Beef in Bayern

image

Die Mundart-Rapper von „Dicht & Ergreifend“ über die Wahl zur Band des Jahres, Sprachbarrieren, Reibereien in der Szene und ihre Fans, die sich Shirts mit der Aufschrift „Mordsdepp“ anziehen

Sie gelten als die Vorreiter der bayerischen Mundart-Rap-Szene, obwohl sie mittlerweile von Bayern nach Berlin gezogen sind: Michael Huber alias Urkwell und Fabian Frischmann alias Lef Dutti haben mit ihrer Rap-Kombo Dicht & Ergreifend ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich, auch wenn sie bei der Wahl zur Band des Jahres von Fatoni geschlagen wurden. Im Interview sprechen sie über die Deutsch-Rap-Szene, Ärger im Dorf – und Beef in der Szene.  

SZ: Bei der Wahl zur Band des Jahres 2015 habt Ihr euch ein enges Rennen mit Fatoni geliefert, das Ihr am Ende um wenige Stimmen verloren habt. Wie tief saß der Stachel der Enttäuschung?

Lef Dutti: Ich war gar nicht enttäuscht, weil ich Fatoni sehr gut finde. Ich wäre nur enttäuscht gewesen, wenn jemand anderes als er das geworden wäre. Und dadurch, dass es so ein enges Battle war, war es ja Entertainment für uns und auch für die anderen.
Urkwell: Vor allem ist Fatoni ja ganz anders an das Duell rangegangen als wir. Wir haben richtig versucht, die Fans zu animieren und das auch sehr gepusht, während Toni so eine „Ist-mir-eigentlich-egal“-Haltung nach außen getragen hat. Und genau dieser Gegensatz hat das dann ziemlich witzig gemacht.

Generell war das Jahr 2016 für Euch ja ein erfolgreiches mit vielen ausverkauften Shows. Wie geht es jetzt weiter?

Lef Dutti: Jetzt heißt es: Musik produzieren, am neuen Album arbeiten, das irgendwann 2017 erscheinen wird. Nach der langen Tour waren wir jetzt auch heiß drauf, endlich neue Lieder zu machen.
Urkwell: Und natürlich ist die Arbeit am zweiten Album was anderes als am ersten, weil wir jetzt nicht mehr so viel Zeit wie vorher haben. Es heißt ja: Für das erste Album hast du ein ganzes Leben, für das zweite dann ein Jahr. Die Erwartung ist jetzt auch eine andere.

Ihr spielt auch Konzerte über die Grenzen Bayerns hinaus, wie ist die Akzeptanz für Mundart-Rap in der Deutsch-Rap-Szene?

Lef Dutti: Eigentlich ist bayerische Mundart-Rap-Szene gar nicht in der deutschen Rap-Szene verankert.

Gibt es denn eine Grenze beim Mundart-Rap, im Hinblick auf das, was man damit erreichen kann?

Lef Dutti: Die Sprachbarriere. Aber wo es mit der Sprache nicht weitergeht, geht es mit der Musik weiter.
Urkwell: Wenn man sich mal Deutsch-Rap anschaut, da gibt es gefühlt 4000 Rapper. Und in Bayern gibt es, wenn man es wohlwollend betrachtet, maximal 50. Und ich würde mir eher 300 wünschen.

Eure Musik kritisiert häufig die bayerische Dorfmentalität, wurdet Ihr dafür auch schon angefeindet?

Urkwell: Ja, häufig. Vor allem, als es mit „Imma No“ losgegangen ist, hat sich meine Mama einiges anhören dürfen im Dorf.

Haben das Leute auf sich bezogen?

Urkwell: Einige haben sich sogar direkt angesprochen gefühlt. Im Endeffekt hat meine Mama als Dorfpsychologin – Wirtin im Dorf – alles abbekommen. Da haben sich Leute sehr echauffiert, das hat sich dann aber auch wieder gelegt. Wir haben ja auch nie komplett übertrieben, sondern versucht, einen Mittelweg zu finden, der zwar kritisch ist, aber es gab keine sinnlos krassen Äußerungen.

Haben Niederbayern eigentlich Humor?

Urkwell: Warum?

Ihr verkauft lustige Fan-T-Shirts. Und bei Konzerten wie im Circus Krone stehen dann Hunderte Fans vor Euch, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Mordsdepp“ tragen. Wie entstehen solche Sprüche?

Urkwell: Das passiert einfach. Wenn wir irgendwas geil finden, wie etwa unseren Bandnamen oder das T-Shirt, dann machen wir das. Die Fragen kommen dann erst später.
Lef Dutti: Ich sage jetzt mal, dass 80 Prozent der Leute, die das T-Shirt tragen, nicht wissen, woher dieser Witz kommt. Run DMC und Mos Def waren die Ersten, die dieses T-Shirts gemacht haben. Und obwohl das meiner Ansicht nach die meisten wohl nicht wissen, finden sie komischerweise das Shirt trotzdem cool. Ehrlich gesagt: keine Ahnung wieso.

Die Akzeptanz der Fans ist hoch, aber gibt es da in der Szene auch mal Kritik? Neulich war in der „Süddeutschen Zeitung“ …

Urkwell: Wir wissen Bescheid.

Es war  in dem Artikel die Rede davon, dass Eure „Blasmusik-Verpoppung des Mundart-Raps“ nicht überall gut ankommt.

Urkwell: Derjenige, der das gesagt oder geschrieben hat, der hat sich das Album nicht wirklich angehört. Amen!
Lef Dutti: Natürlich sind da Pop-Elemente drauf. Zum Glück, sonst wäre das ja total fad. Und solche Elemente sind wichtig, denn ehrlich, was ist denn Realness?

Ist Realness überhaupt relevant für euch?

Lef Dutti: Nein, für mich nicht. Also zumindest nicht, wenn das bedeutet, dass man immer nur dasselbe macht. Realness ist, wenn man nicht immer das Gleiche macht und trotzdem zusammenbringt, dass es am Ende nicht scheiße klingt.

