The Living (Indie-Pop)

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Zwei Geschwisterpärchen und Gitarrist Simon Holzingers erste Single “Love is Soul” ist glatter mitreißender Folk-Rock. Gerade mit der Schule fertig und Anfang zwanzig: Die Mitglieder von The Living wirken auf den ersten Blick ganz schön brav. Ihre Musik und ihr Auftreten erstaunlich professionell. Dieses Jahr konnten sie im Finale des Sprungbrett-Wettbewerbs spielen – Mitte August auf der großen Bühne des Theatron-Festivals.

Zuerst einmal wirken The Living ganz schön brav. Gerade mit der Schule fertig und um die 20 Jahre alt, stellt sich die Münchner Band in schönstem, fast akzentfreien Englisch in einem Internet-Video vor: Sie würden ihre eigenen Songs schreiben und wollen ihrem Publikum etwas mitgeben. Süße, poppige Melodien und bloß keine störenden Klänge ergibt diese Musik, bei der sich die Band wünscht, dass ihre Hörer möglichst viele Bezugspunkte dazu finden.

Ähnlich menschlich und bodenständig zeigt sich die Band in den sozialen Netzwerken, empfiehlt ihre liebsten Lebensmittelgeschäfte auf Facebook und gibt in einem Video-Tagebuch Einblick in den Aufnahmeprozess ihre ersten Mini-Albums, an dem sie gerade arbeiten. Doch andererseits wirken die Musik und das Auftreten der jungen Band erstaunlich professionell. Die erste selbstproduzierte Single „Love is Soul“ ist glatter und mitreißender Folk-Rock, die Stimme von Sänger und Gitarrist Karlo Röding ist auf die genau richtige Art sehnsuchtsvoll-schmachtend in der Mitte und rau-kratzend in den Höhen, das sich langsam aufbauende Arrangement des Songs ist wohl durchdacht.

Vor eineinhalb Jahren gründete sich das Quintett um die Geschwister-Paare Katharina und Johannes Würzberg, sowie Karlo und Kathrin Röding. Einzig der zweite Gitarrist Simon Holzinger macht ohne familiäre Verwicklungen mit. Doch eine zweite Kelly Family wird das dennoch nicht werden.

Zum Glück ist die Musik dafür zu zurückhaltend und zu wenig kitschig. Das zeigt sich, wenn etwa der Song „Let Me“ auf einem lieblichen Gitarren-Picking aufbaut, aber nicht in einen harmonisch wechselnden Refrain aufbricht. Sondern die einzelnen Strophen, die durch geschicktes Hinzufügen einer zweiten Stimme, sanften Klavierakkorden und Bass wie Percussion die Musik langsam steigernd zum leuchten bringen.

In diesem Jahr konnten sie sich in das Finale des Sprungbrett-Wettbewerbes spielen, was ihnen den bisher größten Auftritt ihrer Karriere einbringt. Mitte August werden sie die große Bühne des Theatron-Festivals im Olympiapark bespielen. Und beim Final-Konzert dieses Wettbewerbs erlaubte sich das Quintett auch musikalisch einen Ausreißer: Ein Live-Video zu „Head over Heels“ zeigt ein euphorisch hüpfendes Publikum, während die Band dazu einen lauten und psychedelischen Rocksong spielt.

Besetzung: Katrin Röding: Schlagzeug, Background-Gesang, Katharina Würzberg: Keyboard, Klavier, Synthesizer, Simon Holzinger: Gitarre, Background-Gesang, Johannes Würzberg: Bass, Karlo Röding: Gesang, Gitarre
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.facebook.com/TheLivingOfficial

Von Rita Argauer

50/50 (Indie-Pop)

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Jahr: 2013, Woche: 47

Wo Freundschaft gebraucht wird, muss Freundschaft geschlossen werden. Das ging den Backstreet Boys wohl so, als sie zusammengeworfen wurden. Und der neuen Münchner Band 50/50 (Foto: Scotch Carlsen) geht es vermutlich ähnlich. Vor erst sechs Wochen haben Felix und Jonas Hofer ihre Bandkollegen kennen gelernt, Freundschaft geschlossen und begonnen, zusammen Musik zu machen. Nun steht ihr erstes Konzert an: als Support der Sportfreunde Stiller in Bielefeld.

