Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Viktoria

Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester bedeuten für die meisten Menschen Entspannung und Ruhe. Und trotzdem gibt es kaum eine Zeit im Jahr, in der wir so viel feiern und tanzen. Viele nutzen die freie Zeit für Ausschweifungen in allen Belangen. Kulinarisch, alkoholisch, aber auch kulturell. So auch unsere Autorin Viktoria, sie tanzt im Goldenen Reiter oder auf dem Muffat-Winterfest und tummelt sich  auf dem Wannda Kostümball

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Die SZ Junge Leute Playlist im Februar 2018

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Kurzer
Monat, kurze Playlist? Vielleicht, aber dafür reiht sich ein Highlight ans
nächste: ob Deutschrap oder Schotten-Rock, ob Groove beim Zahnarzt oder ein
Date mit Vanessa. Oder aber unsere Band des Jahres – hier ist für jeden was
dabei!

Chefket
– Kater.

Chefket ist ja eine von
diesen Ausnahmen deutschsprachiger Musik, die ich sehr gern mag. Wann kommt
denn mal wieder ein neues Album? Bis dahin hör ich einfach ganz oft
“Kater”, denn genau wie Chefket, freu ich mich auch schon auf meinen
nächsten Kater. Der wird kommen, nachdem ich endlich meine Masterarbeit
verteidigt habe und dann nie wieder in die Uni muss.

Ornella
Cosenza

Orange
Fizz – Lover

Man muss wirklich lange
suchen, wenn man heutzutage eine junge Band finden will, die noch richtig
grooven kann. Also nicht irgendwie grooven. So grooven, dass man keine andere
Wahl hat als aufzuspringen und den Booty zu shaken. Egal, wo man gerade ist –
ob in der Uni, auf der Arbeit, oder bei der Wurzelbehandlung beim Zahnarzt
(keine gute Idee, nur so am Rande).

Und so bin ich froh,
auch in meiner Heimatstadt fündig geworden zu sein. Ein kleines
Studentenfestival am Rande Münchens brachte mir vor zwei Jahren die Erleuchtung
– in Form der Band Orange Fizz. Jetzt sind sie endlich auch auf Spotify – und
für mich in der Playlist.

Max
Mumme

Rhode
& Brown, Schegg – Joyride

Dass München das
Zuhause des so feinen Plattenlabels Toy Tonics ist, stimmt mich immer wieder
heiter. Hier spricht kein verkappter Lokalpatriotismus aus mir, vielmehr die
Freude darüber, dass das Label entscheidend zum Sound dieser Stadt beiträgt.
Mitgründer Manuel Kim betreibt beispielsweise auch das Charlie und steht dort
selbst häufiger hinter den Plattenspielern. Auch Rhode & Brown sind seit
den Anfängen mit dabei. Wer wissen möchte, wie das klingt: Nächste Woche testen
die beiden die Anlage im Blitz.

Wolfgang
Westermeier

Smoke
Trees – Date 5 Vanessa

Smoke Trees hat eine EP
mit zeitgenössischem Narrativ produziert. Er dokumentiert  und verwertet 17 Tinder-Dates musikalisch. Ob
diese fiktiv sind bleibt offen. Aber darüber will ich mir keine Gedanken
machen. Ich habe mich in Vanessa verliebt.

Hubert
Spangler

Cosmo
Sheldrake – The Moss

Die erste Single „The
Moss“ (2014) des Londoner Komponisten, Sängers, Auto-didakt (30 Instrumente
spielt er, größtenteils selbst beigebracht) und Bobby McFerryn Schülers Cosmo
Sheldrake entführt mit seinem ganz eigenen verträumten, ausgefallenen,
episch-melancholischen Sound in eine ganz besondere Klangwelt und lässt
gespannt sein auf sein Debutalbum im April 2018.

