Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Anastasia

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Egal ob Regen oder Sonnenschein, unsere Autorin hat für jede Wetterlage etwas geplant. Eine Diskussion zum PAG im Lovelace, die Artmuc-Kunstmesse oder der Substanz Poetry-Slam – die Auswahl an tollen Events ist auch in dieser Woche wieder so groß, dass die Entscheidung schwer fällt.

Ach, München! Ich bin sehr verliebt in dich und heute ganz besonders. Nachdem gestern einige Tausend Menschen auf die Straße gingen, um mit Plakaten, Musik und ganz viel bunter Farbe zu zeigen, was die Münchner von dem neuen PAG halten, bin ich so stolz wie noch nie, ein Teil dieser Stadt zu sein. 

Top motiviert starte ich also an diesem Freitag in mein München-Wochenende. Heute geht’s zur Artmuc. Gezeigt werden Bilder von mehr als 150 Künstlern und aus 25 Galerien aus ganz Europa. Das Ganze findet im Isarforum und auf der Praterinsel statt. Ich hoffe auf ein wenig Sonnenschein. Die vielen Wolken wirken doch recht düster und drücken die Stimmung. Dennoch weiß ich mir zu helfen: “Mit Vergnügen” lädt erneut zum Tanzvergnügen ein. Der Name ist Programm. Im Strom wird zu Beats von VELI x VIWO und André Dancekowski getanzt. Das taugt!

Auch der Samstag wird musikalisch. Heute steht allerdings Hip-Hop auf dem Programm. Im Container Collective freue ich mich auf Künstler wie Jason Saint, Madox oder Malcolm R. Unter dem Veranstaltungstitel Poetry & Hip-Hop werden Spoken Word Artists und Hip-Hop Artists, wie Mc’s, Beatboxer und Djs zusammengebracht, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Ich bin auf den Geschmack gekommen. Dabei sind Poesie und Reim eigentlich nicht meine Stärken. Nachdem ich also zuerst Rappern neidisch lauschen durfte, sitze ich am Sonntag im Publikum des Substanz Poetry-Slams. Künstler aus ganz Deutschland sind dabei. Nicht zu vergessen der amtierende Stadtmeister Yannik Sellmann.

Zum Wochenstart kommt noch einmal die ganze PAG-Sache auf. Im Lovelace wird zum Thema „Sicherheit vs. Freiheit? Was steckt hinter dem PAG?“ diskutiert. Für mich gilt: Nach der Demo ist vor der Demo. Es muss weiter gesprochen werden. Ich höre mir also an, was Markus Löffelmann vom Landgericht München, Bijan Moini von der Gesellschaft für Freiheitsrechte und Carmen Wegge von den Jusos dazu zu sagen haben.

Dienstag ist Unitag. Vorlesungen von acht bis acht, da bleibt nicht viel Zeit für ein großes Programm. Mittags verbringe ich die Freistunden dafür verrmutlich am Eisbach oder im Englischen Garten. Im Grünen ist das viele Texte-Lesen gar nicht mal so schlimm. 

Dafür geht’s am Mittwoch wieder mehr zur Sache. Im Feierwerk treten junge Musiker beim „Sprungbrett“ gegeneinander an. Hierbei handelt es sich um ein Förderprogramm für junge Bands der Stadt. Bei einer der beiden Hauptrunden unterhalten heute Embrace The Emperor, LORIIA und Endlich Rudern das Publikum mit Musik aus unterschiedlichen Genres. Selbstverständlich drücke ich meinen Favoriten die Daumen.

Donnerstag ist bekanntlich der kleine Freitag – und das bekomme ich heute sowas von zu spüren. Ich habe die Qual der Wahl zwischen gleich drei Events. Plan A: Im Amper ist heute Munich Rocks. Es spielen Amanda Marie, Muddy What? und BETA. Dazu noch Musikkaberett von Alex Döring. Plan B: Zeitgleich findet in der Kunsthalle das Event »Re-Act!«- Harry Klein goes Kunsthalle statt. Kunst und Electronica, klingt auch gut! Plan C: Ich nehme die Fahrt nach Garching auf mich und checke die Konkurrenz aus. Die TU lädt zur Unity ein!

Freitag, na endlich! Abends bleibe ich an der Uni. Oder zumindest so ähnlich. Im Kulturreferat StuVe LMU München findet erneut eine Kreative Hausparty statt. Glitzer, Musik, Farbe und Bier – die beste Kombination für einen gelungenen Start ins Wochenende!

