München hat Hausarrest: Zuhause mit Lena

Der Lockdown ist zurück! Wir wollen euch die Zeit zu Hause ein bisschen schöner machen. Unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag München” heißt deswegen wieder “München hat Hausarrest”. Denn, zusammen ist man weniger allein ❤ Unsere Autorin Lena treibt sich auf ihrem Weg zur Freude auf Online-Veranstaltungen rum und verbringt einen japanischen Sonntag.

Mir geht’s im November immer nicht so gut. Es ist dunkel und kalt. Diese Aussage trifft auf den gesamten Winter zu, ich weiß. Generell stellt sich mir aber jedes Jahr erneut die Frage: Wie gut kann ein Monat werden, der ein „No“ im Namen trägt? Immerhin, es ist die letzte Woche des Monats Novembers, so schlimm kann sie also gar nicht werden – dachte ich. Dann habe ich mir den Kalender genauer angeschaut und erstmal den Totensonntag entdeckt. Was mich wiederum zu der Frage geführt hat: Wie gut kann eine Woche werden, in der das Wort „Tot“ vorkommt?

So, ich hoffe ihr fühlt euch nach diesen Zeilen hoffnungslos und tieftraurig. Ja? Dann ist jetzt der perfekte Moment gekommen, um euch wissen zu lassen, dass ich euch diese Woche da wieder rausholen werde! Am Ende dieses Textes wird es uns kollektiv gut gehen. Können wir das schaffen? Ich bin kein ausgebildeter Baumeister, und leider auch nicht die Bundeskanzlerin, aber hier, um euch zu sagen: JA, wir schaffen das! Gemeinsam geht alles. Aus Transparenzgründen möchte ich an dieser Stelle jedoch noch erwähnen, dass mein Name weder Bob noch Angela, sondern Lena ist. Aber daran soll es nicht scheitern.

Wir fangen dort an, wo wir am Ende hin wollen: bei der Freude. Und dafür müssen wir noch nicht einmal raus, sondern nur in uns gehen. Am Freitag, 20. November, findet online ein Reading-out-loud von Happy Writing statt, einer Münchner Organisation, von Autor:innen für Autor:innen, die sich gegenseitig unterstützen und aufbauen wollen. Vor dem Lesen könnt ihr der Gruppe mitteilen, ob ihr zu eurem Text Feedback, konstruktive Kritik oder einfach nur Zusprache und Ermutigung haben wollt. Ich wähle Letzteres, Kritik im NO-Vember ist mir einfach zu heikel.

Hier mal eine kleine Zu- und Ansprache von mir: Was lösen die Worte „Not Working“ bei euch aus? Ich persönlich habe sofort an Ausschlafen gedacht und war dementsprechend glücklich. Im November wohlgemerkt! Jetzt verstehe ich natürlich auch, wenn diese Worte kein Glück, sondern vielleicht Existenzängste auslösen. Auf jeden Fall lohnt es, sich Gedanken über seine eigene Einstellung und Beziehung zum Thema Arbeit zu machen, schließlich wollen wir ja am Ende dieser Woche bei der Freude ankommen. Inspiration und Denkanstöße holen wir uns bei der Ausstellung „Not Working – Künstlerische Produktion und Soziale Klasse“ des Kunstvereins München. Am Samstag findet dazu online ein kleines Filmprogramm statt: „Street 66“ von Ayo Akingbade und „Flag Wars“ von Linda Goode Bryant und Laura Poitras.

Hier noch ein japanisches Wort zum Thema Arbeit: „Nito-Onna“ – übersetzt bedeutet es in etwa: „Eine Frau, die sich so sehr ihrer Karriere widmet, dass sie keine Zeit zum Bügeln ihrer Blusen findet und so nur in gestrickten Oberteilen herumläuft.” Okay. Hier ein weiteres: „Yoisho“ – „Ein Wort ohne Bedeutung, wenn du dich nach einem harten Arbeitstag auf einen Stuhl fallen lässt.“ Genau das machen wir am Sonntag. Egal, ob wir hart gearbeitet haben oder nicht. Am Sonntag hätte im Papierwerk Glockenbach, der Hinterhofwerkstatt im Glockenbachviertel, eigentlich ein Workshop zu zwei traditionellen japanischen Techniken stattgefunden: Suminagashi und Buchbinden. Dabei geht es nicht nur um das Verzieren von Papierbögen und das Binden von Büchern, sondern auch darum, das Hier und Jetzt zu genießen und die Schönheit im Imperfekten zu finden. Vorschlag: Wir kleiden uns am Sonntag in unser liebstes gestricktes Oberteil, lassen uns auf einen Stuhl fallen und praktizieren Suminagashi. Es gibt genügend How-To-Videos – ich habe mich meiner Karriere gewidmet und das mal für euch recherchiert: Ihr schuldet mir jetzt jeweils einmal Blusen Bügeln.

