, VWL-Student. Auf die öffentlichen Fragen antwortet man normalerweise mit einer privaten Nachricht wie auf WhatsApp – eine Kommentarfunktion gibt es aber auch. Die Themen reichen von Job- und Verkaufsangeboten über „Wer geht mit aufs Oktoberfest?“ bis zu Restaurant-, Sport- und Reisetipps. Für all diese Themen gibt es zwar bereits Plattformen; seine Stärke sieht das Startup aber darin, dass es sich auf die unmittelbare Umgebung konzentriert.

„Mit der App kann der Rollstuhl
mit Kopfbewegungen und
Sprachsteuerung bedient werden.“

Außerdem werden keine personenbezogenen Daten erhoben. „Hoomn funktioniert vollständig anonym“, sagt Manuel. Das bedeutet aber auch mehr Probleme mit sogenannten „Trollen“, die fragwürdige Inhalte einstellen – die Hemmschwelle ist im Mantel der Anonymität gering. Diese Nutzer können für die App gesperrt werden. Seit dem Start im Juli haben etwa 30 000 Menschen die App für Android oder iOS kostenlos heruntergeladen. Angefangen hat hoomn in München und Köln, mittlerweile haben sich auch in Berlin, Stuttgart, Aachen und Frankfurt Communitys gebildet. (http://www.hoomn.com/)  

Elisabeth Kagermeier

Glasschair für die Google-Brille: Die Studenten Dominik Schniertshauer, 25, Shady Botros, 25, und Claudiu Leverenz, 24, haben eine App für die Google Glass entwickelt, die körperlich eingeschränkten Menschen das Lenken von elektrischen Rollstühlen erleichtern soll. Die Steuerung soll hauptsächlich durch Kopfbewegungen funktionieren. In Garching sitzt Shady in dem Testmodell. Ein kurzes Nicken mit dem Kopf und der Stuhl fährt los. Shady neigt seinen Kopf nach rechts und der elektrische Rollstuhl fährt nach rechts. „Manche Rollstuhlfahrer können ihre Hände nicht bewegen. Mit unserer App kann der Rollstuhl mit Kopfbewegungen und Sprachsteuerung bedient werden“, sagt Shady. Dabei werden die Steuerkommandos per Bluetooth an einen Adapter übertragen, der an das Steuerport des Rollstuhls angeschlossen werden kann. Angefangen hat „Glasschair“ als Uniprojekt. Doch das Potenzial und die gewonnene Unabhängigkeit für Rollstuhlfahrer, die das Projekt besitzen, sollen nicht mit dem Semester enden. Mittlerweile haben die drei jungen Männer für ihre App ein eigenes Start-Up gegründet. Außerdem arbeiten sie an einer Alternative zu der horrend teuren Google Glass. Die App soll auch an andere Smart Glasses angepasst werden und mit allen gängigen Elektro-Rollstühlen kompatibel sein. Am 29. Und 30. September vertreten Shady und Dominik ihre App auf der „Weareable Technologies & Digital Health“ Messe in Bonn (www.glasschair.de).  

Stefanie Witterauf

Illustration: Daniela Rudolf

Bequem und anders

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Ausgeflippte Mode: die Berliner Designerin Sheila Ilzhöfen gründete ihr eigenes Modelabel “ALLES Berlin” für Glitzerklamotten, die beim Tanzen nicht einengen und das Körperbewusstsein der Kunden stärken sollen.

Berlin – Trägt jemand im Club das gleiche T-Shirt wie Sheila Ilzhöfen, 25, ist der Abend für die gebürtige Münchnerin gelaufen. Sie will sich schließlich von der Masse abheben. Deswegen entwirft sie schon einmal extra für einen Besuch im Berliner Techno-Club Berghain ein neues Outfit. Es ist ein schwarzer Body mit Netz und Federn. „Das ultimative Berghain-Outfit“, sagt Sheila.