Text: Anastasia Trenkler

Foto: privat

Band der Woche: Grasime

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Minimalistische Beats und ein hoher Wert an Selbstreferenzialität: „Perspektive“ heißt das neue Album, das der Münchner Rapper Grasime im Januar mit dem Produzenten O von

Kram aus der Ecke

veröffentlicht hat.  

Die Beatles hatten es leicht. Denn vor ihnen gab es das Genre Popmusik nicht so recht. Einen Musikstil zu erfinden, das muss man zwar erst mal schaffen. Doch diese Leichtigkeit, die ihre Musik auch in ihren vertrackteren späten Alben hat, ist wohl unmittelbar daran geknüpft, dass sich die Beatles eben in einem noch sehr jungen Stil auf unausgetretenen Wegen befanden. Je älter die Kunstform wird, desto schwieriger ist es, eine erfrischende Unbedarftheit beizubehalten. Dafür eröffnet sich später aber ein neues Spielfeld in der Musikerschaffung: das Selbstreferenzielle. Kunst, die sich auf sich selbst beziehen kann und in der spielerisch und ironisch das Thema der Kunst aus der Kunst selbst gezogen werden kann. Dabei wird quasi Kunst über Kunst geschaffen, was in manchen Fällen langweilig ist; was, wenn es gut gemacht ist, aber auch witzig werden kann. 

Hip-Hop und Rap sind schon rein instrumental gesehen Musikformen, die sich erst einmal auf ihr eigenes Genre – Popmusik – beziehen. Denn die Ursprünge des Hip-Hop liegen in den ersten Samples und Beatversuchen. Musik, die bereits existierte, wurde in einer Collagentechnik weiterverarbeitet. Doch gerade Hip-Hop hat auch sprachlich, also auf der Textebene, einen hohen Wert an Selbstreferenzialität. „Perspektive“ heißt daher das neue Album, das der Rapper Grasime im Januar mit dem Produzenten O von

Kram aus der Ecke

veröffentlicht hat. Minimalistisch sind die Beats, während Grasime die Perspektive auf sich selbst richtet. Grasime, auch bekannt aus der Münchner Underground-Crew Weltuntergäng, rappt über seine eigenen Initiationen zum Hip-Hop. Der Musiker gehört dabei zu einer Generation von Rappern, denen der ständige Bezug auf ihren eigenen Musikstil von Anfang an als Inhalt völlig zu eigen war. Das mag vielleicht an der Form des Battle-Raps als Einfluss liegen, in der die beiden Kontrahenten sich rappend über die Rap-Künste des jeweils anderen mokieren. Wie in einem Spiegelkabinett verdoppeln sich die künstlerischen Mittel permanent selbst. Weniger analytisch ausgedrückt entstehen lustige Dinge, die Grasime auch treffend ausstellen kann. „Erzähl mir nichts von Hip-Hop, sonst erzähl ich Dir von Jean-Paul Sartre“, beginnt er den Track „B.B.M.R.“, und vermischt dabei schmunzelnd eine linksintellektuelle Bildungsbürgerlichkeit mit den Drohgebärden des Battle-Raps.

Doch für Grasime hat Hip-Hop noch einen anderen Zweck als die lustigen Schaukämpfe der Rap-Battles. Als Teenager hat er diesen Musikstil über seinen Bruder kennengelernt. Er identifizierte sich mit der Subkultur, zu der Scratches und Graffiti genauso gehören wie das Rappen und Beats-Bauen. So erklärt er fast idealistisch den Satz „Hip-Hop lebt nicht davon zu konsumieren, sondern von Partizipation“ zum Leitmotto, quasi als Sozialpädagogik in cool. Mit 18 war diese Initiation bei Grasime so weit, er kaufte sich den ersten Computer und fing an, seine Musik zu produzieren. Unter den Münchner Hip-Hop-Strömungen gehören Grasime, sein Label Bumm Clack, das als Veranstaltungsreihe begann und nun auch Musik veröffentlicht, sowie die Weltuntergäng zu denen, die die im Hip-Hop oft gesuchte Realness wohl am meisten erfüllen. Neben den intellektuellen Spielereien der gerade aufgelösten Blumentopf und den ironischen Zeilen von Fatoni erscheint die Szene um Grasime zunächst fast konservativ. Doch letztlich treffen die funkig-jazzigen Beats und die Unmittelbarkeit einen Old-School-Nerv. Das ist auch wieder selbstreferenziell. Aber macht einfach Spaß.  