Interview: Philipp Kreiter

Foto: Daniel HD Schröder

Weg mit den Vorurteilen

image

Integration ist der wichtigste Schritt in eine offene Gesellschaft. Inzwischen gibt es auch in München viele studentischen Initiativen die das ermöglichen. Das Projekt „zusammenWachsen“ etwa bringt Flüchtlinge mit jungen Münchnern in Kontakt – aber Geld für Ausflüge fehlt

Voneinander lernen statt dem anderen etwas vorzuschreiben, das war die Idee, die Thomas Steingasser, 23, mit einigen Freunden vor zwei Jahren hatte. Damals hatte die Flüchtlingskrise noch nicht das mediale Interesse auf sich gezogen wie später im Spätsommer 2015. Aber „es war schon absehbar, dass sich hier einiges in die falsche Richtung entwickelt und wir haben dann beschlossen, etwas dagegen zu tun“, sagt Thomas. Denn es sei damals häufig üblich gewesen, dass gerade junge Geflüchtete nur materielle Unterstützung erhielten, bei der Integration aber alleine gelassen würden.

Und genau dort wollten die Studenten ansetzen: Sie organisieren Ausflüge und Aktivitäten mit ausländischen und deutschen jungen Menschen, die zum Ziel haben, dass sich die Leute besser kennen lernen, Freundschaften schließen. „Wir haben die gleichen Interessen, Hobbys und Träume – und wir können auch viel voneinander lernen“, sagt der junge Mann, der an der Ludwig-Maximilians-Universität Physik studiert. 

Daher auch der doppeldeutige Name des Vereins: „zusammenWachsen“. Man soll nicht nur zusammenwachsen im Sinne von eine Einheit werden, sondern auch wachsen, sich weiterentwickeln.

Zu diesem Zweck arbeitet der Verein eng mit verschiedenen betreuten Wohngemeinschaften von jungen Geflüchteten zusammen, versucht sie mit gleichaltrigen Einheimischen zusammenzubringen. Die Nachfrage von Seiten dieser Gemeinschaften ist mittlerweile so groß, dass Thomas händeringend nach neuen Mitgliedern sucht, weil man sonst einigen absagen müsste. Das will Thomas aber nicht, denn die gemeinsamen Aktivitäten haben schon zu vielen Freundschaften geführt.

Besonders wichtig ist Thomas ein Punkt: Das Projekt „zusammenWachsen“ richtet sich eben nicht nur an geflüchtete junge Menschen, vielmehr steht der Verein jedem offen. Und so geht er auch explizit auf Leute aus sozial schwachen Familien zu und lädt sie zu Aktivitäten ein. Denn das größte Problem heutzutage sei es, dass Leute zwar nebeneinander lebten, aber nie die Gelegenheit hätten, ernsthaft miteinander ins Gespräch zu kommen. Und dafür sollen der Verein und die gemeinsamen Aktivitäten eine Grundlage bilden. Wer sich näher kennenlernt, baut leichter Vorurteile ab und zwischenmenschliche Beziehungen auf, das ist schön für beide Seiten. 

Doch diese Idee ist immer wieder bedroht, denn es kommt häufig vor, dass Geflüchtete, aber auch Einheimische oder Studenten nicht genug Geld haben, um etwa am gemeinsamen Bowlingabend teilzunehmen. Denn „zusammenWachsen“ kann als Verein nur einen Zuschuss zum Eintrittsgeld oder zur Zugfahrkarte bieten, der Rest muss aus eigener Tasche bezahlt werden: „Leider haben wir nicht immer die Mittel, jedem genug auszuhelfen. Und dann kommt es immer wieder vor, dass Leute an gemeinsamen Aktivitäten nicht teilnehmen können. Wenn wir mehr Mittel hätten, könnten wir vielleicht gewährleisten, dass jeder Interessierte auch wirklich mitmachen kann“, sagt Thomas. 

Zumal einige neue Projekte starten sollen. Der Verein will eine Gruppe nur für junge Frauen aufbauen, die sich auf Grund von traumatischen Fluchterfahrungen zunächst lieber in einer gesonderten Umgebung zurecht finden wollen. Außerdem würden sie gerne Flyer und Plakate drucken, damit noch mehr Geflüchtete von dem Projekt erfahren. Dann hätten viel mehr junge Menschen die Chance zum Wachsen.

Das Projekt wird unterstützt vom SZ Adventskalender. Mehr Infos:

www.facebook.com/szadventskalender

Text: Philipp Kreiter

Foto: Mathias Weidner

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Philipp

image

Unser Autor kommt diese Woche kaum zur Ruhe. Nachdem er schon 48 Stunden am Stück wach war, hat die kleine Schwester auch noch Geburtstag. Für die Zukunft muss man auch sorgen und zu allem Überfluss schmeißen die eigenen Mitbewohner noch eine Stockwerksparty…

Der Freitag
beginnt früh für mich, sehr früh. Genauer gesagt ist der Übergang zwischen
Donnerstag und Freitag eher fließend. Denn gestern war die große Semesterparty
auf meinem Stockwerk und ich muss bis 6 Uhr früh abbauen. Und während ich über
Schnapsleichen steige frage ich mich, wer denn heutzutage alles im Griff hat.
Darauf gibt es natürlich nur eine Antwort: der Spliff! Genauer gesagt, DJ
Spliff, das Turntable-Mastermind etwa hinter dicht&ergreifend. Und wie es
sich trifft, legt der heute Abend zusammen mit Mic-E im Downtown Flash in der
Reihe Hip Hop Diaries
auf. Trotz massiven Schlafmangels gehe ich dahin,
manche Dinge sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen…

Mittlerweile bin ich seit 48 Stunden wach, zum Glück ist Samstag. Ich kann also den ganzen Tag
schlafen (habe ja sonst nix zu tun oder so…). Bis ich nachmittags panisch
aufschrecke, habe ich doch glatt das Geburtstagsfrühstück für meine kleine
Schwester verschlafen. Verdammt, das gibt Ärger. Jetzt ist aber auch nicht mehr
viel zu machen, stattdessen bemühe ich mich also noch Tickets für das Puls Indoor Festival
zu ergattern, schließlich sind mit Man&Mule (Kid Simius & Bonaparte!),
Drangsal und Nick Yume einige Hochkaräter am Start. Während ich also frierend
vor dem BR Funkhaus auf der Suche nach einem Ticket bin, nehme ich einen
ellenlangen Geburtstags-Snap auf, das macht bestimmt alles wieder gut…

Zumindest habe ich mir eine halbwegs vernünftige
Entschuldigung einfallen lassen, also gehe ich am Sonntag mit meinem Schwesterherz abends in die Milla. Dort treten
Kristoffer and the Harbour
Heads auf, eine schwedische Indieband. Und
besonders spannend ist, dass meine neuen Lieblinge der Münchner Musikszene,
Matthew & Mathilda, als Vorband am Start sind. Die beiden haben erst vor
kurzem ein tolles Stockwerkskonzert in der StuSta und einen nicht minder tollen
Auftritt beim Sound of Munich Now hingelegt, ich freue ich also schon sehr
drauf.