Anne
Gerstenberg

BETA
– DSKS

Vergangenes Jahr ging
die Experimentierlust mit mir durch. Weiß auch nicht, was da los war. Nachdem
ich in so ziemlich jeden Musik-Stil kurz mal rein geschnuppert hatte, hieß es
im Februar wieder: back to basics. Viel Hip-Hop und vor allem viel deutscher
Rap begleitete mich im vergangenen Monat. Das absolute Highlight war BETA mit
DSKS. Man darf gespannt sein, was man von den Jungs aus München in kommender
Zeit noch hören wird. Für mich gilt: Mehr Rap für München!

Anastasia
Trenkler

 

Kate
Tempest – Europe is lost

Oh, geliebte Welt, es
ist ein düsteres Bild, das Kate Tempest von dir zeichnet und doch leider an so
vielen Stellen so erschreckend wahr: „Meanwhile the people were dead in their
droves. And, no, nobody
noticed; well, some of them noticed. You could tell by the emoji they posted.

Jacqueline
Lang

Ni
Sala – Exit is inside

Wenn die Instrumente
einsetzen und die Musiker eine geniale Melodielinie spielen, bin ich schon
längst am Hüpfen. Das Lied macht sofort gute Laune. Erst recht, wenn man Sänger
Rob dabei zuschaut, wie er die Augen schließt, das Gesicht verzieht und er tief
in die Musik versunken scheint. Am Konzertabend „Wer wird Band des Jahres?“ hat
Ni Sala gezeigt, warum sie die Band des Jahres sind! Ein Schmankerl für alle,
die bis zum Ende im Bahnwärter Thiel ausgeharrt haben.

Lena
Schnelle

Henny
Herz – L’éléphant

Einfühlsam,
authentisch, kraftvoll – dieser Song nimmt mich mit auf eine Reise. „I take the train no matter where, just out of this
pain“, singt Henny Herz. Sie nimmt mich mit diesem Song mit auf
die Reise, macht Lust darauf, mutig zu sein, Neues zu entdecken. Und auch auf
Französisch singt Henny Herz, und da singt mein frankophiles Herz natürlich
gleich mit: „Je prends le train n’importe où. je n’aime pas la pluie e comme ça
je regarde le monde. je prends le train n’importe où. je n’aime pas la pluie,
alors je dis au revoir!“ singt sie. Au revoir, sage ich. Ich bin dann auch mal
weg.

Stephanie
Albinger

Franz
Ferdinand – The Academy Award

Das neue Album der
Indierock-Ikonen der 00er Jahre stand unter gänzlich anderen Vorzeichen, als
all ihre bisherigen Platten, mit neuer Besetzung und neuem Stil sollte der
etwas angestaubte Gitarrenrock wieder erstrahlen. Das gelingt den Schotten auch
ziemlich gut, auch wenn das Album wahrlich nicht für jeden etwas sein dürfte.
Mein persönliches Highlight ist das etwas morbide, aber stimmungsvolle und
packende „The Academy Award”.

Philipp
Kreiter

Indie, Rock und andere Naturgewalten

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„Ni Sala“ ist Band des Jahres. Der große Gewinner ist aber München – weil es so eine spannende Musikszene gibt.

Die Haare kleben nass an der Stirn und das Gesicht ist schweißbedeckt. Die Augen sind geschlossen, das Gesicht ist verzerrt. Robert Salagean, Sänger von Ni Sala, ist ganz in der Musik versunken. Das Publikum im Bahnwärter Thiel tanzt, springt und bewegt sich zu den rockigen Klängen von Ni Sala, die gerade den Titel „Band des Jahres“ der Junge-Leute-Seite der SZ gewonnen haben. „Wir haben gar nicht damit gerechnet“, sagt Robert, „aber wir sind sehr stolz auf uns, weil Band des Jahres ein echt cooles Ding ist!“

Die Discokugeln, die von der Containerdecke hängen, drehen sich im Scheinwerferlicht und werfen kleine, weiße Punkte an die Wand. Es sieht aus wie in einer Galaxie. Im roten Kleid schwebt Martina Haider, Sängerin von Chaem, barfüßig auf die Bühne. Passend zu den Sternen an der Wand ertönen sphärische Klänge. Zu elektronischen Beats bewegt sich Martina wie in Trance hin und her. Nach ein paar ruhigen, melancholischen Nummern, stimmt Chaem den dynamischen Song „Carousel“ an und auch das Publikum erwacht.

