Jahr: 2013, Woche: 11
Melancholie und Lebensfreude – “Die Reste von Gestern” schaffen es mit ihrem gerade erschienenen zweiten Album “Als der Frühling kam” beides zu verbinden. Meist heiter und ab und zu leicht düster – ebenso, wie die Jahreszeit, die sie besingen.
Übrig bleiben und zurückgelassen werden. Nicht gerade positive Konnotationen, mit denen die Münchner Band „Die Reste von Gestern“ (Foto: Sabrina Seitz) da spielt. Doch ein wenig erscheinen sie wirklich wie ein Relikt vergangener Tage, das zwar nicht mit Glanz und Gloria in den Münchner Bandhimmel auffuhr, aber mit einer bemerkenswerten Konstanz seit Jahren die Szene bestreitet. Und vielleicht werden sie tatsächlich die sein, die letztlich übrig bleiben, wenn sich der gerade so schicke Techno-Nebel verzogen hat.
Das Indie-Pop-Quintett hat am vergangenen Samstag sein zweites Album veröffentlicht. „Als der Frühling kam“ heißt es. Und als sei es ein Marketing-Trick, zog sich der Release über ein Jahr hinweg bis ins Frühjahr 2013. Und wie Frühlingsgefühle eben so sind, ist der Band die Musik erstaunlich positiv geraten. Einer Band, die einmal versuchte, den Begriff „Dark-Indie“ zu prägen, weil sie eher die düstere und melancholisch-ernste Seite bevorzugten. Doch Titel-Track und Single-Auskopplung ist alles andere als tragisch: Im Video sieht man überbelichtete Sonnenbilder von fröhlichen Menschen – überwiegend süße Indie-Mädchen an einem See im Sommer – der Song korrespondiert dazu in fast schlagereskem „DüDiDü“-Chorus. Einzig die sprachlichen Vergangenheitskonstruktionen und das kurze Bild eines Grablichts verweisen auf düstere und immerwährende Vergänglichkeit – aber auch auf Glücksgefühle.
Die Musik von „Die Reste von Gestern“ hat etwas seltsam Angekommenes. Kein Drängen und kein Streben hört man, Revolutionsethos ist passé. Ein bisschen altbacken und spießig wirkt das bisweilen, aber auch auf eine erwachsene Art zufriedenstellend.
Rita Argauer
Stil: Indie, Pop, Rock
Besetzung: Marcus Birnhäupl: Gesang und Rhythmusgitarre, Hannes Greschitz: Gesang und Lead Gitarre, Antonio Merker: Bass, Patrick Fleischer: Schlagzeug, Thomas Schöfmann: Keyboard
Seit: 2008
Aus: München
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.