Am Montag mache
ich nichts. Rein gar nichts. Muss schlafen.

Das liegt auch daran, dass ich am heutigen Dienstag mal wieder zu Billy Talent gehe! Trotz
immer mainstreamigeren Tendenzen bin ich immer noch ein Riesenfan und mir
wieder ohne zu zögern eins der (recht teuren) Tickets gekauft. Aber, gutes
Pogen hat eben seinen Preis…
Könnte ich mich aufspalten, würde ich vielleicht auch noch ins Unter Deck starten,
dort treten Marv Paul
auf. In die hat sich Kollege Matthias beim vorletzten
Sound of Munich Now verliebt und ich habe mir schon ewig vorgenommen, sie mal
anzuschauen. Vielleicht klappt das ja doch mit dem aufspalten…

Nach der ganzen Musik in dieser Woche, widme ich mich am Mittwoch mal einem ernsteren Thema.
Heute ist die Finissage
der Ausstellung „Homestory Deutschland
“ im Lost Weekend. Es wird „ein Abend mit bisher ungehörten, afrodeutschen Homestories“
und „spoken word performances“ von Fatima Moumouni und Dean
Ruddock. Klingt spannend und informativ, mal sehen, was der Abend so bringt!

Irgendwann im Laufe der Woche hat mich die
harte Erkenntnis getroffen, dass mein Studium gar nicht mehr so lange geht und
ich danach unter Umständen einen Job brauchen könnte. Nach kurzem Schütteln
beschließe ich am Donnerstag zu
einer Podiumsdiskussion
in der LMU zu gehen, die mit einigen Experten den Berufsstart in den Bereichen
Consulting, Marketing und Vertrieb
beleuchtet. Auf der von
den Kollegen von ZeitCampus ausgerichteten Veranstaltung diskutieren einige deutsche Spitzenmanager und ein BWL-Prof,
vielleicht lerne ich hier ja wirklich etwas Interessantes…

Und schon ist die Woche schon wieder
vorbei, gezeichnet von Stress, Schlafmangel und – Musik. Denn was ist besser
gegen Stress & Co. als Musik? Eben, nichts. Deshalb gehe ich am Freitag ins Orange House, dort spielen
neben Sunny
Vegas und Marv Paul (da war doch irgendwas…?) auch die Jungs von Line Walking
Elephant
, die ich seit einer meiner ersten Plattenkritiken
mit besonderem Interesse verfolge. Ich freue mich also sehr auf das Konzert.
Und werde nächste Woche vielleicht mal etwas daheim bleiben und lesen oder so –
meiner Fitness zu Liebe.

Text: Philipp Kreiter

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Philipp

image

Für die Bundesliga hat unser Autor dieses Mal keine Zeit, denn in
München ist so einiges los. Neben diversen Ausstellungen besucht Philipp
das Open Air Isarrauschen, streift über das Streetlife Festival und geht zur Premiere von
„Tschick“. Was in der Stadt noch so los ist und ob Philipp doch noch Bundesliga schauen kann, verrät er hier.

Ich hab mir Sky Bundesliga gekauft. Es war wohl ein bisschen
eine Kurzschlussreaktion, um mich vom ganzen Elend, das man momentan in den
Medien liest, abzulenken. Ich meine Mecklenburg-Vorpommern, Horst Seehofer,
Apple – wer soll das denn aushalten. Also lieber über Fußball nachdenken und
mein Wochenende damit verbringen, ist stressfreier. Wäre da nur nicht so viel
los in München… Denn schon am Freitag
wird es nichts mit Bayern gegen Schalke für mich, weil ich schon am frühen
Abend zu einer Ausstellungseröffnung in die Galerie „Karin Wimmer contemporary
art“ muss. Hier werden Werke zum Titel „100%
Internet
“ von zeitgenössischen Künstlern präsentiert, die sich auch mit
wirtschaftlichen und sozialen Problemen unserer Zeit beschäftigen. Und danach
muss ich ins Feierwerk steuern. Dort veranstalten die Kollegen von M94,5 die
zweite Ausgabe der Reihe Live Indie Stadt,
diesmal mit WOMAN und Search Yiu. Klingt spannend.

Am Samstag wache
ich spät auf, ich habe ein beachtliches Schlafdefizit aus der letzten Woche
aufzuholen. Gerade rechtzeitig für Fußball – aber wieder nutze ich nicht mein
Sky Abo, sondern fahre in die Münchner Vorstadt, wo ich mir die Spvgg
Unterhaching anschauen werde. Kostet nicht viel, bietet aber super Fußball und
Tegernseer im Stadion, lohnt sich also! Nach Abpfiff heißt es dann aber eilig
in die Stadt, das OpenAir
Isarrauschen startet auf der Praterinsel
und je früher man da ist, desto
günstiger ist der Eintritt noch. Und wenn ich dann keine Lust mehr habe zu
„elektronischer“ Tanzmusik von über 30 DJs in der Halle rumzuwackeln, mache ich
eben im Harry Klein weiter. Dort wird unter dem Motto „Sechs Jahre dein Bass
im Ärmel
“ der Geburtstag des Clubs gefeiert. Und Geburtstage sollte man
immer feiern…

Und auch der Sonntag
stellt mich vor schwierige Entscheidungen, schließlich bietet auch der zweite Tag
des gestern begonnenen München
StreetLife Festival
s ein attraktives Programm. Mich interessiert natürlich
am meisten das vielfältige Musikprogramm, aber es wird wohl für jeden Geschmack
was dabei sein. Oder ich gehe mal wieder ins Substanz, wo der erste Poetry Slam nach
der Sommerpause
ansteht. Wie immer gilt dabei klotzen statt kleckern, die
teilnehmenden Slammer versprechen einen unterhaltsamen Abend…

Jup, dieses Sky hat sich ja mal gelohnt, das ganze Wochenende
wegen anderer Verpflichtungen kein einziges Spiel gesehen – da kann ich ja
gleich weiter Sportschau gucken. Aus Frust verbringe ich den Montag damit, mir jedes einzelne
Fitzelchen an Wiederholung und Highlights anzuschauen, die ich der Bundesliga-Datenbank
da finde. Frustrierend, ich gehe ins Bett.