Und mit Schwung geht es weiter. Wie Moderatorin Kathi Hartinger ankündigt, kommt „eine Naturgewalt“ auf die Bühne: Swango. Skill-Gott Heron begleitet den Gesang mit einer Stepptanzperformance auf dem Parkett, dazwischen klatscht er in die Hände. Sobald Moco Mariachi mit seiner Akustikgitarre und Manekin Peace mit dem Rap einsetzen, werden die ersten Handys gezückt, um den außergewöhnlichen Hip-Hop-Style festzuhalten. „Habt ihr ein Wort für uns?“, ruft Manekin in die Menge. „Wir machen einen Beat draus!“ Die Fans rufen: „Bahnwärter Thiel“ und „Waschmaschine“. „Es ist washmachine triangle geworden!“, ruft der Rapper, während Skill-Gott Heron einen Waschmaschinenbeat steppt. Nach dem Auftritt sind die Zugabe-Rufe so laut, dass Swango sich locker einen „Freestyle-Shit“ aus dem Ärmel schüttelt.

Währenddessen muss der U-Bahn-Waggon hinter dem Container erst noch warmlaufen. Den Auftakt macht Liedermacher Alex Döring, der mit seinem „Tiefkühltruhen-Lied“ im noch etwas kühlen Bahnwärter-Waggon eine sehr gute Stimmung vorlegt. Wie es sich für eine Münchner U-Bahn gehört, sind alle Sitzplätze belegt, Zuschauer stehen im Gang – wie zur Rushhour. Spätestens beim vorletzten Act sind auch die Fenster des Bahnwärter-Waggons beschlagen, und innen herrscht eine wohlige Wärme. Zu guter Letzt zelebriert der Kabarettist Julian Wittmann in seiner Bier-Hymne alle möglichen Biermarken in einem Song.

Zurück im Bahnwärter: Auf der kleinen Bühne schlingt Elisa Giulia Teschner gerade Lichterketten um das Mikrofon und Schlagzeug. Es entsteht eine romantische, heimelige Stimmung, die zu den sphärischen Feenklängen von Eliza passt. Besonders als Elisa zusammen mit ihrem Gitarristen Wolfgang Stefani von der Bühne direkt ins Publikum steigt. Ein „Pscht“ macht im Container die Runde. Man hört nur noch den Regen draußen und klirrende Geräusche von der Bar. Dann setzt leise die Stimme von Elisa ein, dazu Gitarrenklang – ohne Mikrofon und Verstärker. Gebannt lauschen die Zuschauer.

Unter den Zuschauern ist auch Maria Lang, 21, die die Veranstaltung auf Facebook entdeckt hat. „Ich besuche gerne Konzerte“, sagt sie. „Hier sind viele Bands auf einem Haufen. Da kann ich neue Eindrücke holen.“ So auch bei der nächsten Band, Beta. Es ist vernebelt, nur das glimmende Ende der Zigarette von Bassist Markus Sebastian Harbauer ist zu sehen. Kaum setzen die Instrumente und der Rap ein, kann keiner im Raum mehr still stehen. Körper bewegen sich hin und her, in der ersten Reihe singen Fans den Text mit. „Alle Hände mal HipHop-mäßig nach oben“, ruft Sebastian Grünwald und für die Fans gibt es kein Halten mehr. Die HipHop und Rap-Vibes sind im Container angekommen.

Auch wenn einige Fans traurig sind, dass Beta keine Zugabe spielt, freuen sich drei Mädchen in der ersten Reihe auf den nächsten Auftritt. Seit 2015 sind Daniela Wiegand, Vivian Donner und Isabel Staudenmaier Matija-Fans – leicht erkennbar an ihren weißen Matija-T-Shirts. „Die haben einen guten Style“, sagt Daniela, und Vivian ergänzt: „Wir mögen sie, weil sie nicht Mainstream sind, sondern ihr eigenes Ding machen.“ „Und sie sind live unglaublich gut“, erklärt Isabel. Das zeigt Matija auch. Sänger Matt Kovac singt eine einfache Melodie vor, die von Mal zu Mal komplizierter wird, und die Zuschauer machen es ihm nach. Das Lachen und Tanzen von Matt ist ansteckend – er reißt das Publikum mit. Die Feier steht im Mittelpunkt. Und die Münchner Musikszene.