Mit dem Motto „20 Tage, 20 Bands“ hat sich auch das Sound of Munich Now Festival in die Sphären des Online-Netzes verlegt. Den ganzen November lang wird montags bis freitags eine Band vorgestellt. Mit Videos, die exklusiv dafür im September aufgenommen wurden. Ich verrate euch noch nicht welche Band am Montag zu sehen sein wird, aber eine von diesen wird es sein.

Musik verbindet, das weiß Bob, der Baumeister, das weiß auch Angela Merkel. Neben der Musik schafft aber vor allem auch die Sprache Verbindung und Gemeinschaft. Das weiß wiederum ich, weil ich mich, wie wir jetzt ja alle wissen, meiner Karriere sehr widme. Das weiß aber auch die Münchner Stadtbibliothek, weil die sich mit Worten in Büchern sehr gut auskennt. Am Dienstag veranstaltet sie deshalb immer wieder ihr Sprachcafé Deutsch – online. Dort können Deutschlernende jeglichen Alters sich kostenlos in zwanglosen Gesprächen kennenlernen und mit Studierenden des Fachs „Deutsch als Fremdsprache“ Deutsch lernen.

Was die ganze Welt leider noch kollektiv lernen muss, ist, dass Gewalt nie die Lösung ist und auch niemals eine sein wird. Mittwoch, 25. November, ist der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Dieser Tag findet jedes Jahr statt und er ist auch jedes Jahr wichtig. Dieses Jahr aufgrund der Pandemie aber vielleicht umso wichtiger. Und so dunkel sowohl das Thema als auch der November ist – am Mittwoch wird München heller werden. Zwischen 17 und 23 Uhr werden über 16 öffentliche Gebäude in München orange leuchten – darunter auch das Werksviertel Wheel of Munich und die TU in der Arcisstraße. Für die bundesweite Aktion ist der Zonta Club zuständig – eine Organisation, die sich weltweit für die Rechte von Frauen einsetzt. Weil Wissen Mut und Freude macht, und letzteres ja bekanntlich unser Wochenziel ist, werden wir uns online auch noch über Strategien gegen Antifeminismus und Frauen*hass informieren.

Jetzt verstärkt die Pandemie nicht nur häusliche Gewalt, sondern in vielen Fällen auch die Einsamkeit. Es gibt gezwungenermaßen immer mehr digitale Antworten auf dieses Problem, und eine davon ist möglicherweise auch künstliche Intelligenz. Am Donnerstag findet bei einer Ringvorlesung der Hochschule München der digitale Vortrag „Virtuelle Spielfelder als Begegnungsorte von Menschen und Computern“ statt – ich höre da mal rein, ihr hoffentlich auch. Vielleicht liest an dieser Stelle ja auch schon ein Computer mit – falls ja, ich grüße dich, willkommen zu unserem gemeinsamen Kampf gegen die Winterdepression.

Am Ende der Woche gibt es noch einen etwas gewöhnungsbedürftigen Veranstaltungstipp von mir. Aber bleibt bei mir, ich will nämlich auf was hinaus. Die Münchner Stadtbibliothek (ja, ich weiß, schon wieder, aber in der Routine liegt die Kraft), bietet am Freitag einen Rechercheservice für Schüler*innen und Studierende an: „Wir recherchieren mit euch gemeinsam zur eurem Seminararbeitsthema in Bibliothekskatalogen und Datenbanken“. Die Betonung liegt auf „wir“ und „gemeinsam“. Vielleicht liegt darin der Schlüssel zur Freude, die wir ja am Anfang gesucht haben. Einfach mal gemeinsam in der Datenbank des Lebens suchend umherlaufen. Dann werden wir schon irgendwann finden, was wir brauchen. In diesem Sinne: Wir sind am Ende dieses Textes angelangt. Dies ist der Punkt, an dem ihr nicht mehr tieftraurig sein solltet, sondern es euch sehr gut geht. Der No-Vember sollte quasi zum Ja-Nuar geworden sein. Also bei mir hat es geklappt. Ohne euch hätte ich das nicht geschafft, aber sind wir mal ehrlich, ohne mich hättet ihr es wahrscheinlich auch nicht geschafft, weil dann dieser Text gar nicht existieren würde. Auf jeden Fall haben wir es alle geschafft. Bis auf meine Blusen, die sind leider immer noch nicht gebügelt. Ist aber vollkommen okay.