Nach dem Abitur ist sie nach Berlin gezogen, um dort Modedesign zu studieren. Sie brach ihr Studium allerdings kurz vor dem Abschluss wieder ab und gründete dann ein eigenes Modelabel für bunte Glitzerkleidung. Als Sheila zum ersten Mal den selbst entworfenen Body trug, wurde sie so oft wie noch nie an einem Abend auf ihre Kleidung angesprochen. Auch ihren Freundinnen fielen diese Stücke sofort auf. Doch ein eigenes Label? Das erschien Sheila lange Zeit zu unsicher. Durch Ana Alcazar, das Modelabel ihrer Mutter Be Ilzhöfer, kennt Sheila die knallharte Modebranche. „Es gibt wahnsinnig viele talentierte Jungdesigner. Besonders in Berlin. Doch die kennt niemand, obwohl sie so talentiert sind“, sagt sie. „Als Kreativer in der heutigen Zeit musst du dich gut vermarkten können. Talent alleine zählt nicht“, sagt die junge Frau mit den blonden Locken und den dunklen Augen. Die Basics des Modedesigns habe sie an der Modeschule Esmod gelernt und bei ihrer Mutter. Aber jetzt muss es irgendwie weitergehen.

Denn sie hat ihr Modedesign-Studium an der Esmod ja abgebrochen. „Man findet keine Inspiration, wenn man in einem stillen Kämmerchen in der Schule sitzt“, sagt Sheila. Eine Weile stürzte sie sich in das bunte Partyleben der Hauptstadt. Beim Feiern in den Berliner Clubs Kater Holzig, Watergate und Sisyphos lernte sie viele Menschen aus aller Welt kennen und schaute sich ihre Outfits genau an.

Jetzt hat sie begonnen, Mode-Management an der MDH zu studieren. Denn eine von den talentierten, aber unbekannten Modedesignerinnen will sie nicht bleiben, sie will ihre Kleidung auch vermarkten können.
Immer mehr Freunde tragen mittlerweile auch schon Sheilas selbstgemachte Kleidung und immer mehr Leute fragen sie, ob sie ihre Klamotten auch verkauft. Also hat sie angefangen, die Sachen, die sie ursprünglich nur für sich selbst genäht hat, zu vervielfältigen. Doch nie mehr als zehn Stück vom selben Style, es soll etwas Besonderes bleiben. Wie bei einer Tupperware-Party kamen Sheilas Freundinnen zu ihr. „Meine Wohnung war voller kreischender halb-nackter Mädels, die meine Sachen anprobierten“, sagt Sheila. Das war also der Anfang des ersten eigenen Modelabels.

Sheila ist es wichtig, Kleidungsstücke zu entwerfen, in denen man sich auch beim Tanzen wohlfühlt und in denen man sich auch einmal auf den Festivalboden setzen kann, wenn die Füße müde sind vom vielen Tanzen. Es soll bequem sein. Sie verwendet keine festen Stoffe. Nichts soll einschnüren oder zwicken.

Auch das Körperbewusstsein ihrer Kunden will sie stärken. „Man braucht keine Kleidergröße 34, um sich wohl zu fühlen. Ich bin auch ein normales Mädchen und sehe normal aus. Ich will nicht, dass man meine Sachen sieht und sich denkt, dass es geil aussieht, man es aber nicht selbst tragen kann. Es gibt nicht nur ein Körperideal“, sagt Sheila. Sie fühlt sich von der üblichen Mainstream-Mode nicht mehr repräsentiert. „Ich möchte mich vervollständigt fühlen von dem, was ich gerade trage. Nicht eingezwängt oder beengt.“

„Ich möchte mich
vervollständigt fühlen von dem,
was ich gerade trage.“

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Mit diesem Konzept hat sie auch schon erste Erfolge: Auf einem Markt für junge Designer blieb die Bloggerin Marlen Stahlhuth von Paperboat an Sheilas Stand mit Glitzerklamotten stehen. Für eine MTV-Modestrecke nahm sie gleich ein paar Teile mit. Die Besitzerinnen des Berliner Geschäfts Coexist lernte Sheila zufällig kennen, von einer Praktikantin bei Workaholic, einem Shop, der sich auf Vinyl und Fashion im Electro-Bereich spezialisiert hat, wurde sie auf einem Jung-Designer-Markt angesprochen. Mittlerweile werden Sheilas Sachen in diesen Läden in Berlin verkauft. Auch auf Online-Shopping-Portalen wie Asos kann Sheilas ausgeflippte Mode gekauft werden.