Zum ersten Mal seit gefühlt 2011 bin ich am Dienstag ausgeschlafen, das Gefühl
irritiert mich ein bisschen. Aber gewöhnen könnte ich mich auch dran. Und diese
neugewonnen Kraft brauche ich auch heute Abend, denn ich muss mich wohl
zwischen zwei Veranstaltungen entscheiden. Einerseits ist heute die Ausstellungseröffnung
von „GEMSTONES“
in der Galerie für Fotografie der Gegenwart. Man darf ein
Best-Of der letzten 20 Ausstellungen erwarten, klingt also nach viel Qualität.
Außerdem ist heute in meinem Lieblingskino, den City-Kinos die Premiere
von „Tschick“.
Ich war damals tieftraurig, als Wolfgang Herrndorf gestorben
ist, deshalb bin ich auf die Filmumsetzung seines Romans sehr gespannt und
hoffe, dass Regisseur Faith Akin dem großartigen Autor gerecht wird. Er wird
auch vor Ort sein und Fragen beantworten, interessant wird es also allemal.

Regelmäßige Leser meiner Wochenplanung (an dieser Stelle
viele Grüße an alle zwei!) werden verwundert sein, auf wie wenig Konzerten ich
bisher war. Das hole ich am Mittwoch
nach, im Unter Deck gibt sich die Hamburger Band „Die
Heiterkeit“ die Ehre
. Der Name verspricht schon einen, höhö, heiteren Abend
(den Gag hat bestimmt noch niemand gemacht). Ich freue mich zumindest mal
wieder auf ein Konzert.

Am Donnerstag
geht es mal in eine andere Ecke Münchens, wo ich sonst nicht so häufig bin. An
der Donnersbergerbrücke
bietet der Münchner Writers Corner Einblicke
in die Graffiti Szene der
Stadt. Hier wird die Brücke neu gestaltet und heute ist die Finisage der
Aktion. Für mich, der ich sonst noch gar nicht in Berührung mit der Szene war,
eine sehr spannende Idee und ich freue mich auf die neue Erfahrung.

Eine etwas ungewöhnliche Woche für mich neigt sich dem Ende
zu, ich war schließlich nur einmal im Feierwerk, habe kaum Fußball geschaut und
dafür ziemlich viel Kunst und Ausstellungen gesehen. Wäre ich so hip wie die
Sparkasse, würde ich jetzt schreiben „Was ist das für 1 Woche?“, leider habe
ich aber nicht so viel Swag. Zum Abschluss mache ich wieder was Ungewöhnliches
am heutige Freitag, die Colored Gigs machen mal wieder Halt in München, hier treffen sich
verschiedene Posterartists. Unter anderem gibt es limitierte Bandposter, wie
ich mich kenne tapeziere ich damit eh wieder meine gesamte Wohnung…

Von: Philipp Kreiter

Foto: privat

Ohne Kompromisse

image

Mario Radezky, Sänger der „Blackout Problems“, hat sein Studium geschmissen. Um seinen Musiker-Traum leben zu können, macht er Unmengen von Gelegenheitsjobs. Mal steht er hinter der Bar, mal ist er Kartenabreißer

Von Philipp Kreiter

Die Luft ist tropisch heiß, stickig, jeder im Münchner „Strom“ trieft vor Schweiß, ist rot im Gesicht. Am meisten Mario Radezky, Sänger der Band Blackout Problems. Die Hitze, der Schweiß, die Eskalation auf der Bühne gehören zu Konzerten seiner Band, aber diesmal gibt es einen besonderen Anlass: Die Blackout Problems feiern das Erscheinen ihres zweiten Albums „Holy“. Nach nicht einmal drei Liedern, tanzt der gesamten Club wie in einem einzigen Rausch. Und grölt jede Songzeile lautstark mit – ganz ohne Textkenntnis, nur aus der Stimmung heraus. Es ist ein Fest.

Szenenwechsel, ein Café im Glockenbachviertel: Mario, 26, bärtig, durchschnittlich groß, streicht sich beim Sprechen immer wieder die braunen Haare aus dem Gesicht. Wenn er redet, tut er das ruhig, abwägend, meist ernst. Seit 2012 ist er Sänger und Gitarrist der Band Blackout Problems und hat es damit auch über die Münchner Stadtgrenzen hinaus zu einiger Bekanntheit gebracht. Zusammen mit Bassist Marcus Schwarzbach und Schlagzeuger Michael Dreilich hat Mario Anfang 2016 das zweite Blackout Problems Album veröffentlicht, ein Erfolg, die Platte erreicht sogar die deutschen Albumcharts. Und das alles in Eigenregie, ohne Plattenfirma im Hintergrund. Wie machen die Jungs das?

Geboren in Heidelberg, muss Mario schon früh einen Umzug nach Kössen verkraften, ein Skiort irgendwo hinter Kufstein. Zur Schule fährt er mehr als 20 Kilometer, auch sonst bietet der Ort wenig, was für einen jungen Menschen aufregend sein könnte. Besser wird es erst, als er das Konzert einer Punkband von etwas älteren Schulkameraden besucht, „da habe ich gesehen, dass man mit drei Akkorden schon ganze Lieder schreiben kann“. Schon damals, beinahe noch im Kinderzimmer („wir waren nicht viel größer als unsere Gitarren“), komponiert er jedes Wochenende mit seinem heutigen Bandkollegen Marcus neue Stücke. Nach dem Abitur wollte er in eine aufregende Stadt ziehen, er dachte an Berlin oder Barcelona. Aber es wurde dann doch München, „sonst hätte ich nicht mehr mit Marcus Musik machen können“.