Wie jede Band beim Verkünden ihres Votings erklärt, ist das Bewerten von Musik „echt bescheuert, weil man Musik nicht bewerten kann“. Das sagt Matt Kovac, Sänger von Matija. Und Martina Haider von Chaem findet, dass „in jeder Kategorie der gewinnen soll, der nominiert ist“. Am Ende heißt der Sieger Ni Sala – dem Sänger ist der Titel dann aber doch nicht zu wichtig. Er habe vor allem Lust gehabt, an diesem Abend auf der Bühne zu stehen. Mit seiner Band und den anderen Bands des Jahres.

Text: Lena Schnelle

Fotos: Robert Haas

Neuland: Wer wird Band des Jahres?

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Wer wissen will, wer sich mit dem Titel “Band des Jahres” schmücken darf, muss sich den 15. Februar rot im Kalender anstreichen. Neben den nominierten Bands treten auch Comedians und Kabarettisten auf.

Hip-Hop trifft auf Bluesrock. Indie-Pop auf Art- und Alternative-Pop. Das Line-Up der Veranstaltung „Wer wird Band des Jahres?“ ist vielfältig: Chaem, Eliza, Matija, Ni Sala, Swango und Beta. Diese Bands und vier weitere standen zur Wahl für die Band des Jahres der Junge-Leute-Seite der SZ. In einer ersten Runde konnten Facebook-User für ihre Lieblingsband abstimmen. In einer zweiten Runde haben die Bands ein Ranking erstellt, wobei sie nicht für sich stimmen durften. Diese beiden Votings wurden zu einem Gesamtvoting verrechnet. Am Ende des Abends wird die Band des Jahres gekürt. Für ein buntes Rahmenprogramm sorgen die Comedians Julian Beysel, Sebastian Ulrich und Michael Mauder, die Kabarettisten und Musiker Julian Wittmann und Peter Fischer, Poetry-Slammer Philipp Potthast und Liedermacher Alex Döring. Bis spät in die Nacht kann zu House- und Funk-Klängen von DJ Alex Blum getanzt werden.

Wer wird Band des Jahres? Donnerstag, 15. Februar, Bahnwärter Thiel, Tumblinger Straße 29, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt fünf Euro.

Text: Lena Schnelle

Foto: Fabian Christ

Magische Momente, authentische Auftritte

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Welche Musiker fallen in München auf? Jeden Montag stellen wir auf der Junge-Leute-Seite die „Band der Woche” vor. Zehn Bands, die in den vergangenen Monaten von sich reden machten, stehen nun zur Wahl für die „Band des Jahres” – ein Überblick:

Für Pop aus München sind wir regelmäßig unterwegs: Wir schauen bei den Konzertbühnen dieser Stadt vorbei. Wir besuchen Proberäume und durchkämmen das Internet. Von daher wissen wir meist, welche Bands in München auffallen und von welchen Bands man in Zukunft hören wird – nachzulesen jeden Montag in unserer Rubrik „Band der Woche“. Ende des Jahres gehen wir einen Schritt weiter. Wir haben zehn Bands, die uns in diesem Jahr aufgefallen sind, ausgewählt für die Wahl zur „Band des Jahres“. Die Facebook-Abstimmung läuft bis Ende Januar. Hier die zehn Bands im Überblick:

Matija
Indie-Pop

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Das Gefühl kennen die Musiker noch aus ihrer Anfangszeit, als sie sich noch The Capitols nannten: Die Stimmung im Münchner Club Strom kocht, junge Frauen stehen in der vordersten Reihe und schmachten den Frontmann an, der sich betont cool inszeniert; der Traum von präpotenten Jungs. Neu ist: Sänger Matija, nach dem jetzt die Band benannt ist, wird gerade auf den Armen der Fans durch die Halle getragen. Matija wird als das nächste große Münchner Indie-Ding gehandelt. Die Songs haben Hit-Potenzial, poppige Melodien treffen auf einprägsame Gitarrenriffs – die Fanliebe scheint nicht zu erlöschen.
Foto: Rue Novelle