,,Wir haben alle unsere Jobs aufgegeben, um uns nur noch auf die Musik zu konzentrieren‘‘, sagt Bassist Paul Hilbert nicht ohne Stolz. Gut bezahlte Festanstellungen waren das zwar nicht, aber dennoch haben sich alle vier nun ein Jahr freigenommen. Mit Anfang 20 ist auch eine gute Zeit dafür – und bei 50/50 sieht das mit der Musikerkarriere in der Tat von Beginn an verlockend aus: Sänger und Gitarrist Felix sowie sein Bruder Jonas spielten früher bei der Band List. Die galten mit ihrem an Muse angelehnten Pathos-Rock vor ein paar Jahren mal als das nächste große Ding. Es gelang der Kontakt zu Musikmanager Marc Liebscher – die Support-Shows folgten. So ganz fügt sich die Musik von 50/50 aber nicht zu dem charmanten Dilettantismus der Sportfreunde Stiller. 50/50 machen ihre Sache perfekter. Die Indie-Songs sind an den drückenden Stellen von Synthies durchtränkt, Reverseklang-Effekte leiten Refrains ein und hüpfende Schlagzeug-Beats geben einen Gegenpol zu Felix hoher, brüchiger Stimme. Das erinnert ein wenig an Sizarr, die vor ein paar Jahren mit einem ähnlichen Sound den deutschen Musikmarkt aufmischten.

50/50 klingen allerdings glatter. Und die Musiker sind hoch motiviert. Vergangene Woche drehten sie das erste Video, während sie gleichzeitig jeden Tag proben, an den Songs schreiben und die Nacht über aufnehmen. ,,Vierundzwanzig-Sieben‘‘, nennt das Paul. Die coole Lässigkeit ihres Namens lösen sie damit zwar nicht ein, die Chancen, in absehbarer Zeit tatsächlich ein wenig Erfolg zu haben, steigen jedoch.

Stil: Indie-Pop.
Besetzung: Felix Hofer: Gesang, Gitarre; Jonas Hofer: Schlagzeug; Paul Hilbert: Bass; Florian Enneking: Schlagzeug.
Aus: München.
Seit: 2013.
Internet: soundcloud.com/5050/, www.facebook.com/5050pag

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Joasihno (Experimenteller Indie-Pop)

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Jahr: 2013, Woche: 14

Vielleicht das kleinste Orchester Münchens: Joasihno – das Loop-Wunder. Jedes Instrument wird eingespielt, aufgenommen, abgespielt. Und das live auf der Bühne. Jetzt präsentiert Joasihno sein zweites Album „Alien Transitor“.

Wie ein verrückter, einsamer Orchestermusiker. Die ersten Auftritte von Cico Beck als Joasihno (Foto: Andre Habermann) waren eine Schau. Umgeben von einem riesigen Vibraphon und einem Tisch mit allerhand Utensil darauf, dirigierte er sich selbst. Dazu gab es diverse Mikrofone und nicht zuletzt die Gitarre, die auch ab und zu hervorgekramt wurde. Die wichtigsten Utensilien jedoch waren fast unsichtbar: eine Armada von kleinen Loop-Stations zu seinen Füßen, die aus dem jungen Mann tatsächlich ein ganzes, wenn auch schräges Orchester machten.

Mit dem vielseitigen Nico Sierig (Instrument, Missent to Denmark) ist er mittlerweile doch zu einer Art Band angewachsen. Nun steht die Veröffentlichung des zweiten Albums an. Und wo das erste mit „I say: Oh Well“ einen doch recht versöhnlichen Titel hatte, entlarvt Nummer zwei das alles als Lüge. Die Musik auf „A Lie“ klingt aber dennoch weder verbittert noch falsch, sondern besticht durch einen naiven Charme, dessen Fassade durch die Intelligenz des Songwritings erheblich angekratzt wird. Cicos Konzerte waren immer ein Prozess. Die Lieder, die sich aus den vielen Instrumenten, aber auch Geräuschen wie einem auf- und zuschrappenden Reißverschluss zusammensetzten, mussten live zwangsläufig der Form ihres Aufbaus folgen: Zuerst wurde der Rhythmus aufgenommen und geloopt, dann die Gitarre drübergelegt. Langsam aber stetig ergab sich daraus das musikalische Bett, auf das dann gesungen wurde.
Es folgten Support-Shows für The Notwist, Beirut oder Owen Pallett. Und dementsprechend wird Joasihnos zweites Album nun auch auf dem Notwist-Label „Alien Transitor“ veröffentlicht. Am Freitag, 5. April, stellt er die Platte live im Kafe Kult in München vor.