In München beginnt er ein Lehramtsstudium Germanistik und Anglistik, nebenbei arbeitet er in unzähligen kleinen Jobs, um sich die Band finanzieren zu können. Das Studium macht ihm Spaß, aber seine Leidenschaft sind die Blackout Problems. Aber sich nur auf die Musik zu verlassen, traut er sich zu dem Zeitpunkt noch nicht. „Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich im Hörsaal nur noch an die Band denke.“ In seinem sechsten oder siebten Semester erfährt Mario, welchen Schnitt neue Lehrer brauchen, um eine Stelle zu bekommen. „Davon war ich dann so unglaublich weit weg, dass ich mir gedacht habe, dass ich weder als Lehrer noch mit der Band Geld verdienen werde. Dann kann ich aber zumindest das machen, was mir Spaß macht.“

Er schmeißt das Studium kurz vor dem Abschluss und konzentriert sich fortan an nur auf seine Leidenschaft, die Musik. Die Band selbst wirft momentan allerdings noch nicht genug Geld ab, damit die Bandmitglieder davon leben könnten. Deshalb hat Mario Unmengen von Gelegenheitsjobs, besonders bei Konzerten. Mal steht er nächtelang hinter der Bar, mal ist er Kartenabreißer, mal Stagehand. Aber er ist auch schon direkt nach einer Tour mit seiner Band von Zürich aus nach Hamburg geflogen, um Equipment für die Sportfreunde Stiller nach München zu fahren. Aber trotzdem macht Mario diese Jobs gerne: „Wenn du nach einer langen Tour wieder den ganzen Abend für sechs Euro pro Stunde arbeitest, dann erdet das. Und außerdem weiß ich, dass ich Dank der Jobs, die ich mache, danach wieder mein eigenes Ding durchziehen kann.“

image

Und da die Blackout Problems das mittlerweile ziemlich erfolgreich machen, weckt es an verschiedenen Stellen Begehrlichkeiten. Bevor „Holy“ erschien, hatten die drei Musiker bereits Aufnahmen für eine große Plattenfirma gemacht, große Dinge waren ihnen versprochen worden. Aber von heute auf morgen ließ die Plattenfirma sie fallen – ohne Angabe von Gründen. Für eine junge Band ein Rückschlag, nicht jeder hätte sich davon erholen können. Auch Mario und seine Band stehen erst einmal unter Schock. „Da merkt man, dass es vom einen auf den anderen Tag ganz anders aussehen kann. Und als kleine Band gibt es nichts, was man dagegen tun kann. Man ist gegenüber dem Label vollkommen hilflos.“

Aber aufgeben will die Band auch nicht: „Wir waren wieder am Nullpunkt angekommen, aber für uns gab es nur eine Option: Wir bringen die Platte jetzt raus!“ Sie entschieden, komplett auf ein Label zu verzichten, von jetzt an alles selbst zu machen. Sie tauschten ihren Manager aus, verpflichteten jemanden in ihrem Alter. Die Produktion übernahm Philipp Koch von der Band HeissKalt, für ihn das erste Mal, dass er ein Album produzierte. Und selbst das Artwork überließen sie einem befreundeten Designstudenten – der davor noch nie ein Artwork erstellt hatte. Aber der Band war es wichtig, dass das Album genauso wird, wie sie es sich vorstellen, ganz ohne den konformistischen Zwang, den eine Plattenfirma häufig auf ihre Musiker ausübt.

Genau das ist es auch, was HeissKalt-Frontmann Mathias Bloech so an Mario und den Blackout Problems begeistert: „Man merkt, dass er sich komplett reinwirft in die Band und das, wofür sie steht, ganz und gar verkörpert.“ Das lässt sich auch bei Marios anderem großen Projekt beobachten, dem „Munich Warehouse“. Als eine Plattform für den Band-Merch gestartet, ist es mittlerweile zu einem Onlineversand für Marios eigenes Label geworden, das er zusammen mit Schlagzeuger Michael gegründet hat. Ein bisschen soll das Warehouse auch zweites Standbein sein, falls es doch nicht klappen sollte mit der Musik.

Doch momentan sieht es gut aus für die Blackout Problems. Nach einem Jahr auf Tour werden sie Ende des Jahres für ein großes Abschlusskonzert wieder dort auf der Bühne stehen, wo das Jahr begann: in München im Strom.

Fotos: Ilkay Karakurt, Paul Ambrusch

Von Freitag bis Freitag München – unterwegs mit Philipp

image

Die Pokemon sind los! Du hast schon alle gefangen? Oder nicht? Vielleicht findest Du sie ja an einem unserer Orte, die wir Dir zum Weggehen empfehlen? Tolle Pokemons gibt es auf dem Tollwood-Festival, auf dem 20.Geburtstag von M94,5 in den Kammerspielen, wo diese Woche ohnehin viel geboten wird, auf dem Sommertheater in der Glyptothek und auf dem Free&Ease-Festival im Backstage. Der beste Ort ist allerdings unser Stadt-Land-Rock-Festival auf dem Tollwood, das am Donnerstag beginnt.  

Diese Woche habe ich leider keine Zeit wegzugehen. Punkt. Ist so. Nicht wegen Klausuren oder sowas, im Master muss ich keine mehr schreiben. Aber mir fehlen mindestens noch 120 Pokémon. Und das ist kein Zustand, also werde ich die folgende Woche mit Jagen verbringen. Zumindest bis sich erstmal der Server und dann mein Handyakku verabschiedet. Sei’s drum, die Münchner Kulturszene ist irgendwie doch cooler als ein Handyspiel, auch wenn es noch so schöne Kindheitserinnerungen auslöst.

Und gleich der Freitag lässt mich an meiner geistigen Gesundheit zweifeln, wenn ich darüber nachdenke, was ich fast wegen Pokémon verpasst hätte. Auf dem Tollwood stehen Henrik Freischlader, die Blues-Legende Warren Haynes zusammen mit Munich’s finest Jesper Munk unter der Motto „The Blues Explosion“ auf der Bühne der Musik-Arena. Das wird fantastisch. Und falls ich nicht so bluesig unterwegs bin an dem Abend, geht es eben zur 20 Jahres Party von M94,5 . Hier kann man Die Sterne, Drangsal, KYTES und Monday Tramps bewundern. Yeah!

Etwas ausgelaugt wache ich dann am nächsten Morgen auf und beginne den Tag damit, im Bett erstmal ausgiebig die Lektüre meines gestern angefangenen Buches fortzusetzen. Bei allem Monsterjagen hatte ich glatt vergessen, wie viel Spaß das machen kann. Mittags rum blicke ich dann hoffnungsvoll aus dem Fenster, weil ich schauen will, ob das Wetter passt. Denn ab heute ist das Gärtnerplatz Open Air, das eine spannende Auswahl an Musikern und Orchestern bietet, wo vorallem Opern- und Musicalfans Spaß daran haben sollten. Ich komme eher für die Atmosphäre – und für die Kunst, denn die Ausstellung SENSEVEN des Studienjahrgangs „Kunst und Multimedia“, findet am selben Tag statt, wäre also vielleicht auch einen Besuch wert.

Weil ich in dieser Woche schon mehr als nur kleine Veranstaltungen brauche, um mich von Pokémon abzulenken, gehe ich am Sonntag zu dem Festival Body Talk in den Kammerspielen. Der Untertitel „Ein Festival über Körper und Märkte, Geschlecht und Sichtbarkeit im 21. Jahrhundert“ macht mich neugierig – und ein wenig ratlos. Aber auf dem Programm stehen Performances, szenische Interventionen, Konzerte, da wird schon was für mich dabei sein.