Klimt
Soul-Pop / Singer-Songwriter

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„Um sich weiterzuentwickeln, muss man manchmal allein sein.“ Das sagt Verena Lederer, Sängerin von The New Colossus, die man mittlerweile viel häufiger mit ihrem Soloprojekt Klimt auf Münchens Bühnen bestaunen kann. Melancholische Melodien am Klavier treffen auf eine soulige Stimme, verraucht und auch ein bisschen verrucht, brechend, aber dennoch immer sicher. Um sich weiterzuentwickeln, muss man auch Risiken in Kauf nehmen. Dieses Jahr hat die 25-Jährige ihre Festanstellung als Beauty-Redakteurin gekündigt, um Musik zu studieren. Foto: Ar Hart

King Pigeon
Indie-Pop

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Das Atomic Café gibt es nicht mehr. Das ist schade. Aber immer wieder tauchen junge Musiker auf den Münchner Bühnen auf, die in dem ehemaligen Britpop-Club ihre musikalische Unschuld verloren haben und dort mit der Musik sozialisiert wurden, die sie heute selbst spielen. Bei King Pigeon heißt das: treibendes Schlagzeug samt Bass, funkig-kratzige Gitarrenriffs, ein etwas aufgerauter Grundklang, melodiöser Gesang und vor allem live viel Druck und Energie. Dazu erzählen die Musiker etwas vertrackte Liebesgeschichten. Wie damals im Atomic Café – nur hier von Dauer. Und das ist gut so. Foto: Sebastian Menacher

Ni Sala
Bluesrock

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Auf einmal steht die Welt Kopf. Auf dem Boden sind ein Schlagzeug, der Bass, die E-Gitarren zu sehen, an der Decke hängen auf diesem Bandfoto die Musiker. Oder anders herum. Eine Täuschung, und das passt sehr gut zu Robert Salagean. Vor noch gar nicht so langer Zeit wollte er weg aus München, weg aus dem spießigen Deutschland mit all seinen Verpflichtungen. Längst ist er wieder zurück – mit neuer Musik und seiner neuen Band Ni Sala, die diese Stadt um einiges spannender macht: Post-Weltenbummler-Bluesrock mit ausladenden Hippie-Phrasen und fetten Gitarren-Riffs. Foto: Luis Zeno Kuhn

Liann
Singer-Songwriter

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Kilian Unger ist alles, nur kein Punkrocker. Als Singer-Songwriter nennt er sich Liann, er singt deutschsprachige Lieder, einfache, aber poetische Texte über sein Viertel, seine Freunde, seine Kindheit, seine Kneipen. Sein Auftreten, seine Texte, seine Musik – all das macht Liann zu einer Figur, die nicht unnahbar erscheint. Ein bisschen holt er so eine nostalgische Schlager-Ästhetik in den Indie-Lifestyle. Authentisch könnte man das aber auch nennen – ein Wert, für den Plattenfirmen viel Geld ausgeben, eine Ausstrahlung, die man zum Glück nicht kaufen kann. Mit seinem Lied „Eismann“ hat er zum Beispiel das Herz von Sportfreunde Stiller-Manager Marc Liebscher berührt, es folgten Auftritte im Vorprogramm der Sportfreunde und der Rapperin Fiva. Aber auch sein Auftritt beim Festival „Sound Of Munich Now“ war umjubelt – auch von Tobias, Gitarrist der Punkrock-Band Todeskommando Atomsturm. An sich höre er nur Punkrock, sagt der, aber die Musik von Liann, „die hat mich berührt“. Foto: Victoria Schmidt