Stil: Experimenteller Indie-Pop
Besetzung: Cico Beck, Nicolas Sierig
Seit: 2009
Aus: München
Internet: www.joasihno.de

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Die Reste von Gestern (Indie-Pop)

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Jahr: 2013, Woche: 11

Melancholie und Lebensfreude – “Die Reste von Gestern” schaffen es mit ihrem gerade erschienenen zweiten Album “Als der Frühling kam” beides zu verbinden. Meist heiter und ab und zu leicht düster – ebenso, wie die Jahreszeit, die sie besingen.

Übrig bleiben und zurückgelassen werden. Nicht gerade positive Konnotationen, mit denen die Münchner Band „Die Reste von Gestern“ (Foto: Sabrina Seitz) da spielt. Doch ein wenig erscheinen sie wirklich wie ein Relikt vergangener Tage, das zwar nicht mit Glanz und Gloria in den Münchner Bandhimmel auffuhr, aber mit einer bemerkenswerten Konstanz seit Jahren die Szene bestreitet. Und vielleicht werden sie tatsächlich die sein, die letztlich übrig bleiben, wenn sich der gerade so schicke Techno-Nebel verzogen hat.

Das Indie-Pop-Quintett hat am vergangenen Samstag sein zweites Album veröffentlicht. „Als der Frühling kam“ heißt es. Und als sei es ein Marketing-Trick, zog sich der Release über ein Jahr hinweg bis ins Frühjahr 2013. Und wie Frühlingsgefühle eben so sind, ist der Band die Musik erstaunlich positiv geraten. Einer Band, die einmal versuchte, den Begriff „Dark-Indie“ zu prägen, weil sie eher die düstere und melancholisch-ernste Seite bevorzugten. Doch Titel-Track und Single-Auskopplung ist alles andere als tragisch: Im Video sieht man überbelichtete Sonnenbilder von fröhlichen Menschen – überwiegend süße Indie-Mädchen an einem See im Sommer – der Song korrespondiert dazu in fast schlagereskem „DüDiDü“-Chorus. Einzig die sprachlichen Vergangenheitskonstruktionen und das kurze Bild eines Grablichts verweisen auf düstere und immerwährende Vergänglichkeit – aber auch auf Glücksgefühle.

Die Musik von „Die Reste von Gestern“ hat etwas seltsam Angekommenes. Kein Drängen und kein Streben hört man, Revolutionsethos ist passé. Ein bisschen altbacken und spießig wirkt das bisweilen, aber auch auf eine erwachsene Art zufriedenstellend.
Rita Argauer

Stil: Indie, Pop, Rock
Besetzung: Marcus Birnhäupl: Gesang und Rhythmusgitarre, Hannes Greschitz: Gesang und Lead Gitarre, Antonio Merker: Bass, Patrick Fleischer: Schlagzeug, Thomas Schöfmann: Keyboard
Seit: 2008
Aus: München

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Claire (Elektro-Indie-Pop)

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Jahr: 2012, Woche: 45

Auf Anhieb. Die Münchener Band Claire produziert geradlinigen, frischen und durchaus mainstream-tauglichen Elektro-Pop mit Dubstep, Hip-Hop und Indie-Elementen. Ein Genre-Mix, der funktioniert.

Manchmal klappt es auf Anhieb. Wie bei der noch so frischen Münchner Band Claire (Foto: privat). Vor einem knappen Jahr taten sich die drei Instrumentalisten mit der Singer-Songwriterin Josie-Claire Bürkle zusammen – für ein kleines Filmprojekt unter Freunden wollten sie einen Track produzieren. Daraus entsprang die Band, die nun den geraden Weg in Richtung Erfolg nimmt: Derzeit produzieren sie ihr erstes Album in einem Berliner Studio.

