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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Lea

München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag” weiter. ❤ Trotz einer sich einschleichenden Verunsicherung versucht unsere Autorin Lea,  die Vorzüge Münchens weiterhin zu genießen. Ihre Woche steht ganz unter dem Motto: Freunde, Literatur und ganz viel Kunst und Kultur. 

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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Marietta

Der Spätsommer in München neigt sich dem Ende zu. Zeit, noch einmal ordentlich Sonne zu tanken und draußen zu sitzen. Was bietet sich da besser an, als ein Sommerfest mit Lagerfeuer oder ein Abstecher in die Alte Utting? Und dann gibt’s da ja auch noch den Wiesneinzug der Festwirte. Aber auch für kühlere Temperaturen in München bin ich gewappnet. Ich sage nur: Ausstellungen und Livemusik stehen auf dem Programm.  Weiterlesen „Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Marietta“

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Elly

Nachdem sich die Temperaturen endlich wieder auf ein erträgliches Maß eingependelt haben, ist unsere Autorin unternehmunslustiger denn je. Sogar Tanzen in der Milla zu Monaco’s Finest / / Funk Soul HipHop ist da wieder möglich. Aber auch entspanntere Aktivitäten, wie selbstgeschriebener Poesie bei der offenen Poesiegruppe Tisch der Träume im Café Gans am Wasser im Westpark zu lauschen.

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Subkultur retten

Julian Hahn, 25, will Arzt werden – wenn er Zeit hat und einen Studienplatz bekommt. Bis dahin macht er Zwischennutzungen: im Westpark, bald in Giesing und vielleicht sogar in einem ganzen Haus im Glockenbachviertel.

Eine kleine heruntergekommene Holzhütte, blau und rot gestrichen, knallgelbe Tür. Der Garten dahinter verwildert, vermüllt. Einige sagen, das kleine Grundstück an der Pilgersheimer Straße nahe der Zugbrücke sei der Schandfleck von Giesing. Für Julian Hahn ist es eine brachliegende Fläche mit viel Potenzial, perfekt für sein neuestes Projekt.

Wenn er einen anderen Bruder hätte, wäre der 25-Jährige jetzt vielleicht angehender Arzt – was immer sein Traum gewesen ist. Doch sein Bruder heißt Daniel Hahn, in München bekannt für den Bahnwärter Thiel und die MS Utting. Schon 2012 gründeten die beiden Hahns zusammen mit dem jüngsten Bruder Laurin und drei Schulfreunden den Wannda e.V. Erst wollte Julian nicht. „Alles, was mit Daniel zu tun hatte, war immer irgendwie anstrengend“, sagt Julian. Der ältere Bruder rief Julian nach der Schule öfter spontan an, damit er ihm bei einer Hausentrümpelung oder dem Aufbau einer Veranstaltung helfe. Als Schüler nicht immer die schönste Freizeitbeschäftigung.

Heute ist Julian froh, dass er sich für Wannda entschieden hat. Nach seiner Ausbildung zum Rettungssanitäter studierte Julian deshalb nicht Medizin, sondern organisierte Veranstaltungen, baute den Märchenbazar im Viehhof auf, wieder ab und wieder auf. Heute betreibt er das Café „Gans am Wasser“ im Westpark und plant gerade sein neuestes Projekt in Giesing.

Vergangene Woche unterzeichnete er den Vertrag für die Zwischennutzung in der Nähe des Kolumbusplatzes an der Pilgersheimer Straße. Aus dem bunten Bretterhaufen soll ein verwunschenes Hexenhäuschen werden. Neue Fenster, vielleicht ein bisschen schief. Ziegel aufs Dach, hinten im Garten eine kleine Bühne – für Kabarett, Theater, Lesungen, Open Stage. Einen Blumengarten wollen sie anlegen, im Gebäude soll es eine kleine Gastronomie geben. Sie – das sind Julian, sein Geschäftspartner Florian Jund, mit dem er auch das Café Gans am Wasser betreibt, und Philipp Behringer. Ihn kennt Hahn aus seiner Zeit als Rettungssanitäter. Dazu kommen noch viele weitere Freunde und Helfer. Die Umbauten stemmen sie alle selbst. Eine handwerkliche Ausbildung hat Julian nicht, aber bisher haben sie noch alles hinbekommen. „In der Waldorfschule haben wir schon in der dritten Klasse ein kleines Haus gebaut“, erzählt er. Das sei vielleicht nicht ganz das Gleiche, aber sie scheuen sich nicht vor Herausforderungen. Auch bei ihrem Café „Gans am Wasser“, direkt am Mollsee, haben sie alles selbst gemacht, Bauwägen renoviert, Sessel aus alten Badewannen gebaut.

Mit dem Rumbasteln bei ihrem Café hören sie nie ganz auf. Ein neuer Hingucker ist fast fertig. Meterhohe Stahlblumen begrüßen die Besucher auf der einen Seite. Auf die andere Eingangsseite sollen zwei Gänse, vier Meter hoch, in 3-D-Optik, die sich mit den Schnäbeln berühren und den Namen des Cafés als Tafel über die Besucher halten.