Beta
Hip-Hop

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Weg vom Wilde-Kerle-Image, raus aus der Komfortzone. Als nach dem dritten Album – der Debüt-Platte bei Sony – die Karrierechancen von Exclusive eher als gering eingeschätzt wurden, starteten Schlagzeuger Christian Rehländer und Bassist Markus Sebastian Harbauer mit der herrlich störrischen Hip-Hop-Band Beta. Eine Bandbesetzung aus Gitarre, Bass, Elektronik und Schlagzeug trifft dabei auf den Aggro-Berlin-sozialisierten Rapper Sebastian Grünwald. Funk-Licks, dröhnende Elektro-Bässe und Gitarren-Soli sind genauso Teil des Konzepts wie Raps und die dem Hip-Hop so eigene Überheblichkeit: „Ich hab’ lieber kein Style als Dein’ Style“, lautet die erste Punchline, mit der das Quartett aufbricht und die konsensverwöhnte Münchner Szene ein bisschen aufwirbelt. Das macht in erster Linie großen Spaß und kann erfolgreich werden – im kommenden Jahr gehört die Aufmerksamkeit trotzdem wieder Exclusive, die jetzt doch eine weitere Platte bei dem Major-Label veröffentlichen. Foto: privat

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Eliza
Alternative-Pop

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Feen-Pop mit sphärischen Klängen. Melancholischer Alternative, märchenhaft und düster, laut und leise, süß und sauer. Die Musik von Eliza verbindet Elemente, die auf den ersten Eindruck nicht zusammenpassen – und doch öffnet sich mit jedem Song eine gewisse Magie, vorausgesetzt, man lässt sich darauf ein. Im Mittelpunkt steht Sängerin Elisa Teschner. Auf einem der Bandfotos steht die Sängerin in schwarz-rotem Spitzen-Outfit vor einem See, gesäumt von Tannen und einem etwas verhangenen Himmel – „Game of Thrones“ lässt grüßen. Dieses groß angelegte Fantasy-Reich findet sich auch in der Musik – und muss jetzt noch den Weg aus dem Labyrinth finden. Dafür setzt die Musikerin auf Neuausrichtung: In der zweiten Jahreshälfte 2017 wurden der Produzent und Musiker ausgetauscht, die Musik klingt nun elektronischer. Dementsprechend wird sich 2018 auch abseits der Musik einiges ändern. Es soll einen neuen Look geben, verspricht Elisa. Und auch der Bandname wird sich verändern, Eliza heißt dann were here. Foto: Conny Mirbach

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Paul Kowol
Singer-Songwriter

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Die Namensänderung ist noch nicht vollzogen. Aber da sich neben Gerald Huber (Cat Sun Flower, Triska) nun auch Sportfreunde-Manager Marc Liebscher um die Zukunft von Singer-Songwriter Paul Kowol kümmert, wird das nicht mehr lange dauern. Liebscher ist ein Freund prägnanter Bandnamen, so wurde aus Spunk später die erfolgreiche Formation Fertig, Los!, und aus der List-Nachfolgeband die Combo 50/50. Das ist alleine schon deswegen erwähnenswert, weil sich Paul Kowol als Künstler schon einprägen soll, wenn seine Songs im Radio gespielt werden – und das wird wohl in nicht allzu später Zukunft passieren. Paul Kowol umgarnt mit klassischen Popsongs und überbordenden Liebesliedern sein Publikum. Der Grat ist schmal, auf dem er sich bewegt, er macht Mainstream-Musik, die auch nichts anderes als das sein will. Doch sein musikalisches Niveau ist hoch. Er lässt seinen Gesang vom Singen ins Erzählen kippen, so etwas kann man nicht trainieren, so etwas kann man nicht lernen. Das ist ein Grundgespür, das hoch begehrt ist. Zuletzt kamen immer wieder Produzenten für ein paar Tage in einen Münchner Vorort, um mit Paul an Songs zu arbeiten, um Songs aufzunehmen. Bald soll es an die Öffentlichkeit gehen. Der zuletzt favorisierte Bandname: Paul. Einfach und prägnant. Foto: Walter Hämmerle