Tops gibt es bei Sheila ab 35 Euro, die Bodys liegen bei 70 Euro und Jacken bei 120 Euro. „Es soll für die Zielgruppe bezahlbar sein. Aber man konkurriert mit Läden wie American Apparel. Das ist schon schwierig“, sagt Sheila. Ihre Einnahmen steckt die junge Frau gleich wieder in Stoffe für neue Designs.
 Der Name „ALLES Berlin“ ist der jungen Designerin beim Nähen eingefallen. Auf einen alten Briefumschlag skizzierte sie ein Logo und probierte mit verschiedenen Schriften herum. Einen durchsichtigen Anhänger des Logos aus Plexiglas, der je nach Lichteinstrahlung die Farbe wechselt, ließ sie von Freunden in Berlin anfertigen. „Den Anhänger schenke ich meiner Crew und allen, die mich unterstützt haben“, sagt Sheila.

Vergangenes Jahr zeigte Sheila ihre Kollektion auf der Alternativen Fashion Week in Berlin. Dieses Jahr hat sie keine Zeit, eine Show vorzubereiten, denn die Uni geht vor. In ihrer Freizeit schmiedet Sheila jedoch Pläne: „Ich will mit dem Label noch so viel ausprobieren. Mehr arty werden. Abgefahrene Modenshows machen. In England und Japan. Gerade spezialisiere ich mich auf Frauensachen, nach meinem Abschluss 2017 will ich mich auch an Männermode herantrauen“, sagt sie.  

Stefanie Witterauf

Foto: Helena Blachier

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Mein München – Eisbach

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Isabelle Bertolone hat zwar zu viel Angst selbst ins kalte Nass des Eisbaches zu springen, aber sie ließ es sich diesen Sommer nicht nehmen dieses für München typische Ambiente mit ihrer Kamera festzuhalten.

Direkt hinter Isabelle Bertolones Wohnung liegt der Englische Garten. Ein Ort für spontane Picknicks, lange Spaziergänge und zum Joggen. Einmal ist Isabelle nach dem Sport in den Eisbach gesprungen und hat sich dabei ein bisschen übernommen. Die starke Strömung nahm sie weiter mit als geplant.
Seitdem schaut die 25-Jährige den anderen im Wasser lieber zu. Sie achtet auf das Licht und die Farben. „Der Englische Garten erinnert mich manchmal an einen Vergnügungspark“, sagt Isabelle. Für ihr Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film zog die junge Frau aus Nordrhein-Westfalen nach München. Das Studium ist sehr zeitaufwendig, da findet Isabelle weniger Zeit für ihre Fotos. Mehr Zeit investiert sie ins Filmemachen. Mit Marius Ehlayil betreibt sie die Firma wirFILM. Sie produzieren gerade einen Dokumentarfilm, der im August auf der Insel Sachalin in Russland gedreht werden soll. Er handelt von einem militär-patriotischen Jugendcamp. Regie führt ihre Kommilitonin Yulia Lokshina.

Ein weiteres Projekt: Endlich mal wieder selbst in den Urlaub fahren. Doch bis 2017 ist Isabelle eingespannt. Abkühlung fand sie diesen Sommer in den klimatisierten Kinosälen der Stadt. Oder an der Isar. Aber auch dort traut sie sich seit dem Eisbach-Zwischenfall nicht ins Wasser. „Aber das werde ich hoffentlich bald überwinden“, sagt Isabelle und lacht.

Stefanie Witterauf

Foto: Isabelle Bertolone

Mehr unter: www.hierwarenwir.blogspot.com und www.wirfilm.de

Ein Abend mit: Eric Schönemeier

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Mit seinem besten Freund Matthias Lamsfuß gründete Eric Schönemeier die “Downstairs Galerie”. Sie kombinieren Kunst und
Party und wollen junge Künstler aus ihrem Umfeld unterstützen.
Seit einem halben Jahr veranstaltet Eric nun auch jeden Mittwoch die “Typ
Ische Party” im Nachtclub Kong. Außerdem schreibt und redet er gerne. Worüber, wenn er betrunken ist, das hat er uns verraten.