Am vergangenen Freitag ist nun aber erst einmal eine EP erschienen. Fünf Songs finden sich auf „The Empire“: Geradliniger Elektropop ist das, der durchaus im Mainstream-Radio vorstellbar ist. Aber mit Dubstep, Hip-Hop und Indie-Elementen auf die Wurzeln im szenigen Underground verweist. Denn alle vier Musiker haben bereits Banderfahrung: von Hardcore über Punk zu Elektro. Dieser Genre-Mix zeigt sich in der Musik von Claire. Und dass das funktioniert, merkten sie schnell: Kurz nach dem sie ihre allerersten Songs im Internet veröffentlicht hatten, waren die mehr als 30 000 Mal abgespielt worden. Durch soziale Netzwerke wurde die Musik weiterverteilt, irgendwann entwickelte das eine Eigendynamik und neben diversen Radiostationen wurde auch die Booking Agentur „Visionary Collective“ auf sie aufmerksam. Daraufhin bekamen sie einen Label-Vertrag; ihre erste Single „Pioneers“ ist im September erschienen.

Nun planen sie die kalten Monate im Studio zu verbringen, um dann im kommenden Jahr loszulegen, sich vollkommen auf die Musik zu konzentrieren, Konzerte zu spielen: „Im Moment bekommen wir so viel positives Feedback, dass es letzten Endes schön wäre, den Lebensunterhalt mit der Musik zu verdienen“, erklären sie. Es sei ihnen aber durchaus bewusst, dass die Stimmung und die Resonanz schnell wieder kippen kann. Rita Argauer

Stil: Elektro-Indie-Pop
Besetzung: Josie-Claire Bürkle (Vocals), Matthias Hauck (Producing, Synths), Nepomuk Heller (Producing, Synths), Florian Kiermaier (Producing, Gitarre). Live: Fridolin Achten (Drums)
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.claireofficial.com; www.facebook.com/clairemusicofficial

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Gender Bombs (Indie-Pop)

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Jahr: 2012, Woche: 39

Gender Bombs – das hat nichts mit dem aktuellen Gender-Diskurs zu tun, sondern ist für René Arbeithuber und Stella Lindner vielmehr der passende Name für ein Mann-Frau-Duo wie sie. Und auch wenn man René aus lauten Bands wie Pelzig kennt, so sind Gender Bombs doch gleichbedeutend mit zarten Klängen, die überraschen.

Eine Wandlung wie im Märchen. Was früher allerdings die Wandlung vom schlichten Mädchen zur Prinzessin war, ist nun der Weg vom Fan zum musikalischen Partner. Der Weg von Stella Lindner: Früher stand sie als Fan von Slut bei Konzerten in der ersten Reihe; nun hat sie mit dem Keyboarder von Slut, René Arbeithuber, das Duo Gender Bombs (Foto: Sabrina Weniger) gegründet.

Dort ist René für den härteren Anschlag verantwortlich; seine andere Band Pelzig bevorzugt sowieso das Laute und Brachial-Unbequeme. Umso mehr erstaunen die zarten Klänge der Gender Bombs. Der Name klingt aufrührerisch, aber mit dem aktuellen Gender-Diskurs habe das nichts zutun, erklärt Stella. Vielmehr erschien er den beiden passend für ein Mann-Frau-Duo und beziehe sich auf einen Song von The Stills. Hier finden sich auch die musikalischen Einflüsse: Zwei Songs haben sie bisher im Netz veröffentlicht. „Danube“, ein von einer Klavierlinie getragener und mit Elektronik durchsetzter Song über ihre Heimat, die Gegend um Ingolstadt. Außerdem „Connected“ – ein sparsam instrumentierter Popsong mit viel Stimme und allerhand Geklimper und Geklirre. Diese sehr zurückgenommene Grundhaltung mischt sich mit dem spannenden Reiz einprägsamer Popmelodien und den gekonnten Arrangements, denen man die jahrelange Banderfahrung der Musiker anhört.