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Swango
Hip-Hop

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Es lässt sich jetzt nicht überprüfen, aber vielleicht ist Swango in China die erfolgreichste Münchner Band – zumindest, was die Anzahl der verbreiteten Videos betrifft. Und das kam so: Die drei Musiker von Swango spielten diesen Jahr beim Festival „Sound Of Munich Now“. Die Besucher lauschten dem mitreißenden Hip-Hop der Band und wunderten sich, woher der Beat kommt. Links auf der Bühne stand Skill-Gott Heron, ein Stepptänzer und in diesem Fall ein menschlicher Beat-Generator. Das hat man in München zuvor nicht gesehen, ebenso wenig die Gäste aus Hongkong – erstmals spielten internationale Bands bei diesem Festival. Die holten bereits beim Soundcheck ihre Kameras hervor und drehten Videos von den Rap-Stücken mit der Stepp-Einlage, die vielleicht seitdem in China viral gehen. Aber Swango ist mehr als eine musikalische Zirkusnummer. Mänekin Peace, englischer Muttersprachler, ist einer der besten Rapper Münchens, flankiert durch Akustikgitarre und Stepp-Beats kommt sein Ausnahmetalent umso mehr zur Geltung. Foto: David Weichelt

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Chaem
Art-Pop

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Zwischen diesen beiden Momenten liegt fast ein Jahr: Im Januar stand die Musikerin Chaem auf der Bühne im Muffatwerk, sprang als Sängerin von Flor and the Sea barfuß über die Bühne, eine Pop-Elfe. Nun, im Dezember ihr erster Auftritt mit ihrem Soloprojekt. Nein, sie steht in ihrem roten Kleid nicht starr auf der Bühne – sehr präsent ist sie, aber bei weiten nicht mehr so ausgelassen wie früher. Das liegt auch an ihrer Musik, die man derart vertrackt und gleichzeitig modern selten in München erlebt. Ihr Elektro-Pop ist versponnen, unter vereinzelte Klavier-Klänge legt sie Beats. Keine schnellen Beats. Vielmehr zähmt Chaem die Drum ’n’ Bass-Beats und fügt sie ganz zärtlich zu den harmonisch suchenden Akkord-Welten hinzu. Und auch ihren Up-Tempo-Song „Carrousel“ bremst sie. Die Ausgelassenheit wird nur angedeutet, aber am Ende bleibt die Melancholie. Foto: Christin Büttner

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Text: Rita Argauer und Michael Bremmer

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Laura

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Mit Musik fängt die neue Woche an, mit Musik hört sie auf, und zwischendrin: ganz viel Musik. In etwa so gestaltet sich die neue Woche von unserer Autorin Laura – mit zwei Release-Shows und der Farbenladen-Finissage.

Ich liebe es, Musik zu hören. Mich von Stimmgewalten
beeindrucken zu lassen. Den leisen sowie lauten Tönen zu lauschen. Mich den
unterschiedlichsten Stimmungen hinzugeben und meine Gedanken von der Musik
treiben zu lassen. Meinen Körper im Rhythmus der Musik zu bewegen. Zu tanzen. Mitzusummen.
Loszulassen.

Meine kommende Woche steht deshalb ganz im Zeichen der
Musik.  

Am Freitag findet die Album-Release-Party von Ni Sala im
Strom statt. Ni Sala ist eine hochbegabte und aufstrebende Blues-Rock-Band
bestehend aus 5 jungen Künstlern: dem charismatischen Sänger Robert Salagean,
dem Schlagzeuger Alex Petri, dem Bassisten Artur Reichert und den beiden
Gitarristen Simon Singer und Daniel Rapp. Supported wird die Band am Freitag von
den Jungs der Rock´n´Roll Band The
Universe. Ein Abend der laut, großartig und heiß wird!