Der beste
Ort zum Vorglühen:
Vorglühen ist der Tod. Ansonsten: Die Registratur/Goldene
Bar.  

Danach
geht’s ins/zu:
KONG

Mit dabei
ist immer:
Der Matze (ist der Eric).

An der Bar
bestelle ich am liebsten:
Sloe Gin Fizz / Huso.

Betrunken
philosophiere ich über:
Die Unsinnigkeit von Diskursen im Nachtleben.

Der Song
darf auf keinen Fall fehlen:
Omri Smadar – Muzika Salim

Mein
Tanzstil in drei Worten:
Noch ein Schnaps?

Der
Anmachspruch zieht immer:
“Hey schöne Schuhe/Haare – Hallo ich bin Eric!”

Meine
dümmste Tat im Suff war:
Nackt auf der Crux Bar.

Das beste
Katerfrühstück gibt`s im/bei:
Die Waldmeister.

Diesem
Club/dieser Bar trauere ich nach:
Die Registratur.

Website: downstairs.wtf / monticulefestival.de

Stefanie Witterauf

Foto:

Matthias Lamsfuß 

Auswandern

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Auf dem Oktoberfest verliebte sich Elisabeth Cook in einen Australier. Nach zwei Jahren Fernbeziehung und ihrem Bachelor-Abschluss, heiratete sie ihn und lebt nun in Australien.

Sydney – Verliebt. Verlobt. Verheiratet. Und ans andere Ende der Welt gezogen. Elisabeth Cook, 23, lernte ihren Ehemann Bryan vor drei Jahren auf der Wiesn kennen. Er ist Australier und war für das berühmteste Volksfest der Welt nach München gekommen. Ein halbes Jahr hatten sie E-Mail Kontakt. In den Semesterferien reiste Elisabeth nach Australien, um Bryan zu besuchen. Zwei Jahre Fernbeziehung folgten. Denn die junge Münchnerin studierte in Passau Staatswissenschaften und wollte erst ihren Bachelor abschließen, bevor sie auswanderte. Mit Ring am Finger und neuem Nachnamen im Pass.

In Sydney will sie jetzt als Fotografin Karriere machen. „Mein Plan A ist die Fotografie. Ich fange hier quasi bei Null an. Doch es läuft. Und einen Plan B habe ich auch nicht“, sagt Elisabeth. Bryan hat eine große Familie und unterstützt die 23-Jährige. Durch das soziale Netzwerk ihrer neuen Familie und Freunde bekommt Elisabeth Aufträge. „Für die Fotografie habe ich mich aus ganz vielen verschiedenen Gründen entschieden. Neben dem Bildermachen gefällt mir die Arbeit mit unterschiedlichen Menschen, aber auch die Herausforderungen, die das Marketing mit sich bringt. Insgesamt fand ich die Vielseitigkeit des Berufs und damit die Möglichkeiten, die sich einem gerade auch durch das Internet bieten, sehr verlockend“, sagt sie.

Elisabeth bezeichnet Sydney als ihre neue Heimat, doch ihre alte fehlt ihr oft. „Heimweh ist Dauerzustand“, sagt sie. Mit ihrer Mutter hat sie täglich auf allen Social-Media-Kanälen Kontakt. „Sie schickt mir immer Bilder von den Blumen im Garten und den Haustieren. Das macht das Heimweh natürlich noch schlimmer. Aber ich freue mich über jedes Foto“, sagt Elisabeth. Auch mit den Freunden in Deutschland bleibt sie im Kontakt. Doch der große Zeitunterschied macht lange Telefonate schwierig.  

Stefanie Witterauf

Foto: Privat

Mein München – Karolinenplatz

Spontane
Schnappschüsse sind seine Lieblingsmotive, sagt Conny Mirbach, der als
Skate-Fotograf in München schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erlang hat.
Nach diesem Trick wäre das Board von Chris Pfanner beinahe von der Trambahn
überrollt worden.