Gerade haben die beiden Wahlmünchner mit der Produktion des ersten Albums begonnen – bei keinem geringeren als dem Produzenten Tobias Siebert in Berlin. „Wir haben um die 40 Songfragmente“, erzählt René. Ausgewählte davon werden sie am Samstag, 3. November, beim „Sound of Munich now“-Festival der Süddeutschen Zeitung, spielen.
Rita Argauer

Stil: Indie-Pop
Besetzung: Stella Lindner: Gesang, Klavier, Songwriting; René Arbeithuber: Elektronik, Instrumentierung, Songwriting
Seit: 2011
Aus: München
Internet: www.genderbombs.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Dave A Marat (Indie-Synth-Pop)

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Jahr: 2012, Woche: 13

Zwischen Dreck und Inszenierung. Zwischen perfider Künstlichkeit und verwaschener Ästhetik des Krautrocks. Die noch so junge Band „Dave A Marat“ aus Zorneding gibt sich mystisch.

Dave A Marat (Foto: Cosima Holzapfl) versteckt sich hinter venezianischen Masken, trägt dazu ein etwas abgenutztes (Fake?)-Chanel-Shirt. Und präsentiert ihre erste EP „King of the Sun“. Das Quartett gibt es schon seit etwa drei Jahren – zuerst haben sie verschiedene Stile, Instrumente, Richtungen ausprobiert. Nun haben sie sich eingeschossen – auf britischen Indie-Rock mit Synthies. Da blitzt bei Sänger Gabriel Terwesten auch ein versucht englischer Akzent durch. Aber da schwingt noch mehr mit, außer den typischen Britpop-Bands: Das etwas konfuse Kreativtum des Krautrocks etwa, oder der zurückhaltende Tanz-Charakter der, mit ihrem letzten Album so gefeierten „Metronomy“. Der Gesang ist angenehm gemischt, so haben die vielen verschieden kleinen Gitarren- und Synthie-Melodien Raum; und wirken nicht überladen. In den sechs Songs zeigen die vier ihre Welt wie durch einen pastellfarbenen Schleier – mit einer verschmitzt-zurückgenommenen Attitüde. Nach der digitalen Veröffentlichung von „King of the Sun“ im November 2011 folgte nun der richtige Release über den Flowerstreet-Records-Ableger „In Bloom“. Seitdem läuft der Titelsong FM4. Doch jetzt steht erst einmal das Abitur an – damit danach umso ausgiebiger getourt werden kann.

Stil: Indie-Synth-Pop
Besetzung: Gabriel Terwesten: Gesang, Gitarre, Synthesizer; Florian Holzmann: Gitarre, Synthesizer; Michael Heiß: Schlagzeug; Felix Gotzler: Bass
Aus: Zorneding
Seit: 2009
Internet: www.facebook.com/daveamarat, soundcloud.com/dave-a-marat

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Fjords (Indie-Pop / Dream-Pop)

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Jahr: 2012, Woche: 10

Die Ukulele, diese klimpernde hawaiianische Mini-Gitarre entwickelt sich zum Trendinstrument. Sie klingt leichter, nicht ganz so ernsthaft wie eine Gitarre und vermittelt immer ein wenig Sonnenschein, ein wenig Urlaub.

Mit dem skandinavischen Bandnamen bricht das Duo Fjords (Foto: Adriana Demacek) dieses Bild allerdings. Und die Musik klingt nach frischem und modernem Indie-Pop – obwohl die beiden Wahlmünchner doch einiges anders als gewohnt machen. Eigentlich war Fjords das Soloprojekt von Eduard Demacek.

Der 23-Jährige ist Schlagzeuger, zog beruflich nach München und konnte sein sperriges Instrument nicht mitnehmen. Also kaufte er eine Ukulele und bastelte mit dem Drumcomputer Beats zu den klimpernden Klängen. Sang dazu eingängig-melancholische Melodien; nannte sich irgendwann Fjords – das sollte die verschiedenen musikalischen Zusammenflüsse visualisieren. 2011 stieg Alex Strazdins mit Synthesizer und Bass ein, sorgte für die nötigen tiefen Frequenzen und vervollständigte den Sound. So produzieren die beiden sehr zeitgeistige Musik. „Bed-room Pop Music“ nennen sie diese verträumten Klänge. Wenn sich der Drum-Beat aber einem treibenden Disco-Beat annähert, bekommt der weiche Klang eine durchaus tanzbare Dichte. Am Donnerstag, 8. März, ist das im Cord Club in München live zu erleben. Rita Argauer

