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München hat Hausarrest: Zuhause mit Alina

Wir wollen euch die Zeit zu Hause ein bisschen schöner machen. Unsere Rubrik „Von Freitag bis Freitag“ heißt deswegen ab sofort „München hat Hausarrest“. Denn, zusammen ist man weniger allein 

München hat Hausarrest, das hat Markus Söder heute bekanntgegeben. Meine Mama heißt nicht Markus Söder. Und trotzdem, das Wort „Hausarrest“, es erinnert mich an meine Teenagerzeit. Damals hatte ich allerdings das Glück, dass ich nie Hausarrest bekommen habe. Das hat nichts damit zu tun, dass ich immer brav war, meine Mutter und ich konnten uns halt immer ohne Hausarrest einigen. Aber wie gesagt, meine Mama heißt nicht Markus Söder. Deswegen muss ich jetzt zu Hause bleiben. Natürlich nicht nur wegen des bayerischen Ministerpräsidenten, sondern auch wegen meines gesunden Menschenverstands. Mir ist es trotzdem wichtig, dass ihr wisst, dass meine Mama nicht Markus Söder heißt.

Wir müssen das Virus verlangsamen, das hat jetzt hoffentlich jeder verstanden. Und wer glaubt, man müsse dadurch daheim eingehen wie eine Primel, der irrt sich. Ich muss nicht eingehen wie eine Primel, ihr müsst nicht eingehen wie eine Primel und Primeln, Primeln müssen auch nicht eingehen, wie eine Primel. Lest doch einfach mal einen schönen Artikel über Pflanzenkunde, und dann kümmert euch um eure blumigen Freunde auf der Fensterbank oder auf dem Balkon.

Pflanzen können die Bewegung von Wasser hören, ich kann zusätzlich auch noch Musik hören. Deswegen mach ich das doch glatt, einfach um zu zeigen, dass ich besser bin als Pflanzen. Auf der Musikplattform bandcamp kann sich heute jeder gratis seine Lieblingsmusik von Münchner Künstlern runterladen und dabei noch etwas Gutes für die lokalen Künstler tun. Heute, und zwar nur heute, gehen 100% der Download Einnahmen an die Künstler selbst. Gesagt, getan: ich gönne mir Chillout Musik von L One, Hiphop von der ATP-Crew oder Deutschpop von Kannheiser, und das ist nur ein kleiner Ausschnitt.

So, mein Line-up für den Abend daheim steht. Pünktlich zum Feierabend um 18 Uhr setze ich mich mit einem kleinen Bierchen auf meinen Balkon, rede mit meinen Primeln und genieße den lauen Frühlingsabend. Natürlich würde ich mich lieber mit Freunden auf ein Feierabendgetränk treffen, aber wie gesagt, meine Mutter heißt nicht Markus Söder! Ich habe aber einen Tipp für euch. Wahrscheinlich haben viele von euch schon von der Videocall Plattform jitsi gehört, auf Instagram sind Videokonferenz Bilder ja gerade ziemlich im Kommen. Auch unsere Redaktion konnte nicht widerstehen. Jitsi geht schnell, dort kann man ohne Anmeldung sofort loslegen, die Teilnehmerzahl ist ebenfalls nicht begrenzt, also los geht´s, connected euch mit euren Freunden und euren Primeln und genießt das gemeinsame Feierabendbier virtuell.

Natürlich kann digital dann auch das passieren, was mir häufiger in einer Bar passiert, man verquatscht sich und aus einem Feierabendbierchen werden gleich mehrere. Ich brauche dann immer was zu essen. Normalerweise hole ich mir immer ein Falafelsandwich von Türkitch oder eine Curry Wurst mit Pommes vom Bergwolf. Danach stolpere ich normalerweise in irgendeinen Club. Jetzt stolpere ich allerdings gegen den Kühlschrank in meiner Küche. Es ist Zeit für ein Sandwich á la Alina: Ein S´Alina. Mit Tomaten, Hummus, Oliven, Rucola und was ich sonst noch so finde.

Und das mit dem Club, das klappt dann doch noch. Ohne Anstehen und ohne Angst vor strengen Türstehern, kommen die Berliner Clubs zu mir nach Hause. Also Livestream an und ab geht die Primel! (Ich bin die Primel). Nachdem ich dann bis Mitternacht zu Hause gefeiert habe, falle ich leicht angetüdelt ins Bett und schlafe ein. Ganz ohne Eintritt, teure Getränke oder ein Taxi gezahlt zu haben.

Meine Mama heißt immer noch nicht Markus Söder! Aber trotzdem sagen beide, dass Sport wichtig ist. Normalerweise gehe ich deswegen auch regelmäßig mit Freunden bouldern, auch weil ich die Bergatmosphäre dann sogar unter der Woche und in der Stadt erleben kann. Jetzt ist meine Wohnung eher nicht zum rumklettern geeignet, ich will auch ungerne schon wieder gegen meinen Kühlschrank laufen. Deswegen: Yoga. Yoga entspannt, Yoga hält fit, Yoga ist der Hit! Da ich eine Person bin, die immer einen kleinen Primeltritt in meine Blüte brauche, haben meine Boulder Crew und ich uns für eine 30-Tage-Yoga-Challenge auf Youtube entschieden. Der zusätzliche Ansporn ist, dass wir nach den 30 Tagen vielleicht wieder zusammen bouldern gehen können. Und wenn nicht, nutze ich die Zeit und denke mir einen neue Yogastellung aus. Ich nenne sie: Die nicht eingegangene Primel.

Es wird sie geben, eine Zeit nach Corona. Wenn es so weit ist, freue ich mich am meisten darauf, mein Feierabendbier am Freitagabend auf der Terrasse meiner Lieblingsbar in München zu trinken, darauf, die Freiheit draußen wieder ohne Gefahr genießen zu können.

Alina Venzl