Den
Schnappschuss von diesem Ollie, wie dieser Skateboard-Move genannt wird, konnte
sich Conny Mirbach, 28, dann doch nicht verkneifen. Den Sonntag, an dem
das Foto entstand, hatte er mit dem professionellen Skateboarder Chris
Pfanner verbracht, um verschiedene Videos für eine bekannte Skatemarke zu
drehen. Eigentlich waren die beiden schon fertig, wollten den Sonnenuntergang
am Karolinenplatz genießen. Aber Chris sprang dann doch noch einmal über die
Trambahnschienen.

Also
drückte auch Conny noch einmal ab. Nach dem Trick lag das Skateboard auf den
Schienen, die Tram bog in den Kreisel ein, das typische Bimmeln der Bahn war zu
hören. Im letzten Moment konnte Chris das Brett sichern. Das seien seine
Lieblingsmotive, sagt Conny, „spontante Schnappschüsse“.

Eben solche Bilder, von Skateboard-Tricks, voller Bewegung, haben Conny,
selbst leidenschaftlicher Skater, mittlerweile eine gewisse Berühmtheit
eingebracht, sodass er heute als selbständiger Fotograf arbeitet. Aber auch
Porträts machen ihm Spaß. „Dabei lernt man die Menschen kennen.“ So
fotografierte er beispielsweise auch schon Fußballspieler Philipp Lahm.

Mit seiner Freundin Sarah Doerfel arbeitet Conny gerade an einem Buchprojekt.
„Eine Mischung aus modischen Porträts, vielen Orten und sehr künstlerischen
Fotos von Sarah. Wir schießen alles auf Film-Kameras. Fünf Filme. Nichts
Digitales. Damit ist es limitiert und bekommt wieder etwas mehr Wert“, sagt
Conny.  

Stefanie Witterauf

Foto: Conny Mirbach

Ein Abend mit: Leo Preisinger

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Leo Preisinger, 25, ist ambitionierter Skateboarder. Als Fotograf fotografiert er das Münchner Nachtleben. Wie und wo er in München am liebsten weggeht, mit oder ohne Kamera, hat er uns verraten.

Der beste Ort zum Vorglühen: SHRN Skateshop, Klenzestr. 16

Danach geht’s ins/zu:
Wahlweise in die 14 (Robinson Kuhlmann Bar) oder die Wedding Chapel am
Sendlinger Tor

Mit dabei sind immer: Die Homies!

An der Bar bestelle ich am liebsten: Vodka Soda

Betrunken philosophiere ich über: Alles außer
Politik

Der Song darf auf keinen Fall fehlen: CoCo – O.T. Genasis

Mein Tanzstil in drei Worten: Nicht wirklich existent

Der Anmachspruch zieht immer: „Kannst du
schwimmen? Ich würde dich gern ins Becken stoßen.“

Meine dümmste Tat im Suff war: Das würde
jetzt den Rahmen sprengen…

Das beste Katerfrühstück gibt`s im/bei:
Im (hoffentlich) gefüllten Kühlschrank. Weiter
tragen eine die verkaterten Beine im Normalfall nicht.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Der Rubybar an der
Reichenbachbrücke, Gentrifizierung sei Dank!

Website: preisingerphoto.com

Stefanie Witterauf

Foto: Michael Heindl

Gefunden

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Eine Musical-Bühne ist ein hartes Pflaster. Ein Engagement bekommen nur die Besten – und oft auch nur dann, wenn sie bestimmte Stereotypen erfüllen. Vanessa Ehmann passt nicht in vorgefertigte Rollen, deshalb inszeniert sie ihr eigenes Musical.

München/Wien – Das Showbusiness ist mit Sicherheit ein hartes Pflaster. Ob in Hollywood, am Broadway oder in Wien am Konservatorium. Ob Theater, Film oder Musical. Das Aussehen ist oft wichtig – als Darsteller muss man in eine Rolle passen. Entspricht man jedoch nicht den gängigen Klischees, dann hat man es schwer. Dem Klischee der zierlichen Hauptdarstellerin entspricht Vanessa Ehmann, 26, nicht. Sie ist nicht blond, sie ist nicht klein und sie besitzt keine Modelmaße. Aber das Musical ist ihre große Leidenschaft – und Darstellerin zu sein ihr Traumberuf.

