Jetzt sind die Tage im Winter eh so kurz. Und dann dieser Alltagsstress. Und das Uni-Leben. Unsere Autorin versucht etwas Abwechslung in ihr Leben zu bekommen. Eine lebhafte Woche in München zwischen Glühwein, guter Musik und diversen Veranstaltungen.
Ist es nicht ein Drama? Diese schöne Vorweihnachtszeit. Es ist doch eigentlich so, dass genau diese Zeit im Jahr mit einer sehr romantischen Vorstellung verknüpft ist: Mal ein bisschen herunterkommen, entschleunigen und über den Weihnachtsmarkt schlendern. Doch irgendwie ist in der Zeit vor den Feiertagen bei mir immer genau das Gegenteil der Fall. Zwischen Abgaben und Uni-Stress vergesse ich schnell, dass es schon seit Wochen Schoko-Nikoläuse in den Supermärkten gibt. Daran will ich diese Woche etwas ändern.
Der Freitag beginnt deswegen bei mir auf dem Pink Christmas, dem queeren Weihnachtsmarkt im Glockenbachviertel. Ich komme für den Glühpunsch, merke dann aber, wie viel mehr dieser kleine, kuschelige Markt zu bieten hat: Ich finde mich wieder zwischen vielen pinken Lichtern, Discokugeln und queeren Geschenkideen, die an den Ständen verkauft werden. Dass es nicht nur ein gewöhnlicher Weihnachtsmarkt ist, merke ich auch daran, dass hier auf Dinge geachtet werden, die vielleicht sonst nicht auf der Prioritätenliste an erster Stelle für diese Märkte stehen: Pink Christmas ist klimaneutral und sammelt Spenden für die Aids-Hilfe. Ich fühle mich wohl auf dem pinken Markt und bin schon mal ein bisschen mehr weihnachtlich eingestimmt.
Auf meiner To-do-Liste für den Samstag steht, den Kopf freizubekommen. Das kommt bei mir in letzter Zeit auf jeden Fall zu kurz. Was da hilft, ist ein bisschen Bewegung. Deswegen gehe ich in diesem Jahr zum ersten Mal Skifahren zusammen mit meinen Freunden. Über die Münchner Studentenorganisation „Studenten im Schnee“ fahren wir in die Skiregion Kühtai. Der Höhepunkt für mich ist aber ehrlich gesagt, die unbequemen Skischuhe nach einem langen Skitag auszuziehen und wieder in normale Schuhe zu schlüpfen.
Nachdem mir meine Beine immer noch vom Samstag schmerzen, lasse ich es am Sonntag eher ruhig angehen. Aus dem Haus schaffe ich es aber trotzdem. Denn das jüdische Museum München hat eine Ausstellung, die ich mir ansehen möchte. Am Nachmittag gibt es dort einen gemeinsamen Rundgang für Jugendliche ab 16 durch die Ausstellung „Projekt Europa?“, in dem es um ein Europa in Zeiten von Pandemie, Ukraine-Krieg und nationalistischen Strömungen geht. Bei dem Rundgang erfahre ich über Jüdinnen und Juden, die sich für ein friedliches Europa eingesetzt haben.
Montag beginnt bei mir wieder der Uni-Alltag. Trotzdem fühle ich mich nach diesem Wochenende ein bisschen inspiriert, einfach mal wieder mehr rauszugehen und die Stadt zu genießen. Nach meiner Vorlesung möchte ich also diesem Gefühl nachkommen. Es verschlägt mich ins Lost Weekend, dort kann ich meinen Plänen am besten nachkommen, noch ein bisschen produktiv zu sein und danach den Abend ausklingen zu lassen. Denn von 19 Uhr an füllt sich der Laden und ich lassen mich überraschen, wer dort heute bei dem Open Mic auftritt.
Wann wart ihr das letzte Mal im Zirkus? Wenn es euch geht wie mir, dann ist das schon eine ganze Weile her. Deswegen schaue ich mir am Dienstag auf dem Winter Tollwood „La Galerie“ von Machine de Cirque an. Das hat aber nichts mit dem Zirkus zu tun, den man sonst so kennt. Hier geht es um Akrobatik und Musik, um Humor und Kunst. Ich bin sehr beeindruckt und frage mich, warum ich damals nach dem Kinderturnen aufgehört habe, meine Akrobatik-Karriere weiter zu verfolgen.
Am Mittwoch erinnere ich mich, was ich eigentlich diese Woche vorhatte: Mich in Weihnachtsstimmung bringen. Bei den ganzen Ereignissen ist das schon fast wieder untergegangen. Deswegen will ich heute mit meinen Freunden Plätzchen backen. Nach dem ganzen Schnabulieren wollen wir uns eigentlich nicht mehr so viel bewegen, aber was gibt es besseres, als sich mit vollgeschlagenen Bäuchen einen Film anzusehen? Im Import Export läuft heute ein interessanter Dokumentarfilm „LIEBE, D-MARK UND TOD – ASK, MARK VE ÖLÜM“ über türkische Arbeitermigranten, die in den Sechzigerjahren nach Deutschland gekommen sind und von ihren Lebensverhältnissen in Liedern erzählen.
Eine Sache, die mich in meinem Nebenfach Kunstgeschichte immer wieder nervt, ist, dass männliche Künstler in der Geschichte dominieren. Eine weibliche Künstlerin, von der aber jeder schon mal etwas gehört hat, ist Frida Kahlo. Am Donnerstag gehe ich zu einer 360-Grad-Ausstellung ihrer Werke im UTOPIA. Die Werke sind dort auf den ganzen Wänden projiziert, sodass das Gefühl entsteht, man würde in die Kunstwerke eintauchen können. Das ist mal etwas anderes, als in ein Museum zu gehen. Das kann ich jedem empfehlen, dafür muss man nicht Kunstgeschichte studieren.
Der Freitag ist da und damit auch meine Vorfreude auf das Wochenende. Heute wird nicht entschleunigt, heute wird Party gemacht. Das darf auch nicht zu kurz kommen. Deswegen gehe ich heute ins Harry Klein und feiere zehn Jahre „Electronic Monster Freitag“ mit Künstlerinnen und Künstlern wie Marc Romboy oder Marikate. Ich bleibe so lange, wie meine Kräfte es erlauben, und bin froh, auf der Tanzfläche mal den Alltag vergessen zu können.