Stil: Hip-Hop
Besetzung: Grasime (Raps), O von Kram aus der Ecke

(Produktion)
Aus: München
Seit: 2010
Internet: bummclack.bandcamp.com

Text: Rita Argauer

Foto: Niklas Niessner

Beef in Bayern

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Die Mundart-Rapper von „Dicht & Ergreifend“ über die Wahl zur Band des Jahres, Sprachbarrieren, Reibereien in der Szene und ihre Fans, die sich Shirts mit der Aufschrift „Mordsdepp“ anziehen

Sie gelten als die Vorreiter der bayerischen Mundart-Rap-Szene, obwohl sie mittlerweile von Bayern nach Berlin gezogen sind: Michael Huber alias Urkwell und Fabian Frischmann alias Lef Dutti haben mit ihrer Rap-Kombo Dicht & Ergreifend ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich, auch wenn sie bei der Wahl zur Band des Jahres von Fatoni geschlagen wurden. Im Interview sprechen sie über die Deutsch-Rap-Szene, Ärger im Dorf – und Beef in der Szene.  

SZ: Bei der Wahl zur Band des Jahres 2015 habt Ihr euch ein enges Rennen mit Fatoni geliefert, das Ihr am Ende um wenige Stimmen verloren habt. Wie tief saß der Stachel der Enttäuschung?

Lef Dutti: Ich war gar nicht enttäuscht, weil ich Fatoni sehr gut finde. Ich wäre nur enttäuscht gewesen, wenn jemand anderes als er das geworden wäre. Und dadurch, dass es so ein enges Battle war, war es ja Entertainment für uns und auch für die anderen.
Urkwell: Vor allem ist Fatoni ja ganz anders an das Duell rangegangen als wir. Wir haben richtig versucht, die Fans zu animieren und das auch sehr gepusht, während Toni so eine „Ist-mir-eigentlich-egal“-Haltung nach außen getragen hat. Und genau dieser Gegensatz hat das dann ziemlich witzig gemacht.

Generell war das Jahr 2016 für Euch ja ein erfolgreiches mit vielen ausverkauften Shows. Wie geht es jetzt weiter?

Lef Dutti: Jetzt heißt es: Musik produzieren, am neuen Album arbeiten, das irgendwann 2017 erscheinen wird. Nach der langen Tour waren wir jetzt auch heiß drauf, endlich neue Lieder zu machen.
Urkwell: Und natürlich ist die Arbeit am zweiten Album was anderes als am ersten, weil wir jetzt nicht mehr so viel Zeit wie vorher haben. Es heißt ja: Für das erste Album hast du ein ganzes Leben, für das zweite dann ein Jahr. Die Erwartung ist jetzt auch eine andere.

Ihr spielt auch Konzerte über die Grenzen Bayerns hinaus, wie ist die Akzeptanz für Mundart-Rap in der Deutsch-Rap-Szene?

Lef Dutti: Eigentlich ist bayerische Mundart-Rap-Szene gar nicht in der deutschen Rap-Szene verankert.

Gibt es denn eine Grenze beim Mundart-Rap, im Hinblick auf das, was man damit erreichen kann?

Lef Dutti: Die Sprachbarriere. Aber wo es mit der Sprache nicht weitergeht, geht es mit der Musik weiter.
Urkwell: Wenn man sich mal Deutsch-Rap anschaut, da gibt es gefühlt 4000 Rapper. Und in Bayern gibt es, wenn man es wohlwollend betrachtet, maximal 50. Und ich würde mir eher 300 wünschen.

Eure Musik kritisiert häufig die bayerische Dorfmentalität, wurdet Ihr dafür auch schon angefeindet?

Urkwell: Ja, häufig. Vor allem, als es mit „Imma No“ losgegangen ist, hat sich meine Mama einiges anhören dürfen im Dorf.

Haben das Leute auf sich bezogen?

Urkwell: Einige haben sich sogar direkt angesprochen gefühlt. Im Endeffekt hat meine Mama als Dorfpsychologin – Wirtin im Dorf – alles abbekommen. Da haben sich Leute sehr echauffiert, das hat sich dann aber auch wieder gelegt. Wir haben ja auch nie komplett übertrieben, sondern versucht, einen Mittelweg zu finden, der zwar kritisch ist, aber es gab keine sinnlos krassen Äußerungen.