Dieses Wochenende geht unsere diesjährige Ausstellungsreihe
„10 im Quadrat“ in die vierte und somit
auch leider letzte Runde. Die Junge-Leute-Seite präsentierte bereits den ganzen
Mai über 10 junge Münchner Fotografen, die wiederum 10 junge Münchner Künstler
porträtiert haben. Fotografen, die auf Schauspieler, Musiker und Literaten
trafen. Das Ergebnis dieser Begegnungen sind die knapp 100 unterschiedlichen Fotografien,
die es im Farbenladen des Feierwerks zu sehen gibt. Wie für alle anderen
Ausstellungstage haben wir euch auch für dieses Wochenende ein spannendes Rahmenprogramm
zusammengestellt. Am Samstag könnt ihr unter anderem den Prosa-Vorträgen von Desiree Opela, Julian C. Betz und Carolina Heberling
zuhören. Weiter geht es dann mit einem Doppelkonzert: Zum einen dürft ihr euch
auf KLIMT freuen – Musik von der bezaubernden Verena Lederer, die uns bereits
am Freundschaftsbänd-Abend mit ruhigen Klavierballaden in ihren Bann zog. Zum
anderen auf Spring-Music – Musik von der wunderbaren Marina Spring, die nicht
nur Mitglied der SZ-Junge-Leute-Redaktion ist, sondern auch mit ihrer einzigartigen
Stimme überzeugt. Am Sonntag heißt es ein letztes
Mal durch den Farbenladen schlendern
, über Kunst und die Welt plaudern und das
wunderbare Rahmenprogramm genießen. Dafür haben wir unter dem Motto „Wer die
Wahl hat“ eine spannende Gesprächsrunde zum Thema Politikverdrossenheit
organisiert. Auch am Sonntag dürfen wir euch mit gleich zwei jungen Münchner
Musikern den Abend zu etwas ganz Besonderem machen: es spielt Xavier Darcy
sowie die Band Matthew Matilda! Zusätzlich haben wir an beiden
Ausstellungstagen mit einem Teil der beteiligten Künstler einen Talk über die
Arbeit der Fotografen, aber auch die Erfahrungen der Models vorbereitet. Wir
freuen uns auf jeden Einzelnen von euch, der mit uns die diesjährige Ausstellung
„10 im Quadrat“ zu einem gelungen Ende
bringt! Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. Am Samstag beginnt die
Ausstellung um 16 und endet um 22 Uhr. Die Finissage am Sonntag ist von 16 bis
20 Uhr geöffnet.

Auch am Montag werde ich mich ein weiteres Mal Richtung
Feierwerk begeben. Dort spielt nämlich der amerikanische Singer-Songwriter Bobby
Long im Orangehouse
. Bekannt wurde der gebürtige New Yorker durch „Let Me
Sign“, seinem Songbeitrag zum Twilight-Soundtrack. Heute überzeugt er mit einer
tiefen und ausdrucksstarken Ehrlichkeit in seiner
Musik und seinen Texten, sowie mit seiner unvergleichlich rauchigen Stimme.

Am Dienstag verschlägt es mich
ins Theater Heppel & Ettlich. Dorf freue ich mich auf einen Abend mit dem
Duo „Nick und June“. Die beiden vielseitig instrumentalisch begabten Künstler verzaubern
mit euphorischen Melodien, bittersüßer Melancholie und verträumtem Folk.

Mittwoch ab in die Milla! Dort geht
meine Woche mit der amerikanischen Singer-Songwriterin weiter: Julien Baker,
bekannt für leicht verwundbare und herzzerreißende Songs.

Den neuen Monat beginne ich am
Donnerstag
mit einem Doppelkonzert in der UnhaltBAR: Erneut darf ich der zarten
und zugleich beeindruckend kräftigen Stimme von Marina Spring – Spring-Music
lauschen. Außerdem freue ich mich auf den Pariser Künstler Henk, der nun mit
seiner vielseitig groovigen Musik versucht, in Deutschland Fuß zu fassen.

Musikalisch endet meine Woche am
Freitag
mit Chuck Winter. Seitdem ich ihn am vergangen Wochenende erstmals bei
unserer Ausstellung „10 im Quadrat“ live hören durfte, blicke ich mit Vorfreude
auf seine EP-Release-Party „Morning Call“ im Rumours!

Und weil meine Woche nie wirklich endet und nie wirklich neu
beginnt, sondern wie ein Lieblingssong in Dauerschleife läuft, werde ich wohl
weiter tanzen. Mitsummen. Und Loslassen. Mitten durch München. Ganz im Zeichen der
Musik.

Text: Laura Schurer

Foto: Privat