Schon zu Schulzeiten spielte sie im Schülertheater ihres Gymnasiums mit. Während ihres Magisterstudiums in Theaterwissenschaft in München, stand sie für das Nachwuchsförderprojekt des Theaters am Gärtnerplatz auf der Bühne, nun hat sie ihr künstlerisches Diplom am Konservatorium in Wien absolviert. Eigentlich beste Voraussetzungen für einen Einstieg in die professionelle Musical-Branche, aber Vanessa weiß: „Oft entscheidet nicht das Talent, sondern wie bekannt der Name schon ist, ob man eine Rolle bekommt oder eben nicht.“

Vanessa hat dunkelbraune Haare, hellgrüne Katzenaugen und ein Muttermal über der Oberlippe. Als sie von den Schwierigkeiten in ihrer Traumbranche berichtet, kann man ihre Empörung nicht übersehen. Sie reißt die Augen auf, ihre Stimme wird ein wenig heller und sie spricht plötzlich schneller. Junge Nachwuchsdarsteller hätten einfach keine Chance. Deswegen hat die 26-Jährige mit zehn Freunden und Kollegen einen eigenen Musical-Verein gegründet. Die Idee entstand bei einem Workshop für Musical und Operette von Andrea Mellis, im Moment sind die Mitglieder mit der Produktion des ersten eigenen Musicals beschäftigt. So können sich die „Aspiring Artists on Stage“ als Darsteller beweisen und den üblichen Vorsprechen entgehen.
Die jungen Musicaldarsteller stehen nicht nur auf der Bühne, sondern setzen sich mit jedem Aspekt einer professionellen Inszenierung auseinander: Verlagsrecht, Licht, Kostüm, Bühnenbild und Finanzierung. Doch es steht fast kein Budget zur Verfügung. Mit der Organisation von zwei Karaoke-Abenden mit Klavierbegleitung konnten sie Spendengelder sammeln. Seit Anfang August laufen die Proben von „City of Angels“ in einem Pfarrheim in Wien, das seine Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung stellt. Die Premiere ist für den 3. September im Off-Theater geplant. Auch hier konnten Vanessa und ihr Team einen Sonderpreis für die sechs Vorstellungen aushandeln. „Uns ist klar, dass es dieses Jahr wohl noch keine Gage geben wird. Eine Eintrittskarte kostet zwischen 20 und 25 Euro. Der Saal hat etwa Platz für hundert Besucher. Erst mal müssen die Fixkosten gedeckt werden“, sagt sie. Außerdem hoffen die Darsteller, dass sie durch das selbst organisierte Stück nun auch beim Vorsingen für andere Produktionen größere Erfolgschancen haben als bisher.
Durch die Erfahrungen, die Vanessa schon vor ihrem Musical-Studium an verschiedenen Theatern gesammelt hat, weiß sie auch, was hinter der Bühne abläuft, kennt sich aus mit den in ihrer Branche gängigen Klischees. Sie hat ihre Magisterarbeit über die vier Archetypen im musikalischen Theater geschrieben. Dabei hat sie den Stimmlagen immer wieder vorkommende Rollen zugeordnet: Sopran, das Mädchen von nebenan; Mezzo, die Belt-Hexe; Tenor, der Held; Bass, der Unnahbare. Die Belt-Hexe, das war früher oft Vanessas Rolle.

Dennoch: Es scheint sich etwas zu bewegen in diesen festgefahrenen Klischees, die sehr von Äußerlichkeiten bestimmt sind. „Vor allem in der Broadway-Szene gibt es mittlerweile viele Musicals, die mit diesem Schema brechen. Es ist für jeden eine Nische da, in die er auch hineinpasst“, sagt Vanessa. Leider ist diese Art von Experimentierfreudigkeit noch nicht nach Deutschland übergeschwappt. Vielleicht wird das noch kommen, schließlich hat sich die Form des Musicals selbst auch erst in den vergangenen Jahren in Deutschland etablieren können. Doch noch immer werden Musicals eher als reine Unterhaltung betrachtet.

