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München hat Hausarrest: Zuhause und unterwegs mit Clara

München darf langsam wieder raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Wir führen unsere Rubrik “München hat Hausarrest” weiter – gerade teils zu Hause, teils unterwegs mit Tests, Masken und Abstand. Denn zusammen ist man weniger allein. ❤ Unsere Autorin Clara genießt den richtigen Mix aus Online- und  Live-Veranstaltungen, die München bietet.

Ich gebe zu, dass in den letzten Wochen viele Veranstaltungen in München an mir vorbeigegangen sind. Nicht nur, weil es mir oft schwer fiel zu verstehen, was wie und wo erlaubt ist, oder ich es einfach nicht mehr gewohnt bin, mich regelmäßig zu informieren. Erst vor wenigen Wochen bin ich aus den Niederlanden zurück in meine Heimat gezogen. Für viele mag es sich so anfühlen, als wäre die Stadt in den letzten eineinhalb Jahren in einen ausgedehnten Winterschlaf versetzt worden. Als „Außenstehende“ kann ich sagen, dass sich eine Menge verändert hat. Es ist also höchste Zeit, München neu kennen zu lernen und herauszufinden, was aus alten Bekannten in der Zwischenzeit geworden ist. Zugegeben, dieses Wochenende ist wettertechnisch vielleicht nicht der ideale Zeitpunkt, um damit anzufangen, aber andererseits sind sommerliche Temperaturen in diesem Jahr ohnehin eher Mangelware.

Also lasse ich mir von dem vorhergesagten Regen und 16 Grad am Freitag nicht die Laune verderben und mache mich gegen 18 Uhr auf den Weg zum Bahnwärter Thiel, denn die Münchner Institution in der Tumblingerstraße feiert ihr alljährliches Sommerfest. Hoffentlich fällt das nicht ins Wasser, denn der Sommerbiergarten findet aufgrund der aktuellen Coronalage ausschließlich draußen statt. Außerdem würde ich dann nicht nur das leckere Essen verpassen, sondern auch das DJ-Set von Panik Pop.

Bis 17 Uhr am Samstag hoffe ich aber, dass es aufgehört hat zu regnen, denn dann will ich die Synthie-Pop-Band Lauraine bei den Kulturtagen Au-Haidhausen hören und sehen. Den Münchnern sind sie wahrscheinlich schon ein Begriff, nicht nur, weil sie Frontfrau Laura Glauber als Backgroundsängerin von LORiiA und Matija kennen, sondern auch, weil Lauraine bereits dreimal in der Süddeutschen Zeitung als „Pop-Hoffnung“, „Band der Woche“ und „Band des Jahres“ gefeatured wurde.

Zum Glück muss ich mir am Sonntag keine Sorgen um das Wetter machen, denn ich möchte das neueste Projekt des Kollektivs Broke.Today besuchen. Das Maschinenhaus hieß bis vor kurzem Kesselhaus und ist ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ursprünglich diente es als Versorgungseinrichtung für das Krankenhaus Schwabing, doch nun steht das Objekt seit einigen Jahren leer. Die 3000 Quadratmeter sollen in Zukunft als Büro- und Gastronomieflächen genutzt werden. Künstler dürfen sie aber noch bis voraussichtlich März 2022 zu Ateliers und Ausstellungsräumen umgestalten.

Ich bin ja immer noch ein wenig traurig, dass die Clubs nicht geöffnet sind. Aber die Bühne im Handwerkerhof des Münchner Stadtmuseums spendet Trost: Hier bieten die Clubkultur-Macher vom 25. bis 31. August ein Programm an. Am Montag ist der Milla Club mit Karl Hector & The Malcouns an der Reihe. Und weil die Veranstaltung schon um 19 Uhr beginnt, kann ich den Abend zu Funk, Fusion und Krautrock ausklingen lassen und bin am nächsten Morgen trotzdem fit wie ein Turnschuh.

Das muss ich sein, denn ich will am Dienstagabend zum Isar Slam, einem Outdoor Poetry Slam auf der Muffatwerk Terasse. Hier geben sich einige der besten deutschsprachigen Slampoeten in einem Wettbewerb das Mikrofon in die Hand, die dafür extra aus Basel, Konstanz, Köln und Bad Tölz anreisen.

Übrigens sind Poetry Slams für mich eine ebenso neue Erfahrung wie DJing. Das möchte ich am Mittwoch endlich einmal selbst ausprobieren. Beim Female* DJ Workshop im Import Export. Aber ein bisschen Nostalgie kommt schon auf, denn hier wird nur mit Vinyl aufgelegt.

Wo wir gerade beim Thema Nostalgie sind. Wenn ich schon keinen Club von innen sehen darf, so möchte ich doch wenigstens in Erinnerung daran schwelgen. Das geht bereits seit dem 24. Juli im Rahmen der Ausstellung „Nachts. Clubkultur in München“ im Münchner Stadtmuseum. Am Donnerstag schaffe auch ich es endlich sie zu besuchen. Wie gesagt, in letzter Zeit sind so einige Veranstaltungen an mir vorbeigegangen. Außerdem hieß es vor Corona doch immer: Je später der Abend, desto schöner die Gäste.

Für den Freitag sollte man sich diesen Spruch nicht zu sehr zu Herzen nehmen, denn dann findet der Open Air Club am Maximiliansplatz zum ersten Mal statt. Es dürfte also voll werden. Eigentlich sollte das Spektakel schon am vergangenen Freitag beginnen, wurde aber wegen des schlechten Wetters verschoben. Präsentiert wird die Veranstaltung unter anderem von der Roten Sonne, und so hoffe auch ich als Techno-Fan auf meine Kosten zu kommen, wenn es endlich heißt: München tanzt wieder – und ich werde natürlich mittendrin sein.