Fragen über Fragen – Sophie Wanninger

image

“Professionelle Models haben oft schon zu sehr eingefahrene Posen“ – sagt Fotografin Sophie Wanninger, eine der 20 Mitwirkenden unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt.

Worum geht es bei
deinem Konzept? / Wie bist du darauf gekommen?
In meinem Konzept geht es darum, insgesamt mehr positive
Energien zu verbreiten, Spaß mit den Models zu haben und den Zuschauer zum
Lachen zu bringen.
Wichtig war mir auch, Kontraste zu schaffen durch die
Farbigkeit der Bilder. Jedes Modell sollte sich möglichst bunt einfarbig
kleiden, danach habe ich dann die passende Kontrast-Hintergrundfarbe
ausgewählt.
Das Schielen kann man als eine Metapher für die
Möglichkeitsvielfalt unserer Generation sehen. Alle Türen stehen uns offen,
dabei ist es oft verwirrend herauszufinden, was wir überhaupt wollen. So kommt es dann dazu, dass wir oft in verschiedene
Richtungen gehen, vieles ausprobieren, uns mehr Zeit lassen zur Selbstfindung
und oft mehrere Dinge gleichzeitig zu tun.
Meine Konzepte sind normalerweise eigentlich mehr auf die
Mode darin ausgerichtet, da wird dann eine Geschichte darüber inszeniert. Hier wollte ich mich einfach mal ganz auf die
Menschen konzentrieren. Deshalb habe ich ihnen gesagt, sie sollten ihre eigenen
Outfits mitbringen, wir haben dann zusammen entschieden was sich am Besten für
die Fotos trägt. Es wäre unmöglich gewesen, hier mit Hair-/Makeup-Stylisten
zu arbeiten. Aber das fand ich ganz toll, einfach mal nur zu zweit im Studio zu
stehen, ohne den ganzen Fashion-Trubel drumherum….

Wie war es, so viele
unterschiedliche Leute für eine Bild-Serie zu fotografieren?
Ich habe diese Serie eigentlich als Erweiterung meiner
Gesamtarbeit gesehen. Zwischen den Terminen, die sich ja über mehrere Wochen
erstreckten, hatte ich auch Shootings mit anderen Modellen, die nichts mit der
Serie zu tun haben. Das hat sich alles sehr gut eingeschmiegt. Ich habe mir
während den Shoots schon immer die anderen Bilder angeschaut und geprüft, ob
das aktuelle Motiv noch in die Serie passt. Außer, dass ich bei dieser Bildserie
immer den gleichen Lichtaufbau hatte, war es wie meine normale Tätigkeit.

Welche Begegnung hat
dich am meisten beschäftigt?  
Mona und ich hatten es etwas schwer, einen Termin zu finden.
Als sie aber dann da war hatten wir sehr schnell unser Motiv fertig und noch
ein paar andere Dinge ausprobiert, das hat sich angefühlt als würden wir schon
ewig miteinander zusammenarbeiten.
Rosa kannte ich schon und es war wie immer toll mit ihr zu
arbeiten. Außerdem war es sehr lustig mit Vera und Fee, sie haben mir richtig
viele Facetten angeboten. Isabella ist definitiv die Schiel-Queen.
Aber ich muss sagen, es war wirklich mit allen anderen auch
sehr easy und entspannt und vor allem besonders.

War es schwieriger, z.B.
einen Schauspieler/Musiker zu fotografieren (also selbst “Künstler”),
als professionelle Models und wenn ja, inwiefern?
Da ich sehr oft mit Musikern und Performern arbeite, musste
ich mich nicht neu auf diese Situation einstellen. Positiv überrascht hat mich,
dass es erstaunlich einfach war, mit jedem Einzelnen zu arbeiten.  
Man muss sich einfach nur auf das Gegenüber einlassen. Professionelle Models haben oft schon zu sehr
eingefahrene Posen und meistens geht es nicht um den Menschen dahinter,
besonders wenn man ein Lookbook fotografiert oder das Model etwas anderes präsentieren
soll. Wenn du die persönlichen Facetten des Menschen vor der Kamera einfangen
willst, ist es recht egal, ob Model oder Nicht-Model. Die müssen sich vor der
Kamera  und mit dem Fotografen wohl
fühlen. (Oder eben unwohl, wenn das das Konzept ist)

Bist du auch mal an deine Grenzen gestoßen? / Musstest du deine Vorstellung/ dein Konzept über den
Haufen werfen, weil es schlichtweg nicht ausführbar war?
Es gab schon Momente, in denen es schwieriger war, das richtige
Motiv zu finden, aber ich habe nie etwas am Konzept ändern müssen/wollen. Das
hätte nicht funktioniert. Manchmal muss man sich eben geduldiger an das Konzept
heranwagen und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

Nimmst du die Szene
dieser Stadt nach dem Projekt anders war? Braucht es mehr Vernetzung?
Ich denke um die Vernetzung muss sich jeder Einzelne selbst
kümmern. Allgemein finde ich, dass hier die Leute zu selten alleine ausgehen
und sich mal unter fremde Menschen mischen. Die Szene hat sich durch diese 10
Menschen (von denen ich nur einen persönlich kannte) für mich ein Stück erweitert,
es hat mich sehr gefreut, so viele verschiedene tolle Menschen in meinem Studio
treffen zu dürfen.
Allerdings geht mir diese Szene-Diskussion in München
langsam auf die Nerven. Anstatt sich in anderen Städten an die Szene
dranzuhängen, lieber mal selber was starten!

Foto: Julia Schneider