Haben Niederbayern eigentlich Humor?

Urkwell: Warum?

Ihr verkauft lustige Fan-T-Shirts. Und bei Konzerten wie im Circus Krone stehen dann Hunderte Fans vor Euch, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Mordsdepp“ tragen. Wie entstehen solche Sprüche?

Urkwell: Das passiert einfach. Wenn wir irgendwas geil finden, wie etwa unseren Bandnamen oder das T-Shirt, dann machen wir das. Die Fragen kommen dann erst später.
Lef Dutti: Ich sage jetzt mal, dass 80 Prozent der Leute, die das T-Shirt tragen, nicht wissen, woher dieser Witz kommt. Run DMC und Mos Def waren die Ersten, die dieses T-Shirts gemacht haben. Und obwohl das meiner Ansicht nach die meisten wohl nicht wissen, finden sie komischerweise das Shirt trotzdem cool. Ehrlich gesagt: keine Ahnung wieso.

Die Akzeptanz der Fans ist hoch, aber gibt es da in der Szene auch mal Kritik? Neulich war in der „Süddeutschen Zeitung“ …

Urkwell: Wir wissen Bescheid.

Es war  in dem Artikel die Rede davon, dass Eure „Blasmusik-Verpoppung des Mundart-Raps“ nicht überall gut ankommt.

Urkwell: Derjenige, der das gesagt oder geschrieben hat, der hat sich das Album nicht wirklich angehört. Amen!
Lef Dutti: Natürlich sind da Pop-Elemente drauf. Zum Glück, sonst wäre das ja total fad. Und solche Elemente sind wichtig, denn ehrlich, was ist denn Realness?

Ist Realness überhaupt relevant für euch?

Lef Dutti: Nein, für mich nicht. Also zumindest nicht, wenn das bedeutet, dass man immer nur dasselbe macht. Realness ist, wenn man nicht immer das Gleiche macht und trotzdem zusammenbringt, dass es am Ende nicht scheiße klingt.

Interview: Philipp Kreiter

Foto: Daniel HD Schröder

Band der Woche: Tofel Santana

Womit kann man heutzutage überhaupt noch provozieren, in einer Zeit, in der selbst Unterwäsche-Models kaum noch zu schockieren vermögen? Vielleicht mit gewaltigem Körperkult, wie in dem Musikvideo zu Tofel Santana’s Single “Vamp (Oh Shit)”. Mit ihm gesellt sich ein neuer Stern an den ohnehin schon hell leuchtenden Münchner Rap-Himmel

Es gibt einen Tabubruch im ästhetischen Feld, der derzeit noch viel gravierender ist als etwa der American-Apparel-Porno-Chic, dessen Provokationspotenzial gehörig nachgelassen hat. Ja so weit, dass man heute sogar schon wieder von einem gerade angebrochenen Post-Porn-Zeitalter spricht. Das bedeutet wohl mehr, dass man an die ganzen Unterwäsche-Models an Bushaltestellen so gewöhnt ist, dass diese keinen großen Affekt mehr auf die Post-Porn-Hipster ausüben, da könnten genauso gut Maisdosen oder Gurken beworben werden. Nein, heute provoziert eine andere ästhetische Form: Der aalglatte Körper- und Gebäudeästhetizismus einer Leni Riefenstahl. Körperkult und herrschaftliche Architektur, dieses großkotzige Feiern einer Oberfläche, die einen Inhalt völlig vernachlässigt und noch dazu so zum NS-Terror assoziiert wird, das provoziert. Und damit provoziert auch der Münchner Musiker Tofel Santana (Foto: Carlos Montilla). 

„Vamp (Oh Shit)“ heißt die Single, zu der er gemeinsam mit dem spanischen Filmemacher Leo Adef ein Video, ja eigentlich mehr einen Kurzfilm gedreht hat, der diesen Riefenstahlschen Oberflächen-Fetischismus mit der Camp-Ästhetik einer frühen Madonna und den Gangster-Gesten des Westküsten-Raps verbindet. Und daraus entsteht ein derart überforderndes Code-Potpourri, das für die heutige Zeit angemessen ist. „Mein Video enthält tatsächlich sehr viele Elemente aus meinem Leben“, entgegnet jedoch Tofel, wenn man ihn auf die Überstilisierung seines Films anspricht, denn „Sex, Drugs und rohe Aggressionen“ seien für ihn der „Free Spirit meiner Generation“, den er in seinem Video ins Extrem treibe, damit es „edgy“, ja grenzwertig wirke. Tofel Santana ist damit quasi ein wenig wie die rappende Hipster-Variante der von Slavoj Žižek philosophisch untermauerten slowenischen Anti-Ironiker-Ironikerband Laibach. Und die Kunstfertigkeit, die hinter so einem Produkt steckt, ist nicht zu unterschätzen.