Aber auf die langsame Weiterentwicklung und Öffnung des deutschen Musicals will Vanessa nicht warten. In dem von Cy Coleman komponierten Stück „City of Angels“, das ihr Verein Aspiring Artists on Stage inszeniert, spielt sie die Hauptrolle.  

Stefanie Witterauf

Foto: Teresa Mitmahser

Mehr Information unter: www.aspiring-artists.at

Mein München – Erding

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Ein leichtes Kribbeln im Bauch. Der Traum vom Fliegen. Von der Erde losgelöst sein, das möchte nicht nur der Luftballon an der Schnur. Veronika Bures will mit ihren Fotografien Gefühle sichtbar machen.  

Die Realität ist mal wunderschön und mal grausam. Veronika Bures, 24, kennt beide Seiten und möchte sie auch beide mit ihren Fotos festhalten. Wichtig ist, dass die Bilder authentisch sind. „Mit meiner Fotografie drücke ich aus, was ich auch wirklich sehe und fühle“, sagt sie. Mit einer Freundin zusammen entwickelte Veronika das Konzept für das Bild in Erding. Die Inspiration ist Freiheit. Das Gefühl von der Erde losgelöst zu sein wie die bunten Luftballons, ein leichtes Kribbeln im Bauch. Ein Gefühl, das Veronika während einer Amerikareise 2007 zum ersten Mal mit der Kamera versucht hat festzuhalten. Ihre Fotografien veröffentlicht sie auf ihrer Facebook-Fanpage „Veronika Bures Photography“. Sie besitzt bereits mehr als 11 000 Likes aus aller Welt.

Besonders gerne fotografiert Veronika Menschen. Für eine Reihe Schwarz-Weiß-Porträts von Asylbewerbern, die gerade erst in Bayern angekommen waren, und Ausländern, die in München ihre neue Heimat gefunden haben, gewann sie vor einem Monat den ersten Platz bei dem Fotowettbewerb „Bilder unserer Heimat“.  

Stefanie Witterauf

Foto: Veronika Bures

Mein München – Hochschule

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Simon Mayrs neuestes Projekt werden Akt-Fotografien sein. Für das Bild, das er an der Hochschule aufgenommen hat, musste sein Modell die Klamotten jedoch anbehalten, auch wenn es heiß genug gewesen wäre, sie auszuziehen.

In die Fußstapfen seines Vaters will Simon Mayr, 22, nicht treten. Dieser ist Braumeister bei einer bekannten Brauerei in München. Simon trinkt zwar gerne Gerstensaft, aber seine Leidenschaft hat er in der Fotografie gefunden. Schon zu Schulzeiten fotografierte er mit seiner Nikon Freunde, Familienmitglieder und Bekannte. Nach und nach kristallisierte sich heraus, dass es ihm vor allem die Modefotografie angetan hat. „Ich will etwas Eigenes kreieren. Das Set selbst gestalten. Wenn man zum Beispiel Architektur fotografiert, dann dokumentiert man meist nur“, sagt Simon.

Wenn er doch einmal Gebäude ablichtet, achtet er darauf, dass eine Spannung durch Licht und Schatten entsteht, wie auch auf dem Foto, das er in der Hochschule aufgenommen hat. Am liebsten hätte sich sein Model Joella bei diesem Shooting ausgezogen, so heiß war es. Doch die Klamotten blieben an. Nicht so bei Simons neuestem Projekt: Zum ersten Mal möchte der Fotodesignstudent Portraits von Aktmodellen aufnehmen. Dabei will er seine Bilder antiken Statuen gegenüberstellen.

Bisher nutzte er für seine Shootings oft Agenturen und fragte Freunde von Freunden. Aber nun stellt sich ihm die erste Herausforderung seines Aktprojekts: Models finden, die sich tatsächlich vor der Linse ausziehen würden. „Das ist schwieriger, als gedacht“, sagt Simon, doch entmutigen lässt er sich nicht. Dafür hat er auch gar keine Zeit. Neben der Model-Suche steht ein Umzug an. „Ich will die Wiesn noch mitmachen, dann geht es für mich nach Berlin. Ein Tapetenwechsel kann nicht schaden“, sagt
Simon.  

Stefanie Witterauf

Foto: Simon Mayr