Auch am Montag habe ich immer noch kein Blitza gefangen, dabei war das doch immer mein Lieblings-Pokémon. Als Entschädigung beschließe ich mir etwas gute Laune zu gönnen und gehe in die Kammerspiele. Dort findet die Veranstaltung GästeSpiele statt, eine Benefizveranstaltung für den Verein Kulturraum München e.V. Auf der Bühne kann man mit  der Spider Murphy Gang, Schicksalscombo, Weapon & Stahl einiges an Abwechslung erwarten. Außerdem ist Pour Elise dabei, die mich schon im Farbenladen dieses Jahr begeistert hat. Und als alten Franz Ferdinand Fan freut es mich besonders, dass das Lunsentrio mit Franz-Ferdinand-Musiker Nick McCarthy am Start ist.

Diese Woche war bisher sehr Musik – und ihr wisst schon was – lastig, daher gibt es heute mal Theater. Das traditionelle Sommertheater in der Glyptothek startet heute, zur Aufführung kommen “Der Sturm” und “König Ödipus” von Sophokles. Für Studenten kostet das auch nur 13€, im Preis sind Brot und Wein inbegriffen. Kann man also mal machen.

Zumal es am Mittwoch schon wieder musikalisch weitergeht und das schon wieder mit einem Festival. Das Free&Easy startet im Backstage, dort ist heute einiges geboten. Und so tingel ich zwischen Flonoton, Monaco F und Roger & Schu (Blumentopf) hin und her und versuche nichts zu verpassen. Außerdem läuft noch Fußball, wenn auch nix wichtiges, aber nach der EM bin ich so bisschen auf Entzug. Egal, der Abend bietet auch so genug.

Am Donnerstag habe ich Pokémon schließlich aufgegeben, ich kann mein Handyakku gar nicht so schnell wieder aufladen wie er sich leert, außerdem fehlt mir ein bisschen die Motivation. Ich lese jetzt wieder Bücher in der Bahn. Diese Bahn nutze ich auch, um abends auf Tollwood zu fahren, schließlich startet heute endlich unser großes „Stadt, Land, Rock“-Festival. Auf den ersten Abend freue ich mich fast am meisten, dabei sind nämlich Newcomer Paul Kowol, die aufstrebenden Jungs von Vertigo und von den Charles und mit den Black Submarines auch wieder ein paar alte Bekannte aus dem Farbenladen. Danach kann ich auch nicht mehr laufen und Pokémon suchen, Beine tun weh, zu viel getanzt.

Auch am Freitag könnte ich wieder in die tanzbar gehen, schließlich sind auch heute wieder coole Bands auf dem Stadt, Land, Rock. Mit Sweet Lemon, mola, Nick Yume und Clea Charlotta sind wieder einige Hochkaräter am Start. Heute höre ich aber eher entspannt zu als übermäßig abzudancen, meine Beine sind unter der Belastung der letzten Wochen etwas angegriffen. Oder ich gehe ins Café Marat, wo SZ Junge Leute Kollege Maxime mit seiner Band Malaise eine luxemburgische Hardcore Band supportet. Klingt abgefahren, sollte man mitnehmen!

Von: Philipp Kreiter

Foto: privat

Neuland: Freimann Kann

image

Auf dem “Freimann Kann” – Festival organisiert Josefine Morgan ein buntes Unterhaltungs-Programm, das sich auch explizit an Flüchtlinge wendet und zur Begegnung einlädt.

Ob Kurzfilmkino, Musiktheater oder ein Street-Art Workshop – am 9. Juli wird das „Freimann Kann“-Festival ein buntes Potpourri im Programm haben. Das Festival findet in der Mohr-Villa statt, organisiert hat es Josefine Morgan, 18. Ihr Ziel ist es, einen Platz für Subkultur auf Stadtteilebene zu schaffen.

Unterstützung bekommt sie dabei zum Beispiel von Markus Müller alias Curry Fiasko, der mit seiner Kurzfilmreihe VideoLyrix vertreten sein wird. Josefine hofft auf eine Atmosphäre für „Begegnung durch Kulturwahrnehmung von Einheimischen und Geflüchteten, um Anonymität, Fremdheit und Ängsten entgegenzuwirken“.  

Von: Philipp Kreiter

Foto: Sebestyén Kamp

Stadt-Land-Rock-Festival 2016: The Black Submarines

image

Hier ist Rockmusik noch echt: die vier Jungs von The Black Submarines stellen sich gegen den Zeitgeist. Kein Synthie, kein Autotune, kein Firlefanz. Einfach zwei Gitarren, ein Bass, ein Drum-Set, Mundharmonika und dazu mehrstimmiger Gesang. Das ist das Rezept für melodische Blues-Rock-Songs und einige wirklich beeindruckende Auftritte. Wenn Sänger Richy Lee Strobl, wie ein sanfter Riese im Auge des Sturms seiner um ihn herumwogenden Mitmusiker steht, wenn Gitarrist Benny May sich irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn die Seele aus dem Leib spielt und wenn Bassist Charly Muschol zusammen mit Drummer Sascha Dick rollend-tanzbare Rhythmen fabriziert, dann weiß der Zuhörer wieder was Rock’n’Roll mal bedeutet haben könnte.

Die vier Musiker haben vor Kurzem erst ihr neues Album „Opals“ veröffentlicht, hier haben sie ihre Entwicklung konsequent fortgesetzt. Sie schlagen in eine Kerbe, in die auch Münchner Bluesrockszenegrößen wie The Whiskey Foundation oder die Bequerels schlagen. Die Lieder irgendwo zwischen ruhig-melancholisch und treibend-hoffnungsvoll, die Instrumente kundig gespielt und sauber abgemischt.

The Black Submarines stehen für eine Münchner Szene, die zwar noch irgendwo unter dem Radar stattfindet, die aber auch Dank der vier talentierten Musiker sehr schnell an die Oberfläche dringen könnte. Wie ein U-Boot eben. Auf dem Stadt-Land-Rock-Festival 2016 zeigen The Black Submarines am Donnerstag, 21. Juli, wie zeitgemäß Blues und Rock’n’Roll sind.

