Manuel Bergmann lebte für den Sport, heute rettet er die Umwelt
Von Sophie Röhrmoser
Manuel Bergmann sitzt in einer Münchner S-Bahn und schaut nachdenklich aus dem Fenster. „Oft bekommt man das Gefühl, wie ein Hamster im Hamsterrad zu sein. Jeden Tag das Gleiche“, sagt Manuel in einem Werbespot für seine Sportmarke „Livetaak“. Der Spot erschien Mitte 2017 und präsentierte die damalige Kollektion des 22-jährigen Münchners. Später im Clip stellte er den Zuschauern die Frage, die ihn damals selbst beschäftigte: „Lebst du dein volles Potenzial aus?“ Seine Klamotten waren damals weder nachhaltig produziert noch plastikfrei.
Jetzt, knapp eineinhalb Jahre später, kann sich der gelernte Fitnesskaufmann kaum vorstellen, wie er damals seine Sportklamotten so vermarkten konnte. Manuel krempelte Anfang 2018 sein Leben völlig um und widmet sich seitdem nur noch dem Schutz der Umwelt und der Befreiung des Planeten von Plastik.
2017 beendete Manuel seine Ausbildung. Er begann, sein Leben zu hinterfragen. Er ließ alles hinter sich. Und er radelte nach Island. 1600 Kilometer in 5 Wochen. Kurz danach reiste er nach Kenia. Dort kam er das erste Mal in Berührung mit Armut, auch mit der Verschmutzung der Umwelt.
Manuel fühlte, dass er auf dem richtigen Weg zur Selbstfindung ist. Ein fünftägiger Workshop auf der Insel Bali in Indonesien öffnete ihm dann endlich die Augen. Die gemeinnützige Schule „Greenschool“ informierte Interessenten über Umwelt und Nachhaltigkeit. Dieser Ansatz inspirierte Manuel. „Es hat plötzlich einfach alles gepasst. Die Schule bestand komplett aus Bambus, und ich wusste, das ist der Ort, an dem ich bleiben möchte“, erzählt Manuel. Kurz danach setzte er alles Mögliche in Gang, um bei der Tochterfirma „Greencamp“ ein einjähriges Praktikum machen zu können. Im Camp lernen die Kinder, wie man umweltfreundlich lebt, und unternehmen Freizeitaktivitäten wie „Bamboo-Rafting“ oder „Coconut-Climbing“. Das Camp bietet internationalen Schulgruppen einen kurzen Einblick in den Unterricht der Greenschool, der sogenannten „School of the Future“. In der Greenschool steht nicht nur Mathe auf dem Stundenplan, sondern Fächer, die den Kindern zeigen, mit welchen Mitteln man völlig plastikfrei leben kann.
Während er als Praktikant des Greencamps mit Kindern die Insel erkundete, unterstützte er außerdem die Organisation Bye Bye Plastic Bags, mit der er regelmäßige Events zur Befreiung der Strände von Plastik veranstaltete. Zwei Jugendliche aus Bali riefen diese Organisation ins Leben, um ihre Heimatinsel vor der drohenden Vermüllung zu bewahren. Wer als Tourist auf Bali seine Plastikflasche mit gutem Gewissen in einen der durchaus vorhandenen Mülleimer schmeißt, darf allerdings nicht davon ausgehen, dass diese anschließend vernichtet oder gar recycelt wird. Im Gegenteil, die Flasche werde mit all dem anderen Müll eingesammelt, lande auf einem großen Platz und werde von dort, sobald der Regen einsetzt, einfach ins Meer geschwemmt, erklärt Manuel. Diesen Teufelskreis versucht Manuel in Zusammenarbeit mit Bye Bye Plastic Bags zu durchbrechen. Kürzlich feierten sie ihren ersten großen Erfolg: die Einführung des Plastiktütenverbots auf Bali. Ob die balinesischen Einwohner und die Touristen dieses Verbot einhalten, wird sich noch zeigen.
Der junge Münchner hat ebenfalls seit einem Jahr seinen Plastikverbrauch enorm reduzieren können. Er benutzt beispielsweise Bambus-Zahnbürsten, kauft in plastikfreien Läden ein und füllt seine Glastrinkflasche bei Partnern des Start-ups RefillMyBottle nach. Dieses Unternehmen wurde von Reisenden gegründet und stellt in ganz Asien Wasserhähne mit sauberem Wasser für Touristen und Bewohner zu Verfügung.
Manuel wusste schnell, dass er auf dem richtigen Weg war, doch seine Eltern und Freunde waren anfangs sehr skeptisch über den Neuanfang. Den Eltern wäre es lieber gewesen, wenn ihr Sohn in München geblieben und dort studiert hätte. Manuel war das aber nicht genug. Auf Bali hat er nun seinen Platz gefunden. Aber auch das konnten seine Eltern zu Beginn nicht nachvollziehen, denn der Lebensstil auf der Insel entsprach so gar nicht ihren Vorstellungen. Als in Deutschland allerdings verstärkt über die bevorstehende Klimakatastrophe durch die Verschmutzung der Umwelt berichtet wurde, konnten Manuels Eltern sein Vorhaben auf Bali verstehen.
Man merkt schnell, dass Manuels neuer Lebensmittelpunkt sein Engagement für die Umwelt ist. Sein nächstes Projekt für den Schutz der Natur steht schon fest: „Coaching For Cost“ wird seine neue Plattform heißen. Hier soll bald jeder Tipps bekommen können, wie man nachhaltig leben kann.
Über die sozialen Netzwerke will Manuel andere von seiner Lebensweise überzeugen und teilt seine Erfahrungen. Er zeigt Bilder und Videos, die man heutzutage eher selten bei Facebook oder Instagram findet. Landschaften, die mit Plastikabfall vermüllt sind, oder die Zerstörung des Regenwaldes durch Palmölplantagen auf Borneo. Der junge Umweltschützer ist der Überzeugung, dass seine Taten andere mitreißen werden. „Man sollte mit gutem Beispiel vorangehen und dann werden die Leute, die es interessiert, folgen“, sagt Manuel. Menschen einen bestimmten Lebensstil aufzuzwingen, findet er falsch. Er will niemanden verurteilen, der sich nicht wie er für die Umwelt einsetzt. Er will sie vielmehr inspirieren und mit seiner Liebe zur Natur anstecken.
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