Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Fish in the sea by Sophia Zoe & The Naked Groove
Ein hölzernes Schachbrett. Hübsch verziert mit kleinen Schnitzereien. Die schwarzen und weißen Figuren sind bereits auf dem Spielfeld verteilt – die Partie ist mitten im Gange. Sich gegenüber sitzen eine ganz in Gold gewandte Frau, von der ein warmes Leuchten ausgeht, und ein kleines Mädchen. Doch sie sind nicht alleine. Auf der Seite zu ihrer Linken stehen mehrere Männer in schwarzen Anzügen, die mit Adleraugen und grimmigen Mienen der Partie folgen. Das warmgoldene Licht scheint sie nicht zu erreichen, alles bleibt grau und trist. Sie erinnern sofort an die grauen Herren aus „Momo“.
Es sind dieselben Männer, welche kurz zuvor noch das junge Mädchen drangsaliert haben. In einem Meer aus schwarzen Anzügen schwimmt die Kleine als Einzige gegen den Strom und wird immer wieder von den grauen Männern angerempelt. Sie ist wie ein kleiner Fisch im großen, weiten Meer, der von niemandem wahrgenommen wird.
Szenenwechsel, wieder zurück bei der Schachpartie. Das gleichgültige Verhalten der Anzugträger verändert sich schlagartig, als das Mädchen versucht, eine gegnerische Figur zu schlagen. Blitzschnell packt einer von ihnen mit einem besonders bedrohlichen Gesichtsausdruck ihr Handgelenk. Sobald er das Mädchen berührt, weicht das warme Licht einem fahlen Grau. Grob zwingt er sie dazu, mit ihrer Figur auf ein anderes Feld zu fahren. Es ist klar, was er damit sagen will: „Es ist dir nicht gestattet, überlegen zu sein“.
Dieselbe Situation, nur viele Jahre später. Aus dem kleinen Mädchen ist eine selbstbewusste, junge Frau geworden. Und wieder will sie mit dem gleichen Zug eine gegnerische Figur schlagen. Und wieder packt einer der Männer blitzschnell ihr Handgelenk. Doch anstatt nachzugeben, reißt die Frau sich los und fegt die Schachfigur vom Brett. Gleich darauf muss auch das Schachbrett ihrer Wut Platz machen. Ihre Message ist klar: „Ihr könnt mich mal!“
Von Celine Weiser