Videolink: The Black Submarines – Far Down South

Text: Philipp Kreiter

Foto: Philipp Decker

Zufallsstudium: Innocent zu Innozenz

image

Was studiert der Junge mit den Dreadlocks eigentlich? Welchen Kurs besucht das Mädchen, das in der U-Bahn neben uns saß? Woche für Woche folgen wir fremden Studenten zum „Zufallsstudium“. Dieses Mal: Philipp verschlägt es in eine Vorlesung über die Geschichte der Kirche im Mittelalter: Päpste, Konzilien und Seniorenstudenten. Und das am Dienstagmorgen.

Renter kommen nicht zu spät. Zumindest ist
das die Erklärung, die ich mir dafür gesucht habe, dass die Vorlesung, in die
ich am Dienstagmorgen reingestolpert bin, erst nach ungefähr 20 Minuten ein
ausgewogenes farbig/grau-Verhältnis, im Hinblick auf die Haarfarbe der Zuhörer, aufweißt. Zugegeben, die Vorlesung trägt auch den Titel “Die
mittelalterliche Kirche: Strukturen – Lebensformen – Weltbilder”, nicht
unbedingt das Thema, das einen täglich umtreibt. Aber nun gut, wie bin ich hier
eigentlich gelandet?

Seit
ich im Master bin, haben sich die Anfangszeiten meiner Uni-Veranstaltungen
angenehm nach hinten verlagert. Vor 10 Uhr läuft da normalerweise gar nichts.
Umso ehrgeiziger ist mein Unterfangen, Dienstag um 08 Uhr eine zufällige
Vorlesung zu besuchen. Selbstverständlich vertrödele ich die Zeit in der Früh
und muss dann mit meinem Fahrrad eindeutig zu schnell durch die von Gefahren
(Autos, andere Radler, Kinderwägen) gesäumte Strecke zur Uni radeln. An der Uni
bin ich dann zwar pünktlich, aber die meisten Leute sind wohl schon in ihre
Veranstaltungen gegangen. Vor dem LMU Hauptgebäude stehen nur einige
versprengte Studenten.

Eigentlich hätte ich Lust mir mal eine
literaturwissenschaftliche Vorlesung anzuhören, ich suche deshalb Studenten,
die wie Germanisten oder ähnliches aussehen. Leider habe ich gar keine Ahnung,
wie genau sich das darstellen könnte, deshalb gehe ich einfach einer Studentin
mit langen, braunen Haaren und sommerlichem Tanktop hinterher. Vielleicht
studiert sie ja tatsächlich irgendwas mit Literatur?

Bekanntlich lande ich dann aber in einer
geschichtlichen Vorlesung zur mittelalterlichen Kirche, naja, vielleicht gibt
es nächstes Mal Literatur, jetzt geht es erstmal um den Papst. Dem Dozenten ist
es zunächst wichtig zu betonen, dass es bisher nur männliche Päpste gab und der
Film “Die Päpstin” ins Reich der Fabeln gehören dürfte, schade
eigentlich. Was folgt ist ein Husarenritt durch die Geschichte des Pontifikats,
wobei ich froh bin, dass ich mir die ganzen Fakten nicht für irgendwelche
Klausuren merken muss. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass man mit den
ganzen Gregors und Innozenzens irgendwann mehr als nur ein bisschen verwirrt
sein könnte.

Andererseits eignet sich die Vorlesung
bestens um einige historische Ereignisse, die gerne mal in Debatten oder
Feuilletonartikeln rumschwirren, einordnen zu können. Während mir der
Investiturstreit zumindest aus der Schule noch irgendwie ein Begriff ist, weiß
ich erst nach der Vorlesung, was es mit der babylonischen Gefangenschaft in Avignon
auf sich hatte. Und auch wer schon immer wissen wollte, was genau ein Konzil
ist und was es denn zu sagen hat, sollte sich die Vorlesung mal anhören. Mit
Marsilius von Padua hat sogar ein alter Bekannter aus meinem eigentlichen
Studiengang einen kurzen Gastauftritt, hier fühle ich mich schon fast wie zu
Hause.

Immer wieder geht es um Begriffe und
Themen, die auch heute noch relevant sind, ob es jetzt Mönche oder Eremiten sind. Und auch die Lebensweise der Mönche hat sich über Jahrhunderte hinweg relativ
konstant entwickelt und weißt auch noch heute Spuren der Antike auf.
Beeindruckend ist es also schon, dass Entwicklungen und Vorschriften aus dem
Mittelalter selbst bis in unsere moderne, unruhige Zeit reichen. Ein bisschen
Demut fühlt man dann doch nach der Vorlesung, nicht aus religiösen Gründen, sondern schlicht wegen der Wirkungsmacht von zwei Jahrtausenden
Menschheitsgeschichte. Ganz schön viel für einen Dienstag Morgen….

Von: Philipp Kreiter

Foto: Lukas Haas

Stadt-Land-Rock-Festival 2016 Preview: die Bands am Donnerstag, 21. Juli.

Auch 2016 feiern wir beim Stadt-Land-Rock-Festival auf dem Tollwood. An drei Tagen gibt es insgesamt zwölf Bands und Einzelmusiker zu hören. Hier stellen wir euch die ersten Vier vor.

Vertigo

image

E-Gitarren Riffs, sanft gezupfte Balladen und epische
Stadionrock-Momente. Alles ist auf der 2014 erschienen Fünf-Song-Ep „V“ von Vertigo zu finden. Musikalische
Einflüsse von Foo Fighters bis Kings of Leon werden uns auf der Internetseite versprochen und genau
das bekommen wir auch. Doch eines bleibt der Sound trotz aller Rotzigkeit
immer: unglaublich harmonisch und stimmig. 

Man erkennt sofort wie viele
Gedanken sich die Band bei der Zusammensetzung der einzelnen Instrumenten- und
Gesangsparts gemacht hat. Das erinnert
eben vor allem an die genannten Foo Fighters. Alles ist an seinem Platz und
ergänzt sich zu einer Wand aus Rock und Emotionen. Stichwort Emotionen: Die
Stimme von Sänger Mario Hain gibt Vertigo
ihren speziellen Klang. Ob er kratzig seine Wut hinausschreit oder in höchster
Kopfstimme sanftere Gefühlslagen nach außen trägt: man glaubt ihm, was er
besingt.  Und das obwohl der Bandname Vertigo eigentlich mit „Schwindel“
übersetzt wird. 

