Kandinsky (Rock)

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Jahr: 2014, Woche: 22

Die Rock-Band Kandinsky entert vom Dachauer Hinterland Vierkirchen jetzt Münchens Bühnen. Die Bandmitglieder fordern eine Revolution – musikalisch und gesellschaftlich.

Sich nach einer Legende zu benennen ist mutig, doch für die Band Kandinsky (Foto: Stephan Schaberl) ist das nur konsequent. Ihre Attitüde ist groß, die Musik klingt nach Stadion: melodiöser Alternative-Rock, dessen musikalische Geste weit entfernt ist vom obligatorischen Understatement der Indie-Rock-Szene. Zur Zeit der Bandgründung ist Wassily Kandinsky der Lieblingsmaler von Sänger Ben Meyer gewesen – also hat sich das Quartett schlicht nach dem frühen Modernisten benannt, dessen Kunst so bunt sei, wie die Musik, die die Band Kandinsky spielen wolle, sagt Ben. Musik, mit der die Jungs, die alle noch unter 20 Jahre alt sind, den ersten Platz im bayernweiten Finale des Emergenza-Wettbewerbs 2013 erreichten und derzeit aus ihrem Wohnort Vierkirchen im Dachauer Hinterland immer mehr in Richtung Münchens Szene drängen.

Nichts Geringeres als eine Revolution forderten sie konsequent im Titel ihrer ersten EP, musikalisch wie gesellschaftlich. Der Weg zu dieser Kraft begann 2011, als Akustik-Projekt von Sänger Ben und Bassist Michael Gässl. Mit Schlagzeuger Marcel Vieregg kam dann Rhythmus und Lautstärke hinzu – der Schritt in Richtung Rock war getan. Aber eben keiner mit verhuschten Seitenscheiteln und schrammeligen Gitarren, sondern Stadion-Rock, ein mittlerweile verpönter Begriff: Die Rock-Attitüde als Dagegen-Haltung mag nicht ganz zu der Massengefälligkeit gefüllter Sportstadien passen. Doch mittlerweile ist dieser Musikstil in der Underground-Bandszene so selten geworden, dass die Energie und die unbedingte Lust der Musiker sich in treibende Gitarrenläufe genauso hinein zu werfen wie in hymnische Gesangsmelodien irgendwo aufweckt. Die Haltung ist direkt – und eben eine Gegenbewegung zu all dem verhaltenen Indie-Gestus, der die Musik des vergangenen Jahrzehnts beherrscht hat.

Wenn sie in einem Kommentar unter ihrem Youtube-Video zum Song „F*ck you!“ mit der Stadion-Punk-Band „The Offspring“ verglichen werden, macht das Sinn. Besonders feinsinnig ist das Songwriting nicht, aber es bringt ihr Publikum zum Mithüpfen; ein Tanzstil, der auch lange in Vergessenheit geraten war. Beflügelt von dem Zuspruch wollen Kandinsky nun gerne die Musik professionalisieren und arbeiten derzeit intensiv an ihrem ersten Album. „Lost Conversations“ soll es heißen, kleine Einblicke aus dem Studioleben geben sie in Internet-Videos, die Veröffentlichung ist mit einem großen Konzert im Münchner Ampere für kommenden Juli angekündigt. Rita Argauer

Stil: Rock
Besetzung: Ben Meyer (Gesang, Gitarre, Klavier), Christian Langer (Gitarre, Background-Gesang), Patrick Kerling (Schlagzeug), Michael Gässl (Bass)
Seit: 2012
Aus: Vierkirchen, Dachau, München.
Internet: www.kandinsky-music.de

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.