Stil: Indie-Pop / Dream-Pop
Besetzung: Eduard Demacek: Ukulele, Drumcomputer, Gesang; Alex Strazdins: Bass, Synthesizer
Aus: München
Seit: 2011 (diese Besetzung)
Internet: www.soundcloud.com/fjordsproject; www.fjordsproject.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Balloon Pilot (Indie-Pop)

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Jahr: 2012, Woche: 07

Der Antrieb eines Ballons ist leise und unaufgeregt, aber stetig. So ergab die Umbenennung der „Los Burritos“ in „Balloon Pilot“ den letzten Ausschlag: Weg von Party-Stimmung, weg von der „Sublime“-Cover-Band, hinzu ruhigen, aber nachhaltigen Tönen.

Die Musiker aus dem Landkreis Wolfratshausen sind in verschiedensten Bands der Münchner Szene verstreut: Schlagzeuger Andi Haberl spielt bei The Notwist; zusammen mit Bassisten Benny Schäfer macht er frischen, aber irgendwo ganz klassischen Jazz bei „Max.Bab“. Jetzt haben sie ihrer allerersten gemeinsamen Band einen neuen Anstrich gegeben: Zusammen mit den Weilheimer Musikern von „Portmanteau“ als Produzenten haben „Balloon Pilot“ an einem Album gearbeitet. Ganz leichter und trotzdem sehr bestimmter Indie-Pop ist dabei herausgekommen. Wenig Kanten, wenig Irritation bieten die eingängigen Songs. Doch in den klugen Arrangements spiegelt sich die jahrelange Erfahrung der Musiker; und so finden sich viele kleine Überraschungen, die den Songs eine mehrdimensionale Tiefe geben. Am Freitag, 17. Februar, erscheint das Debüt-Album auf dem neuen Münchner Label Millaphon und wird am Abend zuvor mit einem Konzert im Lustspielhaus vorgestellt. Rita Argauer

Stil: Indie-Pop
Besetzung: Tobi Haberl: Keyboards, Gesang; Andi Haberl: Schlagzeug, Gesang, Benny Schäfer: E-Bass, Kontrabass und Gesang; Christian Radojewski: Gitarre; Matze Brustmann: Gitarre, Gesang
Aus: Geretsried, Wolfratshausen / München
Seit: 2005
Internet: www.balloon-pilot.de, www.facebook.com/pages/Balloon-Pilot/104125449680789

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Fertig, Los! (Indie-Pop)

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Jahr: 2011, Woche: 52

Die Zukunft erschien steril. So künstlich und perfekt durchkomponiert war das Album „Pläne für die Zukunft“. Wie man es von einem ordentlichen Science-Fiction-Werk auch erwartete. Doch jetzt, wo der Jahreswechsel ansteht, zeigt sich die Münchner Indie-Pop-Band Fertig, Los! von einer warmen und natürlichen Seite.

Auf ihrer gerade erschienen EP „Kaum zu kaufen“ haben akustische Gitarren die Synthesizer abgelöst. Der Name ist Programm: Die, im September 2011 aufgenommenen Stücke kann man nur auf den Live-Konzerten des Quartetts kaufen. Fünf Songs sind es geworden – allesamt unplugged Versionen von Liedern ihrer bisherigen Alben. „Wir wollten ein Extra für die Konzertbesucher schaffen, etwas Besonderes“, erklärt Sänger und Gitarrist Philipp Leu. Deshalb hätten sie im Alleingang diese EP aufgenommen – den ganzen Probenraum mit Mikrophonen verhangen und die Songs nah und direkt eingespielt. Das wünscht sich Philipp auch für kommende Aufnahmen – sie sollen klingen als sei die Band schwitzend und natürlich im Probenraum. Natürlich und live sind sie dieses Jahr noch einmal in München zu sehen: Bei ihrem Jahresabschlusskonzert am Freitag, 30. Dezember im 59:1. Und für diesen Gig haben sie auch für die Live-Umsetzung ein paar der Songs unplugged einstudiert. Rita Argauer

Stil: Indie-Pop
Besetzung: Philipp Leu: Gesang, Gitarre, Synthesizer; Julia Viechtl: Bass, Gesang; Simon Schankula: Gitarre; Flo Wille: Schlagzeug
Aus: München
Seit: 2004
Internet: www.fertiglos.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.