Gespielt wird seit 2012 in klassischer Vier-Mann-Besetzung, bestehend aus Bass
(Sebastian Stöckl), Schlagzeug (Wolfgang Winkler) und zwei Gitarren (Mario Hain
und Andre Akansu). Dass dieses Musikkonzept auch Live aufgeht, belegen die vier
Musiker von Vertigo mit der Vielzahl
von gewonnen Titeln bei zahlreichen Bandcontests. Neben dem  MucKing (2013) wurde auch der Amper Slam
Contest (2014) und der House of Music Contest (2014) gewonnen. Beim SPH
Bandcontest wurden sie 2014 außerdem als beste Band Süddeutschlands
ausgezeichnet. Ganz aktuell wurden sie beim Sprungbrett-Wettbewerb auch noch zu Münchens Band des Jahres 2016 gewählt. Der Pokalschrank ist also schon gut gefüllt. Sie haben aber
bestimmt weiterhin genug Energie, um am Donnerstag, 21. Juli, auf dem
Stadt-Land-Rock-Festival 2016 die Zuschauer ins Schwitzen zu bringen.

Videolink: 

Vertigo – Feel

The Black Submarines

image

Hier ist Rockmusik noch echt: die vier Jungs von The Black Submarines stellen sich gegen
den Zeitgeist. Kein Synthie, kein Autotune, kein Firlefanz. Einfach zwei
Gitarren, ein Bass, ein Drum-Set, Mundharmonika und dazu mehrstimmiger Gesang.
Das ist das Rezept für melodische Blues-Rock-Songs und einige wirklich
beeindruckende Auftritte. Wenn Sänger Richy Lee Strobl, wie ein sanfter Riese
im Auge des Sturms seiner um ihn herumwogenden Mitmusiker steht, wenn Gitarrist
Benny May sich irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn die Seele aus dem Leib
spielt und wenn Bassist Charly Muschol zusammen mit Drummer Sascha Dick rollend-tanzbare Rhythmen fabriziert, dann weiß der Zuhörer wieder was Rock’n’Roll mal
bedeutet haben könnte.

Die vier Musiker haben vor Kurzem erst ihr neues Album
„Opals“ veröffentlicht, hier haben sie ihre Entwicklung konsequent fortgesetzt.
Sie schlagen in eine Kerbe, in die auch Münchner Bluesrockszenegrößen wie The Whiskey
Foundation oder die Bequerels schlagen.
Die Lieder irgendwo zwischen ruhig-melancholisch und treibend-hoffnungsvoll,
die Instrumente kundig gespielt und sauber abgemischt.

The Black Submarines stehen
für eine Münchner Szene, die zwar noch irgendwo unter dem Radar stattfindet,
die aber auch Dank der vier talentierten Musiker sehr schnell an die Oberfläche
dringen könnte. Wie ein U-Boot eben. Auf dem Stadt-Land-Rock-Festival 2016
zeigen The Black Submarines am
Donnerstag, 21. Juli, wie zeitgemäß Blues und Rock’n’Roll sind.

Videolink: The Black Submarines – Far Down South

The Charles

image

Platten von Blues-Rock-Urgesteinen wie Led Zeppelin und
New-Wave-Blues-Rock-Größen im Stile von Rival Sons stehen bei The Charles wohl eher selten im Regal,
sondern drehen sich in Dauerschleife. Unter dem Titel Geheimtipp läuft die Band dabei schon seit ihrem
Auftritt bei Rock im Park (2014) nicht mehr. Seitdem ist aber auch viel
passiert. Vor allem der neue Sänger Xavier D’Arcy veränderte 2015 noch einmal
die Vorzeichen. 

Über die Liebe zu alter, breitbeiniger Rock-Musik haben sich
Band und neuer Frontmann gesucht und gefunden. Seine hohe Stimmlage setzt nun
den perfekten Gegenpart zu dem dumpf-rollenden Teppich dahinter. Fuzz-Gitarren-Riffs
gepaart mit einer gelöst-treibenden Rhythmus-Sektion (Konna Solms – Gitarre;
Emi Obermeier – Schlagzeug; Maxim Frischmann – Bass & Saxophon). Die Band
versteht etwas von ihrem Handwerk und Xavier D’Arcy hat alle Freiheiten seine Emotionen
in den Gesang zu legen. Für ihn dürfte die Band dabei ein interessanter
Gegenpol zu seinem Akustikgitarren-dominierten Solo-Projekt darstellen. 

Am 3.
Juni erschien das erste gemeinsame Album „Rhythm & Fiction“- auf dessen,
ganz in Rot und Schwarz gehaltenem, Coverbild die Köpfe der Musiker scheinbar eine
Wand durchbrechen. Vielleicht ist die Wand aber auch ihre eigene Musik, die
immer näher auf uns zu kommt und an deren Spitze D’Arcy sirenenhaft unsere
Aufmerksamkeit inne hat. Viel Tanzen und noch mehr Schwitzen, das verspricht
der Sound von The Charles für jedes
Live-Konzert und wir freuen uns, dass sie am Donnerstag, 21. Juli, bei uns auf
der Stadt-Land-Rock Bühne stehen werden.

Videolink: 

The Charles – Hoodoo

Paul Kowol

image

Mit rauchig-sanfter Stimme besingt Paul Kowol  Sommergefühle – sehnsüchtig,
aber immer positiv. Sein Sound lädt ein zum Augenschließen und Träumen – in
Gedanken fliegt man zu weiten Stränden, Palmen, Sonnenuntergängen, dem letzten
Urlaub oder einfach einem schönen Abend am Flaucher. Live steht der Wuschelkopf meist allein, mit
der Gitarre um den Hals, auf der Bühne. Und das reicht völlig um die Zuschauer in seine Musikwelt mitzunehmen. Erst 2015 hat Paul die Schule abgeschlossen,
seitdem ist viel passiert: Eine Vielzahl an Konzerten wurde gespielt und sogar
in die BR-Heimat-Sendung „Habe die Ehre!“ hat Paul Kowol es gebracht. Das klingt alles nach dem perfekten Sound,
um mit ihm am Donnerstag , 21. Juli, einen wunderschönen, entspannten Abschluss
auf unserem ersten Stad-Land-Rock-Festival-Tag
zu erleben.

Videolink: Paul Kowol – Fall in Love

Text:

The Black Submarines: Philipp Kreiter

Vertigo, The Charles, Paul Kowol: Richard Strobl


Fotos:

Vertigo: Laura Fiona
Holder Photography

The Black Submarines:
Philipp Decker

The Charles: Janko
Raseta

Paul Kowol: Tom Kowol