Das merkt man auch in Tofels Musik. Die steckt voller Glitches und Störgeräuschen, die enthebt sich auch dem Unterdruck der permanenten Langeweile, die coole aktuelle Popmusik derzeit per se ausstrahlen muss und weiß um den Effekt der Reduzierung. Der wird dann besonders deutlich, wenn Tofel ihn durchbricht. An zwei Stellen in „Vamp“ kommt eine Frauenstimme hinzu, die das klischeehafte Refrain-Trällern des Neunzigerjahre-Hip-Hops weit hinter sich gelassen hat und nur noch wie Ahnung davon im Hintergrund eine Melodie mitkoloriert. An diesen Stellen taucht aber in dieser sonst so geräuschhaften Produktion der Klang einer verzerrten Gitarre auf, die in simplen Rockakkorden die Musik ausmalt und ihr eine Ahnung von Euphorie verleiht.

Allein das ist schon ziemlich kunstvoll gemacht in dieser Musik, deren Urvorbild wahrscheinlich irgendwo der Ethno-Electro-Clash der Asian Dub Foundation oder M.I.A. ist, die aber eben die zwingende Kraft der Reduktion eines Kendrick Lamar genauso kennt. Doch wenn im Video dann plötzlich queere Sequenzen auftauchen, wenn ein junger Typ die Wangen ganz sanft mit Rouge geschminkt hat, ohne die durch die Übertreibung erzwungene Ironie der Drag-Queens, dann bekommt all das kühle Kantenausloten dieser Ästhetik eine betörende Verletzlichkeit.

Im echten Leben wirkt Tofel allerdings ganz gesetzt, hat sich – nachdem er bis 2012 in der Popband Absolute Raw gespielt hatte – zwischen München und Barcelona als PR-Mensch und Barkeeper eingerichtet. Die Veröffentlichung seiner ersten EP „The Box“ ist nun für Januar geplant, im Anschluss daran plant er auch Konzerte in Deutschland.

Text: Rita Argauer

Foto: Carlos Montilla

Stil: Electribe
Besetzung: Tofel Santana, Rafael Belor (Produktion)
Aus: München, Barcelona
Seit: 2013
Internet: www.tofelsantana.com

Neuland: Ebow in der Türkei

Wie bringt man Kinder dazu, eine Fremdsprache zu lernen? Natürlich durch ein Vorbild, das die Sprache nicht nur beherrscht, sondern vielleicht sogar coole Musik macht. Die Rapperin Ebow ist diesen Monat in der Türkei unterwegs und versucht mit diesem Konzept Schüler zu ermutigen.

Die Münchner Rapperin Ebru Ebow Düzgün ist seit wenigen Tagen auf Tour durch die Türkei, bei der sie nicht nur selbst auftritt, sondern auch Workshops in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut gibt. Zusammen mit ihrem Produzenten Nik Le Clap und dem Videokünstler Pennedhaus ist Ebow für einen Monat an neun türkischen Schulen unterwegs, an denen Deutsch gelehrt wird.

In den Workshops schreiben die Schüler ihre eigenen Texte und nehmen sie mit Nik Le Clap auf, um sie abends vor dem Konzert von Ebow vorzuführen.
Auch wenn Ebows Musikstil von Rap und Hip Hop geprägt ist, sind die Schüler keinesfalls darauf festgelegt. „Viele von ihnen mögen Rock sehr gerne, deshalb singen auch einige statt zu rappen“, sagt Ebow. Die Zusammenarbeit sei großartig, die Schüler würden sich bei den Songtexten sehr viel Mühe geben. Der Lerneffekt sei groß, da sie sich auch an komplizierte Dinge heranwagten und sich so der deutschen Sprache immer mehr näherten. Am Ende der Tour wird es für türkische Schüler einen Wettbewerb geben, bei dem sie zu einem bestimmten Beat rappen. An der Schule der Gewinner wird Ebow dann ein Abschlusskonzert geben.

Mehr Infos zur Tour gibt es hier: Almanca Rap Yollarda

Von: Sandra Will

Foto: Ebow