Der Weg von der geschmackvollen Unterhaltungsband zur eigenen Kunst ist gar so nicht weit. Buck Roger lässt bei seinen Auftritten eine Zeit auferstehen, in der Bands über Stunden hinweg mit Swing oder Rock ’n’ Roll für die Beschallung einer Tanzbar sorgten oder jazzige Grooves zum Dinner spielten.
Das könnte auch die Liveband eines Tanzmarathons in den Vierzigerjahren sein: Roland Strobl sitzt im grauen Anzug am Bühnenrand und singt mit jovialem Gesichtsausdruck in sein Mikrofon, während im Hintergrund ein Kontrabassist nebst einer Bläserfraktion steht. Doch auch wenn der 25-Jährige, der sich als Musiker Buck Roger nennt, nun derzeit mehr und mehr in der Indie-Szene Münchens auftritt, behalten er und seine Band ihre theatral-nostalgische Haltung bei. In der Zeit, die die Band in ihren Auftritten heraufbeschwört, hatten Bands noch eine ganz andere Funktion. Aber dass Livemusiker für die Hintergrund-Beschallung von Bars sorgen durften und als lebendige Jukeboxen auftraten, ist lange vorbei. Die Live-Bar-Band ist ein Luxusgut geworden – und mit dieser Situation können Buck Roger mit seinen „Sidetrackers“ gut leben.
Vor drei Jahren gründete der gelernte Geigenbauer Roland Strobl seine Combo. Er verpasste sich kurzerhand den Künstlernamen Buck Roger und ließ bei seinen Auftritten eine Zeit auferstehen, in der Bands über Stunden hinweg mit Swing oder Rock ’n’ Roll für die Beschallung einer Tanzbar sorgten oder jazzige Grooves zum Dinner spielten. Roland schafft es als Buck Roger and the Sidetrackers (Foto: L. Jonas), dieses Gefühl nahezu perfekt auferstehen zu lassen. Das mag wohl an den musikalischen Fähigkeiten der sechs Musiker liegen: Ihnen gelingt es in Covernummern wie in eigenen Songs, den Sound von damals ziemlich originalgetreu auf den Punkt zu bringen. Doch erst durch ihre nostalgische Verkleidung wie Haltung werden sie zu der musikalischen Zeitmaschine, die sie so attraktiv für Hochzeiten und Gartenfeste macht. Das Lebensgefühl von damals wird gleich mitgeliefert, was die jeweilige Party in den Glanz der Vergangenheit taucht. Ein Vorteil, der ihnen bereits eine Einladung zur Familienfeier einer norddeutschen Adelsfamilie einbrachte, aber sie auch regelmäßig als Bar-Band in die kleine Jazzkneipe Mister B.’s am Münchner Goetheplatz führte.
Doch der Weg von der geschmackvollen Unterhaltungsband zur eigenen Kunst ist gar so nicht weit. So haben sie im vergangenen Mai eine erste EP mit eigenen Songs veröffentlicht. Und derzeit drängt es sie auch live immer mehr an die konventionellen Auftrittsorte der Münchner Bandszene. So auch, wenn sie bei „Munich Rocks“ am Samstag, 27. Dezember, im Münchner Ampere (Muffatwerk, Zellstraße 4) auftreten werden. Rita Argauer
Stil: Blues / Swing / Rock ’n’ Roll
Besetzung: Kevin Martens (Gitarre, Gesang), Aron Altmann (Kontrabass, Gesang), Buck Roger (Gitarre, Gesang, Geige), Lena Maier (Saxofon, Gesang), Simon Ferstl (Trompete, Gesang), Aaron Salinas (Schlagzeug)
Seit: 2011
Aus: München
Internet: www.buckroger.com