Julian könnte gestresst sein. Ist er aber nicht, oder zumindest wirkt er nicht so. Er spricht ruhig und entspannt. Dann klingelt das Telefon. Partner Florian Jund gibt Bescheid, dass er sich gerade den Klowagen anschaut, den Julian im Internet gefunden hat. Sie brauchen ihn für ihr Hexenhaus in Giesing. Leider ist das in die Jahre gekommene Modell undicht, es regnet rein, der Verkäufer hatte das verschwiegen. Wir werden ihn wohl trotzdem kaufen, meint Julian. „Der passt zu gut ins Konzept, der Wagen ist komplett mit Holz verkleidet.“ Florian schickt ihm Bilder. An der Decke des Klowagens sind bereits dunkle Flecken zu sehen. „Der ist schon länger undicht. Das hätte der Verkäufer schon reinschreiben können.“ Seine Stimme hebt sich kaum. Auch die Aussicht, bald einen Klowagen renovieren zu müssen, sieht er locker. „Schön ist es nicht, aber wir haben das auch schon mal gemacht. Beim Café steht auch einer.“ Vergangenes Jahr beim Aufbauen des Märchenbazars habe er ein kleines Tief gehabt, aber so etwas geht vorbei, sagt er. Freizeit hat er kaum, dafür arbeitet er nur mit Freunden zusammen. Dann macht Arbeit Spaß, und alles ist nur halb so schlimm.

Für ihr neues Projekt an der Pilgersheimer Straße kommen noch weitere Baustellen und Kosten auf die jungen Männer zu. Bis Januar 2023 gehört ihnen der kleine Fleck. Ob sich diese Investition für fünf Jahre überhaupt lohnt? „Wenn wir vorher alles durchkalkuliert hätten, hätten wir noch gar kein Projekt angefangen.“ Die jungen Männer hoffen einfach, dass ihr Gartenhäuschen von den Menschen in Giesing angenommen wird.

Die Fläche gehört Privatleuten. „Sie hätten sie auch an einen Autodantler geben können oder an einen Dönerladen.“ Der Bezirksausschuss hatte sich dafür stark gemacht, dass der Schandfleck zu einem Ort gemacht wird, der den Anwohnern etwas bietet. Er sollte nicht an den Mieter verschachert werden, der am meisten zahlt. Julian und seine Freunde bekamen den Zuschlag, geplant ist ein Konzept ähnlich dem vom Café im Westpark – und hoffen, dass sie auch in Giesing mit Vandalismus wenig Probleme haben. Julian glaubt, das liegt dort daran, dass alle ihr Café „ganz cool“ finden. Junge Familien, Rentner, Jugendlichen – alle kommen zu ihnen an den See, je nach Uhrzeit und Programm. Mit Selbstbedienung haben die Gäste auch keinen Druck, ständig etwas bestellen zu müssen. Julian erzählt von älteren Stammgästen, die jeden Tag kommen und auch gerne länger sitzen bleiben. Zumindest solange bis es regnet. Bei ein bisschen Regen bietet das Zelt noch Schutz, bei Dauerregen ist das Café geschlossen.

Auch das Projekt in Giesing ist wetterabhängig. Julian hat vier Wetter-Apps auf dem Handy. Jeden Tag wird gecheckt und verglichen. „Ich beschäftige mich so viel mit dem Wetter wie sonst kaum jemand.“ Bei einem anderen Projekt wird das nicht mehr nötig sein. Julian hat gute Chancen, einem ganzen Haus in der Pestalozzistraße seinen Stempel aufzudrücken, es wieder kulturell zu beleben. Ein Vertrag ist noch nicht unterschrieben, sie basteln aber schon an einem Konzept. Endlich wetterunabhängig, vielleicht eine Bar, Raum für Kleinkunst, alles ganz zentral. Für Julian ein Traum. Spannend wird es, wenn in diesem Jahr vielleicht noch ein Schreiben der Uni hereinflattern sollte. Für das Medizinstudium bewirbt er sich noch immer.

Text:
Julia Haas 

Foto: Alessandra Schellnegger

250 Zeichen Wut: Wohnungsglück

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Ungerechtigkeit ist manchmal Glückssache, auch was den Münchner Wohnungsmarkt angeht. Unsere Autorin beklagt sich über diese nervigen “Glückspilze” mit Wohnungen in Maxvorstadt und im Glockenbach.

„Also ich hatte einfach totaaaaal Glück“, sagt sie und nickt
ganz heftig. Glück hatte sie, weil sie ja super zufällig und super spontan
diese super günstige super 1,5-Zimmer Wohnung in der super Maxvorstadt(oder:
Haidhausen, Glockenbachviertel usw.) gefunden hat. Alles super hier. Schon
klar. Der obligatorische Bali- oder Südostasien-Urlaub („Also da ist alles sooo
günstig und die Natur ist sooo toll“) ist natürlich trotzdem drin. Hohe Mieten?
Die Eltern, die fast die ganze Miete für die super Wohnung zahlen, werden in
solchen Gesprächen nie erwähnt. Immer wieder schieben sie aber mal was rüber.
Zeit für’s Studium muss ja auch noch sein. Voll supi.
Leckt mich doch am Arsch mit eurer scheinheiligen Selbständigkeit und dem super
Glück bei der Wohnungssuche. Papi zahlt schon.

